Überirdische Rätsel. Reinhard Habeck

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Überirdische Rätsel - Reinhard Habeck

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in Formation oder sternförmige Objekte, die sich mit hoher Geschwindigkeit fortbewegen. Besonders merkwürdig sind Berichte und Fotos von „vogelähnlichen Flugobjekten“. Sie tauchen einzeln oder als Gruppe immer wieder im Kontext mit Marienerscheinungen auf. Für Gläubige sind es Symbole der „Friedenstaube“, „Sinnbilder des Heiligen Geistes“ oder „spirituelle Wesen“. Kurioserweise verhielten sich diese „Tauben“ bisher nie wie natürliches Federvieh: „Sie sind größer und aus Licht, leuchteten silbrig und bewegten sich, ohne mit den Flügeln zu schlagen“, beteuern Augenzeugen. Irrlichter oder Hologramme aus dem Hyperraum?

      Patriarch Schenuda III., der Nachfolger von Kyrillos VI., äußerte sich zum „Taubenmysterium“ bewegt: „Sie erscheinen, leuchten und entsprechen keinen natürlichen Tauben. Das Licht, das sie ausstrahlen, ist großartig und wunderschön, es ist aber nicht wie jedes normale Licht.“ Das koptische Oberhaupt ortete ihren Ursprung im Himmelreich: „Wir leben in einer materiellen Welt auf der Erde. Es existiert aber noch eine andere übergeordnete spirituelle Welt. Diese andere Sphäre nennt man die Welt des Lichtes mit himmlischen Bewohnern.“

       Leuchtende, vogelähnliche Flugobjekte während der Erscheinungsserie von Zeitoun

      Die koptische Kirche bezeichnet die Jungfrau Maria selbst als „die schöne Taube“. Hierbei wird an die Taube erinnert, die zur Zeit Noahs am Ende der Sintflut mit einem Olivenzweig zurückkehrte. (Genesis 8,11) Oliven sind wiederum ein Symbol des Friedens. Und Zeitoun, der alte arabische Name für den Kairoer Vorstadtbezirk, bedeutet übersetzt „Olive“!

      LOKALAUGENSCHEIN IN ZEITOUN

       Die Kathedrale von Zeitoun

      20. Oktober 2015: Ein sonniger Nachmittag in Kairo. Mit meiner Partnerin Elvira und unserem Freund, dem einheimischen Ägyptologen Dr. Ahmed M. Osman, befinde ich mich im Kairoer Verkehrsgetümmel. Per Auto sind wir unterwegs zu einer der mysteriösesten Marienstätten der Neuzeit. Eingekeilt zwischen ohrenbetäubend lauten Schrottkarren, blökenden Kamelen und gestikulierenden Marktleuten. Vorfahrt hat, wer am lautesten hupt. Unfälle sind an der Tagesordnung. „Ein Wunder, dass ich noch lebe“, übe ich mich in Galgenhumor.

      „Festhalten!“ Eine Vollbremsung reißt mich aus meinen Gedanken. Beinahe hätte uns ein klappriger Bus gerammt. „Keine Angst, jetzt wird es angenehmer“, grinst unser ägyptischer Begleiter schelmisch, als er uns über ein paar Schlaglöcher Richtung Flughafen weitersteuert. Nach mehr als einer halben Stunde erreichen wir unser Ziel im Kairoer Außenbezirk Zeitoun. Endlich! Vor Elvira und mir erhebt sich hinter drei Meter hohen Mauern die große Marienkathedrale, bewacht von bewaffneten Sicherheitskräften. Sie thront exakt an jener Stelle, wo 1968 muslimische Handwerker die „Lichtgestalt“ erstmals bemerkt hatten.

      IN DER KATHEDRALE

      Bei der Pforte gibt es Probleme. Ahmed wird der Eingang verweigert! Als Muslim darf er nicht hinein. Das irritiert, denn tags davor hatten wir „ungläubigen“ Europäer problemlos das Innere mehrerer Moscheen in Alt-Kairo besucht. Nach einem Sicherheitscheck und der erneuten Bestätigung, dass wir wahre Christen seien, dürfen zumindest wir passieren. Zwei „Aufpasser“ begleiten uns über eine Treppe zum Portal, öffnen das Kirchentor und schenken uns gnädig eine halbe Stunde für die Besichtigung. Wir betreten das majestätische Kirchenschiff, das bis zu 2000 Gläubigen Platz bieten könnte. Wir sind die einzigen Besucher.

      Ich suche nach Darstellungen der Marienerscheinungen und finde sie im Chorbereich auf der linken Seitenwand, knapp unter der Kuppel. Hier ist die Erscheinungsstätte gleich dreimal als zeitgenössisches Fresko verewigt worden. In der Mitte mit einer überdimensional großen Jungfrau Maria, die ihre segnenden Hände ausbreitet. Links davon sind ein mysteriöses „Wolkengebilde“ und „weiße Tauben“ abgebildet. Und ganz rechts erblicken wir das Haus Mariens mit der schemenhaften „Lichtgestalt“. Es sind die einzigen Gemälde in der Kathedrale, die an die Ereignisse von 1968 erinnern (siehe Farbteil Seite 66).

       Deckenfresko in der Kathedrale

      SONDERBARE RELIQUIENKAMMER

      Unsere „Leibwächter“ deuten auf die Uhr. Wir haben gesehen, was wir wollten, und pilgern weiter. Zum Ausklang erhalten wir das Angebot, die Prunkräume des verstorbenen Patriarchen Schenuda III. zu besichtigen. Man zeigt uns den kurzen Fußweg zum koptischen Verwaltungsgebäude hinter der Kirche. Im ersten Stock betreten wir die mit allerlei Pomp überladene Reliquienkammer. Auf dem vergoldeten Sterbebett seiner Heiligkeit liegen gefaltete Papierstückchen. Fürbitten, die fromme Seelen hinterlassen haben.

      Ausgestellt sind Gewänder und Gebrauchsgegenstände aus dessen Amtszeit, vom kirchlichen Telefon bis zu heiligen Teetassen. Daneben Urkunden und Kugelschreiber, die dem Patriarchen zur Unterzeichnung päpstlicher Schriftstücke dienten. Originell sind Kunstwerke, die Schenuda III. verklärt darstellen. Auf einem der Gemälde sieht man den Patriarchen im Krankenbett mit Heiligenschein. Vor ihm die himmlische Erscheinung Marias. Wir sagen „Vergelt’s Gott“ und steuern die wahre Erscheinungsstätte im Garten auf der gegenüberliegenden Straßenseite an (siehe Farbteil Seite 65 rechts unten).

       Reliquienkammer des koptischen Papstes Schenuda III.

      DIE ERSCHEINUNGSKIRCHE

      Das Betreten des schmucken Kirchleins offenbart ein ganz anderes Bild als jenes in der großen Kathedrale. Hier tummeln sich auch jede Menge Gläubige, die „Maria im Licht“ huldigen. Gleich nach dem Portal bilden sich Warteschlangen. Das Innere der Erscheinungskirche ist mit Ikonen der Heiligen Jungfrau und dem Erlöser, den Evangelisten sowie christlichen Märtyrern geschmückt. Überragendes Zentralmotiv ist das blaue Deckenfresko unter der Kirchenkuppel. Es zeigt die Gottesmutter im Sternenhimmel. Die überirdische Dame blickt samt Heiligenschein herab zu den Gläubigen und hat beide Arme rechtwinkelig nach oben gerichtet. Ihre Armhaltung entspricht der Hieroglyphe „Ka“ und steht für „Lebenskraft“. Die erhobenen Hände galten im Alten Ägypten als Zaubergeste, um böse Mächte abzuwehren, waren aber ebenso ein Aspekt des Überirdischen, das den Tod eines Menschen überdauert.

      Das erinnert mich an alte Darstellungen, die den ägyptischen Schöpfergott Chnum zeigen, wie er mit „Ka-Magie“ auf der Töpferscheibe Menschen formt und ihren geklonten Astralkörper gleich mit. Berühmt ist die Holzstatue des Pharaos Hor I. (13. Dynastie, um 1732 v. Chr.) im Ägyptischen Museum in Kairo. Der König trägt auf seinem Haupt das geistig-seelische Kraftzeichen „Ka“. Es bleibt ungewiss, ob die analoge Gestik von Maria in der Erscheinungsstätte vom Künstler beabsichtigt war oder doch nur auf unbewusstem Gleichklang beruht (siehe Farbteil Seite 67 oben).

       Erscheinungsort: die kleine Kirche der Jungfrau Maria in Zeitoun, schräg vis-à-vis der Kathedrale

      Der Verdacht, dass die Ursachen und Hintergründe von „Marienerscheinungen“ bereits in vorchristlichen Epochen ihren

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