Maria Theresia. Katrin Unterreiner

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Maria Theresia - Katrin Unterreiner

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was gerade am Beginn ihrer Regierung absolut notwendig war, um überhaupt ernst genommen zu werden. Podewils schrieb erstaunt nach Berlin: „Es scheint, als sei sie ärgerlich, als Frau geboren zu sein. Sie nimmt keinerlei Rücksicht auf ihre Schönheit, setzt sich ohne Schonung den Unbilden der Witterung aus, ergeht sich mehrere Stunden in glühender Sonne und bei Kälte, die sie viel besser verträgt als Hitze.“21 Auch ihr Obersthofmeister Fürst Khevenhüller notierte bewundernd in seinem Tagebuch: „Da der liebe Gott sie mit einer für eine Frauenspersohn recht verwunderlichen Leichtigkeit, denen Fatiguen zu widerstehen, begabet hat, womit sie es villen Männern weit bevortut, aber auch eben von darummen auf ihre Gesundheit und gutte Leibes Constitution, was mann auch dargegen zu ihren eigenen Besten vorstellet, gar zu vill bauet und trauet …“22

       Der Kampf um das Erbe: die Belagerung Prags durch die Österreicher unter dem Oberbefehl Franz Stephans. Gemälde von A. Querfurt, 1742.

      Doch noch hing ihre Stellung am seidenen Faden – denn es gab keinen männlichen Erben und die Geschichte hatte deutlich gezeigt, dass die weibliche Erbfolge nicht reibungslos akzeptiert wurde. Erst die Geburt des heißersehnten Thronfolgers Joseph am 13. März 1741 ließ endgültig alle kritischen Stimmen verstummen und Maria Theresia hatte sich ihre unangefochtene Position als Monarchin ihres Reiches gesichert. Anlässlich des 36. Geburtstages ihres ältesten Sohnes fasste sie die damals dramatische Situation in einem Brief an ihren zweitgeborenen Sohn Ferdinand zusammen: „Mein lieber Sohn, welch großer Tag heute für mich, der in mir all meine Entschlüsse vor sechsunddreißig Jahren wachruft, und wie mir damals zugleich die Gewissheit wurde, dass die göttliche Vorsehung unserem Hause das Szepter erhalten wollte – in der kritischsten Stunde schenkte sie mir einen Sohn. Ich hatte kein Königreich mehr, das mir nicht streitig gemacht worden wäre, und ein Jahr später wusste ich nicht einmal, wo ich niederkommen sollte, da ich in Wien nicht bleiben konnte, Böhmen und Oberösterreich verloren, Niederösterreich von Bayern bedroht, Italien und die Niederlande verwüstet, Ungarn von der Pest heimgesucht, so dass, als mein Gepäck vor Ofen ankam, die Tore wegen der Ansteckungsgefahr geschlossen waren und ich sofort wieder umkehren musste. Wenn ich an die damaligen Zeiten denke und mit den jetzigen vergleiche, so habe ich allen Grund, getrost zu sein. Wenn wir nach Gottes Willen aus guten Tagen wie aus bösen Stunden lernen, dürfen wir mit einer friedlichen Zukunft rechnen.“23

      Dank ihrer Entschlossenheit, ihres Kampfgeistes, Mutes und Durchhaltevermögens war es Maria Theresia schließlich gelungen, ihr Erbe trotz schwierigster Umstände zu verteidigen und im Land als Königin und Erzherzogin allgemein anerkannt zu werden.

      War Maria Theresia nun Kaiserin oder nicht? Die Frage ist leicht zu beantworten: ja und nein. Maria Theresia erbte beim Tod ihres Vaters Kaiser Karl VI. die Habsburgischen Erblande und damit den Titel der Königin von Böhmen und Königin von Ungarn. Der Titel für die österreichischen Länder war seit Anerkennung des Privilegium maius – der dreisten Fälschung Herzog Rudolfs IV. inklusive des dafür erfundenen Titels Erzherzog – durch Kaiser Friedrich III. eben Erzherzog. (Das Kaisertum Österreich wurde ja erst 1804 von Kaiser Franz II. quasi als Antwort auf die Selbstkrönung Napoleons zum Kaiser der Franzosen ausgerufen, nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches durch Franz zwei Jahre später blieb ihm der Titel des ersten österreichischen Kaisers, als solcher Franz I.)

      Maria Theresia war demnach ab 1740 Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen. Den Kaisertitel konnte sie nicht erben, da das Heilige Römische Reich erstens ein Wahlkaisertum war, bei dem der Kaiser von den seit der Goldenen Bulle auserkorenen sieben Kurfürsten gewählt und anschließend gekrönt wurde, zweitens stellte das Heilige Römische Reich ein katholisches Kaiserreich dar, in dem – analog zur katholischen Kirche – Frauen ausgeschlossen waren. Als nach Karls Tod der bayerische Kurfürst Karl I. und nicht Maria Theresias Gemahl Franz Stephan von Lothringen von den Kurfürsten zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt wurde – wohl auch um die Macht der Habsburgerdynastie einzuschränken – schien die Kaiserwürde für die Habsburger verloren. Doch Karl VII. starb bereits 1745 und Maria Theresia hatte in der Zwischenzeit ihre Macht so weit gefestigt, dass ihr Mann nun wieder in Frage kam. Entscheidend war jedoch der Zweite Schlesische Krieg, den Maria Theresia erneut gegen Friedrich verlor – diesmal jedoch immerhin mit der Zusage des Preußenkönigs, bei Österreichs Verzicht auf Schlesien Franz Stephans Wahl zum Kaiser zu unterstützen. Somit lag nach einer kurzen Unterbrechung die Kaiserwürde wieder in den Händen der Habsburg-Lothringer, wie die Dynastie seit dem Tod Karls VI. und damit dem Aussterben der Habsburger im Mannesstamm offiziell hieß. Als seine Gemahlin führte Maria Theresia nun auch automatisch den Kaisertitel – ohne selbst Kaiserin zu sein. Von Zeitgenossen wurde sie von 1740 bis 1745 als Königin tituliert, ab 1745 Kaiserin-Königin, erst in späteren Jahren setzte sich schließlich der Titel Kaiserin der Einfachheit halber durch – obwohl dies nicht „ihrer“ war. Da jedenfalls alle Gemahlinnen der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und später auch des österreichischen Kaisertums den Titel ihrer Männer führten und als Kaiserinnen benannt wurden, ist die Bezeichnung Kaiserin für Maria Theresia korrekt – wenn auch immer wieder damit irrtümlich angenommen wird, sie wäre die gewählte und gekrönte Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches gewesen.

       Die Kronen von Ungarn und Böhmen und der Erzherzogshut: das Große Wappen Maria Theresias, nach 1765.

      Während Maria Theresia mit großer Energie nicht nur die Erblande regierte, sondern auch in Reichsangelegenheiten den Ton angab und sich dabei äußerst selbstbewusst von ihrem Mann weder dreinreden noch beeinflussen ließ, nahm die Öffentlichkeit den Kaiser nur am Rande wahr und verfälsche die historische Bedeutung Franz Stephans nachhaltig. Selbst Zeitgenossen ließen sich vom nach außen zurückhaltenden Auftreten des Kaisers täuschen und beschrieben ihn als träge, faul und an Geschäften jeglicher Art uninteressiert. So berichtete der preußische Gesandte Podewils nach Berlin: „Da er von Natur aus träge ist, weiß er sich mit keiner Sache gründlich zu befassen … Er hasst die Arbeit. Er ist wenig ehrgeizig und kümmert sich so wenig wie möglich um die Regierungsgeschäfte. Er will nur das Leben genießen, es angenehm verbringen und überlässt der Kaiserin gern den Ruhm und die Sorgen der Regierung. Diese Fürstin und ihre Minister lenken ihn und vor allem in den Reichsangelegenheiten, von denen er wenig Kenntnis hat (…) Wenn er den Beratungen beiwohnt, so ist es nur des äußeren Anstandes wegen, und obgleich er dort manchmal gute Ratschläge gibt, schenkt man ihnen selten Beachtung.“24

      Doch der Schein trog gewaltig. Während der Kaiser den Eindruck charmanter Untätigkeit vermittelte, wurde wenige Schritte von der Hofburg entfernt im sogenannten „Kaiserhaus“ in der Wallnerstraße 3 eifrig gearbeitet. Denn in Wahrheit widmete sich Franz Stephan, ohne nach außen viel Aufsehen zu erregen, dem Aufbau der wirtschaftlich höchst erfolgreichen Firma „Habsburg-Lothringen“. Der Kaiser konsolidierte dabei nicht nur die Finanzen des Reiches, sondern gründete quasi im Stillen ein Wirtschaftsimperium, das den enormen privaten Reichtum der Habsburger bis zu Kaiser Franz Joseph und seinen Nachkommen begründete und als „Stiftung“ über Generationen sicherte. Das Palais in der Wallnerstraße war die Schaltzentrale seines Imperiums, das er mit großem wirtschaftlichem Geschick und guter Menschenkenntnis regierte. Denn Franz Stephan hatte die Gabe, besondere Talente und Fähigkeiten zu erkennen und entsprechend einzusetzen, wobei er im Gegensatz zu den geltenden gesellschaftlichen Spielregeln Qualifikation stets vor gesellschaftlichen Stand oder Religionszugehörigkeit stellte. Da der Kaiser über kein Privatvermögen verfügte und nach neuestem Quellenstand auch der Tausch Lothringens gegen die Toskana ursprünglich nicht mit finanziellem Wohlstand verbunden war,25 standen am Beginn kleine Investitionen, die sich langfristig als äußerst gewinnbringend erwiesen. So kaufte er günstig zahlreiche kleine Güter

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