Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4. Группа авторов

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im Bergbau dramatisch. Schon länger war die Stahlproduktion rückläufig, Erdöl und Erdgas waren als Energiequellen immer wichtiger geworden und in der Politik wurde heftig über die künftige Kohlepolitik in Deutschland gestritten. Anfang Juli 1987 kam die nächste schlechte Botschaft: Der Vorstand der Ruhrkohle AG hatte die Schließung der seit 1893 bestehenden Kokerei Osterfeld zum 31. März 1988 beschlossen. Betroffen waren rund 500 Beschäftigte. Entlassen werden sollte niemand, aber mit finanziellen Verlusten mussten viele rechnen, so der Betriebsratsvorsitzende Jörg Beckmann (NRZ, 2. Juli 1987).

      Die nächsten Monate waren im gesamten Ruhrgebiet geprägt von der Befürchtung, dass kurzfristig die Schließung weiterer Zechen beschlossen werden könnte. Die Kohlerunde am 11. Dezember 1987 in Bonn brachte dann die Gewissheit: Man verständigte sich auf eine weitere Anpassung der Fördermenge an den Absatz, was zwangsläufig auch den erneuten Abbau von Arbeitsplätzen bedeutete. Die Ruhrkohle AG handelte schnell. Nach der Sitzung des Aufsichtsrates am 21.Januar 1988 informierte der Vorstand in einer Presseerklärung über die Konsequenzen aus der Kohlerunde, die für Oberhausen das Ende der Zeche Osterfeld bedeutete. Dazu wörtlich: „Die Bergwerke Osterfeld in Oberhausen und Lohberg in Dinslaken werden bis 1993 zu einem Verbundbergwerk zusammengeführt. Nach Herstellung entsprechender Verbundgrubenbaue zum Nordschacht Osterfeld wird dann der Förderstandort Osterfeld aufgegeben“. Die endgültige Einstellung der Förderung erfolgte bereits 1992.

      Langfristig würde dies den Verlust von weiteren 1.800 Arbeitsplätzen in Oberhausen bedeuten und auch die Zahl der Lehrstellen müsse gesenkt werden, so der Vorstandssprecher der Bergbau AG Niederrhein, Dr. Hans Messerschmidt, am 22. Januar 1988. Er verkündete ferner: „Außerdem wird allen, die nach dem 1. Januar dieses Jahres ihre Ausbildung beenden, nur noch Teilzeit-Beschäftigungen angeboten“. (NRZ, 22. Januar 1988). Es ist wohl das erste Mal gewesen, dass Auszubildenden im Bergbau in Oberhausen derartige Zukunftsperspektiven mitgeteilt wurden.

      Für viele Bergleute bedeutete die Schließung der Zeche Osterfeld keine Veränderung, da sie weiterhin auf dem Nordschacht einfuhren. Andere erhielten einen neuen Arbeitsplatz auf einer anderen Zeche oder beendeten „finanziell abgesichert“ mit 50 oder 55 Jahren ihre Berufstätigkeit24.

      Allein von 1980 bis zum Jahresende 1989 wurden in Oberhausen fast 1.900 Arbeitsplätze im Bergbau abgebaut. Niemand wurde entlassen oder „fiel ins Bergfreie“ wie die Kumpel sagten. Selbstverständlich gab es auch hier Demonstrationen und Arbeitsniederlegungen, aber sie waren nie vergleichbar mit den Massenaktionen der Metallarbeiter im Kampf um ihre Arbeitsplätze bei Thyssen.

       Die GHH verliert den Konzernsitz an München

      Im Mai 1982 herrschte Feierstimmung in Sterkrade, galt es doch das zweihundertjährige Jubiläum der Gründung der Hütte „Gute Hoffnung“ mit vielen Veranstaltungen und einem großen Spiel- und Sportwochenende am 15. und 16. Mai diesem besonderen Anlass entsprechend zu begehen. Der Ministerpräsident des Landes NRW, Johannes Rau, und Oberbürgermeister Friedhelm van den Mond würdigten die Leistungen der Mitarbeiter und des Unternehmens im industriellen Strukturwandel. Unüberhörbar bei aller „Geburtstagsfreude“ waren jedoch auch die nachdenklichen Worte des Oberbürgermeisters über „die gegenwärtigen schwierigen Verhältnisse unserer Wirtschaft“ sowie von MAN-Vorstandsmitglied Hans-Dieter Meissner über die Folgen der veränderten Situation im Export mit der Konsequenz, „daß der Anteil der Fertigung in den eigenen Werkstätten rückläufig ist“ (WAZ, 15. Mai 1982, Verlagssonderbeilage 106, S. 2 und 3).

      Wie berechtigt diese Mahnungen leider waren sollte sich in den folgenden Jahren schnell herausstellen, denn zwischen dem Jahresanfang 1982 und dem Jahresende 1984 wurden fast 1.900 Arbeitsplätze im technischen und kaufmännischen Bereich abgebaut. Den insbesondere durch die Konjunkturflaute der frühen 1980er Jahre ausgelösten Veränderungen der in- und ausländischen Märkte begegnete der MAN-Unternehmensbereich GHH Sterkrade sowohl produktbezogen als auch durch umfangreiche Investitionen. Die Produktionsstätten an der Bahnhofstraße wurden in den Bereich von Werk II und III westlich der Steinbrinkstraße verlagert und die Fertigung auf modernste Technologien umgestellt. „Diese Investitionen bedeuten, dass der Standort Sterkrade erhalten bleibt“, so MAN-Vorstandsmitglied Hans-Dieter Meissner (WAZ, 17. März 1984). Da nur das Verwaltungsgebäude an der Bahnhofstraße, in dem sich heute das Technische Rathaus der Stadt Oberhausen befindet, weiterhin genutzt werden sollte, konnte damit das bisherige Werksgelände zwischen Eichelkampstraße und Dorstener Straße in der Sterkrader Mitte städtebaulich neu gestaltet werden.

      Von der seit 1984 wieder anziehenden Konjunktur profitierte auch die GHH und veranlasste im Februar 1985 den Vorsitzenden des GHH-Aktienvereins, Dr. Klaus Götte, zu einer positiven Einschätzung der weiteren Unternehmensentwicklung (WAZ, 6. Februar 1985). Die gute Wirtschaftsentwicklung war wohl auch der entscheidende Hintergrund für die Neuordnung des Konzerns mit nachhaltig negativen Folgen für Oberhausen, oder wie Dietrich Behrens deutlich schrieb: „Götte nutzte die Gunst der Stunde für den Konzernumbau auf Kosten von Oberhausen“25. Der von Götte entwickelten neuen Struktur, nämlich der Verschmelzung des GHH-Aktienvereins mit der MAN in Augsburg, stimmten die GHH-Anteilseigner am 17. April 1986 bei ihrer letzten Hauptversammlung in Oberhausen zu. Firmensitz des neuen Unternehmens, der „MAN Aktiengesellschaft“, wurde München. Nicht zuletzt der weltweit bekannte Name „Gutehoffnungshütte“ dürfte mit dazu beigetragen haben, dass der aus der MAN ausgegliederte Maschinen- und Anlagenbau als „MAN-Gutehoffnungshütte GmbH“ seinen Firmensitz in Oberhausen erhielt (WAZ, 18. April 1986).

      Die Entscheidung für den Konzernsitz in München war in doppelter Hinsicht eine bittere Pille für Oberhausen. Die Gutehoffnungshütte hatte nicht nur im Wirtschaftsleben der Stadt und als Arbeitgeber einen herausragenden Stellenwert, sie war auch in den Herzen der Menschen als die „Wiege der Ruhrindustrie“ fest verankert. Da bisher die weltweit bekannte GHH mit der Stadt Oberhausen aufs Engste verbunden war, befürchtete Oberstadtdirektor Dieter Uecker „eine negative Signalwirkung des durch den Wegzug des Konzerns verursachten Prestigeverlusts für Oberhausen“26. Der gute Konjunkturverlauf in den späten 1980er Jahren und die durchgeführten Umstrukturierungen wirkten sich insgesamt positiv für die MAN-Gutehoffnungshütte AG aus. Der massive Abbau von Arbeitsplätzen kam in der Mitte des Jahrzehnts zum Stillstand, die Mitarbeiterzahl stabilisierte sich bis 1988 bei gut 4.600 Beschäftigten. Nach der Atomkatastrophe in Tschernobyl 1986 mehrten sich die Befürchtungen, dass diese auch Auswirkungen auf den nuklearen Apparatebau in Sterkrade haben könnte. Völlig zu Recht, denn im Juni 1988 informierte der Betriebsratsvorsitzende Lothar Pohlmann über den weiteren Abbau von 147 Arbeitsplätzen durch „Zusammenlegung von nuklearem Apparatebau sowie Fahrlader- und Industriebau“ (NRZ, 13. Juni 1988). Positive Bilanzzahlen veranlassten Ende 1988 den stellvertretenden Betriebsrats-Vorsitzenden Detlef Wagner zu der Aussage: „Der gesteigerte Auftragseingang im neuen Geschäftsjahr verspricht eine nachhaltige Beschäftigung und sichert bereits über 1989 hinaus die Arbeitsplätze in Sterkrade“ (NRZ, 19. Dezember 1988). Der Optimismus war leider nicht berechtigt, denn bei der MAN GHH in Sterkrade wurden auch in den folgenden Jahren Arbeitsplätze abgebaut, die Zahl der Mitarbeiter sank bis zum Jahresende 1989 auf nur noch gut 4.400 Beschäftigte. Insgesamt wurden damit vom 1. Januar 1980 bis zum Jahresende 1989 über 2.400 Arbeitsplätze abgebaut.

       GHH und MAN in Oberhausen – ein Industriestandort im Wandel der Zeit

      MAN – weit über Deutschland und Europa hinaus genießen diese drei Buchstaben einen guten Ruf in der Welt. Deutsche Ingenieurskunst war es und ist es heute noch, die den Erfolg des Konzerns begründet. Nur wenige wissen, dass die ältesten Wurzeln der MAN und der ehemaligen GHH im Ruhrgebiet liegen, und zwar in Oberhausen – einem Industriestandort im Wandel der Zeit.

      Vor mehr als 250 Jahren, im Jahr 1758, wurde im Oberhausener Stadtteil Osterfeld die St. Antony-Hütte gegründet, die einerseits als die Wiege der Ruhrindustrie gilt, andererseits als die älteste Wurzel der heutigen MAN Gruppe angesehen wird. Dem Standort Oberhausen ist der Konzern

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