Das Kartell der Skorpione. Mario Monteiro

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Das Kartell der Skorpione - Mario Monteiro

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Sie ein Honorar für ihn fest und sprechen Sie den Betrag dann mit mir durch.«

      Barrios nickte während er auf das unangenehme Kratzen lauschte, das der Rotstift auf dem Computerblatt verursachte. Unerwartet stieß Cariaga mit dem Stift mehrmals auf die Schreibtischunterlage.

      »Gut Barrios! Wie kriegen wir von jetzt an die Dollar sauber?«

      An dem gequälten Gesicht des alten Mannes war abzulesen, dass es hauptsächlich diese Frage war, die ihn an diesem Morgen nicht zur Ruhe kommen ließ und somit auch von seinem Magengeschwür zur Kenntnis genommen wurde. Dass es mit dem Amerikaner am Ende doch noch Schwierigkeiten geben werde, hatte Barrios schon vor einigen Wochen vorausgesehen. Eine Doppelfunktion der Ethylacetatverschiffungen in San Francisco, die raffinierten Tauschgeschäfte mit den blutrünstigen Chefs in den kolumbischen Anden, die auf diese Weise gleich etliche Millionen sauberkriegen wollten, war zwar Barrios’ eigene Idee gewesen. Nach einigem Hin und Her gab Cariaga auch sein Okay. Doch dann scheiterte alles an einem einzigen Punkt. Und dieser Punkt hieß Anthony McGooley.

      »Bellini wird uns behilflich sein«, tröstete Barrios, obwohl er sich dessen überhaupt nicht sicher war.

      »Ihr Italiano ...«, fragte Cariaga respektlos. Barrios nickte.

      »Ja, der Italiano«, gab er zurück, ohne seinen Partner anzusehen.

      Hatte Cariaga seine eigenen Vorfahren, die vor drei Generationen mit einem Bündel Habseligkeiten unter dem Arm an Bord eines maroden Frachters nach Santos gekommen waren, so schnell vergessen?

      »Ist Ihr Bellini ... ist der Mann denn ...?«

      »Er ist okay«, erwiderte Barrios entschieden, um jeden Zweifel auszuschließen. »Ich verbürge mich für ihn.«

      »So ... Sie verbürgen sich also? Na dann ...«

      Verbürgen. Das war ein Wort, das man nur selten von Barrios zu hören bekam. Cariaga räusperte sich und es hörte sich an, als erwarte er, weiteres zu erfahren.

      »Ein blitzsauberes Dreiecksgeschäft zwischen den USA und Italien, mit Luxemburg dazwischen. Dazu müssen wir ...« Barrios verfiel in seinen gewohnten Anlauf, um das Verfahren haargenau zu erklären. Cariaga winkte ab. »Später dann ... später.«

      Barrios besah sich seine Fingernägel. Schade, dass der Mann heute Morgen für nichts einen Sinn hatte als für bohrende Fragen, auf die man nicht immer die passende Antwort hatte. Außerdem kostete es Barrios Nerven genug, seinen Widerwillen zu verbergen und dabei beobachten zu müssen, wie sich Cariaga darauf vorbereitete, Gefälligkeits-Honorare reihenweise zusammenzustreichen.

      Lächerliche Sümmchen, dachte Barrios, die sie monatlich an Menschen zahlten, die entweder am Hungertuch nagten oder einfach charakterlos genug waren, um für eine Handvoll Greenbacks alles zu machen, was man von ihnen verlangte.

      So oder so. Cariaga konnte es gleichgültig sein, da man sie, von wenigen Ausnahmen abgesehen, wie alte Glühlampen ersetzen konnte. Mit dem Italiener, den ihm Barrios an den Konferenztisch zu setzen beabsichtigte, wird es sicher nicht ganz so einfach sein.

      Die raffinierten Kniffe, mit denen der Kerl ankam und dann die Art, wie er sie präsentierte. Während stundenlanger Meetings zog dieser smarte Früchtehändler einen Trick nach dem anderen aus dem Ärmel. Der reinste Zauberkünstler.

      Nur Bellini könne die aufgestauten Probleme, die mit Millionensummen unerklärlicher Herkunft zusammenhingen, sicher lösen, versprach Barrios. Und nicht nur das. Selbst weitere Gewinne könnten dabei in die Kassen des Kartells geschaufelt werden.

      »Was ist denn mit diesem Delegado«, ärgerte sich Cariaga, offenbar ohne den Triumph in den Augen seines Beraters zur Kenntnis genommen zu haben.

      »Delegado Franciso Silveira?« Barrios zuckte mit den Schultern und lächelte vorsichtig.

      »Er hat Schwierigkeiten ... privater Art. Streitereien in der Familie. Geldgeschichten natürlich. Vielleicht sogar Scheidung.«

      Das war zwar reichlich übertrieben und außerdem völlig belanglos, wie Cariaga meinte. »Seine eigenen Probleme«, mokierte sich Cariaga.

      Barrios war anderer Ansicht, ganz besonders was Silveira betraf.

      »Der Mann hat sich da in ein paar deftige Probleme verwickeln lassen«, machte er unbeirrt weiter. »Eine von den Weibern nimmt ihn gehörig aus und jetzt will seine Frau wissen, wo das ganze Geld geblieben sei.«

      Cariagas Miene verfinsterte sich, als er auf die Liste blickte. Wenn Barrios so anfing, dann war abzusehen, worauf er hinauswollte.

      »4o.000 Dollars ... jeden Monat!« Das Kinn Cariagas sprang bedrohlich nach vorne. Hatte Barrios eigentlich die letzte Spur an Verstand verloren? Oder hatte er Silveira bereits Versprechungen gemacht und wusste jetzt nicht, wie er da herauskommen sollte?

      »Unmöglich«, war Cariagas knapper Kommentar. Kürzung um eine Null. Barrios zwang sich, kühl zu bleiben.

      »Denken Sie doch mal, was wir den anderen zahlen«, erinnerte Cariaga. Irgendwo müssten Grenzen gezogen werden. Barrios sah demonstrativ an die Wand. Sollte er sich wochenlange Vorarbeiten durch einen einzigen Strich Cariagas vermasseln lassen? Seit drei Monaten hatte er den Polizeichef in der Zange. Mit einer Stichelei bei einem der wöchentlichen Tanzabende im Korps hatte er die Offensive eingeleitet. Silveira sei zu fett und müsse endlich etwas für seine Figur tun, witzelte Barrios. Eine Woche später hatte er den ehemaligen Polizeikameraden im ›Paratí‹ und Silveira schien allen Ernstes entschlossen, seinem Wanst ein Ende zu machen. Drei mal wöchentlich kam er ins Institut. Den Rest besorgte Eleonora. Die attraktive Gattin ließ sich gerne überzeugen. Dabei schien sie der gelegentliche Flirt Silveiras mit dem jungen Ding nicht einmal sonderlich zu stören. Sie selbst nahm es ja auch nicht so genau. Nur die Kohlen müssten stimmen, beschwerte sie sich.

      Barrios lächelte taktvoll. Sie könnten es doch viel schöner haben, machte er ihr klar. Wenn Francisco nur nicht so pingelig wäre.

      Plötzlich streckte sie sich.

      »Ach Barrios«, stöhnte sie und gab ihm einen vertraulichen Kuss auf die Stirn, während Silveira noch unter dem Muskeltrainer Schweißtropfen produzierte.

      »Wenn du nur wüsstest ...«

      Barrios lächelte und winkte ab. Dann rechnete er ihr vor, was dabei herauskommen könnte.

      Von da an hatte Silveira keine Ruhe mehr. Barrios bearbeitete ihn Tag für Tag und Eleonora in der Nacht. Sie hätte allmählich genug von den d00fen Weibern im Korps und wolle in den Country-Club zum Golfen. Natürlich könnten sie sich dort mit ihrer alten Kutsche nicht sehen lassen und die meisten Kollegen Silveiras säßen schon längst in noblen Importkarossen.

      »Guck dich doch endlich um, wie die das machen«, quälte sie ihn. Dann ließe sich die Scheidung vielleicht doch noch vermeiden und die koste schließlich auch ein Schweinegeld.

      Barrios wandte seinen Blick von der Wand ab und blickte ungerührt in Cariagas versteinertes Gesicht. Abwehrend hielt er ihm die Hände entgegen.

      »Ich weiß, ich weiß«, sagte er beschwörend. Für die ungezählten Manöver, mit denen Barrios einen Polizeioffizier nach dem anderen an Land zog, interessierte sich Cariaga meistens nicht. Nur finanzielle Erfolge zählten und das Riesenfass an Schmiergelder durfte nicht überlaufen.

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