No worries, too easy. Sabine Koch
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Zurück auf den Highway. Die Scheiben runtergekurbelt, im Radio läuft Kid Rock mit „All Summer long“, die Tachonadel steht bei 70 und die Sonnenbrille sättigt die Farben. Das ist es, was ich mag, einfach dahin cruisen, vollgetankt, Schlafsack auf dem Rücksitz, der Sonne entgegen. „Yeah“.
Wir haben unsere Reise nur grob geplant, haben keinen genauen Zeitplan. Es ist auch egal, ob die Reise zwei, drei oder fünf Jahre dauert oder ob wir nach drei Monaten keine Lust mehr haben und die Kutsche verkaufen. Wir müssen etwas auf unser Budget achten, die finanziellen Mittel sind begrenzt, daher wollen wir versuchen, langsam zu reisen und Campingplätze zu meiden.
Die Routenplanung richtet sich hauptsächlich nach den Klimatabellen. In der Regenzeit sind weite Landstriche im Norden unpassierbar und die Ortschaften werden aus der Luft versorgt. Zu dieser Zeit sind wir im trockenen Süden. Vorläufig sieht unsere Route erst mal so aus:
Von Brisbane nach Fraser Island. Durch die Glasshouse Mountains zurück nach Brisbane und Surfers Paradise. Entlang der Great Dividing Range nach Sydney und durch die Wälder der High Country im Bundesstaat Victoria zur Great Ocean Road mit ihren berühmten zwölf Aposteln. Den Stuart Highway hoch nach Alice Springs im Zentrum des Outback. Auf der sogenannten French Line quer durch die Simpson Desert nach Birdsville. Sind die Pisten des Old Telegraph Track auf Cape York befahrbar, soll es hoch zum nördlichsten Punkt Australiens gehen. Von dort „irgendwie“ möglichst offroad diagonal durch Australien zum südwestlichsten Punkt beim Cape Leeuwin, der Uluru und die Great Central Road sollen dabei auf der Route liegen. Perth und das selbst ernannte Königreich Hutt River Province wollen wir uns auf jeden Fall ansehen und die „längste und einsamste Offroad-Strecke der Welt“, die Canning Stock Route, ist ein Muss. Eventuell noch einen Umweg über die Gibb River Road und der Savannah Way bringt uns dann nach Cairns, wo der Cruiser verkauft werden soll. Findet sich kein Käufer, verschiffen wir ihn über Japan nach Wladiwostok und fahren zurück nach Köln.
Fraser Island
Mit der kleinen lila Pistenkuh auf dem Strand-Highway auf Fraser Island
Fraser Island
An einem perfekten Sommermorgen starten wir von unserem kleinen „wilden“ Camp im Staatsforst nach Rainbow Beach. Die letzte Möglichkeit, Diesel zu normalen Preisen zu kaufen, nutzen wir natürlich und füllen Haupt- und Zusatztank bis zum Stehkragen. Auf der Insel gibt es zwar eine Tankstelle, aber Treibstoff ist dort 30 Prozent teurer, genau wie Lebensmittel und alles andere.
Wir haben unsere Vorräte bei Aldi in Gympie ergänzt und sind mindestens 18 bis 20 Tage autark, sieht man mal vom Trinkwasser ab. Aber Wasser wird es im Regenwald wohl genug geben.
Im kleinen Fährticketbüro können wir auch gleich das Permit erwerben, das uns berechtigt, 30 Tage mit dem Allradler die Offroad-Pisten zu befahren, dazu kommen noch vier Euro pro Person und Nacht für das Nutzen der zahlreichen Campspots.
Perfekter Ausklang des Tages
Eigentlich verrückt: Ein Nationalpark mit der weltweiten Einzigartigkeit, dass sich tropischer Regenwald auf einer reinen Sandinsel gebildet hat – und genau diese einzigartige Natur ist das Reiseziel vieler Allradfreunde. Nationalpark, Naturschutz und Offroad Fahren ist kein Widerspruch, im Gegenteil, für den Besuch der Insel ist Allradantrieb vorgeschrieben.
Und noch etwas Einzigartiges gibt es auf Fraser Island: einen 125 Kilometer langen, bei Ebbe zu befahrenden Sandstrand. Wir sind gespannt, aber jetzt weht uns der Wind ins Gesicht, wir stehen auf der Fähre, die uns in ein paar Minuten am Strand von Fraser absetzen wird.
Zunächst fahren wir auf dem überraschend festen Sandstrand 40 Kilometer nach Norden und schlagen uns dann in die Büsche für die erste Nacht. Schilder regeln, an welchen Strandabschnitten man campen darf und wo nicht. Die insgesamt ausgewiesenen 16 Stellen sind etwa zwei Kilometer lang und bieten traumhafte Plätze im Schatten kleiner Pinien mit Blick auf den Pazifik.
Das Ende des ersten Tages ist perfekt. Vom Meer her weht ein warmer Wind und vertreibt die Moskitos. Wir sitzen auf der Düne, bewundern den Sternenhimmel mit einem Glas Rotwein in der Hand und lauschen dem gleichmäßigen Rauschen der Wellen.
Der nächste Morgen, einfach nur herrlich. Blaues Firmament, die warme Sonne, der salzige Duft des Pazifiks lassen den Kaffee richtig gut schmecken. Am Strand entlang geht’s weiter. Kleine Wasserrinnsale, die ins Meer münden, sind zu durchqueren, alle nur wenige Zentimeter tief. Lediglich der Eli Creek ist etwas tiefer und das klare, warme Wasser eignet sich hervorragend für ein Bad. Nur ein paar Kilometer nördlich des Eli Creek liegt das rostige Schiffswrack der Maheno am Strand.
In Sichtweite zum Wrack finden wir einen tollen Platz für die Nacht.
Luxusdampfer in Auflösung
Das Schiffswrack der Maheno
Die Maheno wurde 1905 in Schottland als Luxuspassagierdampfer für die Verbindung zwischen Australien und Neuseeland gebaut. Während des Ersten Weltkrieges diente der Dampfer als Lazarettschiff im Mittelmeer und kehrte danach als Luxusliner nach Australien zurück. 1935 wurde das Schiff zum Abwracken an Japan verkauft. Auf dem Weg dorthin geriet es am 25. Juni 1935 in einen Sturm und kenterte. Einige Tage später fand man das Schiffswrack an der Küste von Fraser Island, wo es jetzt seit fast 80 Jahren liegt und langsam von Rost und Umwelteinflüssen aufgelöst wird. Immer noch ein spektakulärer Anblick.
Traumhafter „Stellplatz“ unweit der Maheno
Gleiches Bild am nächsten Morgen. Über dem Pazifik geht orangerot die Sonne auf und wenig später hat sich das Schwarz der Nacht zu einem dunklen Blau gewandelt. Wir sind früh unterwegs. Sandige Dschungelpisten, auf die nur selten Sonnenlicht fällt, das Blätterdach der immergrünen Urwaldriesen ist einfach zu dicht, führen uns zum Lake McKenzie, einem der zahlreichen Süßwasserseen der Insel. Außer Dingos und ein paar Schlangen, die Besucher nur selten erschrecken, gibt es keine gefährlichen Tiere auf der Insel. Das Wasser ist glasklar und tropisch warm, und da wir mit der Sonne aufgestanden sind, haben wir den See in den ersten Morgenstunden für uns allein.
Für zehn Tage haben wir ein Camp-Permit und schlafen mal am Strand und mal im Central Station Camp mitten im Regenwald. Dort gibt es auch die Möglichkeit zu duschen, und wenn man einen Dollar in das Kästchen wirft, ist das Wasser sogar warm.
Einsamkeit am Lake McKenzie
Lake McKenzie
Die einzige Chance, den Lake McKenzie mit seinem kristallklarem Wasser in Ruhe und Einsamkeit zu genießen, ist früh aufzustehen. Gegen neun Uhr, spätestens um zehn, kommen die Touristenbusse und es geht zu wie im Freibad während der Sommerferien. Aber auf der Insel gibt es etwa 200 Süßwasserseen und die weniger bekannten wie Lake Jennings