Rotz am Backen, Scheiß am Been - ach wie ist das Läähm scheen. Klaus Eulenberger
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Читать онлайн книгу Rotz am Backen, Scheiß am Been - ach wie ist das Läähm scheen - Klaus Eulenberger страница 6
Am nächsten Morgen wurde ich spät munter, schließlich war es auch eine aufregende Nacht gewesen. Ich schaute mich in unserem Zimmer um. Nataschas Decken waren zurückgeschlagen und Muttis Federbett ebenfalls – natürlich war keiner mehr da. Neugierig, wie ich nun mal bin, stürmte ich vom ersten Stock runter in die Küche. Nur Oma war noch da. „Der Lothar kommt auch gleich, Klaus, wasche dich und putze dir die Zähne.“
„Oma, mich interessiert vor allem – wo ist denn die Natascha?“
„Die ist im Kuhstall und mistet aus.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, stürmte ich nebenan in den Kuhstall, sofort erkannte ich sie. „Natascha, wie geht es dir? Bist du noch ängstlich und aufgeregt?“ Als sie mich sah, strahlte sie: „Dobroje utro, Klauuuss.“
Strahlend sah ich mir Natascha näher an. Sie trug ein rotes Kopftuch, welches sie unten am Kinn mit zwei Knoten gebunden hatte. Ihr Blick war jetzt freundlich, fast strahlend, ganz im Gegensatz zu gestern Abend. An dem unteren Teil ihrer linken Wange war ein Grübchen angesiedelt. Ihre rehbraunen Augen blickten sanft. Sie hatte leicht hervorstehende Wangenknochen und ganz rote Wangen – ich fand sie äußerst hübsch, jung und frisch dazu. Gestern hatte ich erfahren, dass Natascha gerade 18 Jahre alt geworden sei.
Plötzlich rief Oma mit ihrer Donnerstimme: „Klaus komm her zum Essen, der Lothar ist auch schon da und außerdem hast du dich noch nicht gewaschen und nicht die Zähne geputzt, so geht das nicht. Du musst besser folgen!“ Leicht verschreckt winkte ich schnell Natascha zu und machte mich schnurstracks auf den Weg in die Küche.
„Lothar, nach dem Essen gehen wir schnell zu Natascha, die ist prima. Vielleicht können wir ihr helfen bei der Arbeit.“
„Eigentlich wollten wir doch mit Tell spielen und ihn als Zugpferd für unseren Handwagen einspannen.“
„Das können wir doch immer noch tun, erst gehen wir mal zu Natascha und da fällt mir ein, wir sollten vielleicht auch mal schauen, was Johann, Marcel und Nikolai so anstellen.“
„Na einverstanden, so machen wir das.“
Nach dem Frühstück gingen wir sofort in den Kuhstall zu Natascha. Sie arbeitete immer noch fleißig und lud die Hinterlassenschaften der Kühe auf einen kleinen Transportwagen. War dieser voll, musste sie ihn hinausfahren. Dies war aber nicht so einfach, sie musste um den Misthaufen herumfahren, dann ging es einen Weg mit Anstieg hoch, damit sie es von oben abkippen konnte. Als sie wieder zurückkam, keuchte sie mächtig, war feuerrot im Gesicht und hatte Schweißtropfen auf der Stirn. Mir tat sie ganz einfach leid, Lothar schaute auch sehr mitfühlend. Ich holte mein Stofftaschentuch aus der Tasche und stupste damit Natascha auf die Stirn. Sie ging aber sofort mit dem Kopf zurück und winkte ab. Lothar zischelte mir zu: „Du Dummkopf, dein Taschentuch ist genauso schmutzig wie meines, wenn das die Mutti hört oder sieht, ist der Teufel los. Wir blamieren uns doch, Klaus, pass doch mehr auf!“
Auch wenn es Lothar nicht passte, ich wollte bei Natascha bleiben. Ihr schien es allerdings nicht ganz recht zu sein, sie war eifrig beim Arbeiten und sagte, leicht aufgeregt: „Ja chotschu rabotatch (ich will arbeiten)!“ Ich verstand zwar ihre Worte nicht, aber dass sie weiter schuften wollte, dies wurde mir schon klar. Sie rief uns noch zu: „Smotrie na Nikolai, Johann und Marcel (schaue zu Nikolai, Johann und Marcel)!“, und zeigte mit dem Zeigefinger auf den Getreideboden, gleich neben der Tenne.
Also gingen wir, ich zumindest leicht widerwillig, zu dem dritten Gebäude unseres Bauerngutes, wo in der ersten Etage das Getreide lagerte, welches über die Tenne angeliefert wurde. Bereits am Beginn der Tenne angekommen, hörten wir einen Riesenspektakel. Opa hatte mir das ganze schon einmal erklärt – das Getreide wurde mit Dreschflegeln gedroschen. Diese bestanden im Wesentlichen aus zwei zylindrischen Holzkloben, welche gelenkig miteinander verbunden waren. Der untere Holzzylinder wurde mit Gewalt auf das Getreide geschlagen, so, dass das Stroh und die Körner getrennt wurden. Nikolai und Marcel hämmerten wie wild mit den Dreschflegeln. Sie sahen beide knallrot aus, von ihrem Gesicht tropfte der Schweiß sichtbar herab – es war ja auch ein mächtiger Drill. Hannes, der Schinder, trennte Stroh und Körner und schaffte immer wieder neues Getreide heran. Nicolai und Marcel taten mir richtig leid, Lothar hatte ähnliche Gefühle.
„Wollt ihr etwas zu trinken?“, rief ich den dreien zu. Hannes und Marcel hörten sofort auf mit arbeiten, während Nikolai weiter schuftete. Ich ging hin und schubste ihn an der linken Schulter an – er hörte auf und schaute mich fragend an. Wir wiederholten unsere Frage erneut, aber Nikolai verstand nichts. Was tun?
Ich hielt den Kopf etwas hoch, machte den Mund auf und tat, als wenn ich eine Flasche schräg in der Luft halten würde. Nikolai nickte erfreut mit dem Kopf: „Da, Da, Da.“ Auch Marcel und Hannes nickten bestätigend mit dem Kopf. Also gingen wir ins Haus und suchten Oma. Sie war aber nicht da – dafür fanden wir Friedel im Kuhstall, welche Natascha half.
„Tante Friedel, bitte hilf uns, Marcel, Nicolaj und Hannes sind fix und fertig. Die sehen feuerrot aus und der Schweiß fließt nur so. Wir müssen unbedingt etwas zu trinken bringen.“
„Nun übertreibt mal nicht so. Schaut euch mal Natascha und mich an – wir sind auch schon ganz malade.“
„Ja, aber die drei dreschen in der Scheune, das ist eine übelst schwere Schinderei.“
„Kommt mal mit, ihr Quälgeister. Hier ist noch die Kanne mit Malzkaffee, hier haben wir einen Topf mit Milch, da sind drei Tassen und nun ab mit euch. Ihr habt jetzt genug gestört.“
Lothar trug die Kanne Kaffee, ich den Topf, am kleinen Finger baumelten die leeren Tassen. Wir rückten stolz mit unserer Ware an, erschraken aber zutiefst, als wir dort angekommen waren. Was war denn hier los? Marcel lag mitten im Getreide auf dem Fußboden. Nikolai kniete neben ihm und hielt seinen Kopf mit beiden Händen. Auf der Stirn war eine Verletzung zu sehen – Blut rann von der Stirn nach unten. Auweia, Lothar und ich waren vollkommen entgeistert. Hannes schaute noch bedepperter als sonst drein. Wir stellten Kanne und Topf hin und wollten zu trinken geben. Hannes schenkte sich Kaffee ein und trank, aber Nikolai sagte, als er sah, was wir mitgebracht hatten: „Njet,ja chotschu pitch wodu.“
Keiner wusste, was er meinte. Da meldete sich der verletzte Marcel: „Wasser, Wasser.“ Wir flitzten aufgeregt zurück in die Küche. Oma war inzwischen wieder da. Wir erzählten, was sich da in der Scheune abgespielt hatte. „Ich schicke euch sofort die Friedel mit, Kinder, das ist ja eine schlimme Sache.“
Friedel hielt eine Karaffe unter den Wasserhahn, dann marschierten wir drei im Eilschritt los. „Ei Gott“, entwischte es Friedel, als sie Marcel blutend auf der Erde sah. „Nikolai, erzähle! Was war denn hier los?“ Nicolai hob nur entnervt die Hände und schaute sie unglücklich an. „Ach ja, du armer Kerl kannst ja kein Deutsch.“
Plötzlich fing Hannes an zu erzählen: „Lothar und Klaus wollten etwas zu trinken holen. Das war für die beiden gleich Anlass, eine Pause einzulegen. Wir müssen aber mit Hochdruck arbeiten, damit die Hälfte des Getreides heute noch fertig gedroschen wird. Also nahm ich Marcel den Dreschflegel weg, holte aus und da er hinter mir stand, traf ich ihn am Kopf. Es tut mir leid, dass mir das passiert ist.“
„Hannes, du Döskopf, das hat noch ein Nachspiel. Immer machst du solchen Quatsch und es entsteht Schaden. Marcel, kannst du aufstehen?“ Als er fragend und gequält aufsah, wiederholte Friedel: „Aufstehen, hoch, geht das?“ Dazu zeigte sie