Kalte Zukunft. Benjamin Blizz

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Kalte Zukunft - Benjamin Blizz

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mittlerweile in Flammen, und der Anblick trieb ihr Tränen der Verzweiflung in die Augen. Was auch immer für den Brand verantwortlich war, ob menschliches oder technisches Versagen, es gefährdete nicht nur die Zukunft des Unternehmens, sondern auch ihre ganz persönliche. Das Projekt, an dem sie auf dem Stützpunkt in Deutschland arbeitete, war ihre Erfindung und tausendmal wichtiger als jedes gottverdammte Sonnenkraftwerk in einem afrikanischen Schurkenstaat. Die Daten durften auf keinen Fall verlorengehen.

      Sie zwang sich, wieder an die Gäste zu denken und trieb sie weiter voran. Das Knirschen und Krachen umstürzender PECS-Module kam immer näher.

      Sie rannte nach links. »Hier entlang!«

      Der Wartungszugang war nun in greifbarer Nähe. Nur zwei-, dreihundert Meter und sie hatten es geschafft. Die Gäste begannen bereits zu schwächeln, doch die Aussicht, bei lebendigem Leib verbrannt zu werden, ließ sie auch das letzte Stück der Strecke überwinden.

      Hinter ihnen brach die Hölle los.

      Kapitel 13

      Ein markerschütterndes Donnern drang durch Shanes Ohren zu seinem schlafenden Gehirn vor. Die reale Lautstärke der akustischen Reize wurde durch den Restalkohol und einen Albtraum, den er noch immer durchlebte, unnatürlich verstärkt. Zu dem Donnern gesellten sich ein tiefes, Schmerzen bereitendes Brummen und ein nervtötendes Klingeln. Die einzelnen Geräusche verschmolzen zu einer Kakofonie des Grauens, und leuchtende Walküren auf gepanzerten Streitrössern sprengten in Shanes traumhafter Phantasie aus den Toren Walhallas. Die Donnerhufe der Apokalypse!

      Schweißgebadet erwachte er und fand sich kerzengerade in seinem Bett wieder. Das Donnern wurde erträglicher, verschwand allerdings nicht. Bevor er auch nur die Augen aufschlagen konnte, spürte er, dass etwas nicht stimmte. Das Klingeln waren Alarmsirenen, die er in seinem Albtraum auf groteske Weise interpretiert haben musste. Torkelnd, und mit Schwärze vor den Augen, sprang er aus dem Bett.

      Er fand das Touchscreen für die Lichtkontrolle und regelte es hoch. Links oben an der Decke leuchtete bedrohlich eine rote Warnlampe. Was ging hier vor sich? Eine unterschwellige Panik, die ihn wie eine Schlingpflanze in den Würgegriff nahm, ergriff von ihm Besitz. Unwillkürlich musste er an die mysteriösen Virenangriffe und Systemschwierigkeiten denken, von denen ihm Fritzsch erzählt hatte. Eilig streifte er seinen Schlafanzug ab und schlüpfte in Jeans und ein schwarzes T-Shirt; beides hatte zusammengeknautscht auf dem Boden gelegen. Dreißig Sekunden später verließ er das Zimmer.

      Der in Rot- und Goldtönen gehaltene Korridor lag verlassen, ja fast schon gespenstisch leer vor ihm. Unaufhörlich schrillten die Sirenen, und das rote Leuchten erinnerte ihn entfernt an einen alten U-Boot-Kriegsfilm, in dem soeben der erste Angriff erfolgt war. Der tonnenschwere Stahlkoloss müsste sich nun zur Seite neigen und zu sinken beginnen – das Hotel blieb jedoch glücklicherweise an Ort und Stelle.

      Als er das Treppenhaus hinter sich gelassen hatte, änderte sich Shanes Stimmung abrupt. Dutzende Hotelangestellte rannten gehetzt durch die Gegend, telefonierten oder sprachen mit Technikern in blau-weißen Overalls. Ein Geruch, den er zuerst der Küche zugeschrieben hatte, stieg ihm in die Nase. Es roch brenzlig, sogar sehr brenzlig.

      Die Techniker und Sicherheitskräfte versammelten sich am Durchgang zum Solarkontrollzentrum und starrten gebannt auf die schweren Stahlschotten. Was machten sie da? Warum öffnete niemand den Durchgang? Die Antwort erhielt er wenige Sekunden später, als sein Bewusstsein die Ereignisse in einen sinnvollen Zusammenhang brachte.

      Es war bereits später Vormittag, die Präsentation, von der ihm Estella noch gestern Abend vorgeschwärmt hatte, hatte er also verpasst, aber der Rest der Gruppe musste sich auf der anderen Seite der Stahlschotten befinden. Und der stechende Geruch in der Luft ließ keinen Zweifel daran, dass es brannte.

      Estella!

      Kalter Schweiß lief Shane den Rücken herunter. Wenn ihr etwas zustieß …! Schuldgefühle suchten ihn heim. Wäre er doch nur rechtzeitig aufgestanden!

      Bill Fritzsch, der hünenhafte Sicherheitschef, stürmte heran und stieß die Techniker beiseite, die sich an der Türsteuerung zu schaffen machten.

      »Alle mal herhören!«, brüllte er und baute sich vor der versammelten Mannschaft auf. »Die Löschkräfte gelangen nicht ins Innere des Kontrollzentrums. Alle Zugänge sind verriegelt.«

      »Unmöglich! In einem Brandfall schalten sich die Verriegelungen automatisch ab. Sie dürften überhaupt nicht aktiviert sein«, erwiderte einer der Senior Chiefs von der Technikcrew.

      »Sie sind es aber, ob es uns nun gefällt oder nicht! Sehen Sie zu, dass Sie das in den Griff bekommen.«

      Der Senior Chief wollte bereits davoneilen, als ihn Fritzsch noch einen Moment zurückhielt. »Was ist mit den Überwachungskameras? Können wir ermitteln, wo sich die Gäste zu diesem Zeitpunkt aufhalten?«

      Der grauhaarige Mann schüttelte den Kopf. »Alle Kameras sind ausgefallen, selbst die im Hotelbereich.«

      Shane drängte sich durch die Menge und schnitt Fritzsch das Wort ab. »Sind sie dort draußen?«

      »Wir wissen nicht, wo sich die Gäste zurzeit aufhalten oder ob sie es bis zum Gebäude zurückgeschafft haben. Sicherheitskräfte sind bereits auf dem Weg, aber sie können das Gelände nicht betreten, solange die Kollektoren überlasten.«

      »Dann schalten Sie sie ab.«

      »Wenn wir jetzt abschalten, riskieren wir, dass die gesamte Kollektorfläche beschädigt wird.«

      »Zum Teufel mit den Kollektoren, da draußen befinden sich Menschen!«, brüllte Shane.

      »Wir tun unser Möglichstes«, entgegnete Fritzsch ausweichend.

      »Vielleicht ist Ihr Möglichstes ja nicht genug«, meinte Shane grimmig. »Können die Löschkräfte das Kontrollzentrum denn nicht von hier aus erreichen?«

      »Nein, sie hätten keinen Zugang zu den Hydranten.«

      »Europäische Sicherheitsauflagen gelten hier draußen wohl nicht«, bemerkte Shane sarkastisch. »Aber lassen wir das. Wir müssen uns zum Kontrollzentrum durchkämpfen. Vielleicht hat die Gruppe es nie verlassen und sie sind jetzt dort gefangen.«

      Fritzsch wollte schon den Kopf schütteln, doch da blitzte etwas in seinen Augen auf.

      »Williams, Atemmasken!«, befahl er. Dann drehte er sich mit einem kritischen Gesichtsausdruck zu Shane herum. »Ich gehe, aber Sie bleiben hier.«

      »Versuchen Sie doch, mich aufzuhalten«, sagte Shane entschlossen. Er würde nicht tatenlos herumsitzen, während Estella möglicherweise in einem brennenden Gebäude eingeschlossen war.

      Als er die Entschlossenheit in den Augen seines Gegenübers sah, knickte Fritzsch ein. »Sie brauchen vernünftige Kleidung«, stellte er ohne weitere Umschweife fest.

      Williams kehrte in der Zwischenzeit mit zwei Atemgeräten und Brandschutzanzügen zurück.

      »Ich hoffe Sie wissen, worauf Sie sich da einlassen«, meinte Fritzsch.

      Drei Minuten später standen sie in voller Montur abwartend vor dem Stahlschott, das das Hotel von dem Forschungskomplex trennte. Sie mussten sichergehen, dass keine Flammenwand durch das Schott schlug, sobald es geöffnet wurde. Einer der Techniker gab Entwarnung.

      »Sie

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