Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 2. Группа авторов

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 2 - Группа авторов страница 3

Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 2 - Группа авторов

Скачать книгу

Burkhard Zeppenfeld mit der Geschichte der drei Eisenhütten in Osterfeld, Sterkrade und Lirich-Lippern. Anschaulich wird die Entwicklung geschildert von der Gründung der St. Antony-Hütte 1758, der ältesten Eisenhütte im Ruhrgebiet, über die Vereinigung mit den Hütten Gute Hoffnung (Sterkrade) und Neu-Essen (Lippern) in der Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel und Huyssen 1808 bis zum Durchbruch der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts.

      Im Mittelpunkt von Band 2 steht die Darstellung der Stadtwerdung Alt-Oberhausens durch Magnus Dellwig im Zeitraum von 1846, als die Köln-Mindener Eisenbahn durch die Lirich-Lipperner Heide mit ihren nur etwa 1.000 Einwohnern gebaut wurde, bis zum Ersten Weltkrieg, als die Stadt Oberhausen 1915 mit 103.000 Einwohnern die Schwelle zur Großstadt überschritt. Wechselseitig sowohl Grundlage als auch Folge dieses stürmischen Prozesses waren die rasant verlaufende Besiedlung des städtischen Raumes sowie die Herausbildung einer Fülle städtischer Einrichtungen. Diese reichten von der Gemeindeverwaltung bis zu technischen Einrichtungen, wie die Versorgung mit Wasser, Gas, Strom und Nahverkehr. Hinzu trat die Auffächerung eines vielfältigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens. Angesichts dieser vollständigen Veränderung des dünn besiedelten agrarischen Raumes zu einer dynamischen Industriegroßstadt steht in diesem Beitrag die so genannte „moderne Stadtgeschichte“ im Sinne einer umfassenden Strukturgeschichte des städtischen Lebens im Mittelpunkt der gewählten Darstellungsweisen von Stadtgeschichte.

      Die Bedeutung großer Streikbewegungen von 1872 bis 1912 für die Herausbildung von Gewerkschaften als zentraler Organisation der Arbeiterbewegung in der Industrie- und Arbeiterstadt Oberhausen und im gesamten Ruhrgebiet erläutert Klaus Oberschewen.

      Mit Blick auf die Zusammenfassung der drei vormals selbstständigen Städte Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld im Jahr 1929 schließt Band 2 ab mit der Geschichte Sterkrades und Osterfelds. Die Entwicklung der beiden nördlichen Oberhausener Stadtbezirke wird dargestellt von ihrer Erfassung durch die Hochindustrialisierung um 1840 (Sterkrade) durch Otto Dickau bzw. um 1870 (Osterfeld) durch Helmut Rönz bis zu ihrer Vereinigung mit Oberhausen 1929.

      Als Herausgeber möchten wir noch auf Folgendes hinweisen: Am Ende der vier Bände finden Sie jeweils eine Reihe von Begriffserläuterungen. Auf die dargestellten Begriffe wird im Text mit einem grauen Dreieck (▶) aufmerksam gemacht. Sodann möchten wir darauf hinweisen, dass die Autorinnen und Autoren für die mitunter wertenden Aussagen in ihren Beiträgen allein verantwortlich sind.

      Die schriftliche Darstellung historischer Prozesse wird nie den Geschmack aller treffen. Es wird stets andere Meinungen geben. Das ist gut und notwendig, wenn neue Sehweisen vorgestellt und diskutiert werden. Die hier versammelten Autorinnen und Autoren wünschen sich eine sachliche und offene Auseinandersetzung, denn sie haben nach Zeit und Umständen das Möglichste geleistet.

      Konstruktive Kritik ist immer erwünscht und wird unter [email protected] entgegengenommen. Anonym verfasste Kommentare werden allerdings nicht beantwortet. Die Mitglieder der Redaktion und alle Autorinnen/​Autoren wünschen den Leserinnen und Lesern eine interessante und erkenntnisreiche Lektüre.

      Oberhausen, November 2014

       Magnus Dellwig

       Peter Langer

       Burkhard Zeppenfeld

       Burkhard Zeppenfeld

Das Werden der Industriestadt Oberhausen

      Als „wüste Haide“, „Einöde“ oder „trostlose Gegend“ beschrieben Reisende die Region, in der später die erste Eisenhütte des Ruhrgebiets entstehen sollte. Damit stellt sich die Frage: Wie sah die Region, die sich heute „Wiege der Ruhrindustrie“ nennt, vor dem Beginn des industriellen Zeitalters aus? Und weiter: Wovon lebten die Menschen in der Zeit, als sie noch nicht in die Zechen oder Hüttenwerke strömten?

      Mehrere Beschreibungen geben in der Zeit zum Beginn des 19. Jahrhunderts ein anschauliches Bild von der Landschaft rund um das spätere Oberhausen. Sie lassen ahnen, wie beschwerlich der Alltag der wenigen Bewohner gewesen sein muss. 1794 fuhr Christian Friedrich Meyer von Borbeck nach Wesel und traf auf eine unwirtliche Landschaft, die er in seinen 1797 veröffentlichten „Ansichten einer Reise durch das Clevische und einen Theil des Holländischen“ beschrieb:

      „In der Gegend von Starkrat fangen die großen, wüsten Haiden an, welche bis eine Stunde vor Wesel fortlaufen, und den nicht mindesten Menschenfleiß zu ihrer Verbesserung anzeigen. Gleich einer Wüste Arabiens, allwo die nach Mekka wallfahrende muhamedanische Karavane nichts, als unbebaute wüste Blößen antrifft, so trifft man in dieser Gegend äußerst selten etwas anders als Reisenden. Der schlechte Sandgrund dürfte wohl bisher einen jeden abgehalten haben, eine vernünftige, zweckmäßige Verbesserung in der Benutzung zu befangen.“1

      Ähnlich äußerte sich auch Pierre-Hippolyte-L. Paillot in seinem Tagebuch eines Emigranten. Paillot, der 1794 als Flüchtling vor der Französischen Revolution an den Rhein und an die Ruhr kam, fiel der Unterschied zwischen seiner Heimat, dem ökonomisch weit entwickelten Norden Frankreichs, und der öden Gegend nördlich der Ruhr besonders auf. Entsprechend drastisch fällt seine Beschreibung einer Fahrt von Duisburg nach Dorsten aus, bei der er durch die Gegend des späteren Oberhausens gekommen sein muss:

       Abb. 1: Titelblatt des Bandes „Ansichten einer Reise durch das Clevische und einen Theil des Holländischen …“ von Christian Friedrich Meyer (1797)

      „Etwa eine Stunde nach der Überfahrt [über den Rhein, B. Z.] fuhren wir durch eine weite Heidelandschaft, die sich bis Dorsten zog. Allein ein kleiner Weiler [möglicherweise Sterkrade, B. Z.] konnte diese Eintönigkeit durchbrechen. Dort war ein schönes Wirtshaus, in dem wir einen Halt zum Abendessen machten. Da es das einzige auf dieser Straße war, standen dort sehr viele Wagen, die den Weg sogar versperrten. In der Nähe waren mehrere Schmieden, die ich mir gern angesehen hätte, wenn ich Zeit gehabt hätte, aber wir brachen sofort auf und fuhren wieder durch diese Heide, die einem nur Wehmut einflößen konnte. Bis ins unendliche waren nur vereinzelte, absterbende Bäume zu sehen, sowie Sandhaufen, die vom Winde weggeweht wurden und die sich zwischen einigen Wacholderbäumen und dürrem Gras ausstreckten. Selten sahen wir ein paar Strohhütten, von armen Bauern bewohnt, die das Gras mähten, um daraus ihr Feuer zu machen. Wir fuhren die Höhen hinauf in der Hoffnung, einen angenehmeren Horizont zu entdecken. Es blieb, wie es war. So weit das Auge reichen konnte, war keine Spur von Ackerbau zu sehen. Das war wirklich eine Einöde.“2

      Bis in die 1820er Jahre hinein änderte sich nicht viel am Zustand dieser Landschaft. So konnte auch die westfälische Dichterin Annette von Droste-Hülshoff in ihren 1824 verfassten „Westfälischen Skizzen und Landschaften“ über die Gegend nur feststellen:

      „Eine trostlose Gegend! Unabsehbare Sandflächen, nur am Horizonte hier und da von kleinen Waldungen und einzelnen Baumgruppen unterbrochen. Die von Seewinden geschwängerte Luft scheint nur im Schlafe aufzuzucken. Bei jedem Hauche geht ein zartes, dem Rauschen der Fichten ähnliches Geriesel über die Fläche und säet den Sandkies in glühenden Streifen bis an die nächste Düne, wo der Hirt in halbsomnambuler Beschaulichkeit seine Socken strickt und sich wenig um uns kümmert, wie sein gleichfalls somnambuler Hund und seine weidenden Heidschnucken.

      Schwärme badender Krähen

Скачать книгу