Panitzsch. Группа авторов

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aller abgegebenen Wählerstimmen und besetzten fünf Sitze im Gemeindeverordnetengremium. Die Stimmenmehrheit erzielte allerdings eine gemeinsame Liste der „Bürgerpartei“, so dass dieser acht Sitze bei den Gemeindeverordneten zustanden. Bei der Reichspräsidentenwahl am 29. März 1925 waren in Panitzsch 734 Personen wahlberechtigt. Bemerkenswert ist, dass für den Kandidaten der KPD, Ernst Thälmann, 46 Personen stimmten, Erich Ludendorff für die Deutschvölkische Freiheitspartei jedoch nur drei Stimmen erhielt. Die Mehrheit der Panitzscher Stimmen fiel allerdings mit Dr. Karl Jarres auf einen Vertreter der rechtskonservativen Deutschnationalen Volkspartei.

      Mitglieder der KPD und der SPD besetzten in der Folgezeit zeitweise sechs oder sieben von insgesamt 13 Gemeindeverordnetensitzen. So saßen 1926 jeweils drei Kommunisten und drei Sozialdemokraten im Gemeinderat, während die „Bürgerpartei“ sieben Sitze inne hatte. In der Wahlperiode zwischen 1926 und 1929 veränderte sich die Zusammensetzung der Gemeindevertreter leicht, da ein KPD-Mitglied in die SPD übergetreten war.

      1927 wählten die Gemeindeverordneten den Schriftgießer Paul Lippmann (SPD) zu ihrem Vorsteher, 1928 zum ersten Stellvertreter. Ab 1928 bekleidete nach Abstimmung der Gemeindeverordneten Bürgermeister Haase das Amt des Gemeindeverordnetenvorstandes in Personalunion selbst. Die beiden Stellvertreter des Vorstandes, der Bankbeamte Otto Prinz und der Gutsbesitzer Paul Polter, gehörten einer bürgerlichen Partei an. 1931 und 1932 wurde Paul Lippmann erneut als 2. Stellvertreter des Gemeindeverordnetenvorstehers gewählt, Otto Prinz blieb 1. Stellvertreter.

       Stimmzettel der Arbeiterparteien zur Gemeindeverordnetenwahl 1923

       Ergebnisse der Gemeindeverordnetenwahlen 1923 bis 1933

Wahldatum Abgeg. Stimmen (Sitze) Abgeg. Stimmen (Sitze) Abgeg. Stimmen (Sitze) Abgeg. Stimmen (Sitze) Abgeg. Stimmen (Sitze)
Bürgerl. Einheitsliste SPD Arbeitervertreter KPD NSDAP
13.01.23 327 (8) 121 (3) 84 (2) --- ---
14.11.26 324 (7) 144 (3) --- 105 (5 ---
17.11.29 378 (8) 194 (4) --- 66 (1) ---
13.11.32 353 (8 bzw. 7) 215 (4) --- 152 (2) ---
01.04.33 --- 222 (3) Andere Parteien --- 429 (7)

      Für das Jahr 1933 entstand eine neue Konstellation bei den Gemeindeverordneten. Der Arbeiter Franz Rudolph (KPD) wurde als Vorsteher der Gemeindeverordneten gewählt, als 1. Stellvertreter Paul Lippmann und der Arbeiter Friedrich Kretzschmar (KPD) als zweiter Stellvertreter. Es ist nicht überliefert, inwieweit die Vertreter der „Bürgerlichen Einheitsliste“ sich dem widersetzen. Obwohl der Gendarmerieposten Engelsdorf am 25. Januar 1933 darauf hinwies, dass Kretzschmar führendes Mitglied der Ortsgruppe der KPD war und bei „Versammlungen hetzerische Reden“ hielt, bestätigte die Amtshauptmannschaft Leipzig zu diesem Zeitpunkt seine Wahl.

      Nach Korrektur der Stimmenauszählung der Wahl vom November 1932 wurde die Wahlliste der Gemeindeverordneten im Januar 1933 berichtigt. Die bürgerliche Einheitsliste verlor eine Stimme an die KPD. Dadurch erhielt mit der Hausfrau Gertrud Peucker erstmals eine Frau überhaupt in Panitzsch ein öffentliches Amt als Gemeindevertreter. Dies sollte allerdings bis nach 1945 so bleiben. Allerdings konnten die KPD-Mitglieder aufgrund der politischen Radikalisierung ihre Ämter nicht mehr ausüben.

      Interessant ist, dass nicht nur während der Zeit der Weimarer Republik, sondern über 1933 hinaus, beim Standesamt Panitzsch eine relativ hohe Zahl von Kirchenaustritten registriert wurde, wie an wenigen Beispielen gezeigt werden soll: 1921=93, 1925=44, 1936=2 und 1939=18 Personen. Dies ist vermutlich mit dem Zuzug von Arbeitern, aber außerdem mit der Zunahme der NSDAP-Mitglieder im Ort allgemein sowie vor allem in der antikirchlichen Politik und Propaganda des NS-Regimes begründet.

      Bis Ende der 1920 Jahre übten Vertreter der bürgerlichen Parteien im Gemeinderat die Stellvertreterfunktion für den Bürgermeister aus. Doch Anfang der 1930er Jahre änderten sich hier ebenfalls die politischen Verhältnisse. Der Schriftgießer Paul Lippmann (SPD) übernahm zeitweise die Funktion des ehrenamtlichen zweiten, später des ersten Stellvertreters. Kurz nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ am 30. Januar 1933 traten neue Rechtsvorschriften wie die Verordnung über die Neubildung der Gemeindekörperschaften vom 6. April 1933 in Kraft. Im Vorfeld erging am 11. März 1933 eine Mitteilung der Amtshauptmannschaft Leipzig an alle Bürgermeister, in der angedroht wurde, „Gemeindeleitern und ihren Stellvertretern mit marxistischer Weltanschauung die Polizeigewalt zu entziehen, da sie keine Gewähr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung“ böten. Zunächst meldete Bürgermeister Haase, dass er dem „Opferring der NSDAP“ angehöre. Sein Stellvertreter, der Schriftgießer Paul Lippmann gehöre der SPD an, sei aber bereits in der Nacht vom 12. auf den 13. März 1933 geflohen. Der 2. Stellvertreter, der Arbeiter Friedrich Kretzschmar, sei Mitglied der KPD und befinde sich wegen des angeblichen Diebstahls eines Strohballens in „Schutzhaft“. Über das weitere Schicksal der Beiden ist bisher nichts bekannt. In den Gemeinderat wurden an ihrer Stelle zwei „Personen mit nationaler Gesinnung“, der Bankbeamte und NSDAP-Ortsgruppenleiter Otto Prinz sowie der Buchhändler Paul Böhme gewählt.

      Wenige Tage später teilte Bürgermeister Haase an die Amtshauptmannschaft Leipzig mit, dass „... sämtliche hier beschäftigte Beamte und Angestellte sowie der Wegewart ...deutschnationaler bezw. nationalsozialistischer Gesinnung (seien). Es erübrigt sich daher, Dienststrafverfahren auf Dienstentlassung einzuleiten. Ebenso sind sämtliche Lehrer der hiesigen Volksschule ganz national gesinnte Leute.“ Am 29. April 1933 versicherten neben Bürgermeister Haase die bei der Gemeinde Beschäftigten (Kassierer Alfred Klas, Kassenangestellter Walter Eckelt, Kanzleiangestellter Johannes Feidecke, Gemeindewachtmeister Louis Lindner und Wegewart Wilhelm Walter), dass sie jederzeit für den Nationalen Staat eintreten werden und vorher nicht Mitglied einer kommunistischen oder sozialdemokratischen Partei bzw. deren Hilfs- oder Nebenorganisation waren.

      Bei der Neubildung der Gemeindeverordneten im April 1933, die ohne separate Wahl, sondern ausschließlich nach dem Ergebnis der Reichstagswahl vom 5. März 1933 erfolgte, erhielt die bis dahin bei Wahlen nicht in Erscheinung getretene NSDAP mit 429 Stimmen das höchste Ergebnis und erreichte sieben Sitze. Der SPD gelang es trotz politischer Repressalien mit 222 gewonnenen Stimmen immerhin noch drei Gemeindevertreter aufzustellen. Auf der Liste der NSDAP findet sich eine Vielzahl von Namen aus der vorherigen „Bürgerlichen Einheitsliste“, unter ihnen Beamte, Angestellte, Lehrer, Gärtner, Landwirte, Landarbeiter und Gutsbesitzer. Die übrigen für die Reichstagswahl zugelassenen

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