Bis ich dich endlich lieben darf. Denise Hunter
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Und tatsächlich erblickte Riley sie in einer fernen Ecke. Eden stand ein wenig abseits vom Tisch, während Lucy sich gerade zu einem Stoß fertig machte.
„Hey, guck mal“, sagte Zac. „Lucy wird immer besser. Vergiss nicht, dass wir dich letzte Woche geschlagen haben.“
„Ach, das war doch Anfängerglück“, entgegnete Beau, woraufhin Zac nur die Augen verdrehte.
„Ich muss noch mal wohin. Könnt ihr mir bitte einen Buffalo-Chicken-Salat bestellen?“, fragte Paige jetzt.
Riley sah ihr kurz nach, bevor er sich wieder der Speisekarte zuwandte.
„Seit wann geht sie denn auf öffentliche Toiletten?“, fragte Beau und sah ihr mit gerunzelter Stirn hinterher.
Es wurmte Riley, dass sein Bruder Paige so gut kannte, aber Beau und Paige waren schließlich eine ganze Weile zusammen gewesen. Nichts war für Riley so schlimm gewesen, wie dabei zuschauen zu müssen, dass sich die Liebe seines Lebens in seinen älteren Bruder verliebte. Er hatte sich nur freiwillig zur Army gemeldet, weil er nicht hatte haben können, was er sich am allermeisten gewünscht hatte. Aber dadurch hatte er nur erreicht, dass er es nie bekommen würde. Die Ironie dieses Zusammenhangs war ihm durchaus bewusst.
„Sie geht gar nicht zur Toilette“, sagte Riley. „Das ist nur ein Vorwand, um eventuelle Hindernisse auf dem Weg zur Herrentoilette zu entfernen für den Fall, dass ich hinmuss.“ Genauso wie sie im Erdgeschoss ihres Hauses alle Teppiche entfernt, jedes Kabel weggeräumt und alles auf Augenhöhe geräumt hatte, was er vielleicht benötigen könnte.
„Sie versucht doch nur, dir zu helfen“, sagte Zac.
Riley merkte, wie sich sein Unterkiefer verspannte. Er wollte weder Paiges Hilfe noch ihr Mitleid. Er wollte nicht, dass sich die Frau, die er liebte, um ihn kümmerte, als wäre er ein Behinderter. Er wollte voll intakt und selbstständig sein. Er wollte sein blödes Bein wiederhaben.
„Hey“, sagte Beau jetzt. „Du machst das alles so großartig und läufst schon wie ein Profi an diesen Dingern.“
Ja, klar. Er war ein echter Profi. Noch vor einem Monat hatte er zehn Kilometer in voller Kampfmontur rennen können, und jetzt musste er wieder laufen lernen wie ein Kleinkind.
Er zwang sich zu einem Lächeln. „Ja, echt schnell, nicht?“
„Wart’s ab, eh du dich versiehst, gehst du wieder auf Hummerfang“, sagte Beau.
Daraufhin sah Riley ihn nur an, stieß ein trockenes, freudloses Lachen aus und sagte: „Ja, klar.“
„Wieso denn nicht?“, fragte Zac. „Beinamputierte können doch heutzutage alles Mögliche machen. Sieh dir doch nur mal all die Läufer bei den Paralympics an.“
Riley schaute ihn daraufhin finster an. Im Moment war es ja schon illusorisch, aus eigener Kraft und ohne Hilfsmittel auch nur einmal durch den Raum zu gehen, und seine Zukunft kam ihm ungefähr so strahlend vor wie ein schwarzes Loch.
Na, so viel dann also zu „all dem Guten“, das du mit mir vorhast, was, Gott? „Gedanken des Friedens und nicht des Leids“? „Hoffnung und Zukunft“?
Ja klar.
„Wieso denn nicht?“, fragte Beau. „Es gibt doch keinen Grund, wieso du nicht wieder Fischen gehen solltest.“
Auf welchem Planeten lebte sein Bruder eigentlich? „Ja, und bei meinem Glück verliere ich dann auch noch eine Hand in der Takelage. Vielen Dank auch. Den Rest meiner Gliedmaßen würde ich eigentlich ganz gerne behalten. Ich habe nämlich keine mehr übrig.“
In dem Moment kamen die Mädels aus dem Billardraum zurück an den Tisch und quetschten sich auf die gegenüberliegende Bank, sodass die Anspannung am Tisch etwas nachließ.
„Wo ist denn Micah?“, fragte Zac jetzt, denn Eden hatte sonst eigentlich fast immer ihren siebenjährigen Sohn dabei.
„Mein Vater hat ihn mit zum Angeln genommen. Das heißt, dass sie eine Viertelstunde die Angel ins Wasser halten und dann aufgeben und Eis essen gehen.“
„Ganz schön schlau, die Jungs“, bemerkte Lucy. „Es gibt doch nichts Besseres als eine Kugel Eis. Außer zwei Kugeln.“
Zac stupste seine Frau an und sagte dann mit zärtlichem Blick: „Ich erinnere mich an eine gewisse Person, die mir eine Kugel Eis in hohem Bogen auf den Schoß befördert hat. Wenn ich mich recht erinnere, führte dieser Zwischenfall zu einem ziemlich süßen und langen ersten Kuss.“
Sie lächelte ihn an, und ihr Blick wurde ganz weich. „Eine Frau muss eben tun, was eine Frau tun muss.“
Riley massierte sich währenddessen abwesend den Beinstumpf. Zacs und Lucys gemeinsame Geschichte war lang und kompliziert. Sie waren verlobt gewesen, bis Lucy ihn eine Woche vor der Hochzeit einfach hatte sitzen lassen und spurlos verschwunden war. Dann war sie Monate später wieder aufgetaucht, hatte aber ihr Gedächtnis verloren, sodass sie sich nicht einmal mehr daran erinnern konnte, dass sie Zac verlassen hatte. Sie war immer noch in ihn verliebt gewesen und davon überzeugt, dass sie demnächst heiraten würden. All den Aufruhr hatte Riley gar nicht miterlebt, weil er zu der Zeit bereits im Einsatz in Afghanistan gewesen war. Doch irgendwie schienen die beiden die ganze Geschichte gut bewältigt zu haben, und die frischgebackenen Eheleute sahen sich immer noch in die Augen, als wären sie allein auf der Welt.
Beau rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her und sagte schließlich: „So, jetzt ist aber gut – sonst nehmt euch doch ein Zimmer.“
Daraufhin lächelte Zac ihn provozierend an, tat, als ob er wirklich aufstehen wollte, und sagte: „Wenn du darauf bestehst …“
Aber Lucy gab ihrem Mann einen Stoß in die Rippen und sagte lachend: „Jetzt hör schon auf damit.“
Beau schaute Eden finster an und fragte: „Wie viele Tage sind es eigentlich noch bis zu unserer Hochzeit?“
„Halte durch, mein Schatz“, antwortete Eden. „Nur noch zwei Monate.“
Beau schloss die Augen. „Monate. Was war noch mal der Grund, weshalb wir so lange warten?“
„Dass sie noch genügend Zeit hat, um zu merken, was für einen Riesenfehler sie macht“, antwortete Zac.
Beau warf seinem Bruder einen kurzen Blick zu, während Paige zurückkam, gegenüber von Riley in die Sitzbank rutschte und die anderen beiden Frauen begrüßte.
„Stimmt es, was ich über das Tierheim gehört habe?“, fragte Lucy bestürzt.
Riley sah Paige daraufhin durchdringend an. Sie waren die ganze Woche zusammen gewesen, die meiste Zeit zu zweit, und sie hatte nicht einmal andeutungsweise etwas davon gesagt, dass es Probleme gab. „Was ist denn mit dem Tierheim?“, fragte er.
Paige lächelte angestrengt, und ihr Blick ging flackernd in der Gruppe umher.
„Ach, wir haben nur ein paar finanzielle Probleme, sonst nichts.“
„Charlotte hat gesagt, dass sie das Tierheim schließen muss“,