Dienstanweisung für einen Unterteufel. C. S. Lewis

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Dienstanweisung für einen Unterteufel - C. S. Lewis

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      II

      Mein lieber Wormwood, ich höre mit großem Missvergnügen, dass dein Patient Christ geworden ist. Gib dich nicht der Hoffnung hin, du könntest der üblichen Strafe entgehen; ja, in deinen besseren Momenten, so hoffe ich, wirst du dir das nicht einmal wünschen. Inzwischen müssen wir das Beste aus der Situation machen. Es besteht kein Grund zur Verzweiflung; schon Hunderte dieser erwachsenen Bekehrten konnten nach kurzem Aufenthalt im Lager des Feindes zurückgewonnen werden und sind nun bei uns. Sämtliche Gewohnheiten des Patienten, die geistigen wie die körperlichen, sprechen immer noch zu unseren Gunsten.

      Eine unserer besten Verbündeten ist gegenwärtig die Kirche selbst. Verstehe mich nicht falsch. Ich meine damit nicht die Kirche, wie wir sie sehen, ausgebreitet durch alle Zeit und allen Raum und verwurzelt in der Ewigkeit, schrecklich wie eine Armee mit wehenden Fahnen. Die ist, wie ich bekennen muss, ein Anblick, bei dem selbst unseren kühnsten Versuchern unbehaglich wird.

      Für diese Menschen jedoch ist sie glücklicherweise völlig unsichtbar. Was dein Patient sieht, ist lediglich die halb vollendete pseudo-gothische Konstruktion in der neuen Wohnsiedlung. Sobald er sie betritt, sieht er den Lebensmittelhändler aus der Nachbarschaft mit salbungsvollem Gesicht auf sich zu eilen, um ihm ein glänzendes Büchlein mit einer Liturgie zu reichen, die keiner von beiden versteht, sowie ein anderes, schäbiges Büchlein mit verfälschten Texten einer Anzahl religiöser Lieder, die meisten von schlechter Qualität und in winzigem Druck.

      Wenn er seinen Platz erreicht und sich umschaut, erblickt er eine Auswahl genau jener Nachbarn, denen er bisher aus dem Weg gegangen ist. Auf diese Nachbarn musst du dich besonders stützen. Lass seine Gedanken hin- und herflattern zwischen Ausdrücken wie »der Leib Christi« und den wirklichen Gesichtern auf der nächsten Kirchenbank. Natürlich spielt es dabei kaum eine Rolle, was für Leute tatsächlich auf jener nächsten Kirchenbank sitzen. Vielleicht kennst du sogar einen von ihnen als großen Kämpfer auf der Seite des Feindes. Ganz gleich.

      Dank Unserem Vater in der Tiefe ist dein Patient ein Dummkopf. Es braucht nur einer von diesen Nachbarn falsch zu singen, quietschende Stiefel zu tragen, ein Doppelkinn zu haben oder merkwürdig gekleidet zu sein, und schon wird dein Patient ganz leicht zu der Auffassung kommen, dass ihre Religion aus diesem Grund etwas Lächerliches an sich haben müsse. Im gegenwärtigen Stadium hat er nämlich eine Vorstellung von »Christen« im Kopf, die er für geistlich hält, die aber in Wirklichkeit weitgehend visuell ist.

      Seine Gedanken sind voll von Togen und Sandalen und Rüstungen und bloßen Beinen, und allein die Tatsache, dass die anderen Leute in der Kirche moderne Kleidung tragen, stellt eine wirkliche – wenn auch unbewusste – Schwierigkeit für ihn dar. Lass sie nie an die Oberfläche kommen. Lass ihn niemals fragen, was er denn erwartet hat, wie sie aussehen würden. Achte darauf, dass jetzt alles in seinen Gedanken nebelhaft bleibt, und du wirst dich die ganze Ewigkeit hindurch damit amüsieren können, in ihm die besondere Art von Klarheit hervorzubringen, die nur in der Hölle zu finden ist.

      Arbeite also hart an der Enttäuschung oder Ernüchterung, die den Patienten während seiner ersten Wochen als Glied der Kirche mit Sicherheit erwartet. Der Feind lässt zu, dass es an der Schwelle zu jedem menschlichen Unterfangen zu dieser Enttäuschung kommt.

      Sie erwartet den Jungen, der im Kinderzimmer von den Geschichten aus der Odyssee bezaubert war und sich nun hinsetzt, um tatsächlich Griechisch zu lernen. Sie erwartet die Liebenden, die geheiratet haben und sich nun wirklich an die Aufgabe machen, zusammenzuleben. In jedem Bereich des Lebens markiert sie den Übergang von der Zukunftsträumerei zum mühevollen Tun.

      Der Feind nimmt dieses Risiko auf sich, weil er sich die seltsame Idee in den Kopf gesetzt hat, all dieses widerwärtige kleine menschliche Ungeziefer dazu zu bringen, ihn als »freie« Wesen zu lieben und ihm zu dienen, wie er es nennt. »Söhne« ist das Wort, das er gebraucht in seiner tief verwurzelten Neigung, die ganze spirituelle Welt durch die unnatürliche Verbindung mit diesen zweibeinigen Tieren zu erniedrigen.

      Da er ihre Freiheit wünscht, verzichtet er darauf, sie lediglich durch ihre Neigungen und Gewohnheiten an die Ziele zu bringen, die er ihnen setzt: Er überlässt es ihnen, diese Ziele selbst zu erreichen. Und darin liegt unsere Möglichkeit. Aber genau dort, vergiss das nicht, liegt auch unsere Gefahr. Haben sie erst einmal diese anfängliche Dürrezeit erfolgreich hinter sich gebracht, werden sie viel unabhängiger von Emotionen und sind darum viel schwerer in Versuchung zu bringen.

      Ich bin im bisherigen von der Annahme ausgegangen, dass die Leute in der nächsten Kirchenbank keinen vernünftigen Anlass zur Enttäuschung bieten. Freilich, wenn sie das tun – wenn der Patient etwa weiß, dass die Frau mit dem absurden Hut eine fanatische Bridge-Spielerin ist oder der Mann mit den quietschenden Stiefeln ein Geizkragen und Erpresser –, dann ist deine Aufgabe umso leichter. Dann brauchst du ihn nur noch davon abzuhalten, sich zu fragen: »Wenn ich, so, wie ich bin, mich in gewissem Sinn als Christ betrachten kann, warum sollten die verschiedenen Laster jener Leute in der nächsten Kirchenbank beweisen, dass ihre Religion nur Heuchelei und Tradition ist?«

      Du fragst vielleicht, ob es möglich ist, selbst einen Menschen davon abzuhalten, auf einen so offensichtlichen Gedanken zu kommen. Es ist möglich, Wormwood, es ist möglich! Behandle ihn nur richtig, und es wird ihm einfach nicht in den Sinn kommen. Er ist noch nicht annähernd lange genug beim Feind, um schon so etwas wie wirkliche Demut zu empfinden. Was er über seine eigene Sündhaftigkeit sagt, selbst auf den Knien, ist alles nur Papageiengeschwätz. Innerlich glaubt er noch, er hätte sich ein beträchtliches Plus im Kontenbuch des Feindes erworben, indem er sich bekehren ließ. Er meint sogar, er beweise große Demut und Herablassung, indem er überhaupt mit diesen »selbstgefälligen«, gewöhnlichen Nachbarn in die Kirche geht. In dieser Geistesverfassung musst du ihn festhalten, so lange du kannst.

      Herzlichst,

      Dein Onkel Screwtape

      III

      Mein lieber Wormwood, ich bin sehr erfreut über das, was du mir über die Beziehung dieses Mannes zu seiner Mutter berichtest. Aber du musst deinen Vorteil zu nutzen wissen. Der Feind wird von der Mitte her nach außen arbeiten und nach und nach immer mehr Verhaltensweisen des Patienten unter den neuen Maßstab bringen, und er könnte jeden Moment sein Benehmen gegenüber der alten Dame in Angriff nehmen. Dem musst du zuvorkommen.

      Halte engen Kontakt mit unserem Kollegen Glubose, der die Mutter betreut. Sorgt gemeinsam in jenem Haus für eine gute, eingespielte Gewohnheit gegenseitiger Ärgernisse, täglicher Nadelstiche. Die folgenden Methoden werden dir von Nutzen sein.

      1. Fessele sein Denken an sein Innenleben. Er glaubt, seine Bekehrung sei etwas in seinem Innern. Deshalb ist seine Aufmerksamkeit im Moment auf seine eigenen Geisteszustände gerichtet – oder besser auf eine stark bereinigte Version seiner Geisteszustände, denn mehr solltest du ihn nicht zu Gesicht bekommen lassen. Bestärke ihn darin. Halte ihn von den elementaren Pflichten fern, indem du seinen Blick auf die hohen und hochgeistlichen lenkst. Verstärke jene höchst nützliche menschliche Eigenschaft, das Offensichtliche zu verabscheuen und zu vernachlässigen.

      Du musst ihn in einen Zustand versetzen, in dem er sich eine Stunde lang der Selbstprüfung unterziehen kann, ohne auch nur eine jener Tatsachen über sich selbst zu entdecken, die für jeden, der je mit ihm unter einem Dach gewohnt oder im selben Büro gearbeitet hat, völlig offensichtlich sind.

      2. Es ist zweifellos unmöglich, zu verhindern, dass er für seine Mutter betet, aber wir haben Mittel und Wege, um diese Gebete unschädlich zu machen. Sorge dafür, dass sie immer sehr »geistlich« sind, dass sie sich stets um den Zustand ihrer Seele und niemals um ihren Rheumatismus drehen. Das bringt zwei Vorteile mit sich.

      Erstens

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