Schwarzes Gold. Dominique Manotti

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Schwarzes Gold - Dominique  Manotti

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bedeutet, aber Grund zum Argwohn. Der Ehemann ist derzeit auf Geschäftsreise in Südafrika, wo es Bonino gelungen ist, ihn zu erreichen, um ihn über die Missgeschicke seiner Gattin zu informieren, die immer noch mit schwerem Schock im Krankenhaus liegt. Der Ehemann hat versprochen, morgen Abend vor Ort zu sein. Gute Nachricht, da man ihm durchaus ein paar Fragen stellen muss, denn seine Frau behauptet, dass er mit Pieri geschäftlich zu tun hatte.

      Unterdessen haben zwei Inspektoren Emilys Zeugenaussage überprüft. Der Besitzer der Kunstgalerie in Villefranche, der Emily sehr gut kennt – sie besucht regelmäßig seine Galerie –, hat bestätigt, dass sie Pieri am Vorabend in seinem Beisein getroffen hat, und offenkundig rein zufällig. Die Casinomitarbeiter kannten Pieri gut, er war Stammgast. Er hatte in den vergangenen drei Monaten mehrfach dort zu Abend gegessen, er spielte ein bisschen, ohne Leidenschaft, immer allein, außer am Abend seiner Ermordung. Emily Frickx dagegen war vorher noch nie dort gewesen. Bonino schließt daraus, dass Pieris Ermordung im Voraus geplant gewesen sein kann, da er im Casino Stammgast war, und Emilys Zeugenaussage somit bestätigt ist. Eigentlich eine gute Nachricht.

      Daquin ist immer noch nicht da. Mehr aus Langeweile denn in der Hoffnung, Informationen zu finden, schaut Bonino in die Polizeiakten. Emily Frickx. Überraschung, im Zentralkommissariat von Nizza existiert tatsächlich eine Akte über sie.

      28. Mai 1971. Der Bereitschaftspolizist im Zentralkommissariat von Nizza erhält einen anonymen Anruf, in dem eine Prügelei auf der Promenade des Anglais gemeldet wird, auf Höhe des Palais de la Méditerranée, an der mindestens ein Dutzend Personen beteiligt sind. Das Team von Brigadier Kosciusco fährt zum Ort des Geschehens und stellt die folgende Sachlage fest: »Eine Gruppe von etwa zehn Personen, die Männer in Anzug und Melone, die Frauen in langen Kleidern und mit Blumen im Haar, hat auf der Promenade des Anglais ein Klavier aufgestellt. Wir identifizieren sofort die üblichen jungen ›Künstler‹-Störenfriede, die zum Umfeld des Ladens von Ben Vautier gehören. Unter dem Beifall ihrer Begleiterinnen schlagen die Männer mit Hämmern auf das Klavier ein. Das Klavier gongt, knirscht und geht unter Geschrei und Gesängen zu Bruch. Durch den Lärm aufmerksam gewordene Passanten protestieren empört, wollen das Abschlachten des Klaviers verhindern und geraten mit der Gruppe hysterischer Frauen aneinander, die die Zerstörer mit Fausthieben verteidigen. Hier und da kommt es zu Handgreiflichkeiten. Wir beschließen daher, die Unruhestifter festzunehmen, um die Ruhe wiederherzustellen. Die Trümmer des Klaviers werden an Ort und Stelle zurückgelassen und die Stadtreinigung wird informiert.«

      Es folgt die Liste der zur Feststellung der Personalien vorübergehend festgenommenen Personen, auf der tatsächlich der Name Emily Frickx aufgeführt ist.

      Bonino blättert sofort weiter zur Aussage der jungen Frau.

      Emily Frickx gibt zu Protokoll:

      »Wir schlugen auf ein Klavier, wir machten Musik. Das war ein Konzert. Die Frau, mit der ich mich geprügelt habe und die ich ansonsten nicht kenne, wollte von meinem Standpunkt, den ich ihr darzulegen versuchte, nichts hören und ging brutal auf einen meiner Freunde los, sie versuchte ihn zu beißen. Ich wollte sie daran hindern und wir sind in eine Schlägerei geraten.«

      Nach stundenlanger Kakophonie im Kommissariat hatten die entnervten Polizisten schließlich alle auf freien Fuß gesetzt.

      Bonino ist überrascht, er hätte nicht gedacht, dass Emily, die ohnmächtige junge Frau von vergangener Nacht, Ehefrau eines bedeutenden Geschäftsmanns, mit diesen übergeschnappten Niçoiser Künstlern verkehrt. Aber deshalb ist sie noch lange nicht die Komplizin eines Mörders. Man muss Vernunft walten lassen. Diese Akte belegt ihre schon länger gehegte und erwiesene Vorliebe für das, was man gemeinhin zeitgenössische Kunst nennt, und kann insofern die Glaubwürdigkeit ihrer Zeugenaussage untermauern.

      Daquin trifft just in diesem Moment ein. Eher kühle Kontaktaufnahme. Bonino ist älter als Daquin und hat kaum Hoffnung, eines Tages Commissaire zu sein. Er ist klein, rundlich, beginnende Glatze, einfallslos in Anzug und Krawatte, und er mag keine großen robusten, eher gutaussehenden Kerle, die ihm seine Ermittlungen wegschnappen, aber Daquin gibt sich geradezu ehrerbietig, er kommt ihm Bericht erstatten. Die Marseiller wollen ihre Nachforschungen auf Pieris Firma lenken. Was hält er davon?

      »Was sagt Staatsanwalt Coulon?«

      »Keine Ahnung. Ich wollte erst mit Ihnen sprechen. Ich werde ihn aufsuchen, wenn ich hier raus bin.«

      »Halten Sie mich auf dem Laufenden.«

      »Selbstverständlich.«

      Bonino übergibt Daquin Notizen, die alle ihm verfügbaren Informationen enthalten. Frickx wird morgen Abend da sein, perfekt, es wird vereinbart, dass Daquin übermorgen erneut nach Nizza kommt und sie Frickx gemeinsam treffen. Dann schiebt Bonino Daquin die Polizeiakte über Emily zu. Der liest sie sehr aufmerksam, erbittet eine Kopie, die er in seine Mappe legt. Er schätzt die Arbeit von Boninos Team und sagt es ihm.

      Die beiden Männer verabschieden sich ohne Feindseligkeit. Daquin begibt sich zu Staatsanwalt Coulon im Gericht von Nizza. Die erste Begegnung ist wesentlich, er muss konzentriert bleiben. Diese Ermittlung ist eine Aufwärmrunde, hat der Direktor vom SRPJ Marseille gesagt. Eine Aufwärmrunde, die eine Möglichkeit bedeuten kann, die Verantwortung auf den jüngsten Neuzugang abzuwälzen, den Pariser. Oder schlimmer, einen Fallstrick. Ich kann mich leicht darin verfangen.

      Der Staatsanwalt hat ihn erwartet. Er empfängt ihn unverzüglich und wirkt überrascht: ein so junger Commissaire!

      Nach ein paar einleitenden Sätzen erwähnt Daquin die Möglichkeit einer Hausdurchsuchung in Pieris Firma. Der Staatsanwalt hebt die Brauen, Daquin argumentiert. »Klassisches Vorgehen. Mit Nachforschungen über das Opfer beginnen, um das Tatmotiv zu erhellen.«

      »So jung und schon klassisch? Gehen wir es sachte an, Commissaire. Monsieur Pieri ist das Opfer, nicht der Täter, und wir müssen jeden Schritt unterlassen, der das Bild seiner Firma befleckt. Die Somar ist allseits geachtet und dynamisch, was im Kontext der Krise der Marseiller Wirtschaft außergewöhnlich ist. Haben Sie Ihre hiesigen Kollegen schon kennengelernt?«

      »Da komme ich gerade her, Herr Staatsanwalt.«

      »Man hat dort eine Hypothese, glaube ich.«

      »Welche, Herr Staatsanwalt? Es wurde nichts dergleichen erwähnt.«

      »Für sie ist Pieris Ermordung im Zusammenhang mit all den Abrechnungen zu betrachten, die die Côte seit Monaten mit Blut tränken, eine Episode im Machtkampf zwischen Zampa und Francis Le Belge um das Erbe der Guérini-Brüder. Es ist möglich, dass Pieri mit Verspätung für seine anrüchige Vergangenheit an der Seite von Antoine Guérini bezahlt hat. Wenn das zutrifft, liegt der Schlüssel für diese Abrechnung nicht bei der Somar, die, wie Ihnen jeder sagen wird, ein respektables Unternehmen ist, und das soll sie auch bleiben. Wir wollen nicht alles durcheinanderwerfen. Trotz seiner Vergangenheit war aus Pieri seit etwa zehn Jahren eine angesehene Persönlichkeit der Marseiller Wirtschaft geworden.«

      »Wann werden wir eine Rekonstruktion des Verbrechenshergangs durchführen können?«

      »Das wäre möglicherweise eine schlechte Reklame für unsere Casinos zu Beginn der Tourismussaison. Und teuer ist es auch. Wir wollen keine unvernünftigen Ausgaben verursachen. Wie Pieri erschossen wurde, scheint sehr klar. Ihre Niçoiser Kollegen haben mir einen Bericht dazu übergeben.« Der Staatsanwalt steht auf, drückt Daquin herzlich die Hand. »Halten Sie mich in kurzen Abständen auf dem Laufenden. Wir zählen darauf, dass Sie umsichtig vorgehen. Angesichts der Person des Opfers ist dies ein extrem heikler Fall.«

      Rückfahrt nach Marseille, über zwei Stunden Fahrt,

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