Schlacht um Sina. Matthias Falke
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In seinem Sessel, dessen GraviPander schmatzten und quietschten, straffte Commodore Wiszewsky den Rücken. Er warf Andresen einen leidgeprüften Blick zu. Dann stützte er den Kopf in beide Hände. Anfangs sprach er fast unhörbar leise, vor sich hinmurmelnd, sodass alle Anwesenden sich näher zu ihm hinschieben und den Atem anhalten mussten, um ihn vernehmen zu können.
»Seit wir hier draußen gestrandet waren«, begann er, »stellte das unser größtes Problem dar. Monate und Jahre arbeiteten wir an Warpraumsonden von unbegrenzter Reichweite, um mit der Erde in Kontakt treten zu können. Wir setzten eigene Teams aus und gründeten neue Kolonien, die ausschließlich diesem Ziel gewidmet waren. Aber auch an Bord dieses Schiffes gingen die Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen weiter. Federführend war zuletzt Dr. Frankel.«
Er machte eine Geste über die Schulter hinweg zu seinem leitenden Planetologen. Frankel starrte düster vor sich hin und regte sich nicht, als er angesprochen wurde.
»Schließlich«, fuhr Wiszewsky fort, »wurde mir gemeldet, dass der Durchbruch da war. Damit war uns endlich ein Instrument in die Hand gegeben, wieder Verbindung zur Erde wie auch zu den neu gegründeten Kolonien im Eschata-Nebel aufnehmen zu können. Ich wusste, dass der Schritt riskant war. Aber einige Tests überzeugten mich von der Verlässlichkeit der Technologie. Ich wartete noch mehrere Monate ab. Als aber weiterhin von außen kein Lebenszeichen an uns herandrang, entschloss ich mich zu dem Wagnis.«
Svetlana nickte stumm. Sie entsann sich noch der schweren, schlaflosen, von kreisenden Debatten erfüllten Nächte, die Wiszewsky sich mit ihr und seinen engsten Beratern um die Ohren geschlagen hatte.
Der Commodore hob den Blick und suchte Andresen, der ihm mit wachsender Betroffenheit zugehört hatte.
»Wir bestückten eine Sonde mit einem Chip, der sämtliche Positionsdaten der MARQUIS DE LAPLACE und der neuen Kolonien enthielt. Außerdem war die KI-Einheit auf die Nachricht programmiert, dass wir militärische Verstärkung anforderten, zum Schutz dieses Schiffes und zur Sicherung der Kolonien.«
Wiszewsky schluckte. Auch unter seinen Adjutanten machte sich zunehmende Unruhe und Bestürzung breit. Die wenigstens von ihnen waren in den Vorgang eingeweiht gewesen.
»Es ist keine Woche her«, schloss der Kommandant, »dass wir die Sonde abfeuerten. Wir rechneten weder damit, dass so schnell reagiert werden würde, noch hätten wir uns im Traum ausgemalt, dass unserer Bitte in so überwältigender Weise entsprochen werde. Leider ...« Seine Stimme erstarb in einem erstickten Schluchzen.
Andresen schien nicht mehr zu atmen. Seine ganze gedrungene Gestalt war nur noch ein Standbild furchtbaren Ernstes. Noch ehe Wiszewsky geendet hatte, hatte er die Konsequenzen des Gesagten durchgerechnet. Sie waren katastrophal.
»Diese Sonde ist niemals im erdnahen Raum eingetroffen«, sagte er.
Für mehrere Sekunden war es totenstill auf der Brücke.
»Oh, mein Gott«, war der Commodore schließlich zu hören, der sich stöhnend in seinem Sessel wand.
Die beiden Stäbe, die einander feindselig gegenübergestanden hatten, waren jetzt in bleichem Schrecken vereint.
»Lassen Sie uns das rational betrachten«, sagte Andresen rasch. »Soweit ich sehe, gibt es nur zwei Möglichkeiten, die die Tatsachen logisch erklären.«
Zwei Dutzend Augenpaare wandten sich ihm zu. Aber, das stand in den Mienen aller Anwesenden, was immer er sagen würde, es würde nichts gutes verheißen.
»Entweder die Sonde hat nicht funktioniert«, verkündete der General. »Sie ist vom Kurs abgekommen, in einen Stern gerast, der Generator ist krepiert.«
Er kam nicht dazu, diesen Teil seiner Überlegungen weiter auszuführen. Wie ein gereizter Kettenhund sprang Frankel auf ihn zu.
»Das ist vollkommen ausgeschlossen«, kläffte er. »Wir haben die Berechnungen hunderte Male wiederholt. Alle Tests waren erfolgreich. Wir haben sogar die Warpsignaturen, die wir nach dem Vorbeiflug des Geisterschiffs messen konnten, in die mathematischen Tools einfließen lassen!«
Andresen vernichtete den Wissenschaftler mit tödlichen Blicken. »Was für ein Geisterschiff!?«, stieß er hervor. Dieser Mann war wahnsinnig, soviel stand endgültig fest.
»Das müssen Sie nicht verstehen«, konterte Frankel in ätzender Arroganz. »Wichtig ist nur: die Sonde hat funktioniert. Dafür lege ich beide Hände ins Feuer!«
Er sah den General triumphierend an. Andresen ließ den Blick voller Ekel über seine hagere Gestalt in dem wehenden weißen Kittel gleiten. »Dann besorgen Sie sich schon mal zwei Prothesen«, sagte er kalt.
Er schob den Wissenschaftler einfach beiseite und wandte sich wieder direkt an den Commodore.
»Wenn dem so ist«, führte er weiter aus, »dann gibt es nur eine weitere Möglichkeit: die Sonde wurde abgefangen.«
Wiszewsky nickte traurig. Andresen sah sich zu seinen Männern um, die grimmig die Köpfe wiegten.
»Und es gibt nur eine Macht in der Galaxis, die dazu fähig wäre ...«
Dr. Frankel zog sich, vor Wut am ganzen Körper zitternd, zurück. Svetlana streichelte ihm im Vorbeigehen den Arm. Wiszewsky erhob sich. Zwei Adjutanten, die herbeikamen, um ihn zu stützen, schickte er fort. Er ging auf Andresen zu und sah dem General direkt in die wasserklaren Augen. Der Kommandant der EREBUS erwiderte den festen Blick.
»Dann verfügen sie jetzt über unsere Koordinaten«, stellte der Commodore fest. »Und sie haben sämtliche Positionsdaten unserer Kolonien in der Eschata-Region.«
Andresen hielt seinem Blick ausdauernd stand. »Ich fürchte, so ist es, Sir«, sagte er.
Wiszewsky nickte. Er stieß die Luft aus, als presse ein tonnenschweres Gewicht seinen schmerzenden Brustkorb zusammen.
»Ich habe einen furchtbaren Fehler gemacht«, stöhnte er. »Werden Sie mir helfen, ihn wieder auszubügeln?«
Andresen knallte die Hacken zusammen und legte die Handkante an die Stirn. »Selbstverständlich, Sir«, sagte er. »Und es wird uns eine Ehre sein.«
»Auch, wenn es Ihr Leben kostet?«, fragte Wiszewsky.
»Dazu sind wir da«, antwortete Andresen trocken.
Zwei Stäbe standen Spalier, als Wiszewsky quer über die Brücke zum Hauptbedienplatz ging. Er hatte das Kreuz durchgedrückt und sich hoch aufgerichtet. Der weinende Greise, der eben noch kurz vor dem Zusammenbruch gestanden hatte, gehörte der Vergangenheit an. Mit festen Schritten marschierte er zum Gefechtsstand der MARQUIS DE LAPLACE. Als er dort angekommen war, drehte er sich um und ließ die Blicke noch einmal über alle Anwesenden streifen. Dann gab er Alarm.
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