Die böse Macht. C. S. Lewis

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Die böse Macht - C. S. Lewis

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vertraulichen Ton, »das Sie über Dick wissen sollten.«

      »Was denn?« »Er hat Ihnen den Lehrstuhl verschafft.«

      Mark schwieg. Er ließ sich nicht gern daran erinnern, dass er einmal nicht nur außerhalb des Progressiven Elements gestanden hatte, sondern sogar außerhalb des Colleges. Curry war ihm keineswegs immer sympathisch. Er genoss das Zusammensein mit ihm nicht auf diese Weise.

      »Ja«, sagte Curry. »Denniston war Ihr Hauptrivale. Unter uns gesagt, vielen Leuten gefielen seine Arbeiten besser als die Ihren. Aber Dick bestand die ganze Zeit darauf, dass Sie der richtige Mann für uns seien. Er ging hinüber zum Duke’s College und hat alles über Sie in Erfahrung gebracht. Er war der Meinung, es komme darauf an, den Mann zu finden, den wir wirklich brauchen, zum Teufel mit den Arbeiten und der Qualifikation. Und ich muss sagen, er hat Recht gehabt.«

      »Sehr freundlich von Ihnen«, sagte Studdock mit einer ironischen Verbeugung. Er war überrascht über die Wendung, die das Gespräch genommen hatte. In Bracton war es, wie vermutlich in den meisten anderen Colleges, seit jeher ein ungeschriebenes Gesetz, dass man in der Gegenwart eines Mannes niemals die Umstände erwähnte, die zu seiner Ernennung geführt hatten, und Studdock hatte bis zu diesem Augenblick nicht daran gedacht, dass auch dies eine der Traditionen sein könnte, die das Progressive Element abschaffen wollte. Auch war ihm bisher nie in den Sinn gekommen, seine Wahl könnte von etwas anderem als der Qualität seiner Arbeiten abhängig gewesen sein. Und erst recht nicht, dass sie eine so knappe Angelegenheit gewesen war. Er hatte sich inzwischen so an seine Position gewöhnt, dass der Gedanke eine seltsam zwiespältige Empfindung in ihm wachrief, etwa so, als habe er entdeckt, dass der eigene Vater einst beinahe eine andere Frau geheiratet hätte.

      »Ja«, fuhr Curry fort, der inzwischen einen anderen Gedankengang verfolgte. »Heute sieht man, dass wir mit Denniston nicht gut gefahren wären. In keiner Weise. Damals war er natürlich ein brillanter Mann, aber inzwischen scheint er mit seiner Verteilungstheorie und all diesem Zeug völlig entgleist zu sein. Ich habe gehört, dass er möglicherweise in einem Kloster enden wird.«

      »Ein Dummkopf ist er nicht gerade«, sagte Studdock.

      »Ich bin froh, dass Sie Dick kennen lernen werden«, sagte Curry. »Wir haben jetzt keine Zeit, aber es gibt da etwas, das ihn betrifft und das ich mit Ihnen besprechen wollte.« Studdock sah ihn fragend an.

      »James und ich und ein paar andere«, sagte Curry mit gedämpfter Stimme, »haben uns gedacht, dass er der neue Rektor werden sollte. Aber wir sind da.« »Es ist noch nicht zwölf«, sagte Studdock. »Wie wär’s, wenn wir auf ein Glas ins Bristol gingen?«

      Also gingen sie ins Bristol. Ohne diese kleinen Aufmerksamkeiten wäre es nicht einfach gewesen, die Atmosphäre zu erhalten, in der das Progressive Element sich bewegte. Das belastete Studdock stärker als Curry, der unverheiratet war und das Gehalt eines Vizerektors bezog. Aber das Bristol war ein sehr angenehmes Lokal. Studdock bestellte einen doppelten Whisky für seinen Begleiter und ein kleines Bier für sich.

      3 _______

      Das einzige Mal, als ich Gast am Bracton College war, überredete ich meinen Gastgeber, mich für eine Stunde allein in den Wald gehen zu lassen. Er entschuldigte sich dafür, dass er mich dort einschließen musste.

      Nur wenige Leute hatten Zutritt zum Bragdon-Wald.

      Das Tor von Inigo Jones war der einzige Eingang. Eine hohe Mauer umschloss den Wald, der etwa eine viertel Meile breit und von Westen nach Osten eine Meile lang war. Wenn man von der Straße kam und sich durch das College dorthin begab, hatte man das starke Gefühl, allmählich zu einem Allerheiligsten vorzudringen. Zuerst ging man über den kahlen, kiesbedeckten Newton-Hof; überladene, aber schöne georgianische Gebäude blicken auf ihn herab.

      Dann kam man durch einen kühlen, tunnelartigen Gang, der selbst zur Mittagszeit beinahe dunkel war, es sei denn, zur Rechten stand die Tür zum Speisesaal oder zur Linken die Tür zum Vorratsraum offen und gewährte flüchtige Blicke auf gedämpftes Tageslicht an dunkel getäfelten Wänden oder ließ einem den Duft nach frischem Brot um die Nase wehen. Am Ende dieses Tunnels fand man sich im mittelalterlichen College wieder: im Säulengang des viel kleineren, so genannten Hofes der Republik. Nach der Kargheit des Newton-Hofs sieht das Gras hier sehr grün aus, und selbst der Stein, aus dem die Säulen sind, wirkt weich und lebendig. Die Kapelle ist nicht weit, und von oben hört man das raue, schwerfällige Werk einer mächtigen alten Uhr. Dieser Säulengang führt vorüber an Grabplatten, Urnen und Büsten, die an verstorbene Mitglieder des Kollegiums von Bracton erinnern; dann führen flache Stufen hinab ins helle Tageslicht des Lady-Alice-Hofs. Die Gebäude links und rechts stammen aus dem siebzehnten Jahrhundert, bescheidene, fast anheimelnde Häuser mit Fenstern in den bemoosten, schiefergrauen Dächern. Eine freundliche protestantische Welt, die an Bunyan oder an Waltons Leben denken lässt. Auf der vierten Seite des Lady-Alice-Hofs, derjenigen, auf die man blickt, gibt es keine Gebäude: nur eine Reihe Ulmen und eine Mauer. Und hier hört man zum ersten Mal Wasser fließen und Wildtauben gurren. Die Straße ist mittlerweile so weit entfernt, dass keine anderen Geräusche zu hören sind. In der Mauer befindet sich eine Tür. Sie führt in einen überdachten Gang mit schmalen Fenstern auf beiden Seiten. Blickt man durch diese hinaus, so stellt man fest, dass man über eine Brücke geht und unter einem das dunkelbraune, gekräuselte Wasser des Wynd herfließt. Nun ist man dem Ziel sehr nahe. Durch eine Pforte am anderen Ende der Brücke gelangt man auf den grünen Kricketrasen der Dozenten. Dahinter erhebt sich die hohe Mauer des Waldes, und das Tor von Inigo Jones gewährt einen Blick in sonnenbeschienenes Grün und tiefe Schatten.

      Ich glaube, allein schon die Einfriedung verlieh dem Wald einen Teil seiner eigenartigen Stimmung, denn sobald etwas umschlossen ist, betrachten wir es gern als etwas Besonderes. Als ich über die stillen Rasenflächen ging, hatte ich das Gefühl, erwartet zu werden. Die Bäume standen gerade so weit auseinander, dass man in der Ferne ein lückenloses Laubdach sah, doch die Stelle, an der man stand, schien immer eine kleine Lichtung zu sein; umgeben von einer Schattenwelt, ging man im milden Sonnenschein. Bis auf die Schafe, die das Gras kurz hielten und gelegentlich ihre langen, einfältigen Gesichter hoben, um mich anzustarren, war ich ganz allein; doch es war eher die Einsamkeit eines sehr großen Raumes in einem verlassenen Haus als das ganz normale Alleinsein im Freien. Ich weiß noch, dass ich dachte: »Dies ist einer der Orte, die man als Kind entweder fürchtet oder sehr liebt.« Und einen Augenblick später: »Aber allein – wirklich allein – ist jeder ein Kind. Oder niemand?« Jugend und Alter berühren nur die Oberfläche unseres Daseins.

      Eine halbe Meile ist ein kurzer Spaziergang. Dennoch schien es lange zu dauern, bis ich in die Mitte des Waldes kam. Ich wusste, dass es die Mitte war, denn hier befand sich das, weswegen ich eigentlich hergekommen war. Es war eine Quelle, eine Quelle, zu der Stufen hinabführten und die eingefasst war von den Überresten eines alten, schlecht erhaltenen Steinpflasters. Ich betrat es nicht, sondern legte mich ins Gras und berührte es mit den Fingern. Denn dies war das Herz von Bracton oder vielmehr des Bragdon-Waldes. Dies war der Ursprung aller Legenden, und auf Grund dieses Ortes, so vermutete ich, war das College einst hier gegründet worden. Die Archäologen stimmen darin überein, dass das Mauerwerk der Fassung aus der späten britisch-römischen Zeit, kurz vor der angelsächsischen Invasion stammt. Wie der Wald von Bragdon mit dem Rechtsgelehrten Bracton zusammenhängt, ist ein Rätsel, aber ich denke, dass die Familie der Bradons sich eine zufällige Ähnlichkeit der Namen zu Nutze machte, um glauben zu können oder weiszumachen, sie habe etwas damit zu tun. Wenn die Legenden nur zur Hälfte der Wahrheit entsprachen, dann war der Wald viel älter als das Geschlecht der Bractons. Heute würde vermutlich niemand Strabons Geografika viel Bedeutung beimessen, aber im sechzehnten Jahrhundert veranlasste dieses Werk einen Rektor des Colleges zu der Bemerkung, dass »wir selbst in der ältesten Überlieferung von keinem Britannien ohne Bragdon wissen«. Doch es gibt ein mittelalterliches Lied, das uns ins vierzehnte Jahrhundert zurückführt:

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