Zwei gegen Ragnarøk. Hans-Jürgen Hennig

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Zwei gegen Ragnarøk - Hans-Jürgen Hennig

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er sich zu ihr. „Was ist mit dem Andreas?“ Er griff Thurids Hand und streichelte sie sanft.

      „Der ist doch ein ganz gewöhnlicher Mann. Vielleicht ist er etwas kurz geraten, aber sonst sieht der doch ganz normal aus, bis auf die komische Kutte.“

      „Alfger, nein, das ist kein gewöhnlicher Mann. Du wirst es schon noch merken. Ich habe in seine Augen gesehen und gespürt, dass er ganz anders ist. Du weißt doch, dass ich immer etwas mehr von einem Menschen erspüre, als es dir möglich ist. Ich glaube, dass dieser Andreas für mich sehr wichtig sein wird.“

      Nun zog Alfger die Augenbrauen zusammen und brummte mehr zu sich selbst: „Muss ich mir jetzt Sorgen machen? Der ist doch aber viel älter als du. Außerdem ist das so einer, der mit dem Kreuz herumrennt, so ein komischer Christ. Ich hab das Ding an seinen Hals gesehen und aus dem Boot haben sie auch ein Kreuz ausgeladen, wo so ein nackter Mann drangenagelt ist.“

      „Ach du dummer Trollschädel. Ich meine doch nicht, dass er auf diese Art für mich wichtig sein wird.“

      Dann schaute sie Alfger in die Augen und strich mit einem Finger über seine Lippen.

      „Es wird doch nie einen anderen Mann geben, den ich auch als Mann will. Das weißt du doch“, und Thurid lehnte sich mit dem Kopf an Alfgers Schulter.

      Alfgers Gesicht hellte sich schlagartig wieder auf.

      „Dann komm, meine Schöne. Das wird dann wohl heute ein spannender Abend und ich will nichts versäumen.“

      Fast alle Einwohner von Björkendal waren damit beschäftigt, der Bedeutung dieses Tages den entsprechenden Rahmen zu geben, weil sie doch einen Gast von sehr weit her hatten.

      Ein paar Frauen waren dabei, im Langhaus die große Tafel aufzubauen, andere rupften ein paar Hühner für das Abendessen und eines der Dorfschweinchen musste auch für den Abend sein Leben lassen. Jeder wusste, dass so etwas nur ganz selten vorkam.

      Fifilla hatte alle gut im Griff. Trotz ihrer sanften Art und Güte hatte sie einen sehr klaren Verstand und gab den Frauen umsichtig ihre Anweisungen. Ohne Unterlass rannte sie geschäftig zwischen ihnen hin und her, richtete hier etwas oder dort und half selber mit, wo es notwendig war.

      Ein paar Männer waren damit beschäftigt, die Kochstelle und den großen Bratenspieß aufzubauen.

      Thurid und die Freunde lungerten um Alviturs Hütte herum, in die der Fremde entschwunden war.

      Sie warteten darauf, dass sie sich für ihn irgendwie nützlich machen konnten und beneideten Sölvi, der als Gehilfe von Alvitur mit in der Hütte saß und alles aus erster Hand mitbekam.

      Nach einiger Zeit kam Sölvi aus der Hütte gehuscht, setzte eine bedeutungsschwere Mine auf und winkte seine Freunde heran. „He, ihr könnt euch jetzt wirklich nützlich machen. Der Fremde bekommt die leere Hütte, die auf der anderen Seite vom Flüsschen steht. Macht mal da drinnen sauber und schaut, ob genügend Stroh für die Schlafstelle da ist. Na ihr wisst schon, was alles in eine Hütte gehört.“

      Da fragte Arnor: „Was ist denn eigentlich ein Mönch? Ist das ein Volk?“

      „Quatsch, du Kraftbolzen, das sind Leute, die ständig mit ihrem Gott beschäftigt sind und laufend zu ihm beten. Sie nennen sich Christen, egal von welchem Volk sie auch sind. Vater hat mir das mal erklärt, weil er solche Mönche auch bei den Handelsfahrten kennen gelernt hat“, erklärte Elfa mit wichtiger Mine. „Südlich von Haithabu soll es ganz viel von diesen Christen geben.“

      „Wie so ein Betmensch kommt der mir aber nicht vor“, maulte Arnor zurück. Ich habe ja einen Teil von seinem Gepäck hierher getragen und da war ein ziemlich großes Schwert bei, das oben mit dem Griff rausguckte. Ich glaube auch, dass eine Kettenhemd in dem Sack war, denn es fühlte sich so an und war auch ziemlich schwer.“

      „Ihr könnt ja noch eine Weile herumrätseln, aber macht euch mal an der Hütte zu schaffen, ich muss nämlich wieder rein“, drängte Sölvi, sprang die Stufen hoch und war sofort wieder in der Hütte verschwunden.

      Für Thurids Freunde und die Mädchen war das Rätsel überhaupt nicht gelöst und Sölvis Worte hatten es, im Gegenteil, noch spannender gemacht. Alle schauten sich mit fragendem Blick an, da ergriff Alfger die Initiative: „Mädels, ihr wisst am besten, wie man so eine Hütte herrichtet, ihr nehmt das in die Hand und wir Männer machen uns daran, alles heranzuschleppen, was noch gebraucht wird. Wir brauchen bestimmt einen Haufen Feuerholz und einige Gerätschaften. Reparieren müssen wir da drinnen ganz sicher auch Einiges. Die Hütte steht ja schon seit einer Ewigkeit leer. Ich habe nie jemanden darin wohnen gesehen.“

      „Ich weiß aber, wer darin mal gewohnt hat“, meldete sich Thurid. Fifilla hat es mir erzählt. Sie kam ja damals als Kind her, mit ihrer Familie und sie hatte auch einen Bruder, der Teemu hieß. In der ersten Zeit wohnten sie in dieser Hütte, bis sie die bauten, in der sie jetzt wohnt.“

      Alle schauten sich ungläubig an und Elfa murmelte: „Teemu, komischer Name, habe ich noch nie gehört. Wo ist der hin? Wo ist der Rest der Familie geblieben?“

      Thurid wandte sich zum Gehen und sagte: „Kommt, wir gehen schon zu der Hütte und ich erzähle euch unterwegs, was ich darüber weiß. Es ist ja nicht viel, aber ich weiß, dass Fifilla, mit ihren Eltern, vor langer Zeit hierher kam. Sie kamen von jenseits der Berge, von einem Volk, das ganz weit im Osten, an dem großen Ostmeer lebt. Ihre Eltern sind hier bei uns gestorben. Fifilla sagte, an Heimweh.

      Sie hatten kurz in dieser Hütte gewohnt, dann ist ihr Bruder zusammen mit Alvitur und Leif auf Fahrt gegangen, aber nur Alvitur und Leif sind zurückgekommen. Mehr weiß ich auch nicht. Fifilla glaubt aber fest daran, dass ihr Bruder noch lebt. Ich weiß nicht, ob es ein Geheimnis ist, aber Fifilla hieß damals auch noch nicht Fifilla!“

      Die Mädchen waren bei der leeren Hütte angekommen und schauten in das leere Halbdunkel.

      „Sag schon, wie hieß Fifilla damals“, drängelte Stina ganz gespannt.

      Thurid überlegte einen Moment, ob sie den Namen preisgeben konnte. „Tutet es nur nicht im Dorf herum, sie hieß Kylikki. Klingt doch schön, oder? Aber sagt es niemanden, dass ich geschwatzt habe, bitte.“

      Nun bekam sie fast ein schlechtes Gewissen, weil sie nicht recht wusste, ob sie damit ein Geheimnis von Fifilla verraten hatte.

      „Kylikki, seltsamer Name, genau wie Teemu“, kicherte Stina.

      Plötzlich erhellten Flammen den Raum und die Magie der Dunkelheit war verschwunden. Alfger und Arnor erhoben sich grinsend von der Feuerstelle.

      Die Neugier um Fifillas früheren Namen war befriedigt und die Mädchen begannen die Hütte herzurichten.

      Arnor und Alfger liefen sofort los, Brennholz holen, Thurid und Elfa besorgten sich Eimer und holten Wasser. Die anderen entfernten das alte Stroh vom Schlafplatz und ersetzten es durch neues.

      Als Thurid mit einem Eimer Wasser wieder in der Hütte stand, schaute sie sich prüfend um und stellte fest: „Hier fehlt ja alles. Da müssen wir nachher durchs Dorf ziehen und die nötigen Gerätschaften einsammeln.“

      Die Zeit verging wie im Fluge und als ob sie das täglich machten, klappte alles wunderbar. Irgendwann stand Arnor pustend auf und zeigte stolz auf den frisch verschmierten Lehmofen, da kam Sölvi ins Haus gehastet.

      „He, Freunde, ihr …“,

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