No worries, too easy. Sabine Koch
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Hundert Kilometer westlich verläuft die Great Dividing Range, die das ostaustralische Hochland zur Küstenebene trennt. Hier reiht sich ein Nationalpark an den anderen, unterbrochen von Naturreservaten und riesigen „State Forests“.
Australien ist ein Offroad-Land. Im Staatsforst darf man jeden noch so kleinen Waldweg befahren und durch die Nationalparks führen Pisten, die in fünf Schwierigkeitsgrade eingeteilt sind. Das ist unsere Welt.
„Natural Bridge“ im Springbrook National Park
„Wir können ja versuchen, im Wald zu fahren, so dass die Kompassnadel möglichst immer 180° zeigt“, ist Sabines Vorschlag. Die Idee gefällt mir, wir ändern sie nur soweit ab, dass wir die Highlights nicht verpassen. Über den Daumen gepeilt, liegen jetzt 500 bis 600 Kilometer durch tropischen Regen- und vor allem Eukalyptuswald vor uns. Im Supermarkt füllen wir die Vorräte auf und ich betanke den Zusatztank mit Diesel.
Eines der Touristen-Highlights ist die „Natural Bridge“ im Springbrook National Park. Sie ist in nahezu jedem Bildband zu finden und über einen guten Wanderweg leicht und sicher zu erreichen.
Typischer Waldweg in Australien
Australien ist ein reiches Land, daher sind die Waldwege und selbst „fire cut lines“ instand gehalten, zumindest so weit, dass sie für den Land Cruiser keine Herausforderung bedeuten und sich daher leider nie eine Fahrsituation ergibt, bei der die Hände feucht und der Mund trocken werden.
Übernachtungsplätze mit Aussicht sind nicht leicht zu finden. Wenn doch, stellen wir uns morgens den Wecker, um den Sonnenaufgang nicht zu verpassen. Oft liegt dichter Nebel über den feucht-warmen Urwaldtälern. Mit einer Tasse Kaffee sitzen wir auf der Klippe und hören, wie der Dschungel erwacht. Stimmungsvolle Bilder zu schießen ist dann nicht schwer.
Der Dschungel erwacht …
Auch der Zusatztank ist rappelvoll
Drei, vier Mal ziehen wir umgestürzte Bäume vom Weg, indem wir einfach den Bergegurt um den Stamm schlingen und diesen dann am Zurrhaken der kleinen Pistenkuh einhängen. Hierbei macht sich zum ersten Mal die Investition in Mud-Terrain-Reifen bemerkbar. Sie bringen die erforderliche Kraft auf den Boden, um den Stamm so weit beiseite zu ziehen, dass sich eine zwei Meter breite Durchfahrt ergibt. Die Bachdurchquerungen sind nicht tief, dennoch erfordert der schlammige Untergrund Allradantrieb, um die zweieinhalb Tonnen sicher ans andere Ufer zu schieben.
Zum Glück ist der Zusatztank gefüllt, denn so einfach, wie wir es uns vorgestellt haben, ist es doch nicht. In unserer Karte sind nicht alle Wege eingezeichnet und, viel ärgerlicher, einige eingezeichnete Wege gibt es nicht mehr oder sie sind am Ende, also nachdem wir uns durchgekämpft haben, mit einer nicht mit Bordmitteln zu öffnenden Schranke versehen, weil sie ein Stück über privates Land verlaufen. Da heißt es zurück, und so werden aus den geplanten 600 Kilometer knapp 750.
Gemütliches Nachtlager am Waldesrand
Für unser Nachtlager finden wir am späten Nachmittag genau zur richtigen Zeit eine kleine Waldlichtung. Nicht einsehbar vom Weg, aber hier kommt sowieso keiner und wenn doch, wäre es kein Problem. Die Reispfanne ist aufgegessen, unterm Tisch glimmt eine Spirale, die Moskitos fernhalten soll und auf wundersame Weise dies auch tut. Wir hören Schritte im Wald, sind ganz ruhig, lauschen. Die Schritte kommen näher. Wir sehen zwei große Ohren, dann einen Kopf. Schwupps, noch einen Sprung, schon steht das Känguru, fast größer als Sabine, auf der Lichtung.
Vielleicht ist es der Rauch der Moskitospirale, es scheint uns nicht wahrzunehmen, ja, es kommt direkt auf uns zugesprungen. Fotoapparat liegt natürlich im Auto. Wir bleiben starr sitzen, kein Wimpernzucken, und beobachten, wie das ausgewachsene männliche Tier in vier Metern Abstand Grashalme kaut. In den letzten Tagen haben wir immer wieder Kängurus und Wallabies im Wald gesehen. Aber sie sind so scheu, dass sie sofort abhauen, wenn ich mit dem Fotoapparat in ihre Richtung ziele. Ein Verhalten, als würden andere mit der Flinte auf sie anlegen.
Bei Vögeln ist es ähnlich. Stundenlang sitzen die roten, gelben, grünen, blauen, bunten Vögel dicht bei uns. Kaum liegt die Kamera auf dem Tisch, sind sie weg. Meine Achtung vor Tierfotografen ist enorm gestiegen. Tage später parken „Birdwatcher“ ihren Ford Falcon neben uns. Harry kennt sie alle, kann ihr Zwitschern nachmachen, kennt ihr Verhalten, sitzt stundenlang in Tarnkleidung hinter einem Bretterverschlag und beobachtet sie mit seinem Fernglas. „Wenn sie sehen, dass du hinter den Bretterverschlag gegangen bist, kommen sie den ganzen Tag nicht. Du musst dich morgens früh vor der Dämmerung im Wald verstecken und dann nicht mehr raus kommen. Dein Kameraobjektiv sieht für sie aus wie ein riesiges Auge. Ist doch klar, dass die Angst bekommen und weg sind.“
Wir sind keine Ornithologen, ich verschweige ihm unsere einfache Einteilung in vier Gruppen: Papageien, alles was bunt ist. Adler, alles was segelt. Spatzen, alles Kleine, was singt. Hühner, alles was auf dem Boden läuft und eine gute Mahlzeit geben würde. Am liebsten sind mir Hühner.
In den Wäldern gibt es Tiere, die sich leichter fotografieren lassen. Das Possum beispielsweise ist neugierig, vor allem futtergierig und überhaupt nicht menschenscheu. Im Gegenteil, selbst Blitzlicht und Scheinwerfer bringen es nicht davon ab, uns vom Baum herab zu beobachten. Stundenlang sitzen wir ruhig da und beobachten uns gegenseitig. Wir sind jedoch nicht nachtaktiv, geben auf und kriechen ins Bett. Genau darauf scheint das Possum gewartet zu haben. Keine zwei Minuten später hören wir, wie es auf unseren Tisch springt und alles, was noch von uns draußen ist, nach Essensresten durchsucht.
Futtergieriges Possum
Schlangen und Spinnen
Eine Braunschlange
Schlangen und Spinnen
Jeder, wirklich jeder, selbst die Australier, warnten uns vor Schlangen und Spinnen. Die Spinnennetze haben manchmal beeindruckende Größen, fast wie kleine Trampoline. Und wenn man eines übersieht, was häufig auf kleinen Waldpfaden vorkommt, klebt einem das Netz an Haaren, Kopf und Armen. Die Spinnen sind klein oder haben normale Größe im Vergleich zu den Spinnen in Deutschland. Manche sind silber oder gelbschwarz, fast schön, die meisten eklig hässlich.
Sabine kreischt jedes Mal, wenn sie sich im Netz verfängt, als wolle die Spinne sie fressen. Zur Beruhigung behaupte ich einfach, ich hätte gelesen, dass alle Spinnen, die Netze bauen, völlig harmlos seien. Nur die Spinnen, die