Die böse Macht. C. S. Lewis

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Die böse Macht - C. S. Lewis

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ich Merlins Saitenspiel

      und hörte Singens und Sagens viel.

      Das mag genügen als Beweis, dass die Quelle mit der britisch-römischen Einfassung bereits ›Merlins Brunnen‹ war, auch wenn dieser Name erst zur Zeit der Königin Elizabeth auftaucht, zu der Zeit, da der wackere Rektor Shovel den Wald mit einer Mauer umgab, »um allem profanen und heidnischen Aberglauben zu wehren und das gemeine Volk von allerlei Lustbarkeit, Maienspiel, Tanz, Mummenschanz und dem Backen von Morganbrot abzubringen, wie es ehedem bei der voller Stolz ›Merlins Brunnen‹ genannten Quelle Brauch war und als eine Verquickung von Papismus, Heidentum, Liederlichkeit und nichtswürdiger Narretei entschieden zu verwerfen und zu verabscheuen ist«. Nicht dass das College damit sein eigenes Interesse an dem Ort aufgegeben hätte. Der alte Doktor Shovel, der beinahe hundert Jahre alt wurde, war kaum in seinem Grab erkaltet, als einer von Cromwells Generälen, der es für seine Aufgabe hielt, »Haine und heilige Stätten« zu zerstören, einige Soldaten ausschickte, um die Landbevölkerung für dieses fromme Werk zu gewinnen. Es wurde dann doch nichts daraus, aber mitten im Bragdon-Wald kam es zu einem Streit zwischen dem College und den Soldaten, wobei der höchst gelehrte und gottesfürchtige Richard Crowe auf den Stufen des Brunnens von einer Musketenkugel niedergestreckt wurde. Niemand würde Crowe des Papismus oder des Heidentums bezichtigen, doch der Überlieferung zufolge waren seine letzten Worte: »Wahrlich, ihr Herren, wenn Merlin, der Sohn des Teufels, ein treuer Gefolgsmann des Königs war, ist es dann nicht eine Schande, dass ihr, die ihr nur Hundesöhne seid, Rebellen und Königsmörder sein müsst?« Und durch alle wechselnden Zeiten hindurch hatte jeder Rektor von Bracton am Tag seiner Wahl feierlich einen Schluck Wasser aus Merlins Brunnen getrunken mit dem großen Becher, der auf Grund seiner Schönheit und seines Alters Bradons größte Kostbarkeit war.

      An all dies dachte ich, als ich bei Merlins Brunnen lag, dem Brunnen, der sicherlich aus Merlins Zeit stammte, wenn es jemals einen wirklichen Merlin gegeben hatte; als ich da lag, wo Sir Kenelm Digby eine ganze Sommernacht gelegen und eine seltsame Erscheinung gehabt hatte; wo der Dichter Collins gelegen und George III. Tränen vergossen hatte; wo der brillante und viel geliebte Nathaniel Fox drei Wochen vor seinem Tod in Frankreich das berühmte Gedicht verfasst hatte. Die Luft war so still und das Laubwerk über mir bauschte sich so üppig, dass ich einschlief. Ich wurde von meinem Freund geweckt, der mich von ferne rief.

      4 _______

      Die umstrittenste Frage bei der Sitzung des Kollegiums war der Verkauf des Bragdon-Waldes. Käufer war das N.I.C.E., das ›National Institute of Co-ordinated Experiments‹. Diese bemerkenswerte Organisation suchte ein Grundstück für das Gebäude, das sie angemessen beherbergen sollte. Das N.I.C.E. war die erste Frucht jener konstruktiven Verbindung zwischen Staat und Wissenschaft, auf die so viele nachdenkliche Menschen ihre Hoffnungen auf eine bessere Welt setzen. Es sollte frei sein von möglichst allen lästigen Einschränkungen – Bürokratismus war der Ausdruck, den seine Anhänger gebrauchten –, die die Forschung in diesem Lande bisher gehemmt hatten. Auch war es weitgehend frei von ökonomischen Zwängen, denn ein Staat, so argumentierte man, der täglich viele Millionen für einen Krieg ausgegeben hatte, konnte sich in Friedenszeiten gewiss ein paar Millionen im Monat für produktive Forschung leisten. Das geplante Gebäude hätte eine beachtliche Bereicherung der Skyline von New York abgegeben, der Mitarbeiterstab sollte ungewöhnlich groß sein, die Gehälter fürstlich. Beharrlicher Nachdruck und endlose diplomatische Bemühungen des Senats von Edgestow hatten das neue Institut von Oxford, von Cambridge und von London fortgelockt, die nacheinander als mögliche Standorte in Betracht gezogen worden waren. Zuweilen war das Progressive Element in Edgestow der Verzweiflung nahe gewesen. Aber nun war der Erfolg so gut wie sicher. Wenn das N.I.C.E. den nötigen Grund und Boden bekäme, würde es nach Edgestow kommen. Und wäre es erst einmal da, dann – das spürte jeder – würden die Dinge endlich in Bewegung kommen. Curry hatte sogar Zweifel geäußert, ob Oxford und Cambridge überhaupt als bedeutende Universitäten überdauern könnten.

      Wäre Mark Studdock vor drei Jahren zu einer Sitzung gekommen, in der eine solche Frage entschieden werden sollte, hätte er erwartet, dass gefühlsmäßige Einwände gegen den Fortschritt vorgebracht, dass Schönheit gegen Nützlichkeit abgewogen und all das offen diskutiert würde. Als er heute seinen Platz in dem langen Konferenzsaal auf der Südseite des Lady-Alice-Hofs einnahm, erwartete er nichts dergleichen. Er wusste inzwischen, dass die Dinge nicht auf diese Art und Weise angegangen wurden.

      Die Fortschrittlichen Kräfte hatten ihre Sache wirklich sehr gut vorbereitet. Die meisten Mitglieder des Kollegiums wussten, als sie den Konferenzraum betraten, nicht, dass es um den Verkauf des Waldes ging. Natürlich entnahmen sie der Tagesordnung, dass es unter Punkt fünfzehn um den »Verkauf von Collegegelände« ging; da solche Pläne aber in fast jeder Sitzung zur Sprache kamen, machten sie sich darüber keine Gedanken. Und sie sahen auch, dass Punkt eins der Tagesordnung »Fragen im Zusammenhang mit dem Bragdon-Wald« aufwarf, aber diese schienen mit dem vorgeschlagenen Verkauf nichts zu tun zu haben. Curry erhob sich, um die Fragen in seiner Eigenschaft als Vizerektor zur Sprache zu bringen. Er hatte dem Kollegium einige Briefe vorzulesen. Der erste kam von einer Gesellschaft, die sich mit der Erhaltung von Kulturdenkmälern befasste. Ich denke, die Vereinigung war schlecht beraten, in einem Brief gleich zwei Beschwerden vorzubringen. Es wäre klüger gewesen, wenn sie sich darauf beschränkt hätte, die Collegeverwaltung auf den schlechten Zustand der Umfassungsmauer des Waldes hinzuweisen. Als sie jedoch drängte, ein Schutzdach über dem Brunnen selbst errichten zu lassen, und obendrein betonte, dass sie bereits früher darauf gedrängt hatte, wurde das Kollegium unruhig. Und als am Ende des Briefes gleichsam als Nachsatz der Wunsch geäußert wurde, das College möge sich ernsthaften Altertumsforschern, die den Brunnen untersuchen wollten, ein wenig entgegenkommender zeigen, wurde das Kollegium deutlich ungehalten. Ich möchte einen Mann in Currys Position nicht gern beschuldigen, einen Brief falsch zu verlesen; aber seine Wiedergabe war gewiss nicht geeignet, irgendwelche Mängel im Tonfall des Originals auszugleichen. Noch ehe er sich niedersetzte, verspürte beinahe jeder im Raum das Bedürfnis, der Außenwelt klarzumachen, dass der Bragdon-Wald Privateigentum des Bracton Colleges sei und dass die Außenwelt sich besser um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerte. Dann verlas Curry einen zweiten Brief. Dieser kam von einer spiritistischen Vereinigung, die um Erlaubnis bat, »gewisse Phänomene« im Bragdon-Wald zu erforschen – ein Brief, der, wie Curry sagte, »in Zusammenhang stand mit dem nächsten, den ich mit der Erlaubnis des Rektors nun verlesen werde«. Dieser dritte Brief war von einer Firma, die über das Anliegen der Spiritistenvereinigung im Bilde war und einen Film drehen wollte, allerdings weniger über die Phänomene selbst als vielmehr über die Spiritisten, die nach den Phänomenen Ausschau hielten. Curry wurde beauftragt, alle drei Briefe mit knappen Absagen zu beantworten.

      Dann meldete sich eine neue Stimme aus einer anderen Ecke des Raums. Lord Feverstone war aufgestanden. Er stimmte mit der Haltung des Colleges gegenüber diesen impertinenten Briefen verschiedener Wichtigtuer völlig überein. Aber war es nicht auch eine Tatsache, dass die Umfassungsmauer des Waldes in einem höchst unbefriedigenden Zustand war? Viele Kollegiumsmitglieder – Studdock allerdings nicht – meinten, dies sei ein Versuch Feverstones, sich gegen ›Curry und seine Clique‹ aufzulehnen, und begannen, sich sehr für die Vorgänge zu interessieren. Der Quästor, James Busby, sprang auf. Er begrüßte Lord Feverstones Frage. In seiner Eigenschaft als Schatzmeister hatte er erst kürzlich ein Expertengutachten über die Umfassungsmauer eingeholt. ›Unbefriedigend‹ war, fürchtete er, ein eher beschönigender Ausdruck, um ihren Zustand zu beschreiben. Nur eine völlig neue Mauer würde hier wirklich Abhilfe schaffen. Unter großen Schwierigkeiten wurde ihm eine Schätzung der wahrscheinlichen Kosten eines solchen Vorhabens entlockt; und als das Kollegium die Zahl hörte, rang es nach Atem. Lord Feverstone fragte eisig, ob der Quästor dem College ernsthaft eine solche Ausgabe vorschlage. Busby (ein sehr großer ehemaliger Geistlicher mit einem buschigen schwarzen Bart) erwiderte ein wenig gereizt, er habe überhaupt nichts vorgeschlagen: wenn er einen Vorschlag zu machen hätte, dann den, die Frage nicht losgelöst von einigen wichtigen finanziellen Überlegungen zu behandeln, die er den Kollegen pflichtgemäß im weiteren Verlauf der Sitzung

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