Teppichboden - der textile Tausendsassa. Norbert Arnold

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Teppichboden - der textile Tausendsassa - Norbert Arnold

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entfernt. Bei Glattbelägen geschieht die Pflege durch das Aufbringen, Verdichten und Polieren von chemischen Substanzen, die die Belastbarkeit des Bodenbelages gewährleisten sollen. Im Reinigungsjargon gilt Teppichboden als nicht pflegebedürftig, da keinerlei schützende Chemie eingesetzt werden muss.

      Kompliziert wird es bei der Auswahl der Pflege- und Reinigungssubstanzen. Während für den Teppichbodenbereich jeder Reinigungsmittelhersteller durchschnittlich nicht mehr als zwei bis drei Reinigungsmittel anbietet, verfügen dieselben Hersteller über eine schier unüberschaubare Vielzahl von Pflege- und Reinigungssubstanzen für Glattbeläge.

      Unterschieden werden muss zwischen Wischpflege auf Basis von wasserlöslichen Polymeren, Seifen oder Wachsen sowie wasserunlöslichen Pflegefilmen als Emulsionen, Dispersionen, Porenfüller, Imprägnierungen oder Hartglanzwachse. Einpflegen, Polieren, Cleanern, Opferschicht, Grundreinigung, Pflegefilmsanierung, weißes, beiges, rotes, blaues, grünes, braunes und schwarzes Pad sowie ESM, Schnellläufer, High-Speed und Ultra-High-Speed sind weitere Fachbegriffe – und das nur alleine bei der Pflege und Reinigung von Glattbelägen.

      Bei einer derartigen Vielfalt an Begriffen, Substanzen, Verfahren und verschiedenen Belägen muss man grundsätzlich von einem hohen Fehlerpotenzial ausgehen.

      Aus der Erfahrung heraus darf davon ausgegangen werden, dass kaum eine Reinigungskraft die Qualität und Güte eines Bodenbelages richtig einzuschätzen weiß. Ebenso weiß sie aus diesem Grunde auch kaum, welches Reinigungsmittel sie in welcher Konzentration und Reihenfolge einsetzen darf. So werden beispielsweise kalkhaltige Baustoffe immer noch mit sauren Reinigungsmitteln in Kontakt gebracht, obwohl Kalk (z. B. Marmor und Travertin) bereits durch schwache Säuren beschädigt wird.

      Da Glattböden regelmäßig (täglich) nass gereinigt und/​oder gebohnert und poliert werden – weil sie unbedingt glänzen sollen –, müssen Schichten aufgetragen werden, die ein Bohnern gestatten und eine eventuelle Reparatur ermöglichen. Die auf diese Weise hergestellte sogenannte „Opferschicht“ ist im Regelfall mindestens drei Auftragsschichten dick. Sie wird, wie die Bezeichnung bereits vermuten lässt, während der Nutzung verschleißtechnisch geopfert. Nicht der Belag hält der Beanspruchung stand, sondern vor allem und in erster Linie die Opferschicht.

      Parkett- und Kork-Böden lassen sich feucht, Linoleum-Böden sogar nass wischen, was als sehr angenehm bewertet wird. Ohne Beschichtung wären deren Oberflächen jedoch nicht glatt und weitestgehend geschlossen, sondern böten Schmutzpartikeln und Mikroorganismen in umfangreichem Maße Schlupfwinkel. Erst durch kompaktere Stoffe werden diese Beläge verdichtet und so benutzbar gemacht.

      Wie bereits beschrieben, sind zwar selbst unter diesen verbesserten Umständen aufgewischte Flecken für das Auge unsichtbar, Feinstteile befinden sich aber immer noch auf dem Belag.

      Zudem werden Glattbeläge (wie bereits ebenfalls beschrieben) mit den üblichen Nassreinigungsmethoden wie der Zweieimerwischmopp-Methode zwar nass, aber nicht wirklich sauber, weil die trockenen, staubigen Verschmutzungen sich nachweislich „einrollen“.

      So wird der Mob bzw. das Reinigungstuch über den Schmutz bewegt, ohne ihn wirklich aufzunehmen. Nur durch den zusätzlichen Einsatz chemischer Mittel kann der Schmutz so weit vorbereitet werden, dass eine Bindung und somit eine wirkungsvolle Entfernung möglich ist.

      Nur selten sind Glattböden so sauber, wie sie aussehen. Bei genauer Betrachtung erkennt man die Wischspuren, was nichts anderes bedeutet, als dass es dort – an diesen Stellen – eindeutig nicht sauber sein kann, denn für Glattböden gilt „… nur was richtig sauber ist, kann richtig glänzen …“!

      Und auch die jährlich durchzuführende Grundreinigung mit nachfolgender Beschichtung, die bei fast allen Glattbelägen durchgeführt werden sollte, um ihre Nutzungseigenschaften erhalten zu können, wirkt wie ein Akt der Verzweiflung – und das in zweifacher Hinsicht.

      Die Grundreinigung muss durchgeführt werden, um die Verschmutzung in der Opferschicht zu entfernen und die gleichmäßige Schichtbildung gewährleisten zu können, die in der Nutzungszone (Begehbereich) geringer ist als an den ungenutzten Seiten.

      Dazu wird wiederum Chemie eingesetzt, die nur unter Verwendung von Schutzkleidung angewendet werden darf. Während des Einsatzes müssen die zu behandelnden Räume für die Nutzung gesperrt werden. Nachdem die alten schmutzigen Schichten gelöst und entfernt wurden, wird der Boden neutralisiert, um die neue Beschichtung aufbringen zu können. Problemlos geschieht das jedoch nicht. Immerhin muss der unbeschichtete, pure Belag absolut trocken und sauber sein, da die nun aufgebrachte Beschichtungssubstanz den Schmutz sonst bis zur nächsten Grundreinigung versiegeln würde. Und ganz wichtig ist, dass die Beschichtung keinerlei Blasen beinhalten darf – ein nahezu unmögliches Unterfangen.

      Während geschlossene Blasen „nur“ für unschöne Oberflächen sorgen, führen aufgeplatzte Blasen zusätzlich zu schlechteren Pflege- und Reinigungsergebnissen. Derart bearbeitete Flächen werden nach der Trocknung der Beschichtung mit durchschnittlich drei Opferschichten eingepflegt.

      Nach ca. 40 bis 60 Minuten sind ca. zehn Quadratmeter komplett fertig. Davon einmal abgesehen, sind die kostenintensiven Pflege- und Reinigungsvorgänge den Auftraggebern oftmals zu teuer. Weil sie den Sinn einer Werterhaltung nicht erkennen, lehnen sie die entsprechenden Vorgänge ab und minimieren diese auf Kosten der Hygiene und eines erhöhten Verschleißes des Bodenbelages.

      Im Verhältnis dazu sind die Kosten für die Unterhaltsreinigung bei Teppichboden (Bürststaubsaugen) eindeutig niedriger als bei Glattböden, die – wie beschrieben – nass gereinigt und/​oder gebohnert und poliert werden müssen. Durch Zentralreinigungssysteme und Intervallreinigungen können diese Kosten nochmals zum Teil erheblich niedriger ausfallen. Bei Teppichböden ist selbst eine verhältnismäßig kompliziert anmutende Grundreinigung im Vergleich zur Glattbodenbehandlung geradezu ein Kinderspiel und bedarf nur eines Bruchteils an Zeit.

      Sicher ist eine Fleckenbehandlung bei Teppichboden relativ aufwendig. Die Wischfähigkeit ist bei Teppichboden extrem eingeschränkt. Flecken lassen sich nicht einfach wegwischen wie bei Glattböden. Um eine großflächige Verschmutzung entfernen zu können, muss eine Maschine eingesetzt werden; die Flüssigkeit muss aufgesaugt werden. Eine Fleckentfernung (Detachur) lässt sich demnach nicht einfach durch Wischen durchführen, sondern je nach Größe der Verschmutzung mit Tupfbewegungen bis hin zum Maschineneinsatz. Allerdings sind mehr als 80 % der herkömmlichen Verunreinigungen wasserlöslich.

      Gerne wird die Haltbarkeit von Glattbelägen geradezu übertrieben lang dargestellt. Teppichböden hingegen billigt man eher eine kurze Lebenszeit zu. Auch dieses Verhältnis wirkt bei genauem Hinsehen völlig verzerrt. Setzt man eine fach- und produktgerechte Pflege und Reinigung genauso voraus wie ein Austauschen beschädigter Stellen, hält ein Teppichboden mindestens ebenso lange wie ein Glattbelag. Das Problem ist demnach nicht der Belag selbst, sondern die Reinlichkeit seiner Eigentümer bzw. Reinigungskräfte.

      Der vorherrschenden Meinung, dass vorab beschichtete, also bereits vom Hersteller versiegelte Glattbeläge keine Pflege benötigen, wird an dieser Stelle vehement widersprochen. Im Gegenteil; diese Ausrüstung verschleißt im Laufe der Nutzung und verleiht dem Glattbelag dadurch ein unschönes Aussehen. Ein derartig ausgerüsteter Belag kann aber nur höchst selten problemlos eingepflegt werden, da die industriell aufgebrachten Versiegelungen im Regelfall keine anderen auf sie aufgebrachten Substanzen akzeptieren. Aus diesem Grund muss die sogenannte Permanentversiegelung, wenn sie verschlissen ist, komplett entfernt werden, was zum Teil einen unglaublich großen Aufwand darstellt.

      Aus diesem

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