Die böse Macht. C. S. Lewis

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Die böse Macht - C. S. Lewis

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waren für diese Leute sogar wirklicher und alltäglicher, als Bracton College für mich ist: denn viele deutsche Bauern hatten selbst grausame Stiefmütter, während ich an keiner Universität ein College wie Bracton angetroffen habe. Dies ist eine unglaubliche Geschichte über Teufelswerk, doch dahinter steht eine ernste Absicht, die ich in meinem Buch Die Abschaffung des Menschen darzustellen versucht habe. In der Geschichte sollte gezeigt werden, wie der äußere Rand dieses Teufelswerks das Leben eines gewöhnlichen und geachteten Berufsstandes berührt. Meinen eigenen Beruf habe ich selbstverständlich nicht deshalb gewählt, weil ich etwa dächte, Universitätslehrer erlägen einem solch verderblichen Einfluss eher als andere, sondern weil mein eigener Beruf der einzige ist, den ich gut genug kenne, um darüber schreiben zu können. Ich habe mir eine sehr kleine Universität ausgedacht, weil das für einen Roman bestimmte Vorteile bietet. Edgestow hat, abgesehen von der Größe, keinerlei Ähnlichkeit mit Durham, einer Universität, mit der ich nur Angenehmes verbinde.

      Einen der zentralen Gedanken dieser Erzählung verdanke ich Gesprächen, geführt mit einem wissenschaftlichen Kollegen, einige Zeit bevor ich in Olaf Stapledons Werken auf eine ähnliche Anregung stieß. Sollte ich in diesem Punkte irren, so ist Herr Stapledon doch so reich an Einfällen, dass er ohne weiteres einen davon ausleihen kann; und ich bewundere seinen Einfallsreichtum (wenn auch nicht seine Philosophie) so sehr, dass ich mich einer Anleihe keineswegs schäme.

      Wer gerne mehr über Numinor und den Wahren Westen erfahren möchte, muss (leider!) die Veröffentlichung dessen abwarten, was bislang nur in den Manuskripten meines Freundes J. R. R. Tolkien existiert.

      Der vorliegende Roman spielt irgendwann in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Er beschließt die Trilogie, deren erster Band Jenseits des schweigenden Sterns und deren zweiter Band Perelandra war, kann aber auch für sich gelesen werden.

      Magdalen College, Oxford

      C. S. Lewis

      Weihnachtsabend 1943

      1 Verkauf von Universitätsgelände

      »Und drittens wurde die Ehe eingesetzt«, murmelte Jane Studock vor sich hin, »damit jeder des anderen Gesellschaft, Stütze und Trost sei.« Seit ihrer Schulzeit war sie nicht mehr in der Kirche gewesen, bis sie vor einem halben Jahr dort die Ehe geschlossen hatte, und die Worte des Gottesdienstes hafteten ihr noch immer im Gedächtnis.

      Durch die offene Tür konnte sie die winzige Küche der Wohnung sehen und das laute, unangenehme Ticken der Uhr hören. Sie war gerade aus der Küche gekommen und wusste, wie ordentlich es dort war. Das Frühstücksgeschirr war gespült, die Tücher hingen über dem Herd, und der Boden war aufgewischt. Die Betten waren gemacht und die Zimmer aufgeräumt. Den einzigen Einkauf, der an diesem Tag nötig war, hatte sie getätigt, und es war erst eine Minute vor elf. Sie musste sich nur noch selbst ein Mittagessen und den Tee bereiten, ansonsten hatte sie bis sechs Uhr nichts mehr zu tun, selbst wenn sie davon ausging, dass Mark zum Abendessen nach Hause käme. Aber heute war im College eine Sitzung anberaumt. Sehr wahrscheinlich würde Mark zur Teestunde anrufen und sagen, dass die Sitzung länger als erwartet dauere und er im College werde essen müssen. Die Stunden, die vor ihr lagen, waren leer wie die Wohnung. Die Sonne schien, und die Uhr tickte.

      »Gesellschaft, Stütze und Trost«, sagte Jane bitter. In Wahrheit hatte die Ehe sich als eine Tür erwiesen, die aus einer Welt voller Arbeit und Kameradschaft, Frohsinn und Geschäftigkeit in eine Art Einzelhaft geführt hatte. In den Jahren vor ihrer Heirat hatte sie nie so wenig von Mark gesehen wie in den vergangenen sechs Monaten. Selbst wenn er zu Hause war, sprach er fast nie. Immer war er entweder müde oder in Gedanken. Solange sie Freunde gewesen waren, und auch später als Liebespaar, hatten sie geglaubt, das Leben sei zu kurz für all das, was sie einander zu sagen hatten. Aber nun … Warum hatte er sie überhaupt geheiratet? Liebte er sie noch? Dann musste Liebe für Männer etwas ganz anderes sein als für

      Frauen. War es die bittere Wahrheit, dass all die endlosen Gespräche, die ihr selbst vor der Ehe als das eigentliche Medium der Liebe erschienen waren, für ihn nicht mehr als ein Vorspiel gewesen waren?

      »Schon wieder bin ich drauf und dran, einen Tag zu vertrödeln«, tadelte sie sich. »Ich muss etwas arbeiten.« Damit meinte sie ihre Doktorarbeit über den Dichter John Donne. Sie hatte vorgehabt, auch als verheiratete Frau ihre wissenschaftliche Karriere fortzusetzen; dies war einer der Gründe, warum sie, wenigstens auf absehbare Zeit, keine Kinder haben wollten. Jane war keine sehr originelle Denkerin; sie hatte vorgehabt, besonderes Gewicht auf Donnes ›triumphale Aufwertung des Körpers‹ zu legen. Sie glaubte noch immer, ihre einstige Begeisterung für diesen Gegenstand werde wieder erwachen, wenn sie erst alle ihre Aufzeichnungen und Bücher hervorgeholt und sich ernsthaft an die Arbeit gemacht hätte. Doch zunächst einmal, vielleicht um den Arbeitsbeginn ein wenig hinauszuschieben, drehte sie eine Zeitung um, die auf dem Tisch lag, und überflog die letzte Seite.

      In dem Augenblick, in dem sie das Bild sah, fiel ihr der Traum ein. Sie erinnerte sich nicht nur an den Traum, sondern auch daran, wie sie aus dem Bett gekrochen war und eine endlos lange Zeit im Sitzen auf die ersten Anzeichen des Morgens gewartet hatte; aus Angst, Mark könnte wach werden und sich unnötig aufregen, hatte sie kein Licht gemacht; dennoch kränkte sie das Geräusch seines gleichmäßigen Atems. Er hatte einen ausgezeichneten Schlaf. Nur eins schien im Stande, ihn wach zu halten, nachdem er zu Bett gegangen war, und auch das nicht lange.

      Der Schrecken dieses Traums wird sich wie die Schrecken der meisten Träume mit dem Erzählen verflüchtigen, aber um der folgenden Ereignisse willen muss er festgehalten werden.

      Zu Anfang hatte sie nur ein Gesicht gesehen. Es war ein fremdländisches Gesicht, bärtig und eher gelb, mit einer Hakennase. Seine Miene machte Angst, weil sie selbst Angst ausdrückte. Der Unterkiefer hing herab, und die Augen stierten wie die Augen eines Menschen, der im Augenblick unter dem Eindruck eines jähen Schockes steht. Nur schien dieses Gesicht einem stundenlangen Schock ausgesetzt. Dann sah

      sie allmählich mehr. Das Gesicht gehörte einem Mann, der zusammengekauert in der Ecke eines kleinen viereckigen Raumes mit weiß getünchten Wänden hockte und offenbar darauf wartete, dass diejenigen, in deren Gewalt er sich befand, hereinkommen und ihm irgendetwas Schreckliches antun würden. Schließlich wurde die Tür geöffnet, und ein recht gut aussehender Mann mit grauem Spitzbart kam herein. Der Gefangene schien in ihm einen alten Bekannten wieder zu erkennen, und sie setzten sich zusammen und begannen zu sprechen. In allen Träumen, die Jane bisher geträumt hatte, verstand man entweder, was die Traumgestalten sagten, oder man hörte es nicht. Aber in diesem Traum – und das machte ihn außerordentlich realistisch – wurde das Gespräch auf Französisch geführt, und Jane verstand einzelne Brocken, keineswegs alles, genau wie es im wirklichen Leben gewesen wäre. Der Besucher erzählte dem Gefangenen etwas, das dieser anscheinend als gute Nachricht betrachten sollte. Und der Gefangene blickte zuerst auch mit einem Hoffnungsschimmer in den Augen auf und sagte: »Tiens … ah … ça marche«, aber dann wurde er unsicher und schien seine Meinung zu ändern. Der Besucher redete weiter mit leiser, gleichmäßiger Stimme auf ihn ein. Er war ein gut aussehender Mann von einer eher kühlen Art, er trug einen Kneifer, in dessen Gläsern sich das Licht spiegelte und seine Augen verbarg. Dies und die beinahe unnatürliche Vollkommenheit seiner Zähne mach-ten auf Jane einen irgendwie unangenehmen Eindruck. Dieser wurde noch verstärkt von der wachsenden Unruhe und schließlich dem Entsetzen des Gefangenen. Jane konnte nicht verstehen, was der Besucher dem Mann vorschlug, aber sie hörte heraus, dass der Gefangene zum Tode verurteilt worden war. Was immer der Besucher ihm anbot, es schien den anderen mehr zu ängstigen als der Gedanke an die Hinrichtung. An diesem Punkt verlor der Traum allen Anschein von Wirklichkeitsnähe und wurde zu einem gewöhnlichen Albtraum. Der Besucher rückte seinen Kneifer zurecht, lächelte weiter sein kühles Lächeln und fasste den Kopf des Gefangenen mit beiden Händen. Er drehte ihn mit einem scharfen Ruck herum und schraubte ihn ab – wie einen Taucherhelm.

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