Als Gott dem Unternehmensberater R. begegnete. Petra Stödter
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Читать онлайн книгу Als Gott dem Unternehmensberater R. begegnete - Petra Stödter страница 3
Ich sah ihn über Aktenberge brüten. Es war mir möglich, in seinen Geist einzutauchen und seine Gedanken wahrzunehmen:
„Wo treibt das Arschloch sich bloß wieder herum? Wahrscheinlich wieder versackt bei irgendeiner Tussi.“
Ich war geschockt über seine Denkweise. Mit der Energie meines Geistes ließ ich auf der Stelle alle Lampen flackern, bis Werner auf den Gang hinausstürzte und hierbei völlig gereizt die erschrockene Lindner an der Rezeption anbrüllte: „Was ist hier los mit dem Strom?“
Oh, das machte Spaß. Ich trieb es jetzt in sämtlichen Räumen mit den Lampen und unterbrach die Stromzufuhr zu allen Computern. Die Lindner rannte aufgeregt zum Sicherungskasten und rief völlig außer Atem: „Es sind alle Sicherungen an ihrem Platz!“ Werner schob das nervöse Frauenzimmer hieraufhin barsch zur Seite und überzeugte sich selbst von ihrer für ihn unglaubwürdigen Aussage. Die Lampen flackerten weiterhin - an - aus - an - aus, immer schneller im fliegenden Wechsel, bis die Röhren platzten. Ich trieb es richtig bunt, wie ein kleiner Poltergeist, und zog aus dem ganzen Tohuwabohu immer mehr Energie, so dass es in dieser verflixten Firma mittlerweile jedem dämmern musste, dass hier wohl übernatürliche Kräfte am Werk sind.
Werner schrie völlig außer Kontrolle die Mitarbeiter an.
Offensichtlich hatte er Schiss.
„So, mein Freund, das ist für das Arschloch, das bei der Tussi versackt ist!“, dachte ich voller Genugtuung.
Ihr seht, meine Lieben, das Totsein hat auch eine lustige
Seite.
„Entdecke ich hier Rachegelüste?“
„Ja, gönne mir doch diesen kleinen Spaß.“
„Nun ja, wenn es dir Spaß macht und du niemandem erheblichen Schaden dabei zufügst, ist das schon in Ordnung. Auch ich bin für Spaß zu haben. Übertreibe es aber nicht - es ist jetzt genug!“
„Habe schon begriffen.“
„Du lernst schnell - schön für dich!“
„Ich glaube, mit dir kann man Pferde stehlen. Du bist ein richtiger Kumpel.“
„Ich bin, der ich bin. Ich war - Ich bin und Ich werde sein!“
„Oh, jetzt hast du mich aber erschreckt. Das hört sich so förmlich an - so nach Bibelkram und dem Allmächtigen!“
„Rainer, du schaffst wieder eine Distanz zwischen uns. Warum bist du erschrocken?“
„Na ja, ist ja nicht gerade die Regel, mit dem Allmächtigen zu kommunizieren.“
„Aber doch, mein Lieber, das ist die Regel!“
„Für mich nicht, denn ich habe nicht an dich geglaubt. Der ganze religiöse Kram war mir einfach zu suspekt - nicht rational genug. Wer seinen Verstand einsetzt, der kann das einfach nicht glauben.“
„Ach, Rainer, du bringst mich zum Lachen!“
„Schön, dass du auch lachen kannst. Ich dachte immer - vorausgesetzt, dass es dich gibt -, dass du sehr ernst und unnachgiebig bist, dass du keinen Spaß verstehst, dass du eben so eine richtige Spaßbremse bist. Irgendwie hast du so gar nicht in mein Schema gepasst. Ich wollte mit dir nichts zu tun haben.“
„Weil du so von mir gedacht hast, bin ich dir auch so begegnet!“
„Was sagst du da? Das würde ja bedeuten, dass Gott sich nach unseren Vorstellungen richtet. Außerdem bist du mir in meinem Leben gar nicht begegnet. Hättest mich ruhig noch ein wenig in meinem Körper lassen können. Ich wollte noch nicht sterben, das kannst du mir glauben!“
„Mein lieber Rainer, zunächst musst du einmal wissen, dass du ein Teil von mir bist - du bist in mir und ich in dir. Du kannst also gar nicht getrennt von mir sein. Ich war immer da - auch zu deinen Lebzeiten. Aber da du mich abgelehnt hast, war ich in dir tot. Du hast mich durch deinen Unglauben nicht zum Leben erweckt. Ich konnte nichts für dich tun - du warst auf dich allein gestellt. Du lebtest abgelöst von Gott!“
„Ich lebte demnach gefährlich. Also, wenn man nicht an dich glaubt, hat man die ‚Arschkarte‘ gezogen. Ist das so?“
„Du bringst es auf den Punkt! Ich würde es aber anders ausdrücken. Ein Leben mit Gottes Unterstützung ist wesentlich leichter als das Leben im Alleingang.“
„Ist doch egal, wie man es ausdrückt. Wenn man nicht an dich glaubt, ist das Leben - wie du es sagst - unnötig schwer.
Es gibt aber bekanntlich sehr viele Menschen, die hochgradig gläubig waren und trotzdem von dir verlassen wurden. Was hat ihnen ihr fester Glaube letztendlich gebracht? Du hast sie im Stich gelassen. Was denkst du dir nur dabei?“
„Ich werde später darauf zurückkommen.“
„Jetzt weiche nicht aus. Wenn du willst, dass wir miteinander auskommen, dann will ich jetzt eine Antwort.“
„Du bist ungeduldig. Aber wenn du darauf bestehst, will ich es dir einigermaßen verständlich machen!“
„Da bin ich aber gespannt, wie du dich da herausreden willst.“
„Ich brauche mich nicht herauszureden. Es gibt ein Prinzip. Zunächst musst du einmal begreifen, dass Gott nicht wie ein Zauberkünstler oder Superman arbeitet. Was würde dir zum Beispiel die Lösung einer mathematischen Aufgabe bringen, wenn du den Rechenweg nicht verstehen würdest? So hat alles seinen Entwicklungsprozess. In großen Veränderungsprozessen der Menschheit geschehen oftmals Tragödien, die mit Scheitern, Kriegführen, Ungerechtigkeit sowie Mord und Totschlag zu tun haben. Ihr müsst erleben, um zu erkennen. Ihr benötigt Spiegel, die euch drastisch zeigen, was ihr anrichtet, wenn ihr nicht in der Liebe lebt. Nicht in der Liebe leben bedeutet die Abgelöstheit von Gott. Gottlose Führer erschaffen gottlose Gesellschaften, in denen das Böse, das mit unschuldigen Opfern gespeist wird, triumphiert.
„Was würdet ihr lernen, wenn Gott immer eingreifen und euch ständig alle Probleme wegzaubern würde?“
„Jetzt erlaube aber mal, ich rede hier nicht von einfachen Problemchen, sondern von Situationen, in denen unschuldige Menschen geopfert werden. Warum schreitest du hier nicht ein? Warum nur lässt du das zu?“
„Weil die Welt Gott nicht zulässt!
Mein lieber Rainer, auch du hast gottlos und somit nicht in der Liebe gelebt. In deinem grenzenlosen Egoismus hast du viele Existenzen vernichtet. Hast du dich jemals dabei gefragt, welches Leid du damit unter die Menschen gebracht hast? Du hast Lebensgrundlagen zerstört. Das ist ebenso schlimm, als hättest du die Menschen umgebracht, denn du hast sie in die Verzweiflung getrieben.
„Siehst du, jetzt fragst du mich nicht, warum ich das zugelassen und dir nicht Einhalt geboten habe?“
„Autsch, das hat gesessen. Klagst du mich jetzt an?“
„Nein, ich stelle nur fest!“
„Lass uns bitte damit aufhören. Ich kann das alles nicht verstehen und auch nicht ertragen!“
„Ich