No worries, too easy. Sabine Koch

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No worries, too easy - Sabine Koch

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weiß davon nichts. Das gehört alles mir. Die Tankstelle, die Werkstatt, die drei Häuser gegenüber, alles gehört mir. Alles meins, alles.“ Ui, ein Alphamännchen verteidigt sein Revier, denke ich. Dabei will ich ihm gar nichts wegnehmen, von seiner Tochter will ich auch nichts und von seiner Frau schon mal gar nicht. In der Natur wäre es einfach, Affen untereinander würden dem Aggressivling etwas Futter reichen als Zeichen der Anerkennung der Rangordnung. Aber ob es jetzt das Richtige wäre, ihm eine Dose Baked Beans in die Hand zu drücken? Oder soll ich warten bis er kollabiert, weggetragen wird und dann einfach weiterarbeiten? Ich denke wieder darüber nach, ob ich nicht doch 'ne Dose Bohnen aus dem Vorrat hole, nur um mal zu sehen, wie das Alphamännchen reagiert. Habe ich noch nie gemacht. Doch dann bekomme ich die Chance zu antworten, er braucht Zeit zum Luft nachpumpen.

      „Guten Tag, ich bin Burkhard und das ist meine Frau Sabine. Wir sind vor ein paar Tagen aus Deutschland gekommen, haben den Toyota gekauft und Peter hat uns erlaubt, ihn hier zu streichen. Wir achten peinlichst darauf, niemanden zu stören und heute Abend wird alles so aussehen wie vorher, das ist alles mit Peter abgesprochen.“

      „Peter hat nicht das Recht, euch das zu erlauben. Er hat die Fläche als Abstellfläche gemietet und nicht als Arbeitsfläche. Für Arbeitsfläche müsste er mir viel mehr bezahlen. Das ist alles vertraglich geregelt. Stellen Sie Ihre Arbeiten sofort ein. Sofort!“

      „Doofes Arschloch“, denke ich mir und in Worten umschrieben hört sich das so an: „Natürlich hören wir sofort auf. Wenn uns die Sachlage bekannt gewesen wäre, hätten wir selbstverständlich Sie gefragt und seien Sie gewiss, wir sind Menschen die sich immer sehr genau an Gesetze und Verträge halten. Ohne das strikte Einhalten von Verträgen wäre ein vernünftiges Zusammenleben ja gar nicht möglich. Verträge sind doch Zeichen der Zivilisation. Schade, dass Peter das nicht so sieht.“

      „Ja, sehr schade. Er kann doch nicht Abstellfläche mieten und euch erlauben hier zu arbeiten, das steht so nicht im Vertrag.“ „Vielleicht können wir ja mit Ihnen einen mündlichen Vertrag für die Flächennutzung von vier Stunden schließen?“ Trotz meiner Diplomatie kommen wir nicht auf eine Welle. Er steigert sich schon wieder rein, kriegt einen roten Kopf, wird laut. „Wie stellen Sie sich das vor, ich werde doch ohne meinen Anwalt keine Zusagen machen.“ Wenn wir nicht sofort einpacken, liegt er gleich mit einem Herzinfarkt im Hof.

      Wir wollen nicht in der ersten Woche schon einen auf dem Gewissen haben, also packen wir ein und lassen noch schöne Grüße an den Juristen ausrichten.

      Uniting Church im Zentrum von Brisbane

      In Schleichfahrt geht es mit unserem aufgerauten Toyo durch die Vororte von Brisbane auf der Suche nach irgendeinem Parkplatz, wo man ein Auto streichen kann. „Die Gegend ist hier einfach zu nobel, die rufen sofort die Polizei, wenn ich den Farbeimer raus hole.“

      „Vielleicht können wir bei der Polizei unters Schattendach“, spaßt Sabine.

      „Zeig mal den Stadtplan, da gibt es doch bestimmt irgendwo ein Industriegebiet, wo am Wochenende nichts los ist.“

      Vier Kilometer später stehen wir im Gewerbegebiet, in einer Seitenstraße hämmert noch ein Autoschlosser auf Autos herum. „Der wird uns nicht stören, hier wird jetzt gestrichen.“ Rückwärtsgang rein, eingeparkt und Pinsel raus. Auf einem kleinen Parkplatz direkt am Straßenrand bekommt der Land Cruiser seine schöne violette Farbe.

      Ich sehe schon Ärger auf mich zukommen, es ist der Autoschlosser der nahen Werkstatt. „Hi, ich bin Jack, was zur Hölle macht ihr hier?“ Jack sieht cool aus. Seine langen grauen Haare hat er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und seinen langen, ebenso grauen Kinnbart geflochten. „Das Auto muss violett werden, weiß ist langweilig, ich hoffe, es stört dich nicht, wenn wir das mal kurz hier auf dem Parkplatz machen.“ „No worries, aber das auf dem Parkplatz zu machen, ist doch Scheiße. Morgen ist Sonntag, da könnt ihr den ganzen Tag in meine Halle. Macht abends das Tor zu und werft den Schlüssel in den Briefkasten. Too easy.“ „Und wenn wir was klauen?“ „Ich vertraue euch.“ „Wir können dir 'ne Kopie vom Pass geben.“ „Ich habe doch gesagt, dass ich euch vertraue, das reicht mir.“ Und mit etwas Verzögerung und einem Lachen: “Ich habe noch nie einen violetten Land Cruiser in Australien gesehen, ich finde euch.“

      Sonntag Abend war der Land Cruiser violett und es ist uns gelungen, eine schöne Orangenhaut mit der Rolle zu produzieren, war zwar nicht so geplant, ist aber so gekommen.

      Von: Burkhard

      An: Thorsten

      Lieber Thorsten,

      die ersten Tage in Australien sind gut rum gegangen. Es macht Spaß, hier zu sein.

      Bisher sind wir von Fairness, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft überrascht, ich kann mich an kein Land erinnern (vielleicht Syrien und Iran) indem es so auffallend war.

      Dass im Stadtbus Jüngere für Ältere den Platz räumen, ist fast überall auf der Welt normal, hier bietet man auch Frauen und Übergewichtigen seinen Sitzplatz an.

      Unbekannte grüßen sich beim Spazierengehen im Stadtpark.

      Am Zebrastreifen wird angehalten.

      Okay, das sind eigentlich alles Selbstverständlichkeiten, aber die Art wie man miteinander umgeht, nicht reserviert höflich, eher kameradschaftlich locker, führt dazu, dass wir uns recht schnell in der Gesellschaft der Aussies wohl fühlen.

      Hier kann man bleiben. Australien hat das Potenzial unser Lieblingsland zu werden und damit Namibia, unser bisheriges Traumland Nr. 1, abzulösen. Das Wetter könnte besser nicht sein, Sonne den ganzen Tag.

      Seltsamerweise habe ich noch kein Motorrad und kein Cabrio gesehen, obwohl das Klima im Sunshine State Queensland dafür optimal wäre.

      Wir sind jetzt auf dem Weg nach Fraser Island.

      Bis in ein paar Wochen.

      Liebe Grüße auch von Sabine

      Burkhard

      Easy Rider in Brisbane

       Zahlenspiele

      Mit dem violetten Cruiser geht es auf dem Highway M1 endlich raus aus Brisbane, Richtung Norden, Richtung Traumstrände und Regenwald auf Fraser Island. Eigentlich ist alles erledigt und die Reise kann beginnen. Eigentlich heißt, es fehlt eine unbedeutende Kleinigkeit, der Land Cruiser muss noch auf meinen Namen zugelassen werden. Ein routinemäßiger Verwaltungsakt. Von der Zulassungsstelle in Brisbane wurde uns abgeraten, sie sei zu betriebsam, die Beamten von begriffsstutzigen Touristen genervt und Wartezeiten von zwei Stunden seien dort normal. Kein Problem, man kann zu irgend einer der mehr als 100 Zulassungsstellen im Bundesland gehen. Wir wählen einen Ort mittlerer Größe, direkt am Highway gelegen und parken die Mini-Pistenkuh kurz nach zwölf Uhr vor der Eingangstür zum „Department of Transport“. Ein modern eingerichtetes Verwaltungsgebäude empfängt uns. Es könnte eher die Schalterhalle einer modernen

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