Zivilcourage. Petra Paulsen

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Zivilcourage - Petra Paulsen

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bis ca. 1935 im Aufsichtsrat der 1925 gegründeten IG Farben, an der die Hamburger Bankiersdynastie selbst große Aktienpakete besaß.47, 48 Sein Bruder Paul saß unterdessen im Vorstand der amerikanischen IG Farben, eine der IG Farben vollständig gehörende US-Tochterfirma.49 Die IG Farben war ein Zusammenschluss von acht deutschen Unternehmen wie beispielsweise Bayer, BASF, Hoechst und Cassella. Dabei war diese Interessengemeinschaft auf ihrem Höhepunkt das größte Unternehmen in Europa und das größte Chemie- und Pharmaunternehmen der Welt, dessen Abwicklungsverfahren rund 60 Jahre dauerte und mit der Löschung im Handelsregister im Jahr 2012 endete.50

      In einem äußerst lesenswerten Artikel in der ZEIT vom 6. September 2017 ist die Rede davon, dass man in Verbindung mit dem Hamburger Bankhaus, welches zur Warburg-Gruppe mit u. a. Kommanditgesellschaften gehört, inmitten der Hansestadt von einer globalen Dynastie sprechen könne. Diese einst als seriös hanseatisch geltende Privatbank ist jedoch in der Neuzeit mit Cum-Ex-Geschäften und auch hinsichtlich roter Zahlen aus dem Jahr 2015 in die Schlagzeilen geraten.51 Bei den Cum-Ex-Geschäften täuschten Banken, Börsenhändler wie auch Aktienfonds trickreich die Finanzämter und ließen sich die auf Dividendenerlöse fällige, einmal gezahlte Kapitalertragsteuer gleich mehrmals erstatten. Im Herbst 2018 war die Rede von einem Schaden in Höhe von insgesamt 330 Millionen Euro.52 Das Privatbankhaus, dem vorgeworfen wird, 146 Millionen Euro beim Fiskus abgegriffen zu haben, hat zwischenzeitlich selbst Klage mit Datum vom 21. Dezember 2018 gegen die Deutsche Bank eingereicht. Diese soll bei den Aktiengeschäften in der Rolle des Dienstleisters agiert haben, weswegen man gegen sie nunmehr die gesamte Steuerlast geltend macht und darüber hinaus auch noch den Schaden, der durch die Vorwürfe gegenüber dem Hamburger Bankinstitut entstanden ist.53 Das Ergebnis des größten deutschen Steuerskandals ist also noch offen. Und nur nebenbei sei erwähnt, dass auf schwere Steuerhinterziehung bis zu zehn Jahren Haft stehen.

      Der 1990 verstorbene Vater von Max M. Warburg und Neffe von Paul Warburg, Eric Warburg, machte eine Lehre als Bankkaufmann. Darüber hinaus sammelte er u. a. im Bankhaus N. M. Rothschild & Sons in London seine Erfahrungen und gründete 1938 die New Yorker Investmentbank Warburg Pincus. 1952 wurde von ihm, dem späteren Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) und anderen in Hamburg die Atlantik-Brücke, ein politisches Netzwerk und privates Politikberatungsinstitut, ins Leben gerufen. Die Atlantik-Brücke e. V. unter dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Friedrich Merz (CDU) und seinem Nachfolger seit 2019, Sigmar Gabriel (SPD), mit Kai Diekmann von der BILD-Zeitung aus dem Hause Springer im Vorstand, hat viele Mitglieder aus Politik, Wirtschaft und Finanzen, aber auch aus dem Staatsfunk und den Meinungsmachermedien. Hierzu gehören beispielsweise Angela Merkel (CDU), Christian Lindner (FDP), Martin Winterkorn (ehemaliger VW-Manager), der eingangs erwähnte Claus Kleber vom ZDF-heute-journal, SPIEGEL-Redakteur Jan Fleischhauer und Max M. Warburg von M. M. Warburg & Co.54

      Dieser Think Tank hat heute seinen Sitz unter der Berliner Adresse Am Kupfergraben 7, während Angela Merkel zusammen mit ihrem Mann Joachim Sauer privat in einem gelb gestrichenen Altbau Am Kupfergraben mit der Hausnummer 6 residiert.55 Der Ehemann der Kanzlerin, der nur selten in der Öffentlichkeit zu sehen ist, sitzt im Kuratorium der Friede-Springer-Stiftung. Für seine Tätigkeit in der Stiftung erhält Herr Sauer jährlich 10.000 Euro.56 Frau Springer ist die Witwe des 1985 verstorbenen Atlantik-Brücken-Mitgliedes und Medienmoguls Axel Springer aus Hamburg. Dass sich Frau Merkel zu einem Pläuschchen bei einer Tasse Kaffee mit den beiden Medienladys Friede Springer und Liz Mohn im Kanzleramt trifft, ist längst kein Geheimnis mehr. Nicht umsonst spricht so manch einer von diesem weiblichen Dreiergespann als Triumfeminat. Verweilen wir noch einen kurzen Moment in Berlin.

      Gegenüber der Straße Am Kupfergraben liegt die Museumsinsel mit dem Pergamon- sowie dem Bode-Museum, das neben Skulpturen und dem Münzkabinett byzantinische Kunst beherbergt. In der zuerst erwähnten Kunstsammlung befindet sich der Pergamonaltar, der um 200 v. Chr. in der kleinasiatischen Stadt Pergamon erbaut wurde und schon in der Bibel Erwähnung findet. Die renommierte amerikanische Bibelforscherin Adela Collins stellte 2006 die sensationelle These „Der Teufel wohnt in Berlin“ auf, worüber die BILD berichtete. In der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament, übrigens der einzige Teil der Bibel, der einen Blick in die Zukunft gibt, ist mit dem „Thron“ der Sitz des Satans gemeint und dieser ist der Pergamonaltar. Auf dessen Fries ist der Kampf zwischen Zivilisation und Barbarei dargestellt.57 Da soll noch mal einer sagen, in Berlin sei nicht der Teufel los! Übrigens haben Wachleute des Pergamonmuseums über mehrere Jahre hinweg vom Dach aus mit einer Überwachungskamera in das Wohnzimmer der Eheleute Merkel-Sauer gefilmt, was ein knappes halbes Jahr nach Amtsantritt von Angela Merkel an die Öffentlichkeit kam. Die Kanzlerin selbst wollte die Sache jedoch nicht an die große Glocke hängen.58 Spontan könnte einem in diesem Zusammenhang glatt die NSA-Abhöraffäre – „Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht“ laut Frau Merkel – und der damit verbundene Untersuchungsausschuss in den Sinn kommen.59 Letzte Zeugin in dieser äußerst unschönen Abhöraffäre war nebenbei bemerkt die Bundeskanzlerin selbst. „‘Mein Name ist Angela Dorothea Kasner‘, sagt die Frau im Zeugenstuhl. Im Saal gucken sich viele verblüfft an: Das ist doch ihr Mädchenname? Nach der Pause stellt sie das Missverständnis klar: ‘Mein Name ist Angela Dorothea Merkel.‘ Wenigstens das kann man also ab jetzt als endgültig gesichert betrachten in dieser komplexen Affäre“.60 So war es in einem Artikel im TAGESSPIEGEL vom 12. Februar 2017 zu lesen. Diesen hätte man auch kurz und schmerzlos unter „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts“ zusammenfassen können. Nun aber wieder fix zurück in die etwas weiter zurückliegende politische Vergangenheit.

      Eric Warburg war 1952 nicht nur Mitbegründer der Atlantik-Brücke in Hamburg, sondern zusammen mit dem amerikanischen Juristen John J. McCloy, der u. a. in Verbindung mit den Diktatoren Mussolini und Hitler zwecks Vergabe umfangreicher Kredite stand, auch Mitbegründer des American Council on Germany in New York. Dies ist eine Schwesterorganisation der Atlantik-Brücke, die auch eng mit dem zuvor bereits erwähnten Council on Foreign Relations (CFR) verbunden ist, der u. a. von Paul Warburg bereits im Jahr 1921 ins Leben gerufen worden war.61 Der CFR ist eine private US-amerikanische Denkfabrik mit 4.500 Mitgliedern, deren Fokus auf außenpolitische Themen gerichtet ist.62 Eric Warburgs politischer Einfluss war damals so groß, dass beispielsweise nach dem Zweiten Weltkrieg Hamburg und Schleswig-Holstein nicht unter sowjetische Besatzung fielen, wie es ursprünglich von der US-Regierung geplant war. Dabei soll er dem Kreml im damals sowjetischen Moskau zutiefst misstraut haben.63 Könnte nicht aber der Grund für seine Einflussnahme einfach darin zu sehen sein, dass Hamburg, wo ohnehin das Bankhaus Warburg stand, einen Seehafen hatte und Schleswig-Holstein strategisch wichtig durch den Nord-Ostsee-Kanal war? Im Rahmen der Arisierung durch die Nazis wurde auch die Hamburger Bankendynastie enteignet, die dadurch unter anderem große Aktienpakete von AEG und IG Farben verlor, wofür sie später entschädigt wurde, während man nach dem Mauerfall auch auf Entschädigungen im Osten hoffte.64 Doch gucken wir uns ein wenig in Hamburg um, das ja bekannt für sein Leben auf der Reeperbahn nachts um halb eins ist. Nein, ich muss Sie enttäuschen. Hier geht es nicht um die Szene der vielen Nacht-, Party- und Sexclubs auf St. Pauli. Vielmehr geht es um die Treffen der feinen Gesellschaft hinter verschlossenen Türen.

      Elitäre Clubs

      Im Jahr 2007 titelte der SPIEGEL einen Artikel mit „Global City Hamburg – Die heimliche Macht der Clubs“. In Hamburg, dem „Tor zur Welt“ an Alster und Elbe, gibt es beispielsweise den Übersee-Club. Dies ist ein exklusiver Ort für Gentlemen, der auf Initiative von Max Warburg 1922 gegründet wurde. Des Weiteren gibt es den Hafen-Klub e.V., der heute als der führende Wirtschaftsclub in der Hansestadt gilt. Der Banker Warburg konnte damals an der Gründungsversammlung des Übersee-Clubs am 27. Juni 1922 aus Sorge um seine Sicherheit nicht teilnehmen. Drei Tage zuvor war der liberale Reichsaußenministers Walther Rathenau, dessen Vater der Firmengründer von AEG war, durch einen Komplott des rechtsextremen Geheimbundes Consul ermordet worden. Zu diesem Schluss kommt der Historiker Martin Sobrow, für den Rathenaus Ermordung ein Teil einer terroristischen Eskalationsstrategie gewesen

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