Dienstanweisung für einen Unterteufel. C. S. Lewis

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Dienstanweisung für einen Unterteufel - C. S. Lewis

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Anleitung von dir leicht alle Dinge meinen wird, die für ihn selbst unbequem oder ärgerlich sind. So kannst du, noch während er auf den Knien liegt, etwas Salz in die Wunden des Tages reiben. Diese Operation ist gar nicht schwierig, und du wirst sie sehr unterhaltsam finden.

      Zweitens wird er, da seine Vorstellung von ihrer Seele sehr unklar und oft falsch sein wird, bis zu einem gewissen Grad für eine imaginäre Person beten. Deine Aufgabe wird es sein, diese imaginäre Person der wirklichen Mutter – jener scharfzüngigen alten Dame am Frühstückstisch – mit jedem Tag unähnlicher werden zu lassen.

      Mit der Zeit kannst du diese Kluft so verbreitern, dass kein Gedanke oder Gefühl aus seinen Gebeten für die eingebildete Mutter jemals Auswirkungen darauf hat, wie er sich der wirklichen gegenüber verhält. Meine eigenen Patienten hatte ich zum Teil so gut in der Hand, dass sie von einem Moment zum anderen vom leidenschaftlichen Gebet für die »Seele« ihrer Frau oder ihres Sohnes dazu gebracht werden konnten, die wirkliche Frau oder den wirklichen Sohn ohne Gewissensbisse zu schlagen oder zu beschimpfen.

      3. Wenn zwei Menschen seit vielen Jahren zusammenleben, ist es gewöhnlich so, dass jeder Tonfälle oder Gesichtsausdrücke an sich hat, die dem anderen nahezu unerträglich auf die Nerven gehen. Mach dir das zunutze.

      Bringe deinem Patienten jene charakteristische Hebung der Augenbraue seiner Mutter, die er schon als kleines Kind zu verabscheuen lernte, zu vollem Bewusstsein, und lass ihn darüber nachdenken, wie sehr er sie verabscheut. Lass ihn annehmen, sie wüsste, wie sehr es ihn ärgert, und täte es nur, um ihn zu ärgern – wenn du dein Handwerk verstehst, wird er nicht bemerken, wie grenzenlos unwahrscheinlich diese Annahme ist. Und natürlich darfst du nicht zulassen, dass ihm dämmert, er selbst könnte Tonfälle und Gesichtsausdrücke an sich haben, die für sie ebenso ärgerlich sind. Da er sich selbst nicht sehen oder hören kann, lässt sich das leicht bewerkstelligen.

      4. Im zivilisierten Leben drückt sich häuslicher Hass normalerweise dadurch aus, dass man Dinge sagt, die auf Papier ganz harmlos wirken würden (die Worte an sich sind nicht anstößig), aber sie in einem solchen Tonfall oder in einem solchen Augenblick sagt, dass sie kaum weniger schmerzen als ein Schlag ins Gesicht.

      Um dieses Spiel in Gang zu halten, müssen Glubose und du dafür sorgen, dass jeder dieser beiden Dummköpfe eine Art Doppelmoral anwendet. Dein Patient muss verlangen, dass all seine eigenen Äußerungen für bare Münze genommen und lediglich nach ihrer tatsächlichen Formulierung beurteilt werden, während er gleichzeitig alle Äußerungen seiner Mutter unter gründlichster und überempfindlichster Deutung des Tonfalls, des Zusammenhangs und der vermuteten Absicht beurteilt. Indessen muss sie darin bestärkt werden, es umgekehrt genauso zu machen.

      So können beide überzeugt – oder nahezu überzeugt – von ihrer völligen Schuldlosigkeit aus jedem Streit hervorgehen. Du weißt, was ich meine: »Ich frage sie lediglich, um welche Uhrzeit wir essen wollen, und sie bekommt einen Wutanfall.« Wenn sich diese Gewohnheit erst einmal eingespielt hat, hast du die köstliche Situation, dass ein Mensch Dinge sagt mit der ausdrücklichen Absicht, zu beleidigen, und sich dann beschwert, wenn der andere beleidigt ist.

      Übrigens, ich wüsste gerne mehr über die religiöse Einstellung der alten Dame. Empfindet sie vielleicht eine gewisse Eifersucht über den neuen Faktor im Leben ihres Sohnes? Ist sie pikiert darüber, dass er von anderen, und erst so spät, gelernt hat, was er ihrer Meinung nach schon als Kind von ihr selbst viel besser hätte lernen können? Meint sie, er mache zu viel »Wirbel« darum – oder ihm werde der Zugang allzu leicht gemacht? Erinnere dich an den älteren Bruder in jener Geschichte des Feindes.

      Herzlichst,

      Dein Onkel Screwtape

      IV

      Mein lieber Wormwood, die stümperhaften Vorschläge in deinem letzten Brief machen mich darauf aufmerksam, dass es höchste Zeit ist, dich ausführlich über das schmerzliche Thema Gebet aufzuklären. Den Kommentar, mein Rat bezüglich seiner Gebete für seine Mutter habe sich »als außerordentlich unglücklich erwiesen«, hättest du dir sparen können. Dergleichen sollte ein Neffe sich nicht gegenüber seinem Onkel herausnehmen – geschweige denn ein junger Versucher gegenüber einem Staatssekretär eines Ministeriums. Darin offenbart sich auch eine unerfreuliche Neigung, die Verantwortung von dir zu schieben. Du musst lernen, für deine eigenen Fehler zu bezahlen.

      Das Beste ist, wo immer möglich, den Patienten ganz und gar von der ernsthaften Absicht zu beten abzuhalten. Ist der Patient, wie dein Mann, ein Erwachsener, der sich erst kürzlich wieder zur Partei des Feindes bekehrt hat, so erreicht man das am besten, indem man ihn dazu bringt, sich an die papageienhafte Natur seiner Kindheitsgebete zu erinnern – oder sich einzubilden, er erinnere sich an sie. Als Gegenreaktion lässt er sich möglicherweise überzeugen, etwas gänzlich Spontanes, Innerliches, Informelles, Ungeregeltes anzustreben. Für einen Anfänger bedeutet das in Wirklichkeit die Bemühung, in sich eine verschwommen andächtige Stimmung hervorzurufen, in der wirkliche Konzentration des Willens und Verstandes keine Rolle spielt.

      Einer von ihren Dichtern, Coleridge, hat geschrieben, er bete nicht »mit sich bewegenden Lippen und gebeugten Knien«, sondern er »sammle seinen Geist zum Lieben« und gebe einem »Gefühl der Fürbitte« nach.

      Das ist genau die Art von Gebet, die wir brauchen. Da es eine oberflächliche Ähnlichkeit zu dem stillen Gebet aufweist, wie es diejenigen praktizieren, die im Dienst des Feindes schon weit fortgeschritten sind, kann man pfiffige und faule Patienten dadurch recht lange täuschen. Zumindest kann man ihnen weismachen, dass ihre Körperhaltung für ihre Gebete keine Rolle spielt. Denn sie vergessen ständig, was du stets bedenken musst, nämlich dass sie Tiere sind und dass alles, was ihr Körper tut, auch ihre Seele beeinflusst. Es ist zu komisch, dass die Sterblichen sich immer vorstellen, wir würden ihnen Dinge in den Kopf setzen: In Wirklichkeit erzielen wir die besten Ergebnisse, indem wir Dinge daraus fern halten.

      Sollte das fehlschlagen, musst du darauf zurückgreifen, seine Absicht unauffälliger in eine falsche Richtung zu lenken. Wann immer sie ihre Aufmerksamkeit auf den Feind selbst richten, sind wir geschlagen, aber es gibt Möglichkeiten, sie davon abzuhalten.

      Die einfachste ist, ihren Blick von ihm weg und auf sich selbst hin zu lenken. Lass sie immerzu ihren eigenen Geist beobachten und versuchen, dort durch einen Akt ihres eigenen Willens Gefühle hervorzubringen.

      Wenn sie vorhatten, ihn um Nächstenliebe zu bitten, lass sie stattdessen versuchen, aus sich selbst heraus Gefühle der Nächstenliebe zu fabrizieren, freilich ohne dass sie merken, was sie da tun.

      Wenn sie vorhatten, um Mut zu beten, lass sie in Wirklichkeit versuchen, sich mutig zu fühlen. Wenn sie sagen, sie beten um Vergebung, so lass sie versuchen, sich zu fühlen, als sei ihnen vergeben.

      Lehre sie, den Wert jedes Gebetes daran zu messen, inwieweit es ihnen gelungen ist, das erwünschte Gefühl hervorzubringen. Lass sie nie auf den Gedanken kommen, wie stark ein derartiges Gelingen oder Misslingen davon abhängt, ob sie im jeweiligen Moment gesund oder krank, erfrischt oder müde sind.

      Freilich wird der Feind in der Zwischenzeit nicht untätig bleiben. Wo immer gebetet wird, besteht die Gefahr, dass er selbst unmittelbar eingreift. Er ist von geradezu zynischer Gleichgültigkeit gegenüber der Würde seiner und unserer Stellung als reine Geister, und menschliche Tiere auf Knien überschüttet er in ganz schamloser Weise mit Selbsterkenntnis. Doch selbst wenn er deinen ersten Versuch der Ablenkung zunichte macht, haben wir noch eine subtilere Waffe.

      Die Menschen haben zunächst einmal nicht seinen unmittelbaren Anblick vor Augen, den wir unglücklicherweise nicht vermeiden können. Sie kennen noch nicht jenes grausige Leuchten, jenen durchbohrenden und schneidenden Glanz, der unser Leben

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