Wir können machen, was wir wollen. Nina Pourlak

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Wir können machen, was wir wollen - Nina Pourlak

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einfach ist. Hinterher behauptet er zu Hause dann noch gefrustet, ich hätte ihn angemacht. Und seine Freundin tut so, als wüsste sie nicht, was wirklich vorgefallen ist, und regt sich mit ihm auf: „Die scheint es ja wirklich nötig zu haben … Wir haben ihr doch wirklich nur helfen wollen, und dann so was. Dieses Biest. Undank ist der Welt Lohn.“ Auf der Arbeit redet sie dann zwei Wochen nicht mehr mit mir, dann wissen bald alle Bescheid – sogar die Eltern, und so weiter und so weiter. Eine einzige Katastrophe. Eier werden gegen meine Tür geworfen. Ein anonymes Schreiben erreicht mich Sonntagnachmittag.

      Irgendwann muss ich dann ganz bestimmt auswandern. Das alles nur, weil ich dachte, ich brauche dringend einen funktionierenden Geschirrspüler. Das alles nur, weil ich als einigermaßen mitteljunge Frau allein lebe. Das ist niemandem richtig geheuer. Wenn es zu lange geht, sieht es nach Herausforderung aus, als würde man das System in Frage stellen. Es kann doch nicht sein, dass sie keinen braucht? Mit der stimmt doch was nicht. Also wenn ich es mir recht überlege: Auf diesen ganzen Trubel kann ich wirklich verzichten, und genau deshalb werde ich mir nichts anmerken lassen!

      Es kann unter diesen Umständen allerdings leider wirklich sein, dass ich monatelang ohne Geschirrspüler und Bretter im Bad zubringe. Noch schlimmer ist die Waschmaschine, die kann ich eigentlich unter keinen Umständen entbehren. Nur weil ich niemanden fragen will. Dass im Rahmen eigenständiger Fernsehsendereinstellungsbemühungen bei mir die ARD auf Programmnummer 22 landet und Pro Sieben auf Nummer 2 und das ZDF dafür auf 44 und auf 1 der Offene Kanal, das ist noch das kleinste Problem …

      Dann orientiert man sich eben am besten an diesen Symbolen in der Ecke. Vielleicht sind die ja auch dafür da. Für alle, die es sonst nicht hinkriegen. Für Leute wie mich. Was soll’s. Ich wollte sowieso nicht mehr so viel fernsehen.

      Ich weiß, emanzipierte Frauen sollten das wirklich selbst hinkriegen, dieses ganze technische Zeug, sonst ist die ganze Frauenunabhängigkeitsnummer auch nur die reinste Heuchelei, aber ich bin absolut unfähig in dieser Hinsicht und dazu auch noch so wahnsinnig ungeduldig. Es muss jemand her, der mir helfen kann: ein Mann. Ein richtiger Mann, der solche Sachen kann, der das beigebracht bekommen hat von seinem Vater oder seinem Stiefvater oder dem Nachbarn, oder vielleicht ja auch von seiner Mutter, die eben andere Talente hat als ich. Kann doch sein. Aber wo soll dieser Mann auf einmal herkommen?

      Er soll nicht zum Bekanntenkreis gehören und auch nicht mit jemandem liiert sein, den ich kenne und dem ich dankbar sein muss aus den genannten Gründen.

      Bei meiner Arbeit im Kindergarten treffe ich auch nur auf verzweifelte, alleinerziehende Mütter und einige wenige Familienväter, die noch nicht davongelaufen sind und die ihre ganze Energie brauchen, um die Stellung zu halten. Die werde ich mal lieber nicht aus dem Tritt bringen. Es gibt wirklich keinen Beruf, in dem es unmöglicher ist, einen echten Mann kennenzulernen, als Erzieherin, ehrlich. Vielleicht noch Totengräber. Aber da gibt es immerhin noch die Angehörigen, die Trost und Nähe suchen. Ich vermute, selbst das ist allemal besser als im Kindergarten. Dort kriegt man, so weit das Auge blickt, nur gescheiterte Beziehungsmodelle vor Augen geführt, und alle, die da herumlaufen, sind bis auf die Kinder, einigermaßen verzweifelt.

      Bekiffte Nachbarn und Oberkellner aus umliegenden gastronomischen Einrichtungen werde ich lieber auch nicht als Handwerker konsultieren, weil diese Kandidaten es so an sich haben, auf meine Dankbarkeitsbekundungen in Naturalien zu spekulieren. Und weil ich ihnen danach auch noch jeden Tag begegne und nicht entrinnen kann, wäre das absolut keine gute Idee.

      Letztens hat meine Arbeitskollegin Susa ihren Mann auf so einem Internetportal entdeckt, weil er dort heimlich nach einer Zweitfrau suchte. Eine alleinerziehende Mutter aus meiner Gruppe hatte nämlich ein Date mit ihm, und als er beim Sommerfest aufkreuzte, um Susa abzuholen, und diese Mutter auch da war, ist dann alles aufgeflogen … Sie hat ihn rausgeworfen. Meinte ein paar Wochen lang, es gehe ihr fabelhaft ohne ihn. Dann hat sie nicht mehr so viel darüber geredet. Und jetzt ist er schon wieder bei ihr eingezogen. Und das Kind von der anderen ist jetzt im Hort. Und wir Kollegen tun so, als würden wir uns an nichts erinnern. Aber ich kann mich doch erinnern, und zwar, als wir ihn und sein Foto entdeckt hatten im Computer, da war daneben noch ein Bild von jemandem, der mir gefallen hat. Und ich dachte im Stillen, vielleicht finde ich ja dort eventuell auch meinen Handwerker?! Ich hab mich also da angemeldet, auf diesem Portal, aber ich habe es niemandem erzählt. Jetzt, wo ich endlich allen begreiflich gemacht habe, dass ich niemanden brauche, niemanden will und sehr gut allein klarkomme, würde das ja komplett mein Image ruinieren. Ich meine, ich muss ja nicht gleich den Mann fürs Leben dort finden, aber vielleicht wenigstens einen, der Regalbretter anbringen und eine Waschmaschine anschließen kann.

      Natürlich könnte ich mir auch einfach einen Handwerker bestellen, das gebe ich zu. Aber das ist ja auch irgendwie ganz schön peinlich, für all diese kleinen Sachen extra jemanden kommen zu lassen. Ich meine, jeder hat doch irgendjemanden, der ihm ein paar Regalbretter anbringen kann, oder? Nur ich nicht.

      Ich lade kein Foto von mir hoch, nachher erkennt mich noch einer wie bei dem Mann meiner Kollegin. Ich beantworte keine einzige Frage und beschreibe mich auch in keinster Weise. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind rein zufällig. Es ist nahezu unmöglich, sich ein Bild von mir zu machen, ich bin so universell wie Maxi Mustermann, und natürlich ist es fraglich, ob ich auf diese Weise auch nur eine einzige Person für mich und meine ganz spezielle Einzigartigkeit begeistern kann. Immerhin lässt es viel Spekulationsfreiraum, man kann sich alles in mein Profil reindenken, und das ist doch auch was, oder? Ich bin ein unbeschriebenes Blatt.

      Ich gebe mir aber (natürlich gezwungenermaßen) einen Codenamen, und zwar nenne ich mich ganz einfach Hanna, bloß ohne h am Ende, weil ich keine Lust habe auf alberne Spitznamen und weil keiner sich da so nennt, wie er wirklich heißt, und deswegen würde ja auch keiner darauf kommen, dass man selbst wirklich so heißt. Das ist eigentlich die allerbeste Tarnung, oder? Genial.

      Hach. Ich überfliege den ganzen langweiligen Anfangstext und gehe direkt über zur ersten Frage. Ich will diesen Fragebogen möglichst so beantworten, dass mir auf jeden Fall ein paar echte Handwerker angeboten werden. Genau wie früher bei den Frauenzeitschriften, wo man auch immer wusste, was man ankreuzen muss, damit man möglichst gut dasteht beim Psychotest. Sind Sie: die perfekte Geliebte, die gute Freundin oder die Frau fürs Leben? Nach langem Überlegen schreibe ich auch noch, ich bin Erzieherin. Das klingt nett und bodenständig, das klingt nach Harmonie und nach Eisladen, das klingt irgendwie so gar nicht nach mir, wie ich wirklich bin.

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