Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4. Группа авторов

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style="font-size:15px;">      Es folgten bange Wochen für die Beschäftigten bis zur TNO-Aufsichtsratssitzung am 24. November 1983, in der die Stilllegung der Grobblechstraße einschließlich Normaladjustage und des Preßwerks beschlossen wurde und damit der Abbau von 2.000 Arbeitsplätzen in Oberhausen endgültig feststand (WAZ, 26. November 1983).

      Im September 1986 gab es erste Warnzeichen für den Fortbestand der Stahlproduktion in Oberhausen. Aber nur Wenige dürften schon damals die dramatische Entwicklung im Sommer des nächsten Jahres geahnt haben. Die Ausgangssituation für die TNO beschrieb der Vorstandsvorsitzende der Thyssen Stahl AG mit den Sätzen: „Allein in den letzten fünf Jahren haben wir bei Thyssen Niederrhein über eine halbe Milliarde Mark verloren“ und weiter: „Es ist nun einmal das Pech für Oberhausen, dass die Stadt mit dem Profilstahl an ein markt- und ergebnismäßig sehr schwaches Produkt gebunden ist“ (NRZ, 9. September 1986). Zu diesem Zeitpunkte war schon bekannt, dass die TNO ab 1. Oktober eine Betriebsabteilung der Thyssen Stahl AG in Duisburg werden und damit ihre Selbständigkeit verlieren würde.

       Tabelle 6: Arbeitslose 1960 bis 2010

       Quelle: Stadt Oberhausen, Bereich 4 - 5 Statistik und Wahlen

      Die Gefahr für das Oberhausener Stahlwerk wurde schnell konkreter. Anfang Dezember informierte der Vorstandsvorsitzende, Dr. Heinz Kriwet, über den durch die schlechte Absatzlage bei Stahlprodukten erforderlichen Abbau von 1.100 Arbeitsplätzen im gesamten Unternehmen, der „mit Sicherheit auch Auswirkungen auf Oberhausen haben werde“ (NRZ, 6. Dezember 1986). Diese zunächst beschönigend angekündigten „auch Auswirkungen“ stellten sich im Februar 1987 als existenzbedrohend für den Stahlstandort Oberhausen heraus. Nur wenige Wochen nach der Bundestagswahl, die am 25. Januar 1987 stattfand, informierten Vorstandsmitglieder der Thyssen Stahl AG den Oberbürgermeister, den Oberstadtdirektor und den Ältestenrat der Stadt über die geplante Schließung weiterer Produktionsstätten in Oberhausen, die den ersatzlosen Abbau von 3.000 Arbeitsplätzen in Oberhausen bedeuten würde. Die Profildrahtstraße und die Drahtstraße sollten stillgelegt werden, das Elektrostahlwerk als Mini-Stahlwerk weiter bestehen bleiben, ebenso wie das Zementwerk (WAZ, 17. Februar 1987).

      Emotionaler Höhepunkt der vielfältigen Aktionen im Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze bei Thyssen war der Stahlaktionstag am 18. März 1987 unter dem Motto „Stahltod – nein! Oberhausen muss leben“. 35.000 Menschen beteiligten sich am Schweigemarsch von der Essener Straße zum Hauptbahnhof, an der Spitze Oberbürgermeister van den Mond und Duisburgs Oberbürgermeister Josef Krings.

      Aus Duisburg und Bottrop kamen Konvois mit mehr als 1.000 Fahrzeugen, Metallarbeiter aus vielen Stahlstandorten in Deutschland beteiligten sich ebenso wie Mitarbeiter der Stadtverwaltung, der EVO und der STOAG, Schulklassen, und Vertreter der Einzelgewerkschaften. Ihre Solidarität mit den Stahlarbeitern erklärten Ruhrbischof Franz Hengsbach in einem Grußwort, Superintendent Walter Deterding, der Vorsitzende des Oberhausener Einzelhandelsverbandes Kurt Löwenthal und der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Heinz Schleußer. Deutliche Worte richtete der IG Metall-Vorsitzende Franz Steinkühler an die Teilnehmer: „Wir wollen keine Elendsquartiere und Geisterstädte, wie sie der Wildwest-Kapitalismus in den US. geschaffen hat. Wir wollen Arbeit für alle und Gerechtigkeit für jeden“. Oberbürgermeister van den Mond appellierte eindringlich an die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft: „Erhaltet die Arbeitsplätze im Revier, streckt notwendige Anpassungsprozesse zeitlich und regional so, dass die Schaffung von Ersatzarbeitsplätzen in den Stahlstandorten möglich ist“ (NRZ, 19. März 1987).

       Abb. 8: Aufkleber „Stahltod Nein“, gestaltet von Walter Kurowski

      In einer Vielzahl von Konferenzen wurde in den nächsten Wochen versucht, die Umsetzung der Thyssenpläne zu verhindern. Aber weder die Bonner Stahlrunde am 31. März 1987, an der Bundeskanzler Helmut Kohl, Arbeitsminister Norbert Blüm und Wirtschaftsminister Martin Bangemann teilnahmen (NRZ, 1. April 1987), noch die Regionale Stahlkonferenz Rhein-Ruhr-Sieg, zu der Arbeitsminister Blüm und die Vertretungen von zwölf Stahlstandorten in NRW am 15. Mai zusammen gekommen waren sowie eine erneute Stahlrunde bei Bundeskanzler Kohl am 16. Mai 1987 brachten greifbare Ergebnisse (NRZ, 16. Mai 1987).

      Die endgültige Entscheidung zu Gunsten des vom Thyssen Konzern vorgelegten Strukturkonzeptes fiel in der Aufsichtsratssitzung am 23. Juni 1987, in der der „neutrale Mann“, Alt-Bundespräsident Walter Scheel, dem Konzept zustimmte. Der lange befürchtete „Kahlschlag“ war damit besiegelt. In die allgemeine Betroffenheit mischten sich schon damals besorgte Stimmen zum Fortbestand der Stahlerzeugung in Oberhausen. Friedhelm Richter, Leiter des Vertrauenskörpers bei Thyssen sagte dazu: „Ein Elektrostahlwerk auf der grünen Wiese hat so gut wie keine Chance zu überleben“ (NRZ, 24. Juni 1987). Eine zutreffende Einschätzung, wie sich zehn Jahre später zeigen sollte, denn auch die gute Stahlkonjunktur am Ende der 1980er Jahre konnte letztlich die endgültige Schließung des Elektrostahlwerks im Jahr 1997 nicht verhindern. Am 23. Februar 1988, einen Tag vor der Montanrunde bei Bundeskanzler Kohl, erlebte das Ruhrgebiet unter dem Motto „1000 Feuer an der Ruhr“ mit einer 72 Kilometer langen Lichterkette von Dortmund bis Duisburg, an der sich auch in Oberhausen viele tausend Menschen beteiligten, „die wohl eindrucksvollste Demonstration der vergangenen Jahre“ (NRZ, 24. Februar 1988).

      Ende 1989 beschäftigte Thyssen in Oberhausen nur noch knapp 1.500 Mitarbeiter und hatte damit seit Jahresbeginn 1980 fast 5.400 Arbeitsplätze abgebaut. Insgesamt verloren in Oberhausen allein im Bereich der Eisen- und Stahlerzeugung von 1961 bis 1989 rund 12.000 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz.

       Mit Osterfeld schließt die letzte Zeche in Oberhausen

      Zu Beginn der 1980er Jahre ahnte wohl noch niemand, welche gravierenden Veränderungen schon bald den Oberhausener Bergbau treffen sollten. Am 7. Dezember 1981 wurde an der Vestischen Straße noch das neue Hallen-Kohlenmischlager in Betrieb genommen. Der 40 Meter hohe, freitragende Rundbau kostete 11,5 Millionen Mark und war einer der größten seiner Art in Deutschland (WAZ, 8. Dezember 1981).

      Aber schon zwei Jahre später wirkten sich die Probleme des Stahlmarktes auch auf die Zeche Osterfeld aus. Zunächst waren 4.000 Bergleute auf der Zeche Osterfeld über mehrere Monate von Kurzarbeit betroffen. Im November 1983 beschloss der Aufsichtsrat der Ruhrkohle AG die Kohleförderung in Osterfeld um 3.300 Tonnen zu reduzieren und die Belegschaft bis zum Jahresende 1987 um 1.200 Bergleute zu verringern (WAZ, 18. November 1983). Die ersten Monate des Jahres 1984 sorgten für ein Wechselbad der Gefühle. Positive und negative Berichte zum Bergbau in Oberhausen folgten in kurzen Abständen. Nach der Reduzierung der Kohleförderung folgte eine Anpassung der Kokereikapazitäten, die für Oberhausen die Stilllegung der Kokerei Jacobi, von der 370 Mitarbeiter betroffen waren, zur Folge hatte. Auch diese Maßnahme konnte ohne Entlassungen durchgeführt werden (WAZ, 18. Januar 1984). Die Kokserzeugung auf Jacobi wurde Ende Juni 1984 eingestellt. Die von der Ruhrkohle AG geplanten Maßnahmen würden, so der Betriebsratsvorsitzende Bruno Willuweit, den Abbau von 2.000 Arbeitsplätzen im Oberhausener Bergbau in den nächsten Jahren bedeuten. Allein für 1984 waren 24 Feierschichten geplant, die zum Haldenabbau und zur Anpassung der Förderung an die Absatzmöglichkeiten beitragen sollten (WAZ, 25. Januar 1984).

      Das Richtfest am neuen Fördergerüst der Zeche Osterfeld in Sterkrade veranlasste die WAZ am 4. April 1984 zu der, wie sich nur wenige Jahre später herausstellen sollte, mehr als optimistischen Überschrift: „Förderturm sichert Arbeitsplätze mittelfristig bis zum Jahr 2000“. Bergwerksdirektor Dr. Uwe Kugler äußerte sich in seiner Rede, neben der Erwartung einer längerfristigen Sicherung der Arbeitsplätze, auch zur Lehrstellensituation und teilte mit, dass die Zeche Osterfeld, damals der größte

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