Dienstanweisung für einen Unterteufel. C. S. Lewis
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Manche Zeitalter sind lauwarm und selbstzufrieden, und dann ist es unsere Aufgabe, die Menschen in noch tieferen Schlaf einzulullen. Andere Zeiten, zu denen auch die gegenwärtige gehört, sind unausgewogen und voller Parteiungen, und da ist es unsere Aufgabe, die Glut zu schüren. Jedes kleine Grüppchen, das sich durch ein Interesse zusammenfindet, das anderen Menschen zuwider oder gleichgültig ist, neigt dazu, um sich herum ein Treibhaus der gegenseitigen Bewunderung aufzubauen und der Außenwelt mit Stolz und Hass zu begegnen, ohne sich dessen zu schämen, denn dahinter steht ja die »Sache«, die man für unpersönlich hält.
Das trifft zu, selbst wenn diese kleine Gruppe ursprünglich ins Dasein kam, um einem Zweck des Feindes zu dienen.
Wir wollen, dass die Kirche klein bleibt, nicht nur, damit weniger Menschen den Feind kennen lernen, sondern auch, damit jene, die dazugehören, die ungesunde Intensität und streitbare Selbstgerechtigkeit einer Geheimgesellschaft oder Clique entwickeln. Die Kirche selbst verfügt natürlich über eine sehr gute Verteidigung, und es ist uns nie ganz gelungen, ihr alle Merkmale einer Splittergruppe zu verleihen; doch untergeordnete Splittergruppen innerhalb der Kirche haben oft vorzügliche Ergebnisse gezeitigt, von den Parteien des Paulus und des Apollos bis hinab zu den Parteien der High Church und der Low Church in der Anglikanischen Kirche.
Sollte sich dein Patient dazu bewegen lassen, den Kriegsdienst aus Gewissensgründen zu verweigern, wird er sich automatisch als Teil einer kleinen, lautstarken, organisierten und unbeliebten Gruppe wieder finden, und das wird sich auf jemanden, der so neu im Christentum ist, beinahe mit Sicherheit günstig auswirken. Aber nur beinahe mit Sicherheit.
Hatte er ernsthafte Zweifel darüber, ob es erlaubt sei, in einem gerechten Krieg zu dienen, bevor dieser gegenwärtige Krieg begann? Ist er ein Mann von großem körperlichen Mut – groß genug, dass er keine halb bewussten Bedenken bezüglich der Motive für seinen Pazifismus haben wird? Kann er in einem Moment, wenn er der Ehrlichkeit am nächsten kommt (kein Mensch kommt ihr jemals sehr nahe), völlig gewiss sein, dass er ausschließlich von dem Wunsch getrieben wird, dem Feind gehorsam zu sein?
Wenn er zu dieser Sorte Menschen gehört, dann wird uns sein Pazifismus vermutlich nicht viel nützen, und der Feind wird ihn wahrscheinlich vor den gewöhnlichen Folgen der Zugehörigkeit zu einer Sekte bewahren. In diesem Fall wärst du am besten beraten, wenn du versuchtest, eine plötzliche, verwirrende emotionale Krise zu verursachen, aus der er vielleicht als widerwilliger Überläufer zum Patriotismus hervorgeht. Ist er dagegen der Mann, für den ich ihn halte, so versuche es mit dem Pazifismus.
In welche Richtung er sich auch wendet, deine Hauptaufgabe bleibt dieselbe. Zunächst musst du ihn dazu bringen, seinen Patriotismus oder Pazifismus als Bestandteil seiner Religion aufzufassen. Dann lass ihn unter dem Einfluss des Partisanengeistes anfangen, ihn als den wichtigsten Bestandteil zu betrachten. Dann locke ihn leise und ganz allmählich weiter bis zu dem Stadium, in dem die Religion nur noch ein Teil der »Sache« ist und in dem er das Christentum hauptsächlich deswegen schätzt, weil es so vorzügliche Argumente für die britischen Kriegsanstrengungen oder für den Pazifismus liefern kann.
Was du verhüten musst, ist die Einstellung, die zeitliche Dinge vor allem als Gelegenheiten sieht, sich im Gehorsam zu üben. Hast du erst einmal die Welt zum Zweck und den Glauben zum Mittel gemacht, hast du deinen Mann schon fast gewonnen, und es spielt kaum noch eine Rolle, was für ein weltliches Ziel er verfolgt.
Sobald Versammlungen, Pamphlete, Strategien, Bewegungen, »Sachen« und Kreuzzüge ihm mehr bedeuten als Gebete und Sakramente und Nächstenliebe, gehört er uns – und je »religiöser« er (in diesem Sinne) ist, desto fester haben wir ihn in der Hand. Ich könnte dir einen hübschen Käfig voller solcher Leute hier unten zeigen.
Herzlichst,
Dein Onkel Screwtape
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