Next World of Working. Andreas Gnesda

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Next World of Working - Andreas Gnesda

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Kreativität beraubt. Ist das wirklich erstrebenswert? Sicherlich nicht. Die Wissenschaften, vor allem die Sozialwissenschaften, widmen sich der Beantwortung dieser Fragen.

      Könnte ich dich für eine Skitour begeistern, wenn ich die Tour in kleinstmögliche Prozesse zerlege und hinter jeden Prozess mehrere Zielwerte lege? Das würde dann so klingen: „Die vierhundertsiebzig Meter gehen wir mit mäßiger Schrittgeschwindigkeit von 5,6 km/​h. Das sind in Summe 1150 Schritte. Für jeden Schritt hast du 2,2 Sekunden. Nach dem ersten Abschnitt habe ich eine Trinkpause von 30 Sekunden eingeplant, da kannst du dann 250 ml Wasser zu dir nehmen. Für diesen ersten Abschnitt dürfen wir nicht mehr als 7 Minuten und 45 Sekunden brauchen. Für jede unterschrittene Sekunde bekommst du 0,25 Sekunden mehr Pause. Wir wollen schließlich so rasch wie möglich am Gipfel ankommen!“ Viel Spaß, kann ich da nur sarkastisch sagen.

      Wir müssen noch viel lernen, aber wir werden noch ein bisschen brauchen, um uns von alten Mustern zu lösen. Was treibt uns an? Warum gehen wir auf einen Gipfel? Doch nicht, um dafür immer weniger Zeit zu brauchen. Das Erreichen von Zielen bewirkt in uns etwas. Schlicht und einfach ist es das Gefühl des Glücks, das wir anstreben. Das Wort „Glück“ darf ja heute nicht mehr überall verwendet werden. Es wird allzu oft mit Begriffen wie Weichheit, Gefühl und daraus resultierender Emotion verbunden, die in unserem „straight forward“ ausgerichteten Leben keinen Platz haben, ja sogar Angriffsfläche bieten könnten. Ein Mensch, der seinen Erfolg damit erklärt, dass er Glück hatte, wird meist nicht ernst genommen. Ergänzend dazu: Wann hast du das letzte Mal einen Menschen getroffen, der von sich behauptet, dass er „glücklich“ ist? Wir bezeichnen uns zwar als ergebnisorientiert, erfolgreich, zielstrebig und stolz, am Ende einer gelungenen Sache steht jedoch immer der Zustand des Glücklichseins.

      Glück ist …

      Im alten Griechenland gab es einen Begriff, den wir in unserem Sprachgebrauch so nicht kennen: Eudämonie. Er bezeichnet das Gelingen und Gedeihen der Lebensführung und gilt als höchstes Gut und Endziel des menschlichen Daseins. In unsere heutige Zeit übersetzt könnten wir ihn als „Glückseligkeit“ und „Lebensziel“ bezeichnen.

      Es sind insgesamt vier Bereiche, in denen wir Glück und Zufriedenheit erfahren können. Einige Menschen stecken viel zu viel Energie in die Erfüllung der materiellen Aspekte. Mit diesen verhält es sich höchst eigenartig: Hat man einmal eine gewisse Basis erreicht, macht Geld nicht mehr glücklich. Aristoteles Onassis meinte einmal: „After a certain point, money is meaningless. It ceases to be the goal. The game is what counts.“ Es ist vielmehr so, dass „kein Geld“ zu haben unglücklich macht. Hat man sein Auskommen aber gefunden, dann macht es Spaß, Dinge zu besitzen, sein Eigentum nennen zu können – aber es wird nicht mehr als alleiniges Ziel angesehen. Der Besitz einer Ferienwohnung, ein Zweitwagen und sich vielleicht neben dem Sport ein zweites Hobby leisten zu können sind keine Indikatoren für Glückssteigerung. Und so setzt sich das fort bis in obersten Einkommensschichten, wo die zweite Ferienvilla, der dritte Sportwagen und das Bild von Picasso gekauft werden, um sich am Besitz zu erfreuen. Das erzeugt bei einer großen Mehrheit ein angenehmes wohliges Gefühl. Doch hier ist höchste Vorsicht angebracht. Warum? Unser Wirtschaftssystem und die Maschinerie von Werbung und Marketing ist darauf ausgerichtet, uns zu vermitteln, dass wir Glück über Status und Besitz definieren.

      Männern wird beispielsweise vermittelt: „Wenn du einen Porsche besitzt, eine Rolex am Handgelenk hast, einen Anzug von Hugo Boss trägst und die Sonnenbrille von Ray-Ban deinen Blick schärft, bist du ein cooler Kerl und die Frauen werden sich alle nach dir umdrehen“. Und schon kauft „Mann“ mit den genannten Produkten das damit versprochene Lebensgefühl. Überspitzt ausgedrückt kann das bittere Ergebnis dieses Lifestyles aber auch Folgendes sein: Die Frauen werden sich nicht umdrehen, weil in dem Porsche ein in die Jahre gekommener, übergewichtiger Mann sitzt, dem man den beruflichen Stress so richtig ansieht und der eigentlich gar keine Zeit hat, mit dem Porsche herumzufahren. Man könnte fast so weit gehen, zu behaupten, das Auto suggeriere dem Mann, die Probleme zu lösen, die er ohne das Auto nie gehabt hätte. Die Ursache: Wir leben in einer stark materialistisch geprägten Welt. Status und Wohlstand werden in erster Linie über materielle Dinge manifestiert. Mit Eudämonie hat das natürlich sehr wenig zu tun, aber konsumfördernd ist es allemal.

      Kaufentscheidungen sollten also weder dein innerer Antrieb für deine Lebensart, noch der Grund für deine professionelle Betätigung sein. Deine Kaufentscheidungen bleiben natürlich dir überlassen, aber mein Rat an dich ist, das Bewusstsein oder besser gesagt dein Unterbewusstsein mehr in diese Entscheidungen hineinzulassen: Warum brauche, gönne ich mir das jetzt? Das soll dich keineswegs im Konsum einschränken – unsere Wirtschaft braucht Konsum. Du sollst nur vor persönlichen Enttäuschungen bewahrt werden. Vor allem aber empfehle ich dir, dein Glück nicht davon abhängig zu machen. Genauso verhält es sich im Arbeitsleben: Entscheidungen dürfen sich keinesfalls ausschließlich am Profit orientieren.

       Materialismus

      Da du nun schon gemerkt haben wirst, dass ich dieses Buch sehr persönlich aufbaue, möchte ich dir das Lifestyle-Bild eines Mannes Ende der Vierziger – am eigenen Leib erlebt und gefühlt – vermitteln. Er ist beruflich sehr erfolgreich, arbeitet viel und bringt viel Geld nach Hause. Er hat eine „mächtige“ Position, ist Pionier und Vorreiter in seiner Branche und definiert sich über die Anzahl seiner Mitarbeiter, den Umsatz seines Bereichs, letztlich das Maß seiner Verantwortung. Ein wenig stolz macht ihn die Beherrschung unlauterer Techniken des Ellenbogengerangels und der Unaufrichtigkeit, wenn es um Karriere und Weiterkommen geht. Sein Körper ist durchtrainiert und strotzt vor Ausdauer, die jährliche Teilnahme an mindestens einem Marathon in einer Laufzeit von unter vier Stunden ist selbstverständlich. Im Frühjahr geht es per Skitour in die Hochalpen, im Herbst mit dem Mountainbike ins Alpenvorland. Gleich nach dem Marathon im Frühjahr beginnt die Golfsaison, ein niedriges Handicap gehört genauso dazu wie die Tiefschneetechnik, die Ausdauer beim Laufen und die Geschicklichkeit beim Mountainbiken. Hinzu kommt noch, dass einzelne Muskelpartien auf Empfehlung des Personaltrainers regelmäßig trainiert werden müssen, sonst ist es nichts mit dem gestählten Body in der Badehose.

      Die Familie: Der Mann steht mitten im Leben. Er hat immer Zeit für seine Kinder im Teenageralter, macht mit ihnen Sport, spielt mit ihnen Spiele, er lernt mit ihnen, chillt mit ihnen und ist genauso wie sie rund um die Uhr auf WhatsApp. Er lässt keine Vorführung in der Schule oder im Sportverein aus, feuert seine Kinder an und engagiert sich im Elternverein. Seine Frau trägt er auf Händen. Arbeiten im Haushalt werden aufgeteilt. Die Pflege des Gartens und des Pools gehören zu seinen Aufgaben. Am Wochenende ist er der perfekte „Handyman“, wenn es um kleine Reparaturen und Erneuerungen in Haus und Garten geht.

      Natürlich liest er viel – jeden Tag mehrere Tageszeitungen, Wochenmagazine und viele Bücher. Er bringt sich aktiv in jede Diskussion ein, hat zu jedem Thema eine Meinung, die er durch Sachargumente und wissenschaftliche Thesen unterstützen kann. Zum Ausgleich und um seiner Kreativität Ausdruck zu verleihen malt, musiziert oder schreibt er.

      Für seine Freunde ist er immer da. Sie gehen gemeinsam auf Sportreisen, engagieren sich in Vereinen und Clubs und das eine oder andere Mal wird einer „draufgemacht“. Wenn er auf der Partymeile unterwegs ist, ist er der Schwarm aller bis zu zwanzig Jahre jüngeren Damen. Er unterhält und fasziniert sie, bleibt aber immer sauber, denn „gegessen wird zu Hause“. Der moderne Mann ist aber auch ein kulturell anspruchsvoller und gebildeter Mensch – er geht in die Oper, ins Theater, zu Konzerten und veranstaltet zu Hause Salonabende mit spannenden Diskussionsteilnehmern.

      Last but not least wäre da noch seine altruistische Ausprägung. Er beteiligt sich an Fundraising-Aktionen für soziale Projekte, stellt seine spärliche Zeit zur Verfügung, um Menschen, die auf die schiefe Bahn geraten sind, zu helfen, wieder Orientierung zu finden, und ist Förderer vieler Charity-Aktionen und natürlich gern gesehener Gast bei den daraus folgenden Events.

      Beeindruckend

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