Weihnachtswundernacht 4. Группа авторов

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Weihnachtswundernacht 4 - Группа авторов

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hat mich in meinem Raum besucht. Gerade eben.“

      „Woher wusstest du, dass es ein Engel ist?“, erkundigte ich mich, „hatte er Flügel?“

      „Flügel, ach Mutter, das hat man einfach gespürt“, sagte Joe, „seine Aura füllte den ganzen Raum. Er schien mir auf einmal so besonders. Irgendwie geheimnisvoll.“

      „Deine Chaosbude?“, entfuhr es mir spontan. Fand Joe aber gar nicht so witzig.

      „Ja, meine Bude“, sagte er, „und der Engel sprach über Maria und mich und das Kind, das sie gebären wird.“

      „Wozu diese Eile?“, fragte ich, „ihr seid noch nicht einmal verheiratet.“

      „Trotzdem“, meinte er, „sie ist schwanger.“

      Ich dachte, ich hör’ nicht richtig. Was werden unsere Nachbarn sagen? Unsere Stellung in der Gesellschaft! Simon ist mit unserer Zimmerei doch von den Aufträgen abhängig.

      „Joe“, sagte ich, „was hast du getan? Unmöglich. Du hast gesündigt.“

      Und dann meinte Joe, er wäre gar nicht der Vater. Wurde ja immer besser.

      Er berichtete, dass Maria ihm letzte Woche erzählte, dass sie schwanger sei. Und dass auch sie Besuch von einem Engel hatte.

      Scheint ein Nest zu sein, dachte ich.

      Na ja, jedenfalls hatte der Engel Maria wohl mitgeteilt, dass Gott sie dazu auserwählt hatte, die Mutter seines Kindes zu sein. Sie wird Gottes eigenen Sohn zur Welt bringen.

      „Und das glaubst du ihr?“, habe ich ihn gefragt.

      „So eine Blasphemie, so eine Gotteslästerung“, meinte Simon, „davon will ich nichts hören in meinem Haus.“

      Aber Joe ließ nicht locker. „Vater, Mutter“, sagte er, „glaubt mir. Ich habe genauso reagiert wie ihr. Ich dachte wirklich, sie lästert Gott. Ich habe in den letzten Tagen an nichts anderes gedacht. Und heute Morgen habe ich entschieden, dass es das Beste wäre, wenn wir unsere Verlobung lösen würden. In aller Freundschaft.“

      „Du fängst an vernünftig zu reden“, meinte Simon.

      „Ich war mir meiner Entscheidung sicher“, sagte Joe, „bis zu dieser Nacht.“

      „Der Engel“, fiel ich ihm ins Wort.

      „Ja, Mutter“, erwiderte Joe. „Er sagte mir, dass alles, was Maria mir erzählt hatte, wahr sei.“

      Er soll zu ihm gesagt haben: „Joseph aus dem Geschlecht Davids, habe keine Angst, Maria zu deiner Frau zu nehmen. Das, was in ihr wächst, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einem Sohn das Leben schenken und du sollst ihm den Namen Jesus geben.“

      „Was’n das für’n Name?“, fragte ich.

      Und Joe wiederholte: „Der Engel sagte mir, ich soll ihn Jesus nennen, denn er wird die Menschen von ihren Sünden retten. Glaubt mir bitte. Ihr wisst doch, dass ich kein Lügner bin oder ein wilder Geschichtenerzähler. Bei meiner Ehre, ich erzähle euch die Wahrheit.“

      „Hör auf, weiter so einen Blödsinn zu erzählen“, meldete sich mein Mann noch einmal sehr barsch zu Wort. „In diesem Raum will ich solche Gotteslästerung nicht mehr hören. Werd normal. Wenn du so weitermachst, wirst du deinen guten Ruf zerstören, deinen Platz in der Gemeinschaft verlieren. Du wirst ein Geächteter. Und für was? Für die Liebe einer Frau?“

      „Nein“, unterbrach ihn Joe heftig, „für die Liebe meines Gottes.“

      Und dann wandte er sich an mich: „Mutter, glaubst du mir?“

      „Du verlangst im Moment zu viel, Joe“, antwortete ich. „Du bittest uns, etwas zu glauben, das unmöglich ist.“

      „Basiert darauf nicht unser Glaube?“, warf Joe ein.

      Und ich sagte ihm: „Wir brauchen Zeit.“

      „Klar“, sagte Joe, „ich geh am Morgen zu Maria.“

      Wahrscheinlich ist er jetzt schon bei ihr.

      „Wir werden sehr bald heiraten“, meinte er, „ich hoffe sehr, dass ihr zur Trauung kommt. Ich hab euch lieb.“

      Glauben Sie mir, dass ich danach kein Auge mehr zugemacht habe? Und jetzt sitze ich hier und frage mich, ob das wirklich passiert ist. Bekomme ich hier live mit, wie Geschichte geschrieben wird? Wie in der menschlichen Geschichte etwas passiert, das Einfluss auf viele, viele – wenn nicht gar alle weiteren – Generationen haben wird?

      Ein Engel, bei uns im Haus, in Joes Chaosbude …?

       (Mutter Martha geht langsam und kopfschüttelnd ab.)

      THOMAS KLAPPSTEIN

      4. Weihnachten mitten im November – wie wir im kalten Chicagoer Winter zu unserem Familienspruch kamen

      Nach meinen ersten Jahren in Afrika – in Ghana, als Fußballtrainer und Missionar (in dieser Reihenfolge) – wohin ich damals in den 1950er Jahren vom CVJM in Deutschland ausgesandt wurde, um einen CVJM aufzubauen, zogen meine Familie und ich für ein Jahr in die USA, nach Chicago, um dort zu studieren. Meine Frau Karin, die finnische Zahnärztin, unsere beiden ersten Kinder (von später drei Kindern) und ich, Fritz Pawelzik, aus dem Herzen des Ruhrgebietes in Deutschland, aus Herne. Der CVJM hatte uns dafür ein Jahr Zeit gegeben und ein Stipendium für mich. Ich wollte in Amerika mehr über das menschliche Verhalten in Gruppen erfahren, während Karin gerne schwierige Kieferoperationen durchführen wollte. Sie hatte es nicht leicht. Mit ihr spezialisierten sich in einem kleinen Seminar ehrgeizige Zahnärzte, die sich in der Chicagoer Ambulanz eines Krankenhauses gegenseitig die schwierigsten Operationen nach Schlägereien und Autounfällen wegschnappten. Karin musste lernen, sich durchzusetzen. Morgens arbeitete sie in der Klinik und im Hörsaal, nachmittags in einem Hotel als Kellnerin. Zunächst wurde sie dort als Zimmermädchen angestellt, doch dann meinte ihre Chefin, sie könne mit ihrem freundlichen Wesen, ihren Sprachen und ihrer „Besteckkenntnis“ besser beim Servieren helfen. Also wurde sie dort tätig, wo sie mehr Trinkgeld als Lohn einnahm. Wenn sie am Abend nach Hause kam, wollte sie am liebsten ins Bett fallen. Doch da waren noch unsere Kinderchen, die nun endlich etwas von ihrer Mutter haben wollten. Tagsüber brachten wir sie im Hort und im Kindergarten unter.

      Als ich nach Amerika kam, war ich eigentlich für ein Universitätsstudium gar nicht qualifiziert. Ich besaß kein Abitur. Doch ich hatte sehr viel gelesen und mich selbst weitergebildet. Als die Professoren mich abfragten und meinen IQ feststellten, meinten sie erstaunt: „Sie sollten eigentlich hier Ihren Master machen.“

      Ich war sehr verblüfft. Voraussetzung für den Magister in Amerika sind mindestens fünf Jahre Studium, doch sie meinten: „Ihr Wissen und Ihre Erfahrung reichen schon. Wenn Sie sich voll einbringen, dann schaffen Sie es schon, und wir helfen Ihnen dabei.“

      Ich versuchte es und besorgte mir Stapel von Büchern, die ich lesen musste. Ich saß in den Vorlesungen und verstand

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