No worries, too easy. Sabine Koch

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No worries, too easy - Sabine Koch

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      Das vorläufige Zuhause

      Noch ist die zukünftige Pistenkuh ein „stinknormaler“ Land Cruiser

       Blinker, Scheibenwischer und Polizei

      Der Jetlag war nach vier Tagen vergessen. Die Fahrzeugübergabe ging schnell über die Bühne. Frank und Christine brachten uns den Land Cruiser gegen elf Uhr zum Camp und alles war wie zugesichert.

      Ein erstes Foto von der zukünftigen kleinen Pistenkuh

      Wir haben den beiden zwar angeboten, sie zum Hotel zu fahren, aber sie wollten lieber ein Taxi nehmen. Dann machen wir die Probefahrt eben allein.

      Etwas ungewohnt mit der linken Hand zu schalten, aber kein Problem. Größere Probleme bereitet mir das Blinken. Statt dem Blinker setze ich immer wieder den Scheibenwischer in Betrieb.

      Das blau weiße „ALDI“ Schild zieht mich magisch an. Hat auf mich die gleiche Wirkung wie Müllsäcke auf spanische Straßenköter. Blinker rechts, in die Seitenstraße abgebogen und gleich die rote Kelle der Polizei.

      „Fahren Sie bitte links ran und machen Motor und Wischer aus.“

      „Oh shit, ich habe nicht geblinkt, bin gespannt, was das hier kostet“, geht es mir durch den Kopf.

      „Haben Sie das Schild ‚Rechts abbiegen verboten’ nicht gesehen?“

      „Nein, wo?“

      „Gleich da vorn, wo Sie ohne zu blinken abgebogen sind.“

      „Nein, Entschuldigung.“

      „Bitte Ihren Führerschein.“

      „Sorry, den habe ich auf dem Campingplatz liegen gelassen.“

      „Ist das Ihr Fahrzeug?“

      „Ja, aber ich bin noch nicht als Eigentümer registriert, ich habe es erst seit zehn Minuten.“

      „Auf wen ist denn das Fahrzeug zugelassen?“

      „Frank aus Bonn, seinen Nachnamen und Adresse habe ich mir nicht behalten. Alle Papiere liegen auf dem Campingplatz. Ich weiß nur, er heißt Frank.“

      „Da kommt ja ganz schön was zusammen. Wie lange sind Sie in Australien?“

      „Der Tageskilometerzähler zeigt 1,4 Kilometer, wir sind vor vier Tagen gelandet.“

      „No worries, willkommen in Australien, dann ist das hier das Begrüßungsgeschenk der Polizei, achten Sie demnächst auf die Verkehrszeichen, too easy.“

      „Too easy?“ wiederhole ich ungläubig, „Yeap, tschüss.“

      Einige Dinge von unserem Vorgänger gehen sofort über Bord, die Angelausrüstung, ein riesiger Tisch, eine Matratze und Kleinkram. Wir wollen Platz im Auto haben und vor allem soll der Cruiser leichter werden. Hinzugekommen ist vor allem stabiles Werkzeug wie Ratschenkasten, Zangen, Ring- und Maulschlüssel, Sandbleche, stabile Schaufel, Spannbänder, 220-Volt-Wandler zum Laden der Akkus für die Kamera, um möglichst von Campingplätzen unabhängig zu sein.

      Im ersten Schritt wird die Pistenkuh „geliftet“

      Wir schlafen am besten im Bett unterm Dach, den Tisch im Fahrzeug brauchen wir nicht, also weg damit. Der Land Cruiser ist mit der Serienbereifung ausgerüstet, wie er auch bei Britz vermietet wurde. Um eine bessere Geländetauglichkeit zu erreichen, lassen wir neue Räder montieren, größere und etwas breitere. Damit diese in die Radkästen passen, muss die Karosserie etwas angehoben werden. In einer kleinen Werkstatt sind die Arbeiten an einem halben Tag gemacht. Mittags ist ein neues Fahrwerk (Federn und Dämpfer) von „Ironman“ eingebaut, der Body kam 50 mm höher und wir konnten so Reifen der Größe 285/​75R16 mit einem MUD-Profil auf neue Felgen aufziehen.

      Es ist vollbracht. Die kleine Pistenkuh ist lila

       Alles meins, alles

      Damit aus dem HZJ eine kleine Pistenkuh wird, fehlt jetzt nur noch die lila Farbe. Wir wollen den Land Cruiser mit Farbrolle und Pinsel streichen, so wie man zuhause die Raufaser tüncht. Pinsel, Rolle und Schleifpad sind schnell im Baumarkt gekauft. Einen Autolackhandel zu finden, der uns den Acryllack im entsprechenden Farbton mischt, war schon schwieriger, aber auch das hat geklappt. Es fehlt jetzt nur noch der Ort, an dem wir die Malerarbeiten durchführen können. Die erste Idee ist naheliegend: auf dem Campingplatz. Der Manager des Platzes findet tausend Gründe dagegen, ich kann alle entkräften. Aber er findet den tausendundersten und tausendundzweiten Grund dagegen. Sagte man uns nicht, die Australier seien so direkt, sagen einfach, was ihnen passt und was nicht? Im Moment beginnt jeder Satz mit: „Ich helfe euch gerne aber …“. Ich gebe auf, er will einfach nicht. Dabei hätten wir uns für's Streichen auf den Müllplatz, einige hundert Meter entfernt von den Stellplätzen, gestellt und natürlich den Boden abgedeckt, damit auch kein einziges Farbtröpfchen ein Sandkorn violett färbt.

      „Lass uns mal zu Peter fahren, der war ja ganz okay“, ist Sabines Idee.

      Peter hat uns in seiner Werkstatt die neuen Federn eingebaut und die neuen Reifen besorgt. Zudem ist er vor 19 Jahren mit einem VW-Passat durch Afrika gefahren, bevor er in Australien hängen blieb. Wir finden ihn in seiner Werkstatt.

      „Hi Peter, alles klar?“

      „Yeap, und bei euch?“

      „Auch. Kurze Frage: Kann ich bei dir meinen Toyo rollen? Nicht lackieren, kein Schleifstaub, kein Farbnebel, nur anstreichen, und bitte keine Diskussion, ich habe zwei Stunden Diskussion hinter mir, sag einfach ja oder nein.“

      „Ja, am besten fahrt ihr hinter die Werkstatt, da stört ihr keinen und euch stört keiner.“

      So muss das laufen, kein langes Gerede, einfach umsetzen.

      Mit Schleifpad und Schweiß ist der alte Lack schnell aufgeraut. Gerade will ich den Härter in den Lack mischen, als hinter mir eine ältere Männerstimme schreit: „Was machen Sie da? Hören Sie sofort auf! Wer hat Ihnen das erlaubt?“ Ich drehe mich um, komme gar nicht zum Antworten, der Mann im Tennisdress und Tennisschläger unter dem Arm redet sich in Rage. Dabei provoziere ich noch nicht mal.

      Aus

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