Das Wunder des Seins und seine Zerstörung. Holger Strohm
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5/UNSER SONNENSYSTEM
Vor ungefähr 4,6 Milliarden Jahren sammelte sich eine große Staub-und Gaswolke mit einem Durchmesser von rund 25 Milliarden Kilometer. 99,9 Prozent der Masse konzentrierten sich im Zentrum zu einem Massenschwerpunkt. Bei der Geburt des Sonnensystems bildete sich eine Gaswolke in einem rotierenden Sonnennebel, die sich mehr und mehr verdichtete. Nach einer Million Jahren steigerte sich die Rotation, so dass Materie durch Reibung erhitzt wurde und sich zu einem Stern verklumpte, während die Restmaterie sich um den Stern herum konzentrierte. Rotierende Gas- und Staubnebel formten durch Gravitations- und Fliehkräfte eine flache Scheibe. Nach 10 Millionen Jahren bildeten sich aus der flachen Materiewolke durch Zusammenklumpungen große Planeten. In den nächsten 100 Millionen Jahren verdichteten sich die Planeten, fingen weitere Staub- und Gaspartikel ein, stießen mit anderer Materie zusammen, verschmolzen miteinander, bis sie einen Felsplaneten wie die Erde bildeten. In weiteren 500 Millionen Jahren entwickelte sich die bleibende Struktur des Sonnensystems. Sich bildende Protoplaneten oder übriggebliebene Gaswolken stürzten in die Sonne oder wurden ins All geschleudert.
So bildeten sich neben dem Zentralgestirn Sonne neun Planeten mit zahlreichen Monden. Unser Sonnensystem unterscheidet die inneren (Merkur, Venus, Erde, Mars) und die äußeren Planeten (Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto). Sie kreisten jetzt in festen Umlaufbahnen um die Sonne. Zwischen ihnen befanden sich breite Asteroidengürtel und Meteoriten aus Stein, Eisen, Nickel und gefrorenem Wasser, die gelegentlich durch Zusammenstöße von Planeten oder der Sonne eingefangen und dann nach dem Zusammenstoß einverleibt wurden. In ihrem Zentrum, in dem sich der größte Teil der Masse konzentrierte, bildete sich die Sonne mit einem Durchmesser von rund 1,4 Millionen Kilometer. Auffällig ist, dass alle Planeten in der gleichen Richtung um die Sonne laufen, und dass die gemeinsame Ebene aller ihrer Umlaufbahnen mit dem Äquator der Sonne übereinstimmen. Dies ist nur mit der Annahme zu erklären, dass die Sonne, mit ihrer Umdrehung entscheidend an der Entstehung des Planetensystems, das sie heute umgibt, beteiligt war.
Die beiden größten Planeten sind Jupiter und Saturn. Es sind Wasserstoffplaneten mit hohen Rotationsgeschwindigkeiten und zahlreichen Monden. Jupiter hat das 318-fache der Masse der Erde. In seinem Innern ist der Druck so groß, dass der Wasserstoff und Helium in eine metallische Form übergehen. Ein Phänomen sind die großen Orkane und Zyklone auf Jupiter. Sie wälzen sich mit Geschwindigkeiten bis zu 1000 Kilometer pro Stunde um den Bauch des Planeten. In der turbulenten Jupiteratmosphäre liegen nebeneinander helle Streifen, in denen Gasgemische aus tieferen Schichten nach oben geschleudert und dunkle Streifen, in denen die Gasmassen in die Tiefe gedrückt werden. Diese gewaltigen Wolkenformationen werden durch starke Stürme mit hohen Geschwindigkeiten hin und her gepeitscht. Das Weltraumteleskop Hubble meldete im Juni 2007, dass sich die Wolkenformationen rund um den Jupiterglobus in Äquatornähe rapide veränderten. Aufnahmen zeigten, dass sich die hellen Zonen in dunkle verwandeln und umgekehrt. Daraus schließt man, dass auch auf dem Jupiter Klimaveränderungen stattfinden.
Saturn ist der zweitgrößte Planet. Er besteht wie Jupiter aus Wasserstoff und Helium. Schnelle Winde treiben bandförmige Wolkenstrukturen mit großer Geschwindigkeit um den Planeten. Die berühmten Ringe um den Saturn gaben den Wissenschaftlern lange Rätsel auf. Sie bestehen aus Tausenden Einzelringen, die nur knapp zehn Meter dick sind. Ein großer Komet muss vor Tausenden Jahren auf Saturn zugerast und von seiner enormen Anziehungskraft zerrissen worden sein. Die Sensation: In der lachsfarbenen Eisschicht der Ringe, so wird vermutet, befindet sich organisches Material, das auf mikroorganische Moleküle schließen lässt. Jupiter mit 54 und Saturn mit 18 Monden besitzen die meisten von allen Himmelskörpern in unserem Solarsystem. Im Januar 2006 erreichte die Doppelsonde „Cassini“ den Mond Titan. Aus den Radarbildern der Nordpolregion ergaben sich mehr als 75 Seen mit drei bis 70 Kilometern Durchmesser. Statt Wasser zirkuliert bei minus 180 Grad Celsius vermutlich Methan als Flüssigkeitskreislauf. Aus der grün-gelben Lufthülle, die hauptsächlich aus Stickstoff besteht, rieselt beständig ein Methan-Nieselregen auf den orangefarbenen Eisboden. Meere mit ungeheurem Wellengang, die aus flüssigen Kohlenwasserstoffen wie Ethan oder Propan bestehen, schwappen gegen Eis-Dünen. Moleküle aus Kohlenstoff, Stickstoff und Wasserstoff formen, unter dem Einfluss der ultravioletten Strahlung der Sonne und des Magnetfeldes des nahen Saturn, Polyethylen oder PVC, die vom Himmel regnen. Wahrlich eine seltsame Welt.
Selbst die Jupitermonde Io, Europa, Ganymed und Callistro sind, obgleich sie sich in unmittelbarer Nachbarschaft befinden, völlig unterschiedlich. Gleich einer pickligen Pampelmuse treibt Io, durch gewaltige Gravitationskräfte Jupiters durchgeknetet, um den Riesenplaneten. Vulkanschlote schleudern Staub und Schwefelgase über hundert Kilometer hoch. Ein riesiger Eispanzer aus zackigen Schollen von 20 Kilometer Dicke bedeckt den Jupitermond Europa. Unzählige Krater befinden sich auf dem Mond Callistro und zeugen von einem häufigen Meteoritenbombardement. Der rosafarbene Neptun-Mond Triton gilt als kältestes Objekt im Sonnensystem. Bei minus 240 Grad Celsius gefriert selbst der Stickstoff zu glitzernden Eiskristallen. Durch die hohen Lichtreflexionen des gefrorenen Methans und Stickstoffs glitzert Triton wie ein Diamant und ist einer der hellsten Monde im Sonnensystem. Aus Frostschlünden quillt ein gefrorener Brei aus Methan und Stickstoff hervor. Bei Ausbrüchen wird die Materie bis zu 30 Kilometer hoch in die Atmosphäre geschleudert.
Typisch ist, dass kein Planet dem anderen gleicht. Sie weisen alle ihre eigenen spezifischen Charakteristiken auf. In unserem Sonnensystem unterscheiden sich die Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto sowie die vorhandenen Monde völlig voneinander. Der sonnennächste Planet ist Merkur. Er hat nur eine geringe Masse und rotiert sehr langsam. Seine Felsenoberfläche zieren viele Krater und seine Temperatur schwankt zwischen plus 420 und minus 180 Grad. Auf der Venus, so glaubt man, befinden sich gewaltige Berge aus Metall, deren Oberfläche durch Säureregen blitzblank geätzt worden ist. Ein Mensch, so meint man, würde auf der Stelle erblinden, wäre er dieser Lichtflut ausgesetzt. Doch so ist nichts zu sehen, da sich die Venus ständig in dichte Wolken hüllt. Obgleich die Venus fast die gleiche Größe wie die Erde hat, ist – durch die Wolken und Gase in der Atmosphäre der Atmosphärendruck 90-mal höher als auf der Erde und die Temperatur liegt über 400 Grad Celsius. Wahrlich ein lebensfeindlicher Planet für uns Menschen.
Der Mars ähnelt der Erde am meisten, da er ebenfalls über eine schrägstehende Achse verfügt. Allerdings ist er erheblich kleiner mit einem halb so großen Durchmesser und dem Zehntel der Masse. Seine Oberfläche ist durch Eisenoxid rot gefärbt. Mars hat eine Atmosphäre, die aus Kohlendioxid und Stickstoff besteht. Die Temperaturen schwanken zwischen plus 20 und minus 100 Grad. Der Mars hat hohe Gebirge und Krater von 25 Kilometer Höhe und vermutlich befand oder befindet sich Wasser auf ihm, wie Hinweise auf bestimmte Erosionsformen von Tälern zeigen. Daher vermutet man auch organisches Material auf dem Mars.
Uranus, Neptun und Pluto sind die Planeten, die am weitesten von der Sonne entfernt sind. Uranus besitzt eine Wasserstoffatmosphäre sowie fünf große und zehn kleine Monde und ein Ringsystem. Neptun hat in etwa die gleiche Größe wie Uranus. Er verfügt über acht Monde und fünf Ringe. Pluto, der äußerste Planet des Sonnensystems, ist zugleich auch der kleinste und er besitzt nur einen Mond. Neuerdings hat man weitere Trabanten in noch größerer Entfernung entdeckt, die zum Teil erheblich größer als Pluto sind.
6/WUNDER ERDE
Vor über 4,5 Milliarden Jahren verfestigten sich Gas- und Materiewolken und bildeten eine sich drehende Kugel. Unser Planet Erde war entstanden. Doch zu Anfang war er wüst und leer. Giftige Winde bliesen über seine Ozeane. Aber unser Planet hatte das Glück, zwei große weitere Planeten in seiner Nachbarschaft zu haben: Saturn und Jupiter. Diese Gasriesen ziehen die meisten großen Meteoriten und Kometen mit ihrer Schwerkraft an und verhindern so, dass sie auf die Erde einschlugen. Dennoch prallte vor 4,5 Milliarden Jahren ein großer Himmelskörper von der Größe des Mars auf unsere Erde und sprengte große Stücke Materie aus ihr heraus. Der Mond war geboren mit rund einem Viertel des Erddurchmessers. Er ist der Erde nahe genug, um sie zu stabilisieren. Ohne