Die böse Macht. C. S. Lewis

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die böse Macht - C. S. Lewis страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Die böse Macht - C. S. Lewis

Скачать книгу

Kopf mit einem wallenden weißen Bart, der über und über mit Erde bedeckt war. Er gehörte einem alten Mann, den irgendwelche Leute in einer Art Friedhof ausgruben – einem alten Briten, einer Art Druiden in einem langen Umhang. Jane dachte sich anfangs nicht viel dabei, weil sie glaubte, es sei ein Leichnam. Doch plötzlich merkte sie, dass dieses alte Ding zum Leben erwachte. »Passt auf!«, rief sie in ihrem Traum. »Er lebt. Halt! Halt! Ihr weckt ihn.« Aber die Leute kümmerten sich nicht um sie. Der ausgegrabene alte Mann richtete sich auf und begann, in einer Sprache zu reden, die ein wenig wie Spanisch klang. Und dies erschreckte Jane aus irgendeinem Grund so sehr, dass sie erwachte.

      Das war der Traum, nicht schlimmer, aber auch nicht besser als viele andere Albträume. Doch es war nicht die bloße Erinnerung daran, die das Wohnzimmer vor ihren Augen verschwimmen ließ, sodass sie sich rasch setzen musste, um nicht hinzufallen. Die Anwandlung hatte einen anderen Grund. Dort, auf der Rückseite der Zeitung, war der Kopf, den sie im Albtraum gesehen hatte: der erste Kopf (wenn es überhaupt zwei gewesen waren) – der Kopf des Gefangenen. Mit äußerstem Widerwillen nahm sie die Zeitung vom Tisch. »Alcasans Hinrichtung«, lautete die Überschrift, und darunter hieß es: »Wissenschaftlicher Blaubart kommt unter die Guillotine«. Sie erinnerte sich undeutlich, den Fall verfolgt zu haben. Alcasan war ein bekannter Radiologe in einem Nachbarland – arabischer Abstammung, wie es hieß –, der seine Frau vergiftet und damit seine glänzende Karriere zerstört hatte. Daher also kam ihr Traum. Sie musste sich dieses Zeitungsfoto – der Mann hatte wirklich ein sehr unangenehmes Gesicht – angesehen haben, bevor sie zu Bett gegangen war. Aber nein, das konnte nicht sein. Die Zeitung war von diesem Morgen. Nun, dann hatte sie wohl vorher schon einmal ein Bild gesehen und es wieder vergessen – wahrscheinlich vor Wochen, als der Prozess begonnen hatte. Es war albern, sich so darüber aufzuregen. Und jetzt zu Donne. Mal sehen, wo waren wir stehen geblieben? An der zweifelhaften Stelle am Schluss der Alchimie der Liebe:

      Nicht auf Verstand bei Frauen hoffe;

      an Süßigkeit und Witz im besten Falle reich,

      sind sie doch nur beseeltem Wachse gleich.

      »Nicht auf Verstand bei Frauen hoffe.« Gab es Männer, die wirklich Frauen mit Verstand wollten? Aber darum ging es nicht. »Ich muss wieder lernen, mich zu konzentrieren«, sagte Jane zu sich selbst, und dann: »Habe ich wirklich schon früher ein Bild von diesem Alcasan gesehen? Angenommen …«

      Fünf Minuten später schob sie ihre Bücher beiseite, ging zum Spiegel, setzte ihren Hut auf und verließ das Haus. Sie wusste nicht genau, wohin sie wollte. Irgendwohin, nur fort aus diesem Zimmer, dieser Wohnung, diesem ganzen Haus.

      2 _______

      Mark ging unterdessen zum Bracton College hinunter und dachte an ganz andere Dinge. Er bemerkte nichts von der morgendlichen Schönheit der kleinen Straße, die ihn von dem höher gelegenen Vorort, in dem er und Jane wohnten, zur Stadtmitte und zum Universitätsviertel von Edgestow hinabführte.

      Obwohl ich in Oxford studiert habe und Cambridge sehr schätze, finde ich Edgestow schöner als beide. Zum einen, weil es so klein ist; kein Hersteller von Autos oder Würstchen oder Marmeladen hat die ländliche Umgebung der kleinen Stadt bisher industrialisiert. Und auch die Universität selbst ist winzig. Außer Bracton und dem auf der anderen Seite der Eisenbahnlinie gelegenen Frauencollege aus dem neunzehnten Jahrhundert gibt es nur zwei Colleges: Northumberland, das flussabwärts von Bracton am Ufer des Wynd steht, und Duke’s gegenüber dem Kloster. Bracton nimmt keine Studienanfänger auf. Es wurde um dreizehnhundert gegründet, um den Lebensunterhalt zehn gelehrter Männer zu sichern, deren Pflichten darin bestanden, für Henry de Bractons Seele zu beten und die Gesetze Englands zu studieren. Die Zahl der Dozenten ist allmählich auf vierzig angestiegen, von denen nur sechs Juristen sind und von denen vermutlich keiner mehr für Bractons Seele betet. Mark Studdock war Soziologe und vor fünf Jahren auf einen Lehrstuhl dieses Fachs berufen worden. Er begann, allmählich Fuß zu fassen. Wenn er daran gezweifelt hätte (was er nicht tat), so wäre er beruhigt gewesen, als er vor der Post mit Curry zusammentraf und sah, wie selbstverständlich Curry mit ihm zusammen zum College ging und über die Tagesordnung der bevorstehenden Sitzung diskutierte. Curry war der Vizerektor von Bracton.

      »Ja«, sagte Curry. »Es wird verteufelt lange dauern; wahrscheinlich nach dem Abendessen noch weitergehen. Die Obstruktionisten werden nach Kräften Zeit vergeuden. Aber das ist zum Glück alles, was sie können.«

      Dem Ton von Studdocks Antwort war nicht zu entnehmen, wie ungemein wohltuend er Currys Gebrauch des Pronomens ›wir‹ empfunden hatte. Noch bis vor kurzem war er ein Außenseiter gewesen, der die Aktivitäten von ›Curry und seiner Clique‹ mit ehrfürchtiger Scheu und ein wenig verständnislos beobachtet und bei Sitzungen kurze, nervöse Ansprachen gehalten hatte, die den Gang der Ereignisse niemals beeinflussten. Jetzt gehörte er dazu, und aus ›Curry und seiner Clique‹ waren ›wir‹ oder ›das Fortschrittliche Element‹ am College geworden. Das war alles ziemlich plötzlich gekommen und schmeckte immer noch süß.

      »Sie glauben also, es wird durchgehen?«, sagte Studdock.

      »Ganz sicher«, antwortete Curry. »Wir haben den Rektor, den Schatzmeister und alle Chemiker und Biochemiker auf unserer Seite. Pelham und Ted habe ich bearbeitet, von ihnen ist nichts zu befürchten. Außerdem habe ich Sancho eingeredet, er wisse, worum es gehe, und sei dafür. Bill der Blizzard wird wahrscheinlich wüten, aber wenn es zur Abstimmung kommt, wird er sich auf unsere Seite schlagen müssen. Übrigens habe ich Ihnen noch nicht gesagt, dass Dick dabei sein wird. Er ist gestern Abend gekommen und hat sich gleich an die Arbeit gemacht.«

      Studdock überlegte verzweifelt, wie er verbergen könnte, dass er nicht wusste, wer Dick war. Im letzten Augenblick fiel ihm ein sehr unbedeutender Kollege mit Vornamen Richard ein.

      »Telford?«, fragte er verwundert. Er wusste sehr gut, dass Telford nicht der Dick sein konnte, den Curry meinte, und darum gab er seiner Frage einen leicht belustigten und ironischen Unterton.

      »Lieber Himmel! Telford!«, sagte Curry und lachte. »Nein. Ich meine Lord Feverstone – Dick Devine, wie er früher hieß.«

      »Der Gedanke an Telford kam mir auch ein bisschen komisch vor«, sagte Studdock und stimmte in das Lachen ein. »Es freut mich, dass Feverstone kommt. Ich kenne ihn noch gar nicht, wissen Sie.«

      »Nun, dann wird es höchste Zeit«, sagte Curry. »Hören Sie, kommen Sie heute zum Abendessen zu mir. Ich habe ihn auch eingeladen.« »Mit Vergnügen«, sagte Studdock wahrheitsgemäß. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Ich nehme an, dass Feverstones Position sicher ist, oder?«

      »Wie meinen Sie das?«, fragte Curry.

      »Nun, Sie werden sich erinnern, dass darüber geredet wurde, ob jemand, der so viel abwesend ist, seinen Lehrstuhl hier behalten kann.« »Ach, Sie meinen Glossop und all diesen Schwindel. Das hat nichts zu bedeuten. Haben Sie es nicht für blanken Unsinn gehalten?«

      »Unter uns gesagt, ja. Aber ich gebe zu, wenn ich öffentlich erklären müsste, warum jemand, der fast immer in London ist, weiterhin einen Lehrstuhl in Bracton haben sollte, würde ich mich nicht ganz leicht tun. Die wahren Gründe sind das, was Watson Imponderabilien nennen würde.«

      »Da bin ich anderer Meinung. Ich hätte nichts dagegen, die wahren Gründe öffentlich zu erläutern. Ist es für ein College wie dieses nicht wichtig, einflussreiche Verbindungen zur Außenwelt zu haben? Es ist nicht ausgeschlossen, dass Dick im nächsten Kabinett sitzt. Schon bisher war Dick dem College von London aus nützlicher als Glossop und ein halbes Dutzend andere von der Sorte, die ihr ganzes Leben hier herumsitzen.« »Ja. Das ist natürlich der springende Punkt. Trotzdem wäre es schwierig, das in dieser Form bei einer Sitzung

Скачать книгу