Hoof wie es früher einmal war. Dieter Kremp

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Hoof wie es früher einmal war - Dieter Kremp

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dort oben immer wieder Ziegelscherben entdeckt, was sogar heute noch der Fall ist. Wir sammelten einen Korb voll Ziegelscherben, die ich dann eine Woche später mit dem Zug zum Landeskonservatoramt in Saarbrücken brachte. Alfons Kolling, der Landeskonservator aus St. Wendel, war bass erstaunt. Er teilte mir dann später mit, dass es sich um Überreste eines römischen Gutshofes handelte. Damit war endlich bewiesen, was ich ja schon aus den alten gefundenen Akten schon wusste. Die „Schermeshöhe“ (Scherbenhöhe) war eine historische Siedlungsstätte aus keltischer, römischer und fränkischer Zeit. Leider waren für Ausgrabungen kein Geld vorhanden – und das bis heute nicht. Dort befindet sich auch noch ein Brunnen aus römischer Zeit, der im Rahmen der Feierlichkeiten des Hoofer Heimatfestes 1978 von einem in ganz Deutschland bekannten Wünschelrutengänger haargenau ausgependelt wurde.. Es war Wilhelm Mörsdorf, der Vater des ehemaligen saarländischen Umweltministers Stefan Mörsdorf.

      Mitte der 1970er Jahre wurden dann auch beim Hausbau auf dem „Quetterling“ und beim Ausbau des Feldweges im oberen „Staffel“ in direkter Nähe des „Reiherswald“ keltische Brandgräber entdeckt. Auch der Name „Klingelwald“ dort zwischen Hoof und der Gemarkung Leitersweiler weist auf Fundstätten aus früherer Zeit zurück. Der Flurname „Klingelwald“ weist auf das Wort „Klinker“ hin, was ursprünglich ein hartgebrannter, „klingender“ Ziegel war. Auf eine frühe Besiedlung hier weisen im Klingelwald auch viele große Bodenflächen von Immergrün hin, die im Wald dort ganze Teppiche bilden. Immergrün wurde im frühen Mittelalter immer in unmittelbarer Nähe von Klöstern und Abteien angepflanzt.

      Das wohl schönste und größte Fest in Hoof war das erste Heimatfest 1963, das auf der Wiese am „Bornacker“ in der Hoofer Vorstadt stattfand. Dort war ein großes Festzelt aufgebaut. Es war ein unvergängliches Ereignis in Vorbereitung und Gestaltung ein gemeinschaftliches Fest aller dörflicher Vereine mit Unterstützung der Volksschule Hoof. Schirmherr des Heimatfestes war der damalige Landrat Werner Zeyer. Zum Festausschuss gehörten Dieter Kremp, Bernhard Schreiner und Günther Oswald. Festausschussvorsitzender war Dieter Kremp. Mit ein Höhepunkt des Festes war die Aktion „Luftballon“ der Volksschule, bei dem Hans Jürgen Clohs den ersten Preis errang. Sein Luftballon landete in Lodz in Polen und legte – sage und schreibe – rund 900 Kilometer zurück. In seinem Grußwort sagte Bürgermeister Arnold Merscher: „Wollen Sie bitte das hier erlebte in ihren Herzen aufbewahren und gerne an die beiden Festtage in Hoof zurückdenken.“

      Ich erinnere mich noch heute an ein tieftrauriges Ereignis im Frühjahr 1963. Es war ein wunderschöner warmer Frühlingstag, ein Samstag im April. Ich unterrichtete die Abschlussklasse und stellte die Fenster des Klassenzimmers auf, weil es draußen so angenehm warm war. Die Kinder waren gerade dabei, einen Aufsatz zu schreiben. Ich schaute das Fenster hinaus auf die Straße, als Heinz Kraushaar vorbeikam, im Volksmund „de Matz“ genannt. Mit der Motorsäge im Arm ging er hinauf in den „Puhle Wald“, wo gerade mit der Erschließung des Neubaugebietes begonnen wurde. Heinz Kraushaar war von Beruf Forstangestellter und gerade 28 Jahre alt. Er wollte an diesem Samstagmorgen da oben im Wald Bäume fällen. Der Wald musste ja gerodet werden. „De Matz“ war ein guter Freund von mir, ein guter Fußballspieler. Wir schwatzten kurz miteinander. Dann ging Heinz Kraushaar weiter hinauf in den Wald und fing an, Bäume zu fällen. Man hörte laut das Geräusch der Motorsäge. Doch plötzlich verstummte das Motorengeräusch. Das dauerte aber seltsam eine lange Zeit. Einem Anwohner nahe der Schule, Ferdinand Müller, war das auch aufgefallen. Er ging eilends an der Schule vorbei hinauf an den Wald und fand den „Matz“ tot unter einem Baumstamm liegen. Ein Baum hatte ihn beim Fällen erschlagen. Ich war wohl der Letzte, der ihn lebend gesehen hatte. Sein Tod war ganz besonders schlimm, denn seine Frau war schwanger und erwartete ein Kind. Das Mädchen hat also seinen Vater nicht erlebt. Manuela ist heute 54 Jahre alt, so alt wie meine Tochter Julia.

      Ich erinnere mich auch an ein ganz anderes Ereignis, das mehr zum Schmunzeln geeignet ist. Im Spätsommer 1961 ging ich hinauf auf die „Fröhn“, um dort Brombeeren zu pflücken. Ich befand mich schon auf der Leitersweiler Gemarkung, als der legendäre, im Dorf eher unbeliebte, Leitersweiler „Feldschitz“ (Feldschütz) Spengler erschien, der im Volksmund den Spitznamen „de Herrgott“ hatte. „De Herrgott“ hatte wirklich zu bestimmen wie der liebe Gott. Spengler war in Hoof geboren und nach Leitersweiler verheiratet. Er kontrollierte jeden Tag die Gemarkung von Leitersweiler, im Frühherbst besonders oft, weil er auch Obstfrevler erwischen wollte. Spengler kam mir auf der Höhe entgegen und verwies mich von der Leitersweiler Gemarkung: „Ein Heemer (Hoofer) darf nicht auf unserer Gemarkung Brombeeren pflücken.“

      Und wie kam Lehrer Werner Deller als Schulleiter nach Hoof? Eine Episode spielte sich da im Vorfeld ab – noch heute zum Schmunzeln geeignet. Schulleiter in Hoof war Anfang 1962 noch Lehrer Spengler, der Vater von Dr. Gernot Spengler, der Ende des Schuljahres zur Rektorstelle nach Niederkirchen wechselte. Die Hoofer Schulleiterstelle wurde nun ausgeschrieben und Lehrer Werner Deller erhielt die Rektorstelle. Nun wollte aber Bürgermeister Arnold Merscher unbedingt vorher wissen, wer denn Lehrer Werner Deller sei. Arnold hatte ja als Bürgermeister vorher auch die Unterlagen vom Schulamt in St. Wendel erhalten und fuhr mit mir am 7. Februar 1962 nach Otzenhausen bei Türkismühle, wo Deller angeblich Lehrer an der Volksschule in Otzenhausen sei. In Otzenhausen angekommen, gingen wir auf Spurensuche, doch niemand, den wir nach einem Lehrer Deller auf der Straße fragten, kannte ihn. Er war hier in Otzenhausen unbekannt. So gingen wir ins nächste Gasthaus, doch auch hier kannte keiner den Namen Deller. Seltsam war es im Gasthaus in Otzenhausen! Der Inhaber der Gastwirtschaft war der frühere saarländische Fußballnationalspieler in den 50er Jahren – Theo Puff vom 1. FC Saarbrücken. Als wir im Gasthaus saßen und der Wirt das Radio anmachte, erschien die unfassbare, unendlich traurige Meldung vom schweren Grubenunglück in der saarländischen Grube Luisenthal, wo 299 Bergleute starben. Wir fuhren nun zurück nach Hoof, wo Arnold noch einmal die Unterlagen vom Schulamt durchlas und plötzlich merkte, dass er sich geirrt hatte. Werner Deller war nicht Lehrer in Otzenhausen, sondern in Ottenhausen in der Nähe von Gersheim bei Saarbrücken. Merscher hatte also Otzenhausen und Ottenhausen miteinander verwechselt. Und so trat dann zum Schuljahresbeginn 1962/63 Werner Deller seinen Dienst als Schulleiter an der Volksschule in Hoof an. Ich selbst kam dann ja im Sommer 1964 als Schulleiter an die Volksschule in Leitersweiler.

      Ein viel schlimmeres Erlebnis mit dem „Herrgott“ hatte ich im Spätherbst 1964 in Leitersweiler, wo ich im September meine Schulleiterstelle antrat. Ich wohnte in einer Lehrerdienstwohnung im ehemaligen Zollhaus an der Grenze zwischen Preußen und Bayern. Die Leitersweiler Kirche wurde renoviert. Auf Wunsch des Presbyteriums erklärte ich mich gerne bereit, beim Festgottesdienst ein Theaterstück mit meiner Schule aufzuführen. Spengler war der Vorsitzende des Presbyteriums. Die Hauptrolle in dem Theaterstück spielte Karin, ein Mädchen, dessen Familie neben uns im Zollhaus wohnte. Das Mädchen war katholisch, was dem Spengler gar nicht passte. Seine Mutter hatte im Dorf „keinen guten Ruf“, war sie doch geschieden und lebte mit einem jüngeren Partner zusammen. Als „de Herrgott“ hörte, dass Karin im Theaterstück in der Kirche mitspielen sollte, kam er wutentbrannt zu mir in die Schule und sagte: „Karin darf nicht mitspielen; sie ist katholisch und ihre Mutter ist geschieden.“ Und ich erwiderte: „Wenn Karin nicht mitspielen darf, wird meine Schule das Theaterstück nicht aufführen.“ Schließlich durfte Karin doch mitspielen und die Aufführung beim Festgottesdienst in der evangelischen Kirche war ein großer Erfolg.

      Etwas anderes, von kirchlicher Seite kommend, ärgerte uns alle in dieser Zeit in Leitersweiler. Den Schulkindern war es von dem legendären, strengen Pfarrer Seynsche verboten, sich an Fastnacht zu verkleiden und in „Paffe Saal“ auf den Kindermaskenball zu gehen. Wenn es die Kinder trotzdem taten, schrie er die Eltern an. Auch mit den Beatles hatte der „altertümliche“ Pfarrer seine Probleme. Im Konfirmandengottesdienst zeigte er mit seinem Finger auf meinen Sohn, der als Konfirmand ganz vorne saß: „So, jetzt kommt der Fratz mit den langen Haaren dran!“ Die Beatles trugen damals lange Haare.

      Mein erster Schulpraktikant an der evang. Volksschule in Leitersweiler war 1964 Armin Harth („de Asi“) aus Bubach. Als er sich bei mir vorstellte war ich bass erstaunt. Er hatte sich bei einem Fußballspiel die rechte Hand gebrochen und konnte

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