Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4. Группа авторов

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sich dieser großen Aufgabe mit aller Konsequenz zuzuwenden. Stattdessen erfolgte die Verarbeitung von Erfahrungen der Veränderung im intensiven öffentlichen Diskurs. Die Stadtgesellschaft Oberhausen bewies auch damit ihre Stärke und Lebendigkeit. Nach der Jahrtausendwende aber wurden wichtige Schritte auf dem Weg zu einem neuen Zentrengefüge getan: 2001 mit dem Masterplan für die Neue Mitte Oberhausen von Albert Speer, vor allem aber 2006 mit dem Stadtentwicklungskonzept zum Regionalen Flächennutzungsplan (RFNP). Von nun an wurde der Neuen Mitte ausdrücklich die Funktion des erstrangigen Versorgungsstandortes im Handel zugewiesen, während die City von Alt-Oberhausen der zentrale Ort für öffentliche Dienstleistungen war, jedoch auch die Stadtteilzentren von Sterkrade, Osterfeld und Schmachtendorf eine bedeutende Funktion in ihren jeweiligen Teilräumen bestätigt erhielten.

       Tabelle 7: Bevölkerungsentwicklung Oberhausen gesamt und nach Stadtbezirken 1960 bis 2010

       * Rückschreibung auf Grund der Volkszählung vom 6. Juni 1961

       ** Fortschreibung auf Grund der Volkszählung vom 27. Mai 1970

       Quelle: Stadt Oberhausen, Bereich 4 - 5 Statistik und Wahlen

      Durch die Veränderungen des Stadtraumes im Zuge des Strukturwandels gerieten auch kleinere Stadtteile verstärkt in das Blickfeld der städtischen Öffentlichkeit. Vorbild für viele andere Stadtviertel im Land Nordrhein-Westfalen, aber auch für Lirich, Tackenberg und die Innenstadt von Alt-Oberhausen wurde das Knappenviertel als Musterbeispiel für einen „Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf“. Von 1996 bis 2002 nahm das Knappenviertel am gleichnamigen Landesprogramm teil, erhielt über zehn Millionen Euro für rund 200 Einzelprojekte und schuf die Grundlagen für eine lebenswerte Zukunft. Die über 6.000 Bewohner des Stadtteils im Südosten der Neuen Mitte waren vom Sterben der Stahlindustrie besonders hart betroffen. Einkommen sanken, Einzelhandel und Handwerk gerieten in die Krise. Mit dem Stadtteilprojekt gelang dann die aktive Einbindung zahlreicher Bewohner in die Projekte der Wohnumfeldverbesserung, der Aufwertung von Freizeitangeboten und in die Stärkung der lokalen Ökonomie. Die Koordination der Projekte leistete ein Beirat unter dem tatkräftigen Vorsitz des späteren Oberbürgermeisters Klaus Wehling. S. steht die Initiative der Gewerbetreibenden K.In. O e. V. (Knappen-Initiative-Oberhausen) bis heute für gelungene Nachhaltigkeit und bürgerschaftliches Engagement als Ausfluss der Stadtteilarbeit. 2002 erhielt das Knappenviertel den „Preis Soziale Stadt“ des Landes NRW.32

      Mit ihren Auswirkungen auf das innere Gefüge der Stadt Oberhausen stellte die Neue Mitte Oberhausen die lokale Identität vieler Oberhausenerinnen und Oberhausener in Frage. Zu sehr prägte die polyzentrale Struktur mit den drei recht eigenständigen Stadtbezirken das Bewusstsein der Menschen. Das Bedürfnis nach persönlicher Lebensorientierung griffen führende Kommunalpolitiker der 1990er Jahre, wie die Oberbürgermeister van den Mond und Drescher, die Fraktionsvorsitzenden Groschek (SPD) und Eckhold (CDU) mit ihrer Aussage auf, der Strukturwandel müsse und werde die Menschen wirtschaftlich und sozial auffangen, er müsse ihnen zugleich aber auch persönlichen Halt in ihrer Identität, in ihrem Heimatgefühl, in ihrer Lebensplanung geben. Die Oberhausener Bürgerschaft sollte im Strukturwandel „mitgenommen“ werden. Dem entsprachen die kommunalen Zielsetzungen nach einer neuen Identität der Stadt als Tourismus-Hauptstadt des Ruhrgebiets und nach einem Gleichklang städtebaulicher Aktivitäten in den vier Stadträumen Alt-Oberhausen, Sterkrade, Osterfeld und Neue Mitte.

       „Überzeugungsarbeit in Oberhausen und im Ruhrgebiet für die Neue Mitte“

      Interview mit Friedhelm van den Mond (Teil 4)

       In den 1990er Jahren erfolgten die entscheidenden Weichenstellungen für den Oberhausener Strukturwandel von einer Montanstadt hin zu einer Einkaufs- und Dienstleistungsstadt. Die Neue Mitte Oberhausen und die Internationale Bauausstellung Emscherpark, IBA, waren die zentralen Meilensteine dieses Prozesses. Welche Unterstützung haben Sie als Oberbürgermeister in der Planungsphase durch die Nachbarstädte, den Kommunalverband Ruhrgebiet und das Land NRW erfahren?

      Die Nachbarstädte waren nicht begeistert. Denn die Neue Mitte, das CentrO, hatte ja einen Vorlauf mit dem Projekt Triple Five in den Jahren 1986 bis 1989. Und als die Forderungen von Triple Five, wie z. B. Öffnungszeiten von 24 Stunden, im Werksgasthaus ein Spielcasino, bekannt wurden, da wurde ja selbst uns klar, dass die nicht zu erfüllen waren. Wir andererseits wollten, mussten ja bis zuletzt auch gegenüber der Landesregierung an Triple Five fest halten. Wir konnten doch nicht sagen, wir wollen das nicht. Wir wollten uns doch eine Option offen halten, um zu sagen, wenn das nächste gute Projekt kommt, das könnt ihr uns nicht kaputt machen. Aber die Nachbarstädte, denen ja auch bewusst war, was Triple Five gefordert hatte, die fürchteten mit CentrO würde was Ähnliches passieren.

      Ohne die politische Unterstützung von Heinz Schleußer wäre das Ganze nicht über die Bühne gegangen. Die Nachbarstädte waren zumindest zurückhaltend. Der KVR war eigentlich neutral. Groß unterstützt wurden wir von Kurt Löwenthal, der bei der Einzelhandelsgruppe und auch bei der IHK dafür gesorgt hat, dass die zugestimmt haben. Ohne deren Zustimmung wäre das ja nicht möglich gewesen. Die Internationale Bauausstellung (IBA) hat uns nicht unbedingt bei der Neuen Mitte unterstützt, sie hat aber auch nicht gebremst. Karl Ganser war wirklich jemand, der sich für Oberhausen engagiert hat. Man verbindet ihn zu schnell nur mit dem Gasometer, für den der Karl gekämpft hat. Aber Karl Ganser hatte eigentlich eine andere Vorgehensweise. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit Karl Ganser: Wir hatten uns im Ruhrland verabredet und als Karl Ganser kam, war er schon zwei Stunden durch die Stadt gelaufen. Er hat dann gesagt: Mit dem Gasometer, das kriegen wir ja wohl in die Reihe. Aber den Bahnhof, den müssen wir doch nach hinten mit einem Ausgang nach Nordwest zum Altenberg-Gelände öffnen. Und die IBA hat ganz stark daran mitgewirkt, dass der Bahnhof nach hinten geöffnet wurde. Nur damit war doch das jetzige Industriemuseum überhaupt erst möglich. Wenn dieser Riegel da geblieben wäre, dann hätte doch niemand im Traum daran gedacht, da so etwas aufzubauen. Also Karl Ganser muss ich sagen, hat Oberhausen in all diesen Fragen wirklich gut geholfen und das Land NRW hat uns auch unterstützt. Das ging ja aus dem Ablauf der ganzen Grundstücksverhandlungen hervor.

       Wie hat sich denn die Politik in den Jahren vor 1992/​1993, vor der Ansiedlung von CentrO verhalten?

      Politik in Oberhausen war eigentlich dafür. Es gab ja ein paar Vorläufer.

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