Next World of Working. Andreas Gnesda
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Sozial-karitative Tätigkeit
Da wäre zunächst einmal die sozial-karitative Tätigkeit. Es befriedigt ungemein, anderen Gutes zu tun. Das heißt, man darf auch in der Solidarität egoistisch sein. Daher stammt auch zu einem guten Teil das Engagement in sozialen Einrichtungen, bei der Feuerwehr, in der Kirche, bei der Caritas, in Serviceclubs wie „Rotary“ und „Lions“ und in Vereinen. Wir erfahren dort sehr viel Daseinsberechtigung. Gerade Österreich ist ein Land, in dem karitatives Engagement weit verbreitet ist. Wir haben eine fast flächendeckende „Freiwillige Feuerwehr“, einen hohen Einsatz und Unterstützung im Katastrophenfall und stehen in Europa an den vordersten Plätzen, wenn es ums Geldspenden geht. Aktionen wie „Licht ins Dunkel“ sind zutiefst beeindruckend. Oft lässt sich auch bemerken, dass bei sinkender Begeisterung im Job nach karitativem Ausgleich gesucht wird, um wenigstens dort „gebraucht zu werden“.
Sozialisierung
Das dritte und vierte Motiv machen uns in einem unglaublichen Ausmaß aus. Sie bestimmen unser Leben, entscheiden über Glückseligkeit und Erreichung des Lebensziels. Zunächst ist da einmal unser großer Drang nach Sozialisierung. Der Mensch ist ein soziales Wesen, der seit der Höhle in Gruppen und Gemeinschaft lebt und der Austausch mit Menschen braucht und sucht. Sein Dasein wird in weitem Maß über die Interaktion mit Mitmenschen artikuliert. Wir wollen und brauchen andere Menschen um uns. Wir wollen mit ihnen sprechen, wir wollen sie aber auch fühlen, ihnen intensiv begegnen, sie erfahren. Hier bekommen wir Feedback und Anerkennung. In der Sozialwissenschaft gibt es den Begriff der „kontinuumbasierten Entwicklung“. Das Kontinuum ist die Summe der Verhaltensweisen, Instinkte und Gefühle, die wir aus der Steinzeit mitgenommen haben und die fest in unsere „menschliche Festplatte“ eingebrannt sind. Die stärkste Prägung erfolgt in den ersten Lebensjahren, besser: in der gemeinschaftlichen Umgebung der ersten Lebensjahre. Wie weit das gehen kann, zeigen die Untersuchungen der US-Autorin und Psychotherapeutin Jean Liedloff. Sie verbrachte mehrere Monate beim Amazonasvolk der Yequana in Venezuela und hat vollkommen abgeschnitten von unserer Kultur gelebt. Ihre Erfahrungen schildert sie in ihrem Buch „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück“3. Neugeborene werden bei den Yequana ein Jahr lang ständig am Arm oder am Körper der Mutter getragen und nach Bedarf gestillt. Die Kinder schlafen so lange im Bett ihrer Eltern, bis sie von selbst ausziehen, was zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr der Fall ist. Körperkontakt spielt eine wesentliche Rolle. Erziehung bei den Yequana kommt ohne Tadel und Ermahnung aus. Das Volk ist ungewöhnlich freundlich, friedlich und selbstbewusst. Es ist sehr beeindruckend, wie es im Zusammenleben von Gemeinschaften auch anders gehen kann.
Fast paradox muten Beispiele an, bei denen Kinder offensichtlich von Tieren aufgezogen wurden, was dazu führte, dass sie deren Instinkte und Eigenschaften teilweise annahmen. Die sogenannten „Wolfskinder“ Kamala und Amala wurden in den 1920er-Jahren in Indien in der Höhle einer aggressiven Wölfin gefunden. Sie wurden aus dem Wolfsrudel gerissen und kamen in ein Waisenhaus. Die Neun- beziehungsweise Zweijährige zeigten typische Verhaltensweisen von Wolfskindern: Sie bissen, ließen sich nicht anziehen, lehnten gekochte Nahrung ab und gingen auf allen Vieren. Sie waren so stark von ihrem Umfeld geprägt worden, dass sie rohes Fleisch aus einer Entfernung von sechzig Metern riechen und in der Dunkelheit sehen konnten. In der menschlichen Umgebung überlebten sie nicht. Die Jüngere starb schon nach einem Jahr, die Ältere nach neun Jahren, nachdem sie einige Worte zu sprechen und halbwegs aufrecht zu gehen gelernt hatte. Diese extremen Beispiele sollen unterstreichen, wie stark uns Gemeinschaft prägt.
Somit ist nicht nur unsere familiäre Prägung und die Auseinandersetzung damit wichtig, sondern auch die Etablierung eines wohltuenden Freundeskreises und eines kollegialen beruflichen Umfelds, die eben auch über unser Glücksgefühl mitbestimmen. In Unternehmen versuchen wir alles, um die Kommunikation zu fördern. Aber warum tun wir das? Um das Wohlbefinden der Menschen zu steigern. Es geht darum, ein angenehmes Gefühl der Bestätigung zu generieren und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, sich zu artikulieren und sich untereinander auszutauschen, Gemeinschaft zu leben und zu praktizieren. Es geht um menschliche Freiheit im Miteinander-Tun. Wir brauchen das! Die Wissenschaft weiß heute, dass Gemeinschaft ein wesentlicher Baustein zum Glück ist.
Selbstverwirklichung
Kommen wir jetzt zum höchsten Motiv, der Selbstverwirklichung. Wir wollen in unserem Tun und Handeln einen Sinn verwirklicht sehen. Jeder Mensch zieht ein unglaubliches Maß an Kraft aus dem Ziel, etwas Neues, etwas Besseres zu schaffen, das Aussterben von etwas Gutem zu verhindern oder etwas Schlechtes zu zerstören. In dieser Selbstverwirklichung liegt die größte Kraft. Sie steht gepaart mit Anerkennung auf der höchsten Stufe der Maslow’schen Bedürfnispyramide. Gerald Hüther stellt in seinem Buch „Was wir sind und was wir sein könnten“4 einen Vergleich mit dem Rattenfänger von Hameln an: Die deutsche Stadt Hameln litt der Legende nach am Ende des 13. Jahrhunderts unter einer Ratten- und Mäuseplage und beauftragte einen Mann, die Stadt von der Plage zu befreien. Mit seiner Flöte verzauberte der Rattenfänger die Tiere und lockte sie aus der Stadt in den nahe gelegenen Fluss, in dem sie alle ertranken. Als man ihm nicht den vereinbarten Lohn zahlen wollte, kam er in die Stadt zurück und spielte wieder auf seiner Flöte. In der Stadt lebten viele Kinder, die ihm begeistert zuhörten. Diese Kinder waren auf der Suche, hatten eine unbefriedigte Sehnsucht, und so folgten sie ihm aus der Stadt hinaus und wurden nie wieder gesehen. Die Geschichtsforschung spricht von „einem Versprechen, die Welt durch einen Kreuzzug der Kinder zu erlösen“. Viel wahrscheinlicher ist, dass sie einer Hoffnung, einem Versprechen gefolgt sind, das ihnen die Stadt Hameln nicht geben konnte. Vielleicht lag dieses Versprechen in herausfordernden Aufgabenstellungen, die eine Zukunftsperspektive eröffneten, vielleicht lag es aber auch in Freundschaft und Gemeinschaft oder in einer willkommenen Gesinnung, die ihre Werte widerspiegelte. Gerald Hüther erklärt das Rattenfänger-Phänomen aus der modernen Hirnforschung und Psychologie. Menschen lassen sich von nichts mehr begeistern, als von der Gelegenheit, glücklich sein zu können. Die Wurzeln dieses Glücks liegen in dem Grundbedürfnis nach Wachstum, Autonomie und Freiheit und in dem Bestreben nach Beziehung und Achtung in der Gemeinschaft. Wenn diese beiden Faktoren erfüllt sind, gibt es kein Kind, keinen Menschen, der sich von einem Rattenfänger verführen lässt.
Also merken wir uns diese vier Motive:
Materialismus
sozial-karitative Tätigkeit
Sozialisierung
Selbstverwirklichung und Anerkennung
Die vier Motive und meine ersten Skitouren