Tigersturz und Ringerbrücke. Frank Rudolph
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Abb. 65
Abb. 66
Beine werfen
Bei dieser ebenfalls sehr einfachen Übung zieht man die Beine eng an den Oberkörper, bis sich das Knie in Brusthöhe befindet. Dann »wirft« man das Bein Richtung Boden weg. Das ganze geschieht ohne Spannung. Das Bein soll den Boden nicht berühren. Gleichzeitig neigt man den Oberkörper nach hinten. Die ganze Bewegung ähnelt ein wenig jener der Antriebsachse einer Dampflok.
Abb. 67
Abb. 68
Die große Welle
Wie der Name verrät, handelt es sich bei der »großen Welle«. (dàbō 大波) um eine Wellenbewegung. Diese Bewegung findet sich so oder ähnlich nicht nur in einigen Kampfschulen (z. B. im zuì(jiǔ)quán), sondern ist auch aus dem klassischen und modernen Tanz bekannt. Einzelne Details mögen verschieden sein, aber nicht der Sinn der Übung. Auch beim Ballett geht es darum, harmonische Bewegungen zu schaffen und eine weiche, flexible Kraft für den Tanz und seine anspruchsvolle Choreographie zu erreichen. In den Schulen von Rudolf von Laban16 und Rudolf Bode17 wurde besonders viel Wert auf diese Übung gelegt, bei der man ein Gespür für den Körper und dessen Schwerpunkt erhalten oder entwickeln soll.
Diese Übung ist mit jenen zur Bestimmung des eigenen Körperschwerpunktes verwandt. Das Rollen soll vollkommen bewusst geschehen, ebenso das Wahrnehmen von Spannung und Entspannung in den einzelnen Körperteilen.
Begeben Sie sich in eine kniende Position und beugen Sie den Oberkörper gleichmäßig nach hinten. Achten Sie darauf, dass Sie im Becken nicht einknicken und die Lendenwirbelsäule an der Bewegung beteiligt ist. Alternativ können Sie in dieser Haltung verharren, doch besser ist es, die komplette Technik in einer fließenden Welle zu absolvieren. Richten Sie sich nun schwungvoll auf, beugen Sie sich nach vorn und lassen sich nach hinten in die Embryonalhaltung sinken (Abbildungen 70 und 71). Die Füße bleiben dabei an Ort und Stelle, sie verändern lediglich ihre Stellung. Das geschieht, indem Sie das Gewicht kurz auf die Knie verlagern und die Gewichtsverlagerung nutzen, um die Füße nach vorn drehen zu lassen. Auch hierbei behalten Sie die fließende Bewegung bei. Sie strecken nun die Beine durch, wobei der Kopf unten bleibt und die Hände zwischen die Füße schwingen (Abbildung 72) und lassen sich wieder in die Embryonalhaltung sinken (73). Aus der Embryonalhaltung kippen Sie rückwärts, bis Sie auf dem Gesäß sitzen (Abbildung 74). Doch diese Haltung benutzen Sie nur zum Schwungholen. Setzen Sie ein Bein nach vorn, um sich auszubalancieren und um sich fließend erheben zu können. Während Sie sich vollständig in eine halbe Schrittstellung aufrichten und das Gewicht auf das vordere Bein verlagern, kippen Sie das Becken nach vorn und den Rücken nach hinten (Abbildungen 75 bis 77). Beginnen Sie am unteren Ende der Wirbelsäule und rollen Sie diese nach oben auf. So entsteht eine weitere Wellenbewegung. Ziehen Sie das Becken danach zurück und führen Sie diese Technik umgekehrt aus (ohne und die Brust leicht spannen. Richten Sie sich stets Wirbel für Wirbel auf und dosieren Sie die Spannung beziehungsweise Entspannung gleichmäßig.
Abb. 69
Abb. 70
Abb. 71
Abb. 72
Abb. 73
Abb. 74
Abb. 75
Abb. 76
Abb. 77
Entscheidend ist, dass Sie sich unaufhörlich in einer wellenartigen Bewegung befinden. Wenn Sie den Ablauf beherrschen, können Sie die Elemente auch variieren, das heißt, die Übung in anderer Reihenfolge ausführen.
Das System der Faszien
Es gibt einen Aspekt des Körpers, der recht gut verstehen lässt, worum es bei den chinesischen Dehnungsübungen geht und weshalb sie so gut funktionieren. Dies sind die Faszien. Faszien sind sehr anpassungsfähige, vollständig miteinander vernetzte Teile des Bindegewebes. Sie umhüllen, verbinden, stärken und schützen alle Teile des Körpers einschließlich der Organe. Zu den Faszien gehören das faserige Bindegewebe (z. B. Gelenkkapseln), die Sehnenplatten und auch Bänder, Sehnen sowie die festen Bindegewebsschichten. Dieses Gewebe besteht im Wesentlichen aus Eiweißbausteinen, Kollagen und Wasser.
Die Wissenschaft unterscheidet heute drei Arten von Faszien: oberflächliche, tiefe und viszerale Faszien. Oberflächliche Faszien befinden sich im Unterhautgewebe, und sie bestehen hauptsächlich aus lockerem Binde- und Fettgewebe. Diese Art umschließt zum Beispiel Organe und Drüsen. Zudem fungieren sie als Fett und Wasserspeicher. Die tiefen Faszien durchdringen oder umschließen die Muskeln, Knochen, Nervenbahnen und Blutgefäße des Körpers. Je nach Erfordernis verdichtet und organisiert sich dieses Gewebenetzwerk zu Sehnenplatten, großen flächenhaften Faszien, Ligamenten (Bändern), Sehnen, Fesseln, Gelenkkapseln oder Muskelsepten. Der hohe Anteil an Kollagenfasern verleiht diesen Geweben eine hohe Zugbelastbarkeit. Diese Art der Faszien ist für uns im Zusammenhang mit dem optimalen Körpertraining besonders interessant. Die letzte Gruppe, die viszerale Faszien, dienen als Aufhängung und Einbettung der inneren Organe. Wichtig ist auch, dass die Faszien mit Nerven vernetzt sind und somit für die Bewegung des gesamten Körpers von Bedeutung sind.
Die einzelnen Teile des Körpers werden von den Faszien zu einem Ganzen zusammengefügt und bleiben durch sie sozusagen formstabil. Dieses Bindegewebe unterstützt den Körper, wirkt stoßdämpfend und kraftabsorbierend bei vielen Bewegungen.
Eine ebenso wichtige Funktion ist der Abtransport von Abfallstoffen aus dem Körper. Das Bindegewebe leitet diesen Abfall zum Lymphsystem, welches neben dem Blutkreislauf das wichtigste Transportsystem im menschlichen Körper ist. Daher haben die Faszien auch eine entscheidende Schutzfunktion gegen Krankheitserreger