Der Scheich. Wolfgang Kemp
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2016 wurde zum ersten Mal seit 1975 wieder ein Prinz enthauptet. Turki bin Saud al-Kabir Al Saud, der vierte auf unserer Liste, hatte nicht wie sein Vorgänger den König ermordet, sondern »nur« einen Freund im Streit erschossen. Sein Fall erregte wie auch das Verschwinden seiner drei Prinzenkollegen kein großes Aufsehen. Ganz anders die Hinrichtung der 19-jährigen Prinzessin Mishaal bint Fahd bin Mohammed Al Saud im Jahr 1977. Zwangsverheiratet mit einem älteren Cousin, hatte sie eine Beziehung mit einem Diplomatensohn angefangen. Sie wurde erschossen, ihr Geliebter enthauptet – nach ihr und neben ihr, auf einem Parkplatz in Dschidda, nicht auf der offiziellen Richtstätte, dem sogenannten Chop-Chop-Platz in Riad. Die Angelegenheit wurde offenbar in aller Eile, ohne Gerichtsverfahren und von einem Stümper als Scharfrichter geregelt – die These, dass eine Stammesfehde ausgetragen und nicht nur das Paar bestraft werden sollte, hat viel für sich.
Auch die zweifache Entführung von Prinz Sultan darf man in den Kontext interfamiliärer Machtspiele und Rachefeldzüge einordnen: Unter den hochprivilegierten »Sudairi-Sieben« war sein Vater Turki der Geächtete, das übliche schwarze Schaf, das es etwa 2010 gewagt hatte, seiner Familie und der regierenden Klasse zu empfehlen: »The only door open is now the exit door of no return. Let us go before it closes.«17 (Das Statement wurde widerrufen. Der Prinz kehrte nach Riad aus dem Exil zurück.)
Mit dem Gemetzel am 15. Juli 1977 war der Fall der Prinzessin Mishaal nicht zu Ende. Das darauf aufbauende Dokudrama »Death of a Princess«, das die BBC in England und PBS in den USA 1980 ausstrahlten, hatte die Ausweisung des britischen Botschafters und die Rückholung von 400 saudischen Royals aus England zur Folge, die, so alt wie die hingerichtete Prinzessin, an englischen Universitäten und Militärakademien studierten. Mobil Oil versuchte die Ausstrahlung des Films auf PBS zu verhindern und prangerte in einer ganzseitigen Anzeige in der »New York Times« die geschäftsschädigende Wirkung des Streifens an. Des Prinzen Turki Enthauptung im Jahr 2016 hatte auch einen Sinn über die Sühnung seines Verbrechens hinaus. Wurde an der Prinzessin vermutlich eine Art von stammesinterner Blutrache verübt, so ermöglichte das Todesurteil für Prinz Turki dem neu an die Macht gekommenen König Salman, seiner Familie gegenüber die harte Linie zu signalisieren und gleichzeitig nach außen den Anschein eines überparteilich gerechten Monarchen zu erwecken.
Man trifft auf Islamversteher, welche die Exekutionen überhaupt nur als Zeichen gedeutet wissen wollen, als Warnung an die einheimischen Eliten, die sich dem Westen anzunähern versuchen und dann erfahren, wie tief der Westen den Islam und damit auch sie verachtet, wenn er von diesen Bluttaten hört.18 In der Kirche der Diskurstheoretiker und der Zeichengelehrten ist das die Freisprechung des »Islam«. Es sind allerdings ziemlich viele Zeichen, die da ausgesendet werden. Prinz Turkis Enthauptung am 18. Oktober war die 135. und nicht die letzte Hinrichtung im Jahr 2016.
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