Als Gott dem Unternehmensberater R. begegnete. Petra Stödter

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Als Gott dem Unternehmensberater R. begegnete - Petra Stödter

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Ich muss es zugeben, es war mit Abstand das Beste, was ich je erlebt hatte. Röschen war sehr sinnlich. Sie gab mir das Gefühl der absoluten Überlegenheit. Ihr zitternder Körper drängte sich dem meinen verlangend entgegen. Jede ihrer Bewegungen erschien mir wie eine Bitte um eine sofortige Erlösung der süßen lustvollen Qual. Ich genoss ihr großes Verlangen nach der Vereinigung und fand es wunderbar, dass sie hierbei nicht fordernd wurde, sondern mir die Alleinherrschaft des reizvollen Spiels übertrug. So ließ ich sie so lange unter mir zappeln, bis ich selbst vor lauter Lust kurz vorm Explodieren war. Ich konnte mich nicht daran erinnern, je ein Vorspiel derart lang hinausgezögert zu haben. Aber mit Röschen war es für mich ein Riesengenuss.

      Als ich am nächsten Morgen erwachte, schlief Röschen noch tief und fest. Sie sah aus wie ein Engel, unschuldig und verletzbar. Ich erwischte mich dabei, dass ich es schön fand, neben ihr aufzuwachen. Es war das erste Mal, dass es mich nicht nervte, eine Frau, mit der ich die Nacht verbracht hatte, am nächsten Morgen noch um mich zu haben. Jetzt freute ich mich sogar auf ein gemeinsames Frühstück.

      Ich ging gut gelaunt in die Küche, kochte Kaffee und deckte den Frühstückstisch. Aber plötzlich wurde ich vom Teufel geritten. In meinem Kopf wüteten Attacken der bösesten Vorwürfe, die jenes zart aufkeimende Pflänzchen von Liebe auf der Stelle töteten: „Jetzt reicht es aber - höre sofort mit dieser Gefühlsduselei auf - du hast dich nicht mehr im Griff! Was ist mit deinen guten Vorsätzen? Eine feste Bindung ist nichts für dich - sie macht dich unfrei!“

      Ich gehorchte dem bösen Geist und räumte den Frühstückstisch wieder ab. Der Höflichkeit wegen brachte ich Röschen lediglich einen Kaffee ans Bett und erklärte ihr hierbei ziemlich förmlich, dass ich jetzt schnellstens zu einem Termin aufbrechen müsste.

      Röschen schluckte und ich bemerkte, dass es ihr schwer fiel, ihre Enttäuschung zu verbergen. Aber sie hatte sofort begriffen. Ich war ihr dankbar dafür, dass sie kein großes Trara darum machte und der vergangenen Nacht offensichtlich nicht allzu viel Bedeutung beimaß. Während ich ihr ein Taxi bestellte, zog sie sich rasch an und begegnete mir ebenso förmlich, wie ich es ihr gegenüber tat. An der Haustür drehte sie sich noch einmal um, sah mit ihren großen blauen Augen direkt in die meinen und erwähnte abschließend: „Ich möchte Sie noch um eines bitten, Rainer.“ Sie siezte mich wieder. „Das Mädchen lernt schnell“, dachte ich voller Erleichterung, nicht ahnend, was jetzt kam.

      „Nennen Sie mich bitte nicht immer Röschen, das klingt einfach respektlos. Mein Name ist Rosemarie!“

      Bums - das hatte gesessen. „Röschen“ klang für mich ganz und gar nicht respektlos, sondern eher liebevoll. Mir war schon klar, dass sie mit ihrer diesbezüglichen Entscheidung künftig jegliche Vertrautheit, die über unsere Arbeit hinausging, ausschließen wollte. Nun, ich war gekränkt und wusste nichts zu erwidern. An diesem Tag plagte mich wirklich das schlechte Gewissen. Ich schämte mich für meine Verantwortungslosigkeit. Aber letztendlich war ich davon überzeugt, richtig gehandelt zu haben. Alles andere hätte zu einer tieferen Beziehung geführt - und das wollte ich nicht.

      Nie wieder erwähnten Röschen und ich ein Wort über die besagte Nacht. Wir verbannten sie einfach aus unserem Gedächtnis und machten arbeitsmäßig weiter wie bisher, allerdings mit einer sich hieraus ergebenden Konsequenz - aus dem naiven „Röschen“ wurde „Rosemarie“, die Respektperson.

      *

      „Bereust du dein Vorgehen?“

      „Ach, du schon wieder!“

      „Ja, ich schon wieder. Bereust du nun dein Vorgehen?“

      „Irgendwie schon! Mit Röschen hätte ich wohl einen guten Fang gemacht. Ich glaube, mit ihr wäre ich glücklich geworden. Aber ich hatte Angst, mich zu binden und hierdurch unfrei zu werden.“

      „Wer Angst vor Bindung hat, der ist unfrei!“

      „Das kann ich so nicht sehen. Ich konnte schließlich machen, was ich wollte - war niemandem Rechenschaft schuldig.“

      „Warst du glücklich dabei?“

      „Es kommt darauf an, was man unter Glück versteht. Ich wollte allein leben und frei sein. Das habe ich getan. Ergo war ich wohl glücklich.“

      „Ich sage dir, du warst es nicht!“

      „Woher willst du wissen, was mich glücklich macht?“

      „Weil du ein Teil von mir bist - weil ich alles über dich weiß - weil ich Dinge weiß, die du nicht weißt!“

      „Ja, dann nenne mir die Allheilformel und lasse mich hier nicht so dumm dastehen!“

      „Hier wären wir wieder bei deiner Ungeduld. Du willst die Lösung, aber verstehst den Rechenweg nicht. Ein Bergsteiger muss auch Schritt für Schritt alle Hindernisse an der steilen Wand überwinden, um den Gipfel zu erreichen. Du aber willst die schöne Aussicht genießen, ohne den Berg zu erklimmen. Wir sind also wieder auf dem Jahrmarkt, im Land der Zauberei, mein Lieber!“

      „Warum muss denn immer alles mit derart viel Mühe verbunden sein? Wer sich nicht müht, hat demnach nichts zu erwarten. Manchmal hat man aber die Schnauze voll von all dem Mühen. Warum bekommt man dann nicht auch einmal etwas geschenkt, ein kleines Wunder - so ganz ohne Mühe? Das könntest du doch auch einmal tun in all deiner großen Barmherzigkeit!“

      „Dein Sarkasmus belustigt mich!“

      „Freut mich, dass du was zum Lachen hast. Aber was ist mit mir?“

      „Was ist mit mir - was ist mit mir - was ist mit mir! Immer wieder dasselbe Lied. Rainer, lege doch mal bitte eine neue Platte auf!“

      „Jetzt muss ich aber lachen. Diese Art von Humor liebe ich!“

      „Siehst du, schon hast du dein kleines Wunder!“

      „Das ist nicht dein Ernst!“

      „Nein, ist es nicht!“

      „Gibt es überhaupt Wunder?“

      „Ja, Rainer, es gibt sie. Röschen war so ein Wunder. Leider hast du es zurückgewiesen. Wunder geschehen hinter den Dingen. Es sind positive Energien, die Ereignisse hervorrufen, auf die ihr keinen Einfluss habt. Ereignisse, die ihr als glückliche Zufälle bezeichnet. Es gibt aber auch die so genannten unglücklichen Zufälle. Das sind negative Einflüsse - also Negativenergien, die - naiv ausgedrückt - durch dunkle Gedanken hervorgerufen werden.“

      „Also erschaffen wir unser Glück oder Unglück kraft unserer Gedanken selbst!“

      „Im Prinzip ist das schon so, aber auch wieder nicht. Ganz so einfach ist das nicht. Aber durch eure Gedanken könnt ihr schon einiges in Gang setzen. Sie können wie ein Bumerang im positiven wie auch im negativen Sinne auf euch zurückkommen. Die Saat, die ihr aussät, trägt die entsprechende Frucht. Kraft der Gedanken übt jeder Einzelne unbewussten Einfluss auf das Weltgeschehen aus. So üben aber auch die gesamten Gedanken der Weltbevölkerung Einfluss auf jeden einzelnen Menschen aus. Die Gedanken eines Einzelnen sind aber nur ein winziger Draht im mächtigen Vernetzungskabel des Ganzen, dessen Energien gemischt und sehr konfus sind. Sie sind nicht rein - nicht weiß - nicht schwarz - nicht eindeutig zu definieren. Ein jeder wird unbewusst von ihnen beeinflusst!“

      „Also haben wir bei aller Anstrengung so gut wie keinen Einfluss. Ist das so?“

      „Rainer, stelle dir vor, du bist jetzt das winzige Drähtchen.

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