Panitzsch. Группа авторов

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Juni 1933 teilte Bürgermeister Haase der Amtshauptmannschaft Leipzig mit, dass „im Zuge der Gleichschaltung die drei SPD-Mitglieder ihre Sitze niedergelegt hatten ...“ Durch die veränderten politischen und rechtlichen Bedingungen „verzichtete“ die SPD auf eine Listennachfolge. Die freien Sitze wurden nicht mehr besetzt, so dass sieben NSDAP-Mit-glieder allein in der Gemeindevertretung verblieben.

       Im Rahmen der Vorbereitung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin wurden in Panitzsch die Verwaltungen und Organisationen erfasst, die im weitesten Sinne mit dem Sport verbunden waren.

      Bürgermeister Haase übernahm bis 1935 wieder den Vorstandssitz in diesem Gremium. Erster und zweiter Stellvertreter wurden Otto Prinz und der Kaufmann Otto Sicker. Bürgermeister Haase versicherte gegenüber der Amtshauptmannschaft Leipzig am 18. Mai 1933, dass „sämtliche Herren … nationalsozialistischer Gesinnung“ waren. Von Mai 1933 bis Mai 1936 übte der Ortsgruppenleiter der NSDAP, der Bankbeamte Otto Prinz, außerdem das Amt des 1. Stellvertreters des Bürgermeisters aus. Prinz meldete sich 1941 freiwillig zum Dienst in der Wehrmacht und wurde deshalb am 12. Juli 1941 von seinem Amt als Gemeinderat entbunden.

      Die Deutsche Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 vereinheitlichte das Kommunalrecht in ganz Deutschland. Zwar blieb de jure die kommunale Selbstverwaltung erhalten, jedoch erfolgte die Festlegung der Befugnisse und Stellung des „Gemeindeleiters“ nicht nur im Sinne des Zentralstaates, sondern im Sinne des Führerprinzips. Die Leiter der Gemeinden wurden als Bürgermeister nicht mehr gewählt, sondern berufen. Die Funktion der bisherigen Stellvertreter wurde beibehalten, aber in „Beigeordnete“ umbenannt. Die beiden Beigeordneten waren künftig wie die Gemeinderäte immer NSDAP-Mitglieder. Zum 1. Beigeordneten wählten die Gemeinderäte im Mai 1936 den Gutsbesitzer Arthur Achilles, der gleichzeitig Ortsbauernführer war.

      1938 wurde Haase auf Vorschlag des NSDAP-Kreisbeauftragten durch den Leipziger Amtshauptmann für weitere 12 Jahre als Bürgermeister ernannt. Seine Dienstzeit hätte dann bis zum 1. April 1950 gedauert. Als Haase sich Ende 1941 aus privaten Gründen nach seiner Scheidung als Amtskommissar „zur Aufbauarbeit nach Polen“ meldete, berief der Gemeinderat den Verwaltungsobersekretär Walter Eckelt als ständigen stellvertretenden Bürgermeister, der allerdings im März 1944 ebenfalls zum Kriegsdienst einberufen wurde. Bis Haase Mitte 1944 nach Panitzsch zurückkehrte, nahm ein Beamter aus Taucha die Amtsgeschäfte in Panitzsch wahr. Haase beging am 1. April 1945 zwar noch sein 45-jähriges Dienstjubiläum im Ort, wurde allerdings zum Kriegsende abgesetzt und „verzog nach Westdeutschland“.

      Auch in Panitzsch kam es während der NS-Diktatur zur Strafverfolgung und -verurteilung politisch Andersdenkender, zu Verdächtigungen und Denunziationen wie die folgenden Beispiele zeigen. Aus einer Mitteilung des Amtsgerichts Taucha an die Gemeinde Panitzsch vom 27. September 1933 geht hervor, dass der Arbeiter Friedrich Ernst Paschi, geb. 7. Juli 1915 in Panitzsch, wohnhaft in Panitzsch, Sehliser Str. 56, wegen „Zusammenhaltens eines aufgelösten marxistischen Verbandes ...“ am 20. Juli 1933 zu einem Monat Haft verurteilt wurde, die in eine Bewährungsstrafe bis zum 1. August 1935 umgewandelt wurde. Verurteilt wurde ebenso der Arbeiter Willy Wilhelm Friedrich Book (geb. 29. Januar 1906 in Priester), damals wohnhaft in der Langen Straße 33 in Panitzsch. Seine Strafe wurde ebenfalls auf Bewährung ausgesetzt. Über das weitere Schicksal dieser Personen ist bisher nichts bekannt. Die seit 1929 in Panitzsch tätige und engagierte Ärztin Dr. Margarete Blank wurde denunziert und am 28. Februar 1945 in Dresden hingerichtet. Die nationalsozialistische Propaganda führte sogar soweit, dass im Herbst 1944 in Panitzsch eine Tochter ihren eigenen Vater wegen des Abhörens feindlicher Sender im Radio anzeigte.

      Während der Zeit der NS-Diktatur etablierten sich in Panitzsch verschiedene NS-Organisationen und -gruppierungen. Diese Gremien waren besonders intensiv in die Vorbereitung und Durchführung des ersten Heimatfestes „1267 – 1937. Panitzsch“ vom 17. bis 19. Juli 1937 eingebunden, das ganz im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung stattfand. Die sechsmonatige Vorbereitung lag in der Hand eines Hauptausschusses (Vorsitzender Bürgermeister Haase) und verschiedener Arbeitsausschüsse wie Wirtschaft/Vierjahresplan, Ortsschmückung, Platzorganisation, parteiliche Veranstaltungen, Werbung bei Handel und Gewerbe und musikalische Ausgestaltung. Unter maßgeblicher Ägide der Funktionäre der nationalsozialistischen Organisationen wie NSDAP, SS, SA, HJ, BDM, Ortsbauernschaft und dem Vorsitzenden des Sportvereins wurde das Festprogramm erstellt sowie die Schmückung des Ortes mit „Illuminationslämpchen“, Dauergirlanden und Hakenkreuzfähnchen bindend festgelegt.

       Titelseite des Festprogramms des Heimatfestes 1937.

      Zur Verschönerung des Ortsbildes sollten die Panitzscher ihre Zäune reparieren und schadhafte Stellen an Gehwegen ausbessern. Hauptveranstaltungsorte waren die Heimatfestwiese und die Festhalle (Reithalle). Im Rahmen des Festumzuges am dritten Festtag waren 34 gestaltete Bilder aus der Panitzscher Ortsgeschichte zu sehen. Am Abend führte die Panitzscher Laienspielgruppe das Singspiel „Auf Befehl des Königs“ aus der Zeit Friedrichs des Großen auf. Die Sportwettkämpfe waren zum Teil militärisch geprägt wie der 20-km-Gepäckmarsch, den die Tauchaer SA gewann. Obwohl die Große Leipziger Straßenbahn während der Festwoche aus Kostengründen keinen Omnibusanschluss einrichtete, konnte Panitzsch doch tausende Besucher anziehen. Das von Heinz Quirin, einem damaligen Geschichts- und Geografiestudenten an der Universität Leipzig, im Rahmen des Reichsberufswettkampfes 1936/37 gestaltete „Heimatbuch“ mit historischen Abhandlungen wurde ebenso gut verkauft wie die Werbepostkarten, wie der Rechnungsabschluss des Hauptausschusses gegenüber der Gemeinde 1940 belegte. Am 20. Dezember 1938 wurde in der Panitzscher Schule eine NS-Gemeindebücherei mit einem Bestand von 150 Bänden eingerichtet, die an Sonntagvormittagen geöffnet hatte.

       Aufnahme aus dem Festzug 1937

       Kriegsauswirkungen 1939 bis 1945

      Nach dem Kriegsbeginn im September 1939 zeichneten sich in Panitzsch erst allmählich Veränderungen im Alltag ab. Der Bürgermeister wurde mit einer Flut von Anfragen und Festlegungen der NSDAP-Kreisleitung sowie der Kreisverwaltung konfrontiert, zu denen in der Regel kurzfristige Meldungen zu erfolgen hatten. Dazu gehörte selbst die scheinbar lapidare Antwort des Bürgermeisters Haase an den Landrat vom 4. Juni 1940, die „keine Juden in der Gemeinde“ vermeldete. Ob die Benennung von Sprachkundigen als Dolmetscher und Übersetzer im Dezember 1940, von denen einzelne Panitzscher Englisch, Polnisch, Französisch, Spanisch und Neugriechisch beherrschten, tatsächlich zum Einsatz für kriegswichtige Aufgaben führte, ist nicht überliefert. Im November 1941 musste die Bronzeglocke der Volksschule Panitzsch mit einem Gewicht von 35 kg abgenommen und der Metallsammlung zugeführt werden. Sogar eine Arrestzelle für entwichene Kriegsgefangene und Ausländer war im Juli 1942 einzurichten. Polnische Zwangsarbeiter arbeiteten nicht nur auf dem Rittergut Cunnersdorf oder beim Gutsbesitzer Achilles in Panitzsch, sondern bei mehreren anderen Bauern und Gärtnern im Ort. Im Panitzscher Betriebsteil der Mechanischen Weberei Altstadt GmbH, Filiale Panitzsch, waren Griechen beschäftigt, in der Obstverwertung Engelhardt zeitweise englische Kriegsgefangene.

      Für die Errichtung von mehreren Behelfsheimen und von 30 „Volkswohnungen“ hatte die Gemeinde schon 1940 ca. 10.000 Quadratmeter Fläche am ehemaligen Sportplatz erworben.

       Standardisierte Zeichnung für den Bau eines Behelfsheims.

      Das Panitzscher Gemeindegebiet mit dem Gelände der Trabrennbahn und den umliegenden Feldern wurde in den 1930er Jahren von verschiedenen Flak-Einheiten und Truppenteilen der Wehrmacht zu Übungen

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