Zwei gegen Ragnarøk. Hans-Jürgen Hennig

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Zwei gegen Ragnarøk - Hans-Jürgen Hennig

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Stimme befahl sie ihm: „Arnor, sei doch nicht so ungeschickt. Stell sofort die Leiter wieder richtig hin. Willst du denn, dass dein Freund sich den Hals bricht?“

      Arnor, der auch ein bisschen in Thurid verliebt war, schaute ganz verdattert drein, riss die Augen auf und lief rot an. Dann stellte er blitzschnell die Leiter wieder fest an den Stamm und Sölvi stöhnte von oben: „Na endlich.“

      Sölvi kletterte nach unten und stellte sich neben Arnor. Er legte ihm den Arm um die Schulter und flüsterte ihm ins Ohr: „Es ist ja nichts passiert, bist trotzdem mein Freund.“

      Dann standen sie, alle vier, in einem Kreis, taten es Sölvi nach und hatten die Arme auf der Schulter des anderen.

      „Einer fehlt jetzt noch“, sagte Sölvi und die anderen nicken zustimmend.

      „Ja, Falki fehlt mir auch“, gab Thurid zu, „aber Mama sagt, dass sie bald zurück sein werden.“

      In diesem Moment tönte die Stimme von Birta, Arnors Mutter, herüber: „Was macht ihr da? Wird das eine Verschwörung? Nennt ihr das Äpfel ernten?“

      Alle vier drehten sich zu Arnors Mutter um und grinsten ihr ins Gesicht.

      Birta lachte nun auch. Sie wusste ja, dass die vier immer zusammen waren und so manchen Unfug machten, der aber nie bösartig war. „Eigentlich sind sie die besten Kinder, die man sich wünschen kann“, ging es Birta durch den Kopf. Da stand plötzlich Thurids Mutter neben ihr und flüsterte: „Du hast ja Recht, aber es fehlt noch einer in der Runde.“

      Birta schaut überrascht zu Hilda: „Aber ich hab doch gar nichts gesagt.“

      Hilda lachte wissend. „Aber es war nicht schwer zu erraten, was du grade gedacht hast.“

      Nun kam auch noch Kibba und fragte neugierig: „Was macht ihr denn da? Hab ich was verpasst?“

      „Nein, nein, Kind, ich hab nur grade festgestellt, dass ich nirgends woanders leben möchte, als hier, hier bei unseren Äpfeln.“

      „Und unseren Kindern“, ergänzte Hilda.

      Mitten in das Treiben um die reifen Äpfel, tönte vom Fjord her, dreimal ein lang anhaltender Ton, aus einem Horn; Ein Schiff war in Sicht.“

      Dann erschallte ein zweistimmige Ruf: „Ein Schiff kommt!“

      Alle ließen sofort von der Arbeit ab. Leute sprangen von den Leitern, Körbe kippten um und in Erwartung dieses wichtigen Ereignisses bewegten sich alle auf die beiden Rufenden zu, die auf den Apfelhain zugerannt kamen.

      Es waren Elfa, und Bjarki, der Sohn vom Töpfer.

      Im Nu standen die Leute um die beiden herum, die wie junge Hunde hechelten.

      „Es kommt ein Schiff, aber es ist keines von unseren. Es ist noch ziemlich weit weg“, sprach Elfa, die nicht mehr ganz so arg hechelte, während Bjarki immer noch schnaufte.

      Die Björkendaler schauten sich aufgeregt an. Fragen flogen hin und her. Ein fremdes Schiff? Jeder wusste, dass ihre entlegene Gegend kaum ohne wichtigen Grund von einem Schiff befahren wurde.

      Da schaltete sich der alte Egill ein: „Lauft mal schon zum Steg, ich kann ja nicht so schnell. Oddrun und ich sammeln noch die vollen Körbe ein und bringen dann alles zum Langhaus. Ihr werdet uns schon alles haarklein erzählen, so dass wir nichts versäumen.“

      Die Leute guckten noch etwas unentschlossen, aber ein fremdes Schiff war schon etwas Besonderes, da musste man sofort zum Steg und die Ankömmlinge begrüßen.

      Sie ließen ihre Körbe liegen und bewegten sich alle eiligst zum Fjord.

      Jetzt standen die Björkendaler aufgeregt auf dem großen Steg und reckten gespannt die Hälse nach dem Schiff, das sich ihnen näherte.

      In einem wirren Geraune überboten sie sich gegenseitig in Mutmaßungen, wer da wohl käme.

      Es war fast Mittagszeit und die kleinen Wellen im Fjord glänzten im Sonnenlicht, wie poliertes Silber, so dass viele die Hände über die Augen hielten, um nicht geblendet zu werden.

      Das Schiff war inzwischen näher gekommen und auch der Letzte von ihnen erkannte nun, dass es keines der ihren Schiffe war. Ihr Handelsschiff, die Knorr, war viel größer und breiter. Sie müsste ja auch in den nächsten Tagen zurückkommen, aber das Schiff, das sich da näherte, war klein und schlank.

      Das Boot näherte sich mit hoher Geschwindigkeit der Anlegestelle zu. Die Besatzung schien es eilig zu haben, denn neben dem Segel, das das Boot vorwärts trieb, bewegten sich auch noch im schnellen Rhythmus die Ruder.

      Thurid stand ganz vorne auf dem Steg und hielt sich an einem Pfahl fest. Als sie gesehen hatte, dass das Boot nicht ihre Knorr war, mit dem Vater und Falki unterwegs waren, sank ihr Interesse doch ziemlich und sie hielt ihr Gesicht, mit geschlossenen Augen, der Sonne entgegen. Einen Moment lang genoss sie das leise Plätschern der kleinen Wellen, an den Pfählen des Stegs und die weithin tönenden Möwenschreie. Sie genoss es auch als sich sanft der Arm ihrer Mutter um ihre Schultern legte.

      „Bist du enttäuscht, Töchterchen?“

      „Ach Mama, ohne Falki ist doch alles ziemlich langweilig. Falki kann sich die Welt ansehen und ich muss Äpfel ernten.“

      Die Mutter drückte Thurid sanft und raunte ihr ins Ohr: „Ich bin mir ganz sicher, dass du noch genug von der großen Welt sehen wirst. Ich weiß ja nicht alles, aber wenn ich mich an Alviturs Worte erinnere, bin ich mir sicher, dass du noch sehr viel Neues sehen wirst.“

      Das Schiff war nun schon so nahe, dass sie es als eines aus dem Nachbarort Hjemma erkannten. Die einzelnen Leute der Besatzung waren schon zu erkennen und manch einer war ihnen auch vom Angesicht her bekannt. Den langen Mann am Ruder erkannten alle. Das war Mikjall aus Hjemma und allen war nun klar, dass sie gleich etwas Wichtiges erfahren würden. Ohne triftigen Grund würde keiner ein Boot von Hjemma nach Björkendal schicken.

      Das Gemurmel der Leute wurde leiser und verebbte für einen Moment völlig, denn nun konnten alle die gesamte Mannschaft des Bootes erkennen und auch sehen, dass ein Fremder im Bug des Bootes stand.

      Der Mann war nicht sehr groß, aber er hatte dafür breite Schultern und trug ein etwas merkwürdiges Gewand, einen langen graubraunen Wollmantel mit Kapuze und statt eines Gürtels hielt nur eine dicke Kordel die Kleidung zusammen.

      Als hätte jemand den Björkendalern den Mund zugeklebt, war mit einem mal Stille auf dem Anlegesteg. Alle schauten neugierig auf den Mann, den Niemand hier kannte. Nur noch das Quietschen der Ruder und das Rauschen der Bugwelle waren zu hören. Nach ein paar Ruderschlägen gurgelte das Wasser an den Rudern und zeigte das Bremsmanöver an.

      Die Ruder wurden hochgestellt und das Boot schob sich knirschend an den Balken des Stegs entlang, bis es mit einem Ruck stehen blieb.

      Die Björkendaler fanden schlagartig ihre Stimmen wieder und waren eifrig bemüht die Taue, die vom Boot geworfen wurden, aufzufangen und an den Pfählen festzubinden.

      Der lange Mikjall sprang als Erster auf den Steg und schaut sich suchend um. Hinter ihm stieg der Fremde aus dem Boot und blieb abwartend hinter Mikjall stehen.

      Genau in diesem Moment ertönt, vom Uferende des Stegs, Alviturs Stimme: „He, Leute, lasst mich mal durch. Ich muss

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