Next World of Working. Andreas Gnesda
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Spüre nochmals das schöne Gefühl,
das du hattest, als dein Lebenspartner/deine Lebenspartnerin in dein Leben kam,
das du mit deinen Kindern erlebt hast,
das du beim Erreichen eines großen beruflichen Zieles hattest,
das du beim Abschluss deiner Ausbildung hattest,
das du hattest, als du jemandem wirklich helfen konntest,
das du hattest, als du dich über eine Überraschung wirklich freuen konntest,
… .
Und wenn du das spürst, bist du dankbar; dankbar dafür, dass es eingetreten ist, und dankbar dafür, dass du es geschafft hast. Das ist Glück, das sind deine Spuren im Tiefschneehang. Hör dir die ersten fünf Minuten der „Alpensinfonie“ von Richard Strauss an, dann weißt du ganz genau, was ich meine. Der erste Teil hat den Titel „Nacht“ und beginnt ganz dumpf und ruhig, so wie die Niederungen des Alltags, in denen wir oft gefangen sind, ohne jeden Höhepunkt. Das ist das nicht fokussierte Leben des Dahinvegetierens, das ich eingangs erwähnt habe. Und dann ist ein Licht am Horizont erkennbar, die Sonne malt mit den Bergrücken eine Silhouette, die Hoffnung ausstrahlt. Das Leben fragt dich und plötzlich trifft uns der erste Sonnenstrahl. Fanfaren erklingen, die Wärme der Sonne wird spürbar und sie macht Mut – Mut, diese jetzt im Sonnenlicht strahlenden Berggipfel zu erklimmen.
Hast du dir die „Alpensinfonie“ angehört? Wenn ja, dann hat sich unsere Beziehung jetzt mächtig vertieft. Wir kennen das Gefühl für unsere persönlichen Gipfel, das nur die Musik hervorzaubern kann. Der Tag hat damit einen neuen unvergesslichen Augenblick bekommen. Ich höre mir die Passage regelmäßig an und jedes Mal wieder bekomme ich dabei ein Hochgefühl.
Glücklich zu sein ist unser oberstes Ziel. Leider begehen wir dabei den Fehler, dass wir das Glück direkt anstreben. Glück ist aber die Folge aus etwas; ein Zustand, der aus etwas resultiert. Dieses Etwas kann das erreichte Werk, das Ziel oder der Gipfel sein, es kann die Beziehung zu einem oder zu mehreren Menschen sein, oder es kann aus der Bestätigung eines Wertes resultieren, der uns wichtig ist und in uns starke Verankerung findet. Wir brauchen also Gründe, Werte, Anlässe und Gelegenheiten, um glücklich zu sein. Ich erfahre kein Glück, wenn ich glücklich sein möchte. Ich werde aber glücklich, wenn ich meine Ziele erreicht habe. Ich erfahre Glück aus der Beziehung zu meinem Partner, und ich erlebe Glück, wenn ich meine Werte und Einstellungen bestätigt finde.
Was hältst du davon, wenn wir die Übung jetzt nochmals machen? Diesmal schauen wir aber in die Zukunft. Du hast auf der nächsten Seite wieder Platz, du malst dich unten links hin, und jetzt beginnt der Weg mit dem morgigen Tag. Du weißt, morgen ist der erste Tag vom Rest deines Lebens. Ganz egal, wie alt du bist und wie viele Gipfel du bei der vorigen Übung aufgemalt hast: Ich möchte jetzt ein echtes Gebirge an Motiven zu deinem persönlichen Glück sehen. Ein Gebirge, das in deiner Zukunft liegt!
Jetzt sind wir schon tief in das Thema Glück eingetaucht. Glück ist der Zustand, den du erreichst, wenn du nach langer Anstrengung am Gipfel ankommen bist. Wie verhält es sich aber jetzt mit dem Erfolg? Gleicht Glück dem Erfolg? Warum haben manche mehr Erfolg als andere? Weil sie vielleicht mehr Glück haben?
Erfolg ist …?
Wir wünschen uns immer „Glück und Erfolg“. Ist das das Gleiche? Erfolg und Glück liegen ganz nahe beieinander. Ich habe mir angewöhnt, das Wort Erfolg anders zu schreiben, nämlich ER-FOLG. Damit will ich zum Ausdruck bringen, dass Erfolg nichts anderes als die Folge einer Begebenheit ist. Für diese Begebenheit zählen wiederum das erreichte Ergebnis, das erreichte Ziel, der errungene Sieg, der Austausch und die Beziehung zu Menschen und die Bestätigung unserer Einstellungen und Werte. ER-FOLG beschreibt also diesen positiven Zustand. Glück ist das Gefühl, mit dem der Erfolg genossen und konsumiert wird. Im Englischen gibt es zwei Worte für Glück. „Luck“ für eine positive Wendung und „happiness“ für den Zustand, glücklich zu sein. Mir geht es hier um „happiness“. Leider neigen wir häufig dazu, den falschen Dingen nachzulaufen: Im Unternehmen sind es der Gewinn, der Umsatz oder der Shareholder Value. Auf der persönlichen Ebene sind es die Zeit beim Marathonlauf, das Handicap beim Golf, die Anzahl der abgenommenen Kilos, die Anzahl der Freunde auf Facebook, die Prominenz der Menschen, die man bei einem Event trifft u. v. m.
Wir sind ganz stark darauf programmiert, Gesellschaftsbildern und damit meist gewissen Standards nachzulaufen, die in Wirklichkeit nichts mit unserem persönlichen ER-FOLG zu tun haben. Meine Schreibweise erleichtert es mir, mich immer daran zu erinnern, dass ich einen Zustand anstrebe, der auf eine besondere Leistung, die Erreichung eines Vorhabens oder als Bestätigung meiner Ausrichtung folgt. Ich konzentriere mich auf das Davorliegende, das Glücksgefühl stellt sich automatisch ein. Aber es braucht eine Grundlage.
Es geht also einzig und allein darum, wie weit du deinen persönlichen Sinn entdeckt und verwirklicht hast. Es geht darum, welche Spuren du auf dieser Welt hinterlässt, was von dir bleibt. Von unserer Zeugung an wird unser Überlebensdrang von der Rechtfertigung unseres Daseins geprägt. Diese Rechtfertigung ist ein starker Motor, der den Menschen auf seinem Weg prägt. Leider sind es oft die Erwartungshaltungen anderer Menschen, denen wir zu entsprechen versuchen. Deswegen sage ich es dir am besten mit den Worten Oscar Wildes: „Sei du selbst! Alle anderen sind schon vergeben.“
Im Wirtschaftsbereich braucht es ein völliges Umdenken. Die bedingungslose Aufopferung für Umsatz, Gewinn, Kostenreduktion und Shareholder Value steuert viele Organisationen in eine Sackgasse ohne Wendemöglichkeit, aus der sie nicht mehr herauskommen. Unternehmen müssen einer sinnstiftenden Aufgabe nachgehen, das heißt, sie müssen etwas schaffen, machen, verhindern, das anderen mehr wert ist, als die dafür aufzubringenden finanziellen Mittel. Die Mittel an sich sind kein Zweck, sondern nur die Folge. Aber frag doch einmal deine Freunde, wofür das Unternehmen steht, in dem sie arbeiten. Was rechtfertigt die Existenz des Unternehmens? Wozu gibt es euch? Das sind Fragen, die vielfach nicht mehr beantwortet werden können. In der einen oder anderen Hochglanzbroschüre finden sich gute Statements, aber geh einmal in die Organisation, frag den Mitarbeiter am Gang, an der Maschine, beim Kopierer: „Wofür steht Ihr Unternehmen? Was ist der Zweck der Existenz?“ Wenn das die eigenen Leute nicht beantworten können, wie sollen das dann ihre Kunden und der Markt erkennen? Erfolgreiche Unternehmen artikulieren all ihr Tun und Handeln über einen eindeutigen Zweck oder „purpose“. Microsoft hat im Jahr 1975 formuliert: „Ein Computer auf jedem Schreibtisch und in jedem Zuhause.“ Die größte Einzelhandelskette der Welt, Wal Mart, sieht ihre Mission darin, einfachen Menschen zu ermöglichen, die gleichen Dinge kaufen zu können wie Wohlhabende. Der Traum von Wikipedia lautet: „Stell dir eine Welt vor, in der jeder einzelne Mensch freien Anteil an der Gesamtheit des Wissens hat.“ Das sind klare Statements für Sinn, Zweck und Erfolg. Umsatz, Gewinn und Shareholder Value sind die Folge dieses Erfolgs.
Wie machst du aus deinem Unternehmen ein purpose-fokussiertes, sinnstiftendes Unternehmen? Wie machen wir dich ER-FOLG-REICH? Auch wenn dich das jetzt gar nicht glücklich macht, die Sache beginnt bei dir. Von dir ist es weitgehend direkt abhängig, wie erfolgreich du deine Organisation machst. Bevor wir uns also dem Unternehmen zuwenden, möchte ich bei dir ansetzen. Ich möchte den Hebel deiner Wirkungskraft erhöhen. Du wirst wirksamer in deinem Tun und Handeln werden. Wenn du jetzt das Gefühl hast, dass du dieses Kapitel besser überspringst, habe ich dich erwischt. Gerade dann möchte ich dir die nächsten Seiten besonders ans Herz