Die böse Macht. C. S. Lewis

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Die böse Macht - C. S. Lewis

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      »Wie meinen Sie das, Mr. Dimble?«, fragte Jane.

      »Nun, muss nicht ein Teil der Gesellschaft entweder römisch oder weitgehend romanisiert gewesen sein? Leute, die sich in Togen hüllten und ein keltisiertes Latein sprachen – etwas, das für uns etwa wie Spanisch klingen würde? Und die natürlich Christen waren. Aber im Landesinnern, in den abgelegenen Gegenden tief in den Wäldern wird es kleine Königshöfe gegeben haben, regiert von echten alten britischen Stammeskönigen, die eine Art Walisisch sprachen und sicherlich noch weitgehend dem alten Druidenglauben anhingen.«

      »Und zu welcher Gruppe würde Artus selbst gehört haben?«, fragte Jane. Es war albern, dass ihr Herz bei den Worten »wie Spanisch« einen Schlag lang ausgesetzt hatte.

      »Das ist der springende Punkt«, sagte Professor Dimble. »Man kann sich ihn als einen altbritischen Stammeskönig vorstellen, aber auch als einen christlichen und in römischer Kriegstechnik ausgebildeten Feldherrn, der diese ganze Gesellschaft zusammenzuhalten versucht, was ihm beinahe gelingt. Nun, aufseiten seiner eigenen britischen Sippe wird es Missgunst gegeben haben, und die romanisierte Schicht, die Lanzelots und Lyoneis sahen sicher auf die Briten herab. Das würde erklären, warum Key immer als ein grober, bäurischer Mensch dargestellt wird: er gehört dem bodenständigen Element an. Und immer diese unterschwellige Strömung, dieser Zug zurück zum Druidenglauben.«

      »Und welchen Platz würde Merlin einnehmen?«

      »Ja … er ist die eigentlich interessante Gestalt. Ist alles gescheitert, weil er so früh gestorben ist? Haben Sie sich einmal überlegt, was für ein seltsames Geschöpf Merlin ist? Er ist nicht böse, aber er ist ein Zauberer. Er ist offensichtlich ein Druide, dennoch weiß er alles über den Gral. Er ist ›des Teufels Sohn‹, aber Layamon macht sich die Mühe zu erklären, dass das Wesen, das Merlin gezeugt hat, nicht unbedingt böse gewesen sein muss. Bedenken Sie: ›Im Himmel wohnen Geschöpfe mancherlei Art. Einige sind gut, und andere tun Böses.‹«

      »Ja, das ist ziemlich sonderbar. Es war mir noch nie aufgefallen.«

      »Ich frage mich oft«, sagte Dimble, »ob Merlin nicht die letzte Spur von etwas darstellt, das die spätere Tradition völlig vergessen hat – etwas, das unmöglich wurde, als die einzigen Leute, die mit dem Übernatürlichen in Berührung kamen, entweder weiß oder schwarz, entweder Priester oder Hexenmeister waren.«

      »Was für ein schrecklicher Gedanke«, sagte Mrs. Dimble, die bemerkt hatte, dass Jane nachdenklich schien. »Wie auch immer, Merlin hat, wenn überhaupt, vor langer Zeit gelebt, und wie jeder von uns weiß, ist er unwiderruflich tot und liegt unter dem Bragdon-Wald begraben.«

      »Begraben ja, aber der Legende zufolge nicht tot«, verbesserte Professor Dimble.

      »Oh!«, sagte Jane unwillkürlich, aber Professor Dimble dachte laut weiter.

      »Ich frage mich, was sie wohl finden, wenn sie dort für die Fundamente ihres Instituts die Erde ausheben«, sagte er.

      »Zuerst Lehm und dann Wasser«, sagte Mrs. Dimble. »Deshalb können sie dort eigentlich gar nicht bauen.«

      »Sollte man meinen«, sagte ihr Mann. »Aber warum kommen sie überhaupt hierher? Ein Cockney wie Jules wird sich kaum von der poetischen Einbildung leiten lassen, Merlins Mantel habe sich um seine Schultern gelegt.«

      »Was denn!«, sagte Mrs. Dimble. »Merlins Mantel!«

      »Ja«, sagte der Professor. »Es ist eine Schnapsidee. Sicherlich würden manche von seinen Freunden den Umhang gern finden. Ob sie aber auch groß genug sind, ihn auszufüllen, ist eine andere Sache! Es würde ihnen wohl kaum gefallen, wenn mit dem Mantel auch der Alte selbst wieder lebendig würde.«

      »Sie wird ohnmächtig!« sagte Mrs. Dimble plötzlich und sprang auf.

      »Nanu, was ist mit Ihnen?«, fragte Professor Dimble und blickte verwundert in Janes blasses Gesicht. »Ist es Ihnen hier zu heiß?«

      »Ach, es ist einfach lächerlich«, sagte Jane.

      »Kommen Sie, wir gehen ins Wohnzimmer«, sagte der Professor. »Hier, stützen Sie sich auf meinen Arm.«

      Kurz darauf saß Jane an einem Wohnzimmerfenster, das auf den mit leuchtend gelben Blättern übersäten Rasen hinausging, und versuchte ihr sonderbares Benehmen zu erklären, indem sie ihren Traum schilderte. »Wahrscheinlich habe ich mich schrecklich blamiert«, sagte sie abschließend. »Jetzt können Sie beide sich als Psychoanalytiker versuchen.«

      In der Tat hätte Jane Professor Dimbles Gesicht ansehen können, dass Janes Traum ihn sehr schockiert hatte. »Höchst ungewöhnlich … höchst ungewöhnlich«, murmelte er immer wieder. »Zwei Köpfe. Und einer davon Alcasans. Könnte das eine falsche Fährte sein?« »Lass doch, Cecil«, sagte Mrs. Dimble.

      »Meinen Sie, ich sollte mich analysieren lassen?«, sagte Jane.

      »Analysieren?«, erwiderte Professor Dimble und blickte sie an, als habe er nicht ganz verstanden. »Oh, ich verstehe. Sie meinen, ob Sie zu Brizeacre oder so jemandem gehen sollen?« Jane merkte, dass ihre Frage ihn von einem völlig anderen Gedankengang abgebracht hatte, und es berührte sie ein wenig seltsam, dass das Problem ihrer eigenen Gesundheit ganz beiseite geschoben worden war. Die Darstellung ihres Traums hatte irgendein anderes Problem in den Vordergrund gerückt, aber sie hatte keine Ahnung, welcher Art dieses Problem war.

      Professor Dimble blickte aus dem Fenster. »Da kommt mein dümmster Student«, sagte er. »Ich muss ins Arbeitszimmer und mir einen Aufsatz über Swift anhören, der mit den Worten beginnt ›Swift wurde geboren …‹ Und ich muss versuchen, bei der Sache zu bleiben; das wird nicht einfach sein.« Er stand auf, legte die Hand auf Janes Schulter und blieb einen Augenblick so stehen. »Wissen Sie«, sagte er, »ich möchte Ihnen keinen Rat geben. Sollten Sie sich aber entschließen, wegen dieses Traums jemanden aufzusuchen, so möchte ich Sie bitten, zuerst zu jemandem zu gehen, dessen Adresse Margaret oder ich Ihnen geben werden.«

      »Sie halten nichts von Mr. Brizeacre?«, fragte Jane.

      »Ich kann es nicht erklären«, antwortete Dimble. »Nicht jetzt. Es ist alles so kompliziert. Versuchen Sie, nicht darüber nachzudenken. Aber wenn Sie etwas unternehmen, lassen Sie es uns vorher wissen. Auf Wiedersehn.«

      Kaum war er gegangen, kamen andere Besucher, sodass Jane und ihre Gastgeberin keine Gelegenheit mehr hatten, sich ungestört zu unterhalten. Etwa eine halbe Stunde später verließ Jane die Dimbles und ging nach Hause, nicht die Pappelallee entlang, sondern auf dem Fußweg über die Gemeindewiesen, vorbei an Eseln und Gänsen, mit den Türmen von Edgestow zur Linken und der alten Windmühle am Horizont zu ihrer Rechten.

      2 Abendessen beim Vizerektor

      So ein Mist!«, sagte Curry. Er stand vor dem Kamin in seinen prachtvollen Räumen am Newton-Hof. Er hatte die beste Wohnung im College.

      »Etwas von N. O.?«, fragte James Busby. Er, Lord Feverstone und Mark tranken vor dem Abendessen bei Curry miteinander Sherry. N. O. stand für »Non Olet« und war der Spitzname des Rektors von Bracton, Charles Place. Seine Wahl auf diesen Posten, die schon etwa fünfzehn Jahre zurücklag, war einer der frühesten Triumphe des Progressiven Elementes gewesen. Mit dem Argument, das College brauche ›frisches Blut‹ und müsse die ›eingefahrenen akademischen Gleise‹ verlassen, war es ihnen gelungen, einen älteren Verwaltungsbeamten an die Spitze zu bringen, einen Mann, der sich gewiss von keiner akademischen Strömung

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