Tigersturz und Ringerbrücke. Frank Rudolph
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Die Fähigkeiten kommen bei ausdauerndem Training von ganz allein.
Vorbemerkung
Viele Lehrer und Meister der Kampfkünste betonen gern, dass es in der Kampfkunst keine Geheimnisse gibt. Doch ist dies nicht die ganze Wahrheit. Solange man nicht weiß, wie man etwas so ausführen muss, dass das Ergebnis ein Höchstmaß an Effektivität und Effizienz ergibt, bleibt der beste Weg ungenutzt. Letztendlich ist es aber gleich, ob man den besten Weg nicht geht, weil man ihn nicht kennt oder weil er zu beschwerlich erscheint. Es gibt diese Mysterien in der Kampfkunst daher nur, weil sie aus dem einen oder anderen Grund nicht entschlüsselt werden. Dieses Buch soll Ihnen Schlüssel für einige der tiefsten Geheimnisse der Kampfkünste in die Hand geben.
Das Buch ist jedoch keineswegs nur für Kampfkünstler oder Kampfsportler gedacht. Die darin dargestellten Trainingsmethoden sind für alle Sportarten sinnvoll, sei es Leichtathletik oder seien es Mannschaftssportarten wie Fußball usw. Der Kampfkünstler, egal welchen Stils, wird sich in seiner Kunst und seiner Kampfkraft erheblich verbessern. Der Leistungssportler kann seine Leistungsfähigkeit steigern, ohne dabei – langfristig gesehen – seinen Körper durch schädliche Übungen zu zerstören, und der Freizeitsportler bleibt gesund und fit.
Wenn auch die Ziele von Kampfkunst und Sport teilweise recht verschieden sind, so gibt es doch eine entscheidende Gemeinsamkeit: Wenn es darauf ankommt, muss der Kampfkünstler wie der Sportler in der Lage sein, alles zu geben. Es gibt heute für jede Sportart spezielle Trainingsmethoden, die auf extreme Leistungssteigerung auf einem bestimmten Gebiet ausgerichtet sind. Das Training, vor allem im Leistungssport, verschleißt jedoch häufig den Körper, so dass es nach dem Leistungshöhepunkt oft rasch mit der Leistungsfähigkeit bergab geht. Wir bieten in diesem Buch Kampfkünstlern und Sportlern bewährte Trainingsmethoden an, die die Leistungsfähigkeit umfassend und nachhaltig steigern, ohne den Körper zu verschleißen.
Dieses Buch ist als west-östliches Trainingsbuch konzipiert, das heißt, wir wollen einige der besten Trainingsmethoden aus West und Ost vorstellen. Interessant ist hierbei, dass sich die Grundlagen oft wenig unterscheiden. Dennoch wird der Leser feststellen, dass der Trainingswissen-
schaft der Chinesen ein besonders großer Stellenwert eingeräumt wird. Der Grund hierfür besteht einzig und allein darin, dass wir nach langjähriger Beschäftigung mit den verschiedensten Trainingssystemen aus den unterschiedlichsten Weltgegenden zu dem Schluss gekommen sind, dass die chinesischen Trainingsmethoden oft tatsächlich die effektivsten sind.
Sie werden hochwirksame Übungen kennenlernen, mit deren Hilfe Sie ein hervorragendes Körpergefühl gewinnen, eine flexible Kraft aufbauen und zudem kampfstark und nicht zuletzt auch nachhaltig gesund werden können. Alle hier beschrieben Übungen können Sie allein oder mit einem gleichgesinnten Partner ausführen, mit und ohne Hilfsmittel; die Trainingsmaschinen eines Fitnessstudios werden Sie hierfür jedoch nicht benötigen.
Unser Körper ist unser wichtigstes Werkzeug. Wir haben nur diesen einen, und er begleitet uns unser gesamtes Leben – wir sind der Körper. Um ein angenehmes und erfülltes Leben führen zu können, sind nicht Geld oder materieller Luxus die Grundlage, sondern einzig und allein ein gesunder, gut funktionierender Körper, dessen Fähigkeiten wir vollkommen zu nutzen in der Lage sind. »Erst kommt der Körper, dann das Gut«, lautet ein altes Sprichwort, dem wir nichts hinzufügen müssen.
Maik Albrecht und Frank Rudolph, 2014
Die Ziele dieses Buches
Jeder Mensch hat seine eigenen Gründe für sein Training. Die einen wollen sich gesunderhalten, die anderen möchten stärker werden – für Kampfspiele, für reale Auseinandersetzungen, für den Wettkampf oder nur zum Selbstzweck, das ist individuell sehr verschieden. Manche Menschen wollen einfach nur herausfinden, wie belastbar ihr Körper ist und wo die eigenen Grenzen liegen. Doch nur sehr wenigen Trainierenden gelingt es, ihre Fähigkeiten wirklich erschöpfend zu entwickeln, da ihnen das Wissen darüber fehlt, wie dies zu bewerkstelligen sei. Bis zur Erschöpfung zu trainieren oder den Körper während der Übungen von Apparaten überwachen zu lassen, führt in der Regel nicht zu diesem Ziel. Genauso wenig helfen diverse Nahrungsergänzungsmittel oder gar Hormonpräparate.
In den Kampfkünsten ist das körperliche Training die eigentliche Essenz, nicht die Techniken. Im Gegenteil, Formen und Techniken entwickelten sich erst im Laufe der Zeit als Medium der Wissensübermittlung. Heute stellen sie auch ein Mittel dar, die Massen in den großen Verbänden kanalisieren, unterhalten und finanziell ausbeuten zu können. In den authentischen, auf kämpferische Effizienz ausgerichteten Kampfkünsten lernen die Praktizierenden nach wie vor die Techniken als Mittel zum Zweck und nicht als Selbstzweck. Die Ausbildung schärft den Geist, stärkt den Willen und formt den Körper der Schüler. Den Körper so zu schmieden, dass wir die Fähigkeit erlangen, die erlernten Prinzipien und Techniken in realen Kampfsituationen anzuwenden, uns also im Kampf effektiv zu bewegen, war zu allen Zeiten oberstes Ziel jedes Meisters der Kampfkunst, sei es in Europa oder in Asien. Und als ebenso wichtig galt es, durch das Training den Körper gesundzuerhalten. Die entsprechenden Trainingsmethoden erfordern Disziplin, Leidenschaft und das notwendige Verständnis und Wissen um unser wertvollstes Gut – unseren Körper.
Wir haben von der Natur jede Fähigkeit mitbekommen, um effektiv kämpfen zu können. Der menschliche Körper gibt uns alles, was wir brauchen. Wir haben vier Gliedmaßen, mit denen wir zerstörerische Schläge austeilen können, wir haben Zähne zum Beißen und Finger zum Kratzen und Stechen … Die Kampfkunst dient uns dazu, unsere natürlichen Körperwaffen zu stählen und sie effektiv einsetzen zu können. Sie sorgt
dafür, dass wir unsere natürlichen Anlagen schneller und gezielter umzusetzen vermögen, sie erhöht unsere Kraftreserven. Sie lehrt uns, wie wir uns fokussieren können. Hier geht es nicht um Techniken, es geht darum, unseren Körper gesundzuerhalten und ihn zu »schärfen«. Dies muss einheitlich geschehen, das heißt, der Körper als Ganzes muss trainiert werden, ohne dass bestimmte Körperteile bevorzugt oder vernachlässigt werden. Nach der chinesischen Kampfkunst-Trainingslehre müssen beispielsweise die Beine genauso flexibel sein wie die Arme. Umgekehrt sollen die Arme genauso viel Kraft haben wie die Beine. Dieses Prinzip galt übrigens auch im deutschen Turnen des 19. Jahrhunderts. Wie das alles zu erreichen ist, erfahren Sie in diesem Buch.
Das wirklich Traditionelle und Essentielle in der Kampfkunst wie im Sport ist das systematische harte körperliche Training. Das war zu allen Zeiten und in allen Kulturen so. Über die Jahrhunderte haben sich die Meister außerordentlich viele Gedanken zum Training gemacht. Im antiken Griechenland experimentierten die Paidotriben (Trainer von Athleten) und die Aleipten (»Einsalber« von Athleten, die aber auch als Trainer fungierten) mit verschiedenen Trainingsmethoden, Diäten und Massagen. In Rom waren es die Doctores und die Lanista, welche sich um die Gladiatoren bemühten. Sie alle erschufen Trainingstheorien, die zum Teil bis heute gültig sind. Die Athleten wurden dadurch in die Lage versetzt, sich flexibel an die Wettkampfbedingungen anzupassen und automatisch optimale Bewegungen auszuführen. Um Techniken in dem Sinne, wie wir das heute verstehen, ging es beim antiken Training eher weniger.
Trainieren Sie Ihren Körper, bis er seine bestmögliche Gesundheit erreicht hat und jederzeit in der Lage ist, diese zu schützen. Ein optimal trainierter Körper wird sowohl starke Abwehrkräfte gegen Krankheiten besitzen als auch die Fähigkeit, Angriffe von Gewalttätern abzuwehren – selbst, wenn Sie keine Kampfkunst praktizieren. Sie werden auf diese Weise Ihre Lebensqualität erhöhen. Darum geht es uns in diesem Werk.
Bereits an der Körperhaltung kann man oft erkennen, ob jemand einen gesunden Bewegungsapparat besitzt oder nicht. Letzteres betrifft zu einem