Das Kartell der Skorpione. Mario Monteiro
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Das Kartell der Skorpione - Mario Monteiro страница 9
»Also«, kam es hart über den Tisch. Und dann noch einmal: »Also?«
Cariaga klopfte mit dem Kugelschreiber auf den Bogen. Barrios ließ seine Neuronen funken.
»Silveira hat über 200 Haftbefehle auf seinem Tisch!«
»Was für Haftbefehle?«
»Leute von uns. Dealer, Banker, einen Cessna-Piloten.«
Die Information schlug wie eine Bombe ein.
»Zwei...hun...dert?«, fragte Cariaga ungläubig.
»Mindestens.« Barrios wagte vorsichtiges Grinsen. »Letzte Woche war ich in Silveiras Büro. Dabei ließ er mich ein bisschen in seinen Akten blättern. Wohl nicht ganz ohne Absicht seinerseits. Da steht eine ganze Batterie von unseren Leuten drin. Wichtige Männer, Senhor Cariaga. Okay! Silveira versprach mir, nicht einen Einzigen zu verhaften!«
»Warum eigentlich nicht?«
»Natürlich hängt das mit der Prämie zusammen.«
Der Anwalt presste die Lippen zusammen. Sein schmächtiges Kinn nach vorne schiebend, betrachtete er sich die Höhe des eingesetzten Betrages, während Barrios Daumen und Zeigefinger aneinander rieb.
„... Wenn er die Burschen nicht finden kann ... wenn die Adressen nicht stimmen ... wenn sie informiert werden, bevor das Kommando losfährt, um sie abzuholen. Wie sollen sie dann verhaftet werden?«
»Mhm.«
»Und außerdem ...«
»Ja, was denn noch?«, fragte Cariaga gereizt. »Was gibt’s denn noch?«
Barrios wusste, dass er die Gefahr, in der er sich jetzt befand, nicht unterschätzen durfte. Cariaga erwartete sofortige Antwort, und zwar mit einem unwiderlegbaren Argument.
»Francisco Silveira ist mit Richter Parotti verschwägert«, platzte er heraus. Die Nachricht, der Staatspräsident sei soeben ermordet worden, hätte den Anwalt nicht empfindlicher schocken können.
»Was ...?« Er schien nach Luft zu schnappen. »Sie wollen behaupten, dass diese Eleonora Silveira die Schwester von Richter Parotti ... Mann ... und damit kommen Sie erst jetzt?«
»Ich weiß es erst seit letzter Woche«, log Barrios. »Aber es gibt keinen Zweifel. Sie ist seine Schwester. Übrigens seine einzige.«
Cariaga schien es noch immer nicht glauben zu wollen. Dann lachte er schallend. Unkontrolliert und außer sich, so wie ihn seine Umgebung nur selten erlebte, dröhnte Cariagas Gelächter über den Tisch. In einem Anfall rasender Heiterkeit warf er den Rotstift auf die Liste.
»So ist das also!« Fassungslos verschränkte er die Arme und sah Barrios mitten ins Gesicht. »Dieser widerspenstige, aufgeblasene Parotti, der seine Fratze jedes Mal vor die Kamera streckt, sobald er wieder so ein mickriges Dealerchen ins Gefängnis schicken kann ... das also ist der Schwager von ... von Ihrem Silveira?«
»Genau der«, bestätigte Barrios und schien aus der Gefahrenzone heraus zu sein. Cariaga spielte mit dem Rotstift.
Wer kannte ihn nicht, den dicken, redegewandten Juristen, populär und zugleich mit seiner unersättlichen Gier, bei jeder Gelegenheit in der Öffentlichkeit zu erscheinen und Millionen vor den Fernsehapparaten zu beeindrucken. Als ob Parotti allein in der Lage wäre, mit den Burschen in den Bergen abzurechnen. Ärgerlich schüttelte Cariaga den Kopf. Barrios war seiner Sache sicher. Nur noch ein leichter Druck und dann ...
»Wie ich höre soll Parotti Ende des Jahres pensioniert werden. Man sagt, er wolle eine Anwaltspraxis aufmachen.«
»Natürlich.« Cariaga grinste an die Decke. »Typisch Parotti! Verschwägert sind die beiden und jetzt geht der Kerl in Pension.«
Als ob er die Pläne des Kartells durchkreuzen könnte. Ganz im Gegenteil! »Gott sei mit ihm!«, beendete Cariaga das Thema. Dennoch, einfach zuzugeben, dass man in diesem Fall vor einer ganz anderen Situation stehe, fiel Cariaga nicht leicht. »Trotzdem«, fing er noch einmal an, »so einen Haufen für Silveira ... ganz allein für Silveira ...«
Barrios dachte nicht daran, aufzugeben.
»Die Haftbefehle«, erinnerte er. Ganze LKWs voll könne Silveira hinter Gitter schicken, wenn er nur wolle. Cariaga schien ins Leere zu blicken. In Wirklichkeit war er mit seinen Gedanken bei einem Untersuchungsrichter, der in irgendeiner Amtsstube saß und einen Haftbefehl nach dem anderen ausstellte.
»Und was? An was denken Sie?«, fragte Cariaga völlig unerwartet. Barrios fühlte sich ertappt. »Sie wollen doch nicht etwa Parotti engagieren?«
Barrios lachte befreiend. »Nicht so direkt natürlich. Nur ihn ab und zu ... sagen wir mal ... ihn um eine kleine Gefälligkeit bitten ... Silveira würde das sehr gerne für uns arrangieren.«
Cariaga schien immer noch an etwas herumzuschrauben.
»Warum eigentlich nicht«, erwiderte er endlich. »Und später, wenn Parotti seinen Abschied einreicht ... Barrios! Vielleicht haben Sie Recht. Parotti muss doch Kunden haben, wenn er seine eigene Praxis aufmachen will. Leute die zahlen können.« Cariaga grinste über den Tisch. »Das braucht er vor allem! Freunde genug hat er doch im Justizpalast.«
Barrios atmete auf.
»Die hängen doch aneinander wie die Kletten. Zweihundert Haftbefehle hat er auf dem Tisch? Sagten Sie wirklich zweihundert?«
»Über zweihundert«, verbesserte Barrios, »und jede Woche kommen noch ein paar dazu.«
Zweihundert! Cariaga überlegte angestrengt. Was ihm selbst dabei durcheinander purzeln könnte. Das musste unter allen Umständen vermieden werden. Er hakte den Namen Silveiras ab.
»In Gottes Namen! Zahlen wir eben, wenn es nicht anders geht!«
Schließlich war Silveira nicht der einzige.
»Constantinos zum Beispiel!« Cariaga klopfte auf die Schreibtischplatte. „... Constantinos der Grieche«, filosofierte er.
»Naturalisierter Brasilianer«, bemerkte Barrios. »Seit einem halben Jahr hat er`s zum Generalinspektor im Hafenamt gebracht. Übrigens ... er war uns schon mehrmals behilflich.«
»Ja ja«, brummte Cariaga. »Geht in Ordnung.«
»Außerdem, Constantinos und Periston sind dicke Freunde.«
»Periston?« Cariaga wühlte in seinem Gedächtnis.
»Vom technischen Dienst«, half Barrios weiter. »Natürlich hat der Mann überall grünes Licht. Letztes Mal hat er nichts gehört und nichts gesehn, als der Tote aus dem Kranhaus auf die Kaimauer stürzte ... Sie erinnern sich?«
Cariaga machte ein Gesicht, als habe er zwei saure Gurken auf einmal verschluckt.
»Obwohl der doch droben Im Kranhaus gar nichts zu suchen hatte«, machte Barrios unbeirrt weiter. »Fürchterlich