Was haben Sie da Angerichtet. Ulrich Borchers

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Was haben Sie da Angerichtet - Ulrich Borchers

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hat sich schon längst von mir verabschiedet. Sie weiß, dass ich gehen muss. Und Mandy ist noch zu klein, die hat noch gar nicht richtig begriffen, dass es mich gibt. Sie wird mich nicht so vermissen.“

      „Ich werde dich vermissen“, sagt Tim. Er schafft es nicht mehr, nun muss er doch weinen.

      „Ich weiß“, sagt Jürgen.

      „Und jetzt?“, schluchzt Tim.

      Jürgen würde das Häufchen Elend so gerne in den Arm nehmen. Hätten sie nicht den Sommer miteinander erleben können oder vielleicht sogar noch den Herbst? Dann hätten sie noch ein halbes Jahr mit ihrem geliebten Fußballspiel verbringen können. Der Winter eignet sich doch für Abschiede viel besser. Aber, das ist egoistisch. Tim wird ihn in diesen hellen Monaten viel weniger vermissen. Wenn er erst mal wieder mit seinen Freunden spielt, wird der Alltag schnell zurückkehren. Er ist nicht der einzige Junge, der seinen Vater nicht um sich hat. Um sich haben? Jürgen kommt eine Idee.

      „Tim, ich muss jetzt wirklich los. Tust du mir einen Gefallen?“

      Pamm…

      „Welchen denn?“

      „Ich habe dir doch noch den Spannschlag beigebracht, du weißt, der Fuß muss angewinkelt werden. Wenn du zukünftig per Spann ein Tor schießt, musst du dich erinnern, dass ein Teil von mir immer bei dir ist. Auch wenn wir uns nicht mehr sehen, bin ich dann immer ein bisschen bei dir. Außer natürlich, du schießt nie Tore.“

      „Pah. Keiner schießt so viele Tore wie ich. Das weißt du genau“, erwidert Tim stolz.

      „Na, dann ist ja alles gut“, fasst Jürgen zusammen.

      „Na ja, fast alles“, antwortet Tim.

      Jürgen schaut seinen Jungen belustigt an. „Du bist ja einer. Mama und Mandy sind bei dir in guten Händen. Pass gut auf die beiden Frauen auf!“

      Jürgen richtet seinen Blick noch mal nach oben. Jetzt ist es bald soweit. Er hat sich schon viel zu lange hier aufgehalten. Aber manche Dinge müssen erledigt werden.

      „Tim, lässt du mich jetzt gehen?“

      Tim antwortet nicht, sondern schluckt nur stumm und nickt. Sein Vater lächelt ihn nochmals an, dreht sich um und winkt ihm beim Gehen so lange zu, bis er nur noch als Schemen wahrzunehmen ist. Tim senkt seinen Arm und lässt den Ball noch einmal mit aller Entschiedenheit knallen. Dann lässt er ihn auf das Spielfeld rollen, hetzt hinterher und haut den Ball mit Vollspann in den Winkel. Ein Tor des Monats, das seinen Vater stolz gemacht hätte. Er blinzelt in die Sonne und denkt: „Papa ist bei mir.“ Dann dribbelt er mit dem Ball dem gegenüberliegenden Tor entgegen.

      Seine Mutter hat ihn aus dem Fenster beobachtet. Gott sei Dank spielt er wieder Fußball, denkt sie. Tagelang saß er allein auf der Steinmauer und hat stoisch den Ball auf den Boden geprellt. Niemand konnte mit ihm reden. Sie hatte wirklich Angst, dass der Junge an dem Tod seines Vaters zerbrechen würde. Jetzt kommt es ihr wie ein kleiner Anfang vor. Jürgen hätte sich gefreut.

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