Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4. Группа авторов

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4 - Группа авторов страница 29

Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4 - Группа авторов

Скачать книгу

2000 Mitarbeiter fertigen in Oberhausen-Sterkrade Kompressoren und Turbinen für eine weltweite Kundschaft. Die Stadt Oberhausen und die MAN als einer der größten Arbeitgeber sind bis heute aufs Engste miteinander verbunden.

      Seit der Gründung der St. Antony-Hütte hat auch der Oberhausener Standort des Unternehmens zahlreiche Fusionen und Zusammenschlüsse, zahlreiche Unternehmensnamen und mindestens ebenso viele Konzernlenker erlebt. Erst unabhängig voneinander, ab 1921 dann gemeinsam entwickelten sich dabei die Geschicke der beiden zentralen Vorläufer des MAN Konzerns. Auf der einen Seite war dies die süddeutsche M.A.N, deren Markennamen der Konzern aktuell trägt. Auf der anderen Seite stand die westdeutsche Gutehoffnungshütte (GHH), deren Namen besonders in Oberhausen noch heute in aller Munde ist.

      Bis zum zweiten Weltkrieg prägte das Unternehmen rund zwei Jahrhunderte lang seinen Standort Oberhausen und der Standort das Unternehmen. Als größter Arbeitgeber mit in Friedenszeiten bis zu rund 32.000, in Kriegszeiten sogar bis zu 38.000 Beschäftigten, trug die GHH entscheidend zum Zusammenwachsen und zum Zusammenschluss der Stadt Oberhausen in ihren Grenzen seit 1929 bei. Wie für das Ruhrgebiet als Zentrum der deutschen Industrie- und Rüstungsproduktion insgesamt, so brachte der Zweite Weltkrieg auch für das Unternehmen gravierende Veränderungen mit sich. Nachdem die GHH Anfang der 1940er Jahre zunächst ihre Auslandsgesellschaften verlor, wurde sie ab 1945 vollständig unter die Kontrolle der alliierten Siegermächte gestellt und entflochten; die GHH in Oberhausen bestand zu diesem Zeitpunkt nur noch aus dem Sterkrader Werk.

      Auch in den folgenden Jahren und Jahrzehnten war der stetige Wandel das einzig Kontinuierliche für den Konzern und seine verbliebenen Teile. Im Jahr 1950 erfolgte die Neuordnung der GHH, in dem die Hüttenwerke Oberhausen AG, die Bergbau AG Neue Hoffnung und Haniel & Cie. ausgegliedert wurden. 1952 wurden im Zuge der Neuordnung die weiterverarbeitenden Betriebe in die Gutehoffnungshütte Sterkrade AG umbenannt und die Gutehoffnungshütte war nur noch für den Maschinenbau zuständig.

      Seit 1966 verstärkte man das Know-how als Engineering-Konzern, der ehemalige Montankonzern wurde weiter umstrukturiert. 1969 wurde die Gutehoffnungshütte Sterkrade Aktiengesellschaft vom Gutehoffnungshütte Aktienverein an die MAN AG verkauft und somit bereits damals eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der MAN. Mitte der 1980er Jahre wurden dann die Anteile der GHH-Eigentümerfamilie Haniel aufgegeben und von der Allianz und Commerzbank übernommen.

       Abb. 9: Von der GHH gebaute Fördermaschine für die Zeche in Tongschan (1897)

       Abb. 10: Luftbild der Werksanlagen 2010

      Nach dieser wechselvollen Geschichte mit weiteren Übernahmen und Zusammenschlüssen erfolgte im Jahr 1986 die Verschmelzung der süddeutschen M.A.N. auf die westdeutsche Gutehoffnungshütte Aktienverein AG zur MAN Aktiengesellschaft. Der Stammsitz des verschmolzenen Unternehmens war fortan München, die einzelnen Unternehmensbereiche wurden aufgeteilt, während die Bezeichnung GHH aus dem Namen des verschmolzenen Konzerns verschwand.

      Der Name GHH überdauerte zunächst in den Bezeichnungen verschiedener Konzernteile, so auch in der 1996 gegründeten GHH BORSIG Turbomaschinen GmbH, in die die Turbomaschinen-Aktivitäten der Berliner Borsig AG übernommen und integriert wurden. Es folgten weitere Umbenennungen: zunächst in MAN Turbomaschinen AG GHH BORSIG und wenige Jahre später in MAN GHH BORSIG, bevor aus dem Zusammenschluss mit der schweizerischen Sulzer Turbo die MAN Turbomaschinen AG GHH BORSIG entstand. 2003 verschwand dann die Bezeichnung GHH komplett aus dem Firmennamen. Der Name wurde in MAN Turbomaschinen AG und später kurzerhand in MAN Turbo AG geändert – der verkürzte Sprachgebrauch hatte sich längst bei Kunden und Mitarbeitern durchgesetzt.

      Für mehrere Jahre verblieb der Stammsitz des (Teil-)Konzerns am Standort Oberhausen, bis im Jahr 2010 durch die Fusion mit einem MAN-Schwesterkonzern, der MAN Diesel, auch dies Geschichte wurde und die MAN Diesel & Turbo S. entstand. Im Zuge dieses Zusammenschlusses fiel die Entscheidung über den Standort der Zentrale auf den Stammsitz der größeren Schwester in Augsburg, einem weiteren traditionsreichen Standort der süddeutschen MAN.

      In Oberhausen, dem letzten GHH-Standort, wurden nicht erst seit dieser Zeit Turbinen und Kompressoren hergestellt. Unter dem Oberbegriff Turbomaschinen zusammengefasst, werden diese Maschinen hier in Sterkrade bis heute für eine Vielzahl von industriellen Anwendungen entwickelt und gefertigt. Als Teil des MAN Konzerns und als Teil deutscher Industriegeschichte erlebte der Oberhausener Standort seinen jüngsten Meilenstein im Jahr 2011. Im November des Jahres stockte die Volkswagen Gruppe, schon vorher der größte Einzelaktionär der MAN, ihre Anteile an der MAN auf über 50 Prozent auf. Ein Konzern mit über 250-jähriger Historie – und mit ihm auch sein Oberhausener Standort – ging damit weiter in die Volkswagen Gruppe über und wurde Teil eines noch größeren deutschen Industriegiganten.

      Die MAN als Marke und die heutige MAN Diesel & Turbo als Teilkonzern gehören damit nun zu einem Konglomerat mit weltweit über 500.000 Mitarbeitern. Der Weg von der Eisenhütte St. Antony und der Gutehoffnungshütte/​GHH über die MAN Gruppe bis hin zu einem Teil der Volkswagen Gruppe war von zahlreichen Meilensteinen geprägt. Ein bedeutender Teil dieser deutschen Industrie- und Technikgeschichte wurde dabei im Ruhrgebiet am Standort Oberhausen geschrieben.

       Positive Entwicklung der Deutsche Babcock AG

      Sichtbarer Beweis für die positive Geschäftsentwicklung der Deutsche Babcock AG war der Neubau von Verwaltungsgebäuden an der Duisburger Straße, mit denen Arbeitsplätze für über 1.100 Mitarbeiter geschaffen wurden. Das 1980 zuerst fertiggestellte Hochhaus III beschrieb die WAZ am 6. Dezember 1980 als „positiven städtebaulichen Akzent“, der das „Image des Oberhausener Welt-Unternehmens“ unterstreiche. „Gut verdient mit Technik für Umwelt“ überschrieb die NRZ am 18. März 1988 ihren Bericht über die Bilanz-Pressekonferenz zum Geschäftsjahr 1986/​87 und zitierte den Vorstands-Vorsitzenden Helmut Wiehn mit den Worten: „Sämtliche produktiven Kreise haben schwarze Zahlen geschrieben“. Besonders hervorgehoben wurden von Wiehn die Steigerungen auf den Wachstumsmärkten Energie- und Umwelttechnik sowie die Bedeutung von Forschung und Entwicklung, für die 139 Millionen Mark allein im Geschäftsjahr 1986/​87 investiert wurden. Der weiterhin positive Konjunkturverlauf sorgte auch im folgenden Geschäftsjahr für eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte, an der der Maschinenbau besonderen Anteil hatte (NRZ, 10. März 1989). Die insgesamt gute Geschäftsentwicklung der Deutsche Babcock AG sorgte am Standort Oberhausen für ein Ansteigen der Beschäftigtenzahl von 5.300 (1980) auf knapp 5.400 Mitarbeiter am Jahresende 1989.

       Neue Produktionsanlagen sichern die Arbeitsplätze bei der Ruhrchemie

      Die insgesamt schwache Konjunktur zu Beginn der 1980er Jahre wirkte sich auf die Ruhrchemie, und hier besonders auf den Kunststoffbereich, negativ aus. Die Düngemittelproduktion ging um ein Drittel zurück. Hohe Betriebsverluste in den Jahren 1981 und 1982 waren die Folge: „Die derzeitigen Verluste sind existenzbedrohend“, so der Vorstandsvorsitzende Dr. Günther Breil (WAZ, 17. Januar 1983). Mehrfache Veränderungen der Produktionsschwerpunkte sowie die Inbetriebnahme neuer Produktionsanlagen in den 1980er Jahren ließen schon bald wieder Optimismus bei der Ruhrchemie einkehren, wie 1987 den Worten von Vorstandsmitglied Jürgen Grün bei einer Betriebsversammlung zu entnehmen war: „1987 wird wie das Vorjahr ein guter Abschnitt in der Geschichte der Ruhrchemie werden“ (NRZ, 29. Oktober 1987).

      Die Ruhrchemie verlor wie die GHH in diesem Jahrzehnt ihre Selbständigkeit, nachdem 1984 Hoechst die restlichen Kapitalanteile an der Ruhrchemie übernommen hatte und diese als hundertprozentige Tochter unter dem Namen „Hoechst

Скачать книгу