Die böse Macht. C. S. Lewis

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Die böse Macht - C. S. Lewis

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verfasst hatte. Das hatte ihn den Fortschrittlichen Kräften sogar eher empfohlen. Sie sahen darin einen Schlag ins Gesicht der Konservativen und Ästheten, die sich revanchierten, indem sie ihren neuen Rektor »Non Olet« tauften. Aber nach und nach hatten auch Places Anhänger den Spitznamen übernommen. Denn Place hatte ihre Erwartungen nicht erfüllt und sich als ein Eigenbrötler mit Hang zur Philatelie erwiesen, dessen Stimme man so selten hörte, dass einige der jüngeren Kollegen nicht wussten, wie sie klang.

      »Ja, der Henker soll ihn holen«, sagte Curry. »Will mich gleich nach dem Abendessen in einer äußerst wichtigen Angelegenheit sprechen.«

      »Das bedeutet«, sagte der Schatzmeister, »dass Jewel und Co. bei ihm gewesen sind und nach Möglichkeiten suchen, die ganze Sache rückgängig zu machen.«

      »Das kümmert mich verdammt wenig«, erklärte Curry. »Wie kann man einen Mehrheitsbeschluss rückgängig machen? Nein, das ist es nicht. Aber es reicht aus, einem den ganzen Abend zu verderben.«

      »Nur Ihren Abend«, erwiderte Feverstone. »Vergessen Sie nicht, uns Ihren speziellen Kognak herauszustellen, bevor Sie gehen.«

      »Jewel! Lieber Himmel!«, sagte Busby und vergrub die linke Hand in seinem Bart.

      »Eigentlich hat mir der alte Jewel Leid getan«, sagte Mark. Er hatte ganz unterschiedliche Beweggründe für diese Bemerkung. Der Gerechtigkeit halber muss man sagen, dass die völlig unerwartete und offensichtlich unnötige Brutalität, mit der Feverstone dem alten Mann begegnet war, ihn abgestoßen hatte. Außerdem verdross ihn die Vorstellung, seinen Lehrstuhl Feverstones Fürsprache zu verdanken und in seiner Schuld zu stehen. Wer war dieser Feverstone? Er meinte, es sei Zeit, seine Unabhängigkeit herauszustellen und zu zeigen, dass seine Zustimmung zu den Methoden des Progressiven Elements nicht als selbstverständlich angesehen werden konnte. Ein gewisses Maß an Unabhängigkeit würde ihm sogar innerhalb dieses Elements zu einer höheren Position verhelfen. Wäre der Gedanke, Feverstone werde eine umso höhere Meinung von ihm haben, wenn er ein wenig die Zähne zeige, ihm in dieser Deutlichkeit gekommen, hätte er ihn wohl als unterwürfig abgetan; aber das war nicht der Fall.

      »Mitleid mit Jewel?«, fragte Curry und wandte sich um. »Das würden Sie nicht sagen, wenn Sie wüssten, wie er in seiner Glanzzeit war.«

      »Ich stimme Ihnen zu«, sagte Feverstone zu Mark, »aber ich halte es mit Clausewitz. Auf lange Sicht ist der totale Krieg am menschlichsten. Ich habe ihn sofort zum Schweigen gebracht. Wenn er den Schock überwunden hat, wird er seine Freude an der Sache haben, denn ich habe ihn in all dem bestätigt, was er seit vierzig Jahren über die jüngere Generation sagt. Welche Alternative hätten wir denn gehabt? Ihn weiterfaseln zu lassen, bis er sich in einen Hustenanfall oder gar in einen Herzinfarkt hineingesteigert hätte, und ihm dazu noch die Enttäuschung einer höflichen Behandlung zu bereiten.«

      »So kann man es natürlich auch sehen«, sagte Mark.

      »Verdammt noch mal«, fuhr Feverstone fort, »niemand lässt sich gern sein Kapital nehmen. Was würde der arme Curry hier tun, wenn die Reaktionäre eines Tages aufhörten, reaktionär zu sein? Othello hätte nichts mehr zu tun.«

      »Es ist angerichtet, Sir«, sagte Currys ›Schütze‹ – wie man in Bracton die Collegediener nannte.

      »Das ist alles Unfug, Dick«, sagte Curry, als sie sich zu Tisch setzten. »Nichts wäre mir lieber, als all diese Reaktionäre und Obstruktionisten loszuwerden und mit der Arbeit voranzukommen. Sie glauben doch nicht etwa, dass es mir Spaß macht, meine ganze Zeit bloß darauf zu verwenden, den Weg freizumachen?« Mark merkte, dass sein Gastgeber über Lord Feverstones Spöttelei ein wenig verärgert war. Letzterer hatte ein männliches und sehr ansteckendes Lachen. Mark fand ihn allmählich sympathisch.

      »Und die Arbeit wäre …?«, fragte Feverstone. Ohne Mark direkt anzusehen oder ihm gar zuzuzwinkern, bezog er ihn irgendwie in den Scherz mit ein.

      »Nun, manche von uns haben auch noch eine eigene Arbeit«, erwiderte Curry und senkte seine Stimme, um ihr einen ernsteren Ton zu verleihen – etwa so wie manche Menschen ihre Stimmen senken, wenn sie von medizinischen oder religiösen Dingen sprechen.

      »Ich wusste nicht, dass Sie so einer sind«, sagte Feverstone.

      »Das ist das Schlimme an der Sache«, erwiderte Curry. »Entweder gibt man sich damit zufrieden, dass alles vor die Hunde geht – ich meine: stagniert –, oder man opfert die eigene wissenschaftliche Karriere dieser verfluchten Collegepolitik. Eines Tages werde ich den ganzen Krempel hinwer-fen und mich an mein Buch machen. Das Material habe ich alles beisammen, wissen Sie. Eine lange und ungestörte Ferienzeit, und ich glaube, ich könnte wirklich etwas daraus machen.«

      Mark, der Curry noch nie in Bedrängnis gesehen hatte, begann, sich zu amüsieren.

      »Verstehe«, sagte Feverstone. »Um den Betrieb des Colleges als Bildungsstätte aufrechtzuerhalten, müssen die besten Köpfe jede Beschäftigung mit ihrem eigenen Fach aufgeben.«

      »Genau!«, sagte Curry. »Das ist…« Dann brach er ab, unsicher, ob er nun ernst genommen wurde oder nicht. Feverstone lachte laut los. Der Schatzmeister, der sich bisher ausschließlich dem Essen gewidmet hatte, wischte sich sorgfältig den Bart und ergriff das Wort.

      »In der Theorie klingt das alles schön und gut«, sagte er, »aber ich glaube, Curry hat ganz Recht. Angenommen, er gäbe sein Amt als Vizerektor auf und zöge sich in seine Studierstube zurück. Er wäre im Stande, uns mit einem verteufelt guten Buch über Volkswirtschaft zu überraschen …«

      »Volkswirtschaft?«, fragte Feverstone mit hochgezogenen Brauen.

      »Ich bin zufällig Militärhistoriker, James«, sagte Curry. Er ärgerte sich häufig darüber, dass seine Kollegen anscheinend immer Schwierigkeiten hatten zu behalten, in welchem Fachgebiet er eigentlich arbeitete.

      »Ich meine natürlich Militärgeschichte«, sagte Busby. »Aber wie gesagt: er wäre im Stande, uns mit einem verteufelt guten Buch über Militärgeschichte zu überraschen. Das wäre in zwanzig Jahren allerdings überholt. Dagegen wird das College für Jahrhunderte von der Arbeit profitieren, die er jetzt tut. Diese ganze Mühe, das N.I.C.E. nach Edgestow zu holen. Was ist damit, Feverstone? Ich spreche nicht nur von der finanziellen Seite, obwohl ich sie als Quästor natürlich für sehr wichtig halte. Aber denken Sie an das neue Leben, die neuen Perspektiven, die Impulse, die von so etwas ausgehen. Was würde irgendein Buch über Volkswirtschaft …«

      »Militärgeschichte«, sagte Feverstone sanft, doch diesmal hörte Busby ihn nicht.

      »Was würde irgendein Buch über Volkswirtschaft bewirken, verglichen mit einer solchen Sache?«, fuhr er fort. »Ich betrachte sie als den bisher größten Triumph des angewandten Idealismus in diesem Jahrhundert.«

      Der gute Wein tat langsam seine Wirkung. Wir alle kennen die Art von Geistlichen, die nach dem dritten Glas dazu neigen, ihre Amtswürde zu vergessen. Bei Busby war es umgekehrt; nach dem dritten Glas begann er sich seiner geistlichen Würde zu entsinnen. Als Wein und Kerzenlicht seine Zunge lösten, gab der nach dreißig Jahren Abtrünnigkeit noch immer latent in ihm vorhandene Pfarrer seltsame Lebenszeichen von sich.

      »Wie Sie wissen«, sagte er, »bin ich keineswegs strenggläubig. Aber ich würde, ohne zu zögern, sagen, dass Curry dadurch, dass er das Institut nach Edgestow gebracht hat, für die Religion in einem weiteren Sinne mehr getan hat als ein Theologe wie Jewel in seinem ganzen Leben.«

      »Nun«, erwiderte Curry bescheiden, »das ist natürlich, was man sich erhofft. Ich würde es vielleicht nicht so ausdrücken wie

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