Das Wunder des Seins und seine Zerstörung. Holger Strohm

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Das Wunder des Seins und seine Zerstörung - Holger Strohm

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in das All hineinblicken, entdecken wir Millionen bisher unbekannter Galaxien. Dabei ergibt sich eine ungeheure Vielfältigkeit. Galaxien, Sterne und Planeten scheinen sich nur selten zu ähneln. Manche Galaxien sind geformt wie Zigarren, andere wie Spiralen oder wie ein Fußball. Unsere Sonne, die 330.000 Mal schwerer als unsere Erde ist, ist ein Winzling. Es gibt Riesensonnen mit der millionenfachen Masse unserer Sonne. Sonnen sehen wie Kugeln aus. In Wirklichkeit sind sie aus genau festgelegten Schichten zusammengesetzt. Sie unterscheiden sich durch Abbrand, Alter, Größe, Farbe, Struktur, Temperatur und Status. Es gibt rote Riesen, rote, braune und weiße Zwerge, dunkle Sterne, Neutronensterne, hoch verdichtete Sterne usw. Aber auch für Sterne gilt: Das Leben ist ein beständiges Werden und Vergehen. Auch Sonnen werden geboren und sterben.

      Im Mittelpunkt der Sonne, also im Zentrum des brodelnden atomaren Feuers, beträgt die Temperatur 15 Millionen Grad, während sie an der Oberfläche zwischen 5000 bis 6000 Grad Celsius ausmacht. Durch den Explosionsdruck im Inneren wird gasförmige, etwa 100.000 Grad heiße Materie tausende Kilometer ins All geschleudert, und durch die Anziehungskraft der Sonne stürzt sie wieder zurück auf die Sonnenoberfläche. Die Oberfläche der Sonne verändert sich stetig, unter dem Explosionsdruck im Inneren und dem Gravitationsdruck der Sonnenmasse. Durch Explosionen werden Gase – Sonnenwinde genannt ins All geschleudert. Unsere Sonne z.B. stößt jede Sekunde Millionen Tonnen winzigster Teile mit einer Geschwindigkeit von rund einer Million Stundenkilometer aus, die eine gewaltige Blase um alle Planeten unseres Sonnensystems bilden. Diese Blase wird Heliosphäre genannt und sie ist die Grundvoraussetzung für das Leben auf unserem Planeten. Denn sie schützt uns vor der gefährlichen radioaktiven Strahlung aus den Tiefen des Weltraums.

      Wenn eine Sonne ihren Vorrat an Helium verbrannt hat, endet sie häufig in einer gewaltigen Explosion, die eine Sprengkraft von Billionen Wasserstoffbomben hat. Durch die enorme Hitze von über 100 Millionen Grad entstehen durch sogenannte Nukleosynthesen schwere Elemente wie z.B. Eisen, die zusammen mit Gasen in den Raum geschleudert werden. Bei einem solchen als Supernova bezeichneten Sternentod, entstehen riesige Mengen sichtbaren Lichtes, die als Gamma-Strahlungsblitze freigesetzt werden. Diese Strahlung bewirkt, dass im Umkreis von 500 Lichtjahren kein menschliches Leben mehr möglich wäre. Unser nächster Nachbar, der 8000 Lichtjahre entfernte Riesenstern Eta Carinae, der größte und schwerste Stern der Milchstraße, der vier Millionen Mal mehr Energie abstrahlt als unsere Sonne, läuft heiß und sendet Röntgenblitze aus. Seine Leuchtkraft nimmt sprunghaft zu, bis er in einer Supernova explodiert. Wenn die sterbende Sonne ihre äußere Gashülle ins All gesprengt hat, fällt sie unter dem Druck ihrer Restmasse zu einem Neutronenstern zusammen. Wenn die Masse groß genug ist, verdichtet sie sich weiter, bis aus ihr ein Schwarzes Loch wird.

      Ein schwarzes Loch entsteht, wenn ein Stern mit mindestens der fünfzigfachen Masse unserer Sonne in einer Supernova explodiert und dann kollabiert. Dann entsteht zunächst ein Neutronenstern. In diesem Zustand würde ein Teelöffel Masse 100 Millionen Tonnen wiegen. Doch der Neutronenstern verdichtet sich immer weiter, in einen winzigen Punkt, bis ein Schwarzes Loch entsteht. Dieses dreht sich dann mit ungefähr 100.000 Umdrehungen pro Sekunde und ist von rotierender Materie umgeben, die es in sich hineinzieht. Dabei werden die Massen der Sonne und der Planeten auf hohe Geschwindigkeiten beschleunigt und spiralförmig ähnlich wie Badewannenwasser um das Abflussloch herumgewirbelt. Dabei reiben sich die Partikel, erhitzen sich auf viele Millionen Grad, werden gleichsam als Vorspeise zerlegt und geben dabei Lichtblitze hoher Intensität ab, vergleichbar mit der Energie von Hunderten von Galaxien, bis sie endgültig geschluckt werden.

      Das Schwarze Loch im Mittelpunkt unserer Galaxie ballt eine Masse von 2,6 Millionen Sonnen zusammen, in einem Raum kleiner als unser Sonnensystem. Einige Schwarze Löcher sind so groß, dass sie Milliarden von Sonnen in sich hineingesogen haben müssen. Je mehr Materie eine Galaxie hat, umso größer ist das Schwarze Loch und umso höher die Geschwindigkeit, mit der Sterne und Planeten um es herumwirbeln. Die Frage dabei ist: Wo bleibt die Masse? Im Minutentakt stoßen einige Schwarze Löcher, durch abstoßende Magnetfelder, Jetströme fein verteilter Materie weit in das Weltall hinaus. Oder die Energie wird als Gammablitze abgegeben, die sich mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen.

      Wenn ein Schwarzes Loch zu groß wird, kann es mit gewaltiger Wucht explodieren und enorme Massen und Gravitationswellen durch den Raum schicken. Die US-Raumfahrtbehörde NASA berichtete von einem Schwarzen Loch, in etwa der Größe unseres Sonnensystems, das eine Masse von 300 Millionen Sonnen geschluckt hatte und das so viel Masse in den Raum schleuderte, dass dadurch zwei gigantische Blasen entstanden. Die beiden Blasen messen jede etwa 650.000 Lichtjahre und sind dabei jeweils mehr als doppelt so groß wie unsere Milchstraße. Die weggeblasene Materie entspricht der Masse von einer Billion Sternen. Das sind vielfach mehr Sterne als sich in unserer gesamten Milchstraße befinden.

      Ein besonderes Phänomen ist, wenn zwei Schwarze Löcher sich miteinander vereinen. Sie umkreisen sich dabei mit Lichtgeschwindigkeit, wobei das größere ein wenig langsamer wird. Dabei treten Gravitationswellen auf, die die Schwarzen Löcher wie Glocken schwingen lassen. Wenn die beiden Schwarzen Löcher sich vereinen, bildet sich ein Quasar, der viele hundert Millionen Grad heiß ist und der über die Lichtintensität von vielen hundert Millionen Sonnen verfügt. Große Quasare haben die Leuchtkraft einer ganzen Galaxie. Dabei werden im Inneren dieser gewaltigen Massenanhäufung alle bekannten Naturgesetze außer Kraft gesetzt, sogar die Zeit selbst bleibt dabei stehen. Doch auch die Zeit ist im All keine konstante Größe. Je mehr ein Gegenstand von einem Masseschwerpunkt entfernt ist, umso schneller verläuft die Zeit. So beobachtete die NASA, dass die Atomuhren in ihren Satelliten schneller laufen als die auf der Erdoberfläche.

      Je mehr Erkenntnisse wir bekommen, umso mehr Rätsel tun sich auf. So entdeckte man Gammastrahlen-Blitze hoher Intensität, die aus den Tiefen des Alls eine Milliarde Lichtjahre entfernt kamen. Des Rätsels Lösung: Neutronenstern-Zwillinge, allein in der Milchstraße gibt es rund 30 000 von ihnen, ziehen einander mit solcher Kraft an und drehen sich dabei immer schneller, zuletzt viele 1000 male in der Sekunde, bis der schwerere von ihnen den leichteren aufsaugt und dabei einen gigantischen, rund 20 Milliarden Grad heißen Feuerstrahl abschießt, der nach Äonen als Gamma-Blitz auf der Erde ankommt. Es gibt weitere Phänomene, die wie gigantische Leuchttürme wirken und ihre Leuchtkraft periodisch verändern. Eines von ihnen wurde Mira (wunderbar) genannt. Dahinter versteckt sich ein Doppelsternsystem, bestehend aus einem Roten Riesen, der von einem Weißen Zwerg begleitet wird. Der Weiße Zwerg saugt die Masse des Roten Riesen ab, die sich zunächst in einer Scheibe um den Weißen Zwerg legt und von dort von ihm aufgesogen wird. Bereits vor dem endgültigen Sturz wird in dem roten Riesenstern so viel Materie umgewälzt, dass er dabei periodisch Röntgenstrahl-Blitze abgibt.

      Für Aufmerksamkeit sorgen auch die "Magnetare", von denen bisher über zehn bekannt sind. Es sind rund 15 Kilometer große kompakte Kugeln aus Neutronen mit gigantischen Magnetfeldern. Befände sich solch ein Objekt in der Entfernung von der Erde wie der Mond, so würde er alle unsere Moleküle aus unseren Körpern herausreißen. Bei hohen Umdrehungen erzeugen sie elektrische Energien, die so gewaltig anwachsen, dass sie sich explosionsartig in Form von Lichtpartikeln und Gammastrahlen entladen einem Leuchtturm gleich. Dabei erreichen sie eine Helligkeit, die Super-Noven und ähnliche Ereignisse um das Millionenfache übersteigen.

      Ein gewaltiges Schauspiel stellt der Zusammenstoß verschiedener Galaxien dar, das bereits häufig beobachtet wurde. Durch ihre starke Schwerkraft werden sie unausweichlich angezogen. Auch unsere eigene Galaxie befindet sich auf Kollisionskurs. In rund fünf Milliarden Jahren wird sie mit der Andromeda-Galaxie verschmelzen. Doch jetzt nahmen Astronomen der Harvard Universität mit einem NASA-Weltraumteleskop Aufnahmen von der Kollision vier großer Galaxien in ungefähr fünf Milliarden Lichtjahren Entfernung auf. Im Sternbild Großer Bär rasen die Galaxien aufeinander, die jeweils aus Milliarden Sternen bestehen und bilden dabei eine der größten Galaxien im Universum. Diese wird dann ungefähr zehn Mal größer sein als unsere Milchstraße. Auch die Spinnennetzgalaxie fängt mit ihrer enormen Schwerkraft Dutzende von kleinen Galaxien ein und wächst so zu einer Riesengalaxie heran. Offensichtlich sind alle übergroßen Galaxien vor relativ kurzer Zeit durch die Verschmelzung großer Galaxien entstanden.

      Unser

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