Gesundes Gift. Franz Kabelka

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Gesundes Gift - Franz Kabelka

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Re: Anfrage

      Liebe Frau Prohaska,

      entschuldigen Sie meine späte Antwort, aber ich stecke zurzeit über beide Ohren in einem weiteren Forschungsprojekt zu eben jenem Thema, an dem Sie Ihr journalistisches Interesse bekundet haben.

      Grundsätzlich bin ich zu einer Stellungnahme bereit, bitte Sie aber, mir Ihre Fragen auf schriftlichem Wege vorzulegen. Ich bin kein großer Redner und ziehe es vor, meine Meinung schriftlich zu kommunizieren. So ist auch eher gewährleistet, nicht falsch verstanden oder zitiert zu werden.

      Mit freundlichen Grüßen

      Richard Piper

      Von: [email protected]

      Gesendet: Mittwoch, 1. August 2012 08 : 46

      An: [email protected]

      Betreff: AW: Re: Anfrage

      Sehr geehrter Dr. Piper,

      herzlichen Dank für Ihre Bereitschaft zur Kooperation und bereits im Vorhinein besten Dank für Ihre Mühe!

      Hier also meine vier Fragen:

      1. Ein von Ayurvedavertretern vorgebrachtes Argument gegen Ihre Studie lautet, dass die bloße Anwesenheit von Schwermetallen in ayurvedischen Produkten nichts darüber aussage, ob diese in gebundener oder löslicher Form vorliegen. Dr. K. Neeravan aus Mumbai kritisiert in seinem neuesten Buch insbesondere, dass in Untersuchungen wie Ihrer die ayurvedische Kunst der Reinigung toxischer Metalle (Shodana) und ihre Überführung in einen nicht toxischen Zustand (Bhasma) in keiner Weise berücksichtigt werde. Er unterstellt Ihnen sogar „typisch westliche Arroganz”. Was halten Sie von dieser Kritik?

      2. Wie erklären Sie sich, dass angesichts der weltweiten Verwendung von ayurvedischen Substanzen nur so wenige Fälle von Quecksilber-, Blei- oder Arsenvergiftung bekannt sind, obwohl laut Ihrer Studie doch unzählige Menschen mit diesen schwermetallhaltigen Produkten in Berührung gekommen sein müssen?

      3. Lassen die Ergebnisse Ihrer Studie den Schluss zu, dass auch jene Produkte, die in Ayurvedakliniken in Europa oder sonst wo im Westen Verwendung finden, für den Konsumenten gefährlich sind? Oder gehen Sie davon aus, dass ayurvedische Präparate aufgrund der jüngsten, im indischen Parlament beschlossenen Gesetze künftig nicht bedenklich für den Konsumenten sind?

      4. Werden Sie sich als Wissenschaftler weiterhin in dieser Sache engagieren? Und welche sind Ihre nächsten Projekte?

      Mit freundlichen Grüßen

      Frieda Prohaska

      Von: [email protected]

      Gesendet: Montag, 6. August 2012 09 : 14

      An: [email protected]

      Betreff: AW: AW: Re: Anfrage

      Liebe Frau Prohaska,

      in der gebotenen Kürze meine Kommentare zu Ihren vier Fragen. ad 1: Auf die Polemik von der „westlichen Arroganz” möchte ich mich gar nicht erst einlassen. Ich kann nur konstatieren: Was das Schwermetall Blei betrifft, das in den von uns analysierten Produkten ja die massivste Grenzwertüberschreitung aufwies, gibt es keine nicht toxischen Verbindungen! Wir haben zudem in zusätzlichen Untersuchungen nachgewiesen, dass Blei, wie es in dem untersuchten Sample vorlag, vom menschlichen Organismus sehr wohl absorbiert wird. Zahlreiche klinische Berichte von Bleivergiftungen nach Einnahme der von uns untersuchten Präparate bestätigen dies.

      Das Argument, dass es sich bei dem nach den traditionellen ayurvedischen Rezepturen bearbeiteten Blei um eine andersartige, nicht toxisch wirksame Form von Blei (das ominöse Bhasma) handle, wurde nach meiner Kenntnis noch nie einer physikalisch-chemischen Überprüfung nach wissenschaftlich anerkannten Standards unterzogen. Dies wäre aber die längst fällige Bringschuld der Ayurvedazunft. Meines Wissens gibt es bislang nur einige Untersuchungen an Tieren, bei denen nach Verabreichung der in Frage stehenden Substanzen nicht einmal der Bleigehalt im Blut – das wesentlichste Kriterium für eine allfällige Bleivergiftung! – gemessen wurde.

      Solange es also keine gesicherten Belege für die Ungefährlichkeit schwermetallbelasteter Rasa-shastra-Produkte gibt, bleibe ich bei meiner Meinung, dass es sich bei der angeblichen „Reinigung” von Schwermetallen um alchemistischen Glauben ohne jede wissenschaftliche Basis handelt.

      ad 2: Mein Argument lautet, dass die Anzahl der uns bekannten Vergiftungsfälle nicht repräsentativ für die faktische Zahl der Betroffenen ist. Es ist allgemein bekannt, dass Fallberichte von negativen Auswirkungen medizinischer Produkte nur einen geringen Prozentsatz der tatsächlichen Fälle ausmachen – und das gilt, so nebenbei, für schulmedizinische Produkte ebenso wie für jene aus dem alternativmedizinischen Bereich.

      Was im Speziellen die geringe Anzahl von dokumentierten Bleivergiftungen in Indien anlangt, gibt es dafür mehrere Erklärungen: Erstens sind die Symptome von Bleivergiftungen wenig spezifisch (Bauchschmerzen, Müdigkeit aufgrund von Anämie, Verstopfung etc.). Zweitens ist bei indischen Ärzten oft gar nicht das Bewusstsein vorhanden, dass es sich bei solchen Symptomen um die Folge einer Bleivergiftung handeln könnte. Und drittens ist die für eine richtige Diagnosestellung erforderliche Bluttestung in Indien wenig verbreitet bzw. der Masse der Bevölkerung nicht zugänglich. ad 3: Zur Präzisierung: Die indische Gesetzeslage hat sich nur in der Hinsicht geändert, dass jetzt – wenigstens theoretisch – jene ayurvedischen Produkte, die für den Export bestimmt sind, untersucht werden müssen. Ob allerdings die Kontrolle der Exportware auf ihren Schwermetallgehalt hin tatsächlich rigoros und zu hundert Prozent erfolgt, kann ich nicht beurteilen.

      Für die in Indien selbst verwendeten Substanzen, und diese machen angesichts der Verbreitung von Ayurveda auf dem Subkontinent naturgemäß die große Masse aus, besteht jedenfalls nach wie vor keine Kontrollpflicht.

      ad 4: Das habe ich in der Tat vor. Eine neue, noch deutlich umfassendere Studie als die Ihnen bekannte ist bereits in Vorbereitung, Details dazu unterliegen noch der Geheimhaltung. Außerdem wurde ich zu einem interdisziplinären Kongress eingeladen, der im nächsten Frühjahr in Indien stattfinden soll und bei dem ich meine Position sehr nachdrücklich zu vertreten gedenke. Abschließend darf ich Sie ersuchen, mir vor Veröffentlichung Ihres Artikels diesen in beglaubigter Übersetzung zukommen zu lassen, um von mir die Freigabe jener Passagen einzuholen, in denen ich zitiert werde. Gerade weil dieses Thema auch in Fachkreisen sehr kontrovers behandelt wird und emotional befrachtet ist, kann ein falsch wiedergegebenes Wort bereits heftiges Feuer entfachen. Sie werden verstehen, dass ich mich dagegen absichern möchte.

      Grüße aus Boston

      Richard Piper

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