Die böse Macht. C. S. Lewis

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Die böse Macht - C. S. Lewis

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wandten sich um und betrachteten – manche voller Bewunderung – die scharfgeschnittenen, halb kindlichen Gesichtszüge und das weiße Haar, das in dem allmählich dunkler werdenden Raum zu leuchten schien. Aber nur die in seiner Nähe konnten hören, was er sagte. In diesem Augenblick stand Lord Feverstone auf, verschränkte die Arme auf der Brust und blickte den alten Mann geradewegs an.

      »Wenn der ehrenwerte Kollege Jewel wünscht«, sagte er sehr laut, »dass wir seine Ansichten nicht hören, dann erreicht er sein Ziel besser durch Schweigen.«

      Jewel war schon vor dem Ersten Weltkrieg ein alter Mann gewesen, zu einer Zeit, da alte Männer noch zuvorkommend behandelt wurden, und er hatte sich nie an die moderne Welt gewöhnen können. Als er so mit vorgestrecktem Kopf dastand, dachten die anderen einen Moment lang, er werde antworten. Dann breitete er ganz plötzlich in einer Geste der Hilflosigkeit die Hände aus, zog seinen Kopf zurück und setzte sich umständlich wieder hin.

      Der Antrag wurde angenommen..

      5 _______

      Nachdem Jane die Wohnung verlassen hatte, ging sie in die Innenstadt und kaufte sich einen Hut. Früher hatte sie abfällig von jener Sorte Frauen gesprochen, die sich zum Trost und als Anregung Hüte kauften, so wie Männer Alkohol tranken. Es kam ihr nicht in den Sinn, dass sie jetzt das Gleiche tat. Sie bevorzugte ziemlich streng geschnittene Kleider in gedeckten Farben, wie sie einem ernsthaften Geschmack entsprachen, Kleider, die jedem deutlich machen sollten, dass sie eine intelligente Erwachsene war und nicht so ein aufgedonnertes Ding wie auf den Werbeplakaten. Auf Grund dieser Vorliebe war ihr gar nicht bewusst, dass sie sich überhaupt für Kleider interessierte, und so verdross es sie ein wenig, als sie beim Verlassen des Hutladens Mrs. Dimble begegnete und mit den Worten begrüßt wurde: »Hallo, meine Liebe! Haben Sie sich einen Hut gekauft? Kommen Sie zum Mittagessen zu uns, und lassen Sie sich damit anschauen. Cecil steht mit dem Wagen gleich um die Ecke.«

      Cecil Dimble, Professor am Northumberland College, war während Janes letztem Studienjahr ihr Tutor gewesen, und seine Frau (man würde sie am liebsten Mutter Dimble nennen) war allen Mädchen ihres Jahrgangs eine Art Tante gewesen. Sympathie für die Studentinnen des eigenen Mannes ist unter Professorenfrauen vielleicht weniger verbreitet, als zu wünschen wäre; aber Mrs. Dimble schien alle Studenten beiderlei Geschlechts ihres Mannes zu mögen, und das Haus der Dimbles, etwas abseits auf der anderen Seite des Flusses gelegen, war während des Semesters immer eine Art geräuschvoller Salon. Mrs. Dimble hatte Jane besonders gern gemocht und ihr jene Art von Zuneigung entgegengebracht, wie sie eine humorvolle, unkomplizierte und kinderlose Frau zuweilen für ein Mädchen empfindet, das sie hübsch und ein wenig eigenartig findet. Im letzten Jahr hatte Jane die Dimbles etwas aus den Augen verloren und hatte deswegen ein schlechtes Gewissen. Sie nahm die Einladung zum Mittagessen an.

      Sie fuhren nördlich vom Bracton College über die Brücke und dann am Ufer des Wynd entlang und an kleinen Häusern vorbei nach Süden. An der normannischen Kirche bogen sie links ab und folgten der geraden Landstraße mit den Pappeln auf der einen und der Mauer des Bragdon-Waldes auf der anderen Seite Richtung Osten bis vor die Haustür der Dimbles.

      »Wie schön es hier ist!«, sagte Jane spontan, als sie aus dem Wagen stieg. Die Dimbles hatten einen prächtigen Garten.

      »Dann sollten Sie sich alles gut ansehen«, sagte Professor Dimble.

      »Wie meinen Sie das?«, fragte Jane.

      »Hast du es ihr noch nicht erzählt?«, fragte Professor Dimble seine Frau.

      »Ich habe mich noch nicht dazu durchringen können«, sagte Mrs. Dimble. »Außerdem ist ihr Mann einer der Schurken in dem Stück. Armes Mädchen! Außerdem nehme ich an, dass sie es weiß.«

      »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, sagte Jane.

      »Ihr College macht uns große Schwierigkeiten. Sie werfen uns hinaus. Sie wollen den Mietvertrag nicht verlängern.«

      »Ach, Mrs. Dimble!«, rief Jane aus. »Und ich habe nicht einmal gewusst, dass dieses Haus dem College gehört.«

      »Da haben wir es!«, sagte Mrs. Dimble. »Die eine Hälfte der Welt weiß nicht, wie die andere lebt. Und ich habe gedacht, Sie würden Ihren ganzen Einfluss aufbieten, um Ihren Mann dazu zu bewegen, uns zu helfen. In Wirklichkeit dagegen …«

      »Mark spricht nie mit mir über Collegeangelegenheiten.«

      »Das tun gute Ehemänner nie«, sagte Professor Dimble. »Höchstens über die Angelegenheiten anderer Colleges. Deshalb weiß Margaret alles über Bracton und nichts über Northumberland. Aber wollen wir nicht hineingehen?«

      Dimble vermutete, dass Bracton den Wald und alles andere, was dem College auf dieser Seite des Flusses gehörte, verkaufen würde. Die ganze Gegend erschien ihm jetzt noch paradiesischer als bei seinem Einzug vor fünfundzwanzig Jahren, und er war über die jüngste Entwicklung viel zu bekümmert, um vor der Frau eines Bracton-Dozenten darüber zu sprechen.

      »Du wirst auf dein Mittagessen warten müssen, bis ich Janes neuen Hut gesehen habe«, sagte Mutter Dimble und eilte mit Jane die Treppe hinauf. Es folgte ein im altmodischen Sinne sehr weibliches Gespräch. Doch obwohl Jane sich in gewisser Weise darüber erhaben fühlte, empfand sie es als wohltuend. Und obwohl Mrs. Dimble zu solchen Dingen wirklich eine falsche Einstellung hatte, war nicht zu leugnen, dass die eine kleine Änderung, die sie vorschlug, eine entscheidende Verbesserung war. Als der Hut wieder eingepackt war, sagte Mrs. Dimble unvermittelt: »Es ist doch nichts Unangenehmes passiert?«

      »Wieso?«, sagte Jane. »Was sollte passiert sein?«

      »Sie sehen so verändert aus.«

      »Oh, mir fehlt nichts«, sagte Jane laut. Und in Gedanken fügte sie hinzu: »Sie platzt vor Neugierde, ob ich ein Baby erwarte. So sind Frauen wie sie nun einmal.«

      »Mögen Sie nicht geküsst werden?«, fragte Mrs. Dimble unerwartet.

      »Mag ich nicht geküsst werden?«, dachte Jane. »Das ist in der Tat die Frage. Mag ich nicht geküsst werden? Nicht auf Verstand bei Frauen hoffe …« Sie hatte erwidern wollen: »Natürlich nicht«, brach aber aus unerklärlichen Gründen und zu ihrem großen Verdruss stattdessen in Tränen aus. Und dann wurde Mrs. Dimble für einen Augenblick einfach eine Erwachsene, wie Erwachsene für ein sehr kleines Kind sind: große, warme, weiche Wesen, zu denen man mit aufgeschlagenen Knien oder zerbrochenem Spielzeug läuft. Wenn Jane an ihre Kindheit dachte, erinnerte sie sich gewöhnlich an Anlässe, wo die vereinnahmende Umarmung von Kindermädchen oder Mutter unerwünscht war und sie sich gegen diese Beleidigung der eigenen Reife gesträubt hatte. Nun aber dachte sie an jene vergessenen und seltenen Male, wo sie sich aus Angst oder Kummer der Umarmung willig überlassen und Trost gefunden hatte. Getätschelt und liebkost zu werden widersprach ihrer ganzen Lebensauffassung; doch als sie wieder hinuntergingen, hatte sie Mrs. Dimble erzählt, dass sie kein Kind erwarte und nur ein wenig niedergeschlagen sei, weil sie zu viel allein war und einen Albtraum gehabt hatte.

      Beim Essen sprach Professor Dimble über die Artussage. »Es ist wirklich wundervoll«, sagte er, »wie alles zusammenhängt, selbst in einer späten Version wie der von Malory. Haben Sie bemerkt, dass es zwei Gruppen von Charakteren gibt? Im Mittelpunkt stehen Ginevra und Lanzelot und all diese Leute: sehr höfisch und ohne spezifisch britische Züge. Aber im Hintergrund – auf Artus’ anderer Seite sozusagen – gibt es all diese dunklen Gestalten wie Morgane und Morgause, sehr britisch und mehr oder weniger feindselig, obgleich sie seine eigenen Verwandten sind. Voller Magie. Sicherlich erinnern Sie sich an die wundervolle Wendung, wie die Königin Morgane

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