Erzähl mir von Ladakh. Adi Traar
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Endlich, eine Kerbe in Fels und Schnee öffnete eine Tür zur Passhöhe, der Türflügel gähnte verwegen über dem feucht-nebligen Abgrund. Alle Passtouristen traten durch sie, so auch zwei Radfahrer. Der eine erteilte mir Lektionen in Verkehrssicherheit. Warum ich denn ohne Helm unterwegs sei? Der sei im Rucksack verpackt. Ob das solchermaßen gelöst sinnvoll sei? Nein, sei es nicht, das ganze Leben sei nicht ausschließlich sinnvoll, zum Beispiel das, was wir hier taten – war das sinnvoll? Interessante Lektion in Verkehrssicherheit mit angehängten Lebensfragen. Eigenartiger Radgeselle.
Hinter der Türschwelle klärten sich unlängst gestellte Fragen. Menschen, nicht gerade zum Schifahren geboren und auch später anscheinend keine Berührungspunkte damit, stakten in flatterigen Pelzmänteln oder in knappen Schianzügen gefesselt über den flachen Auslauf eines Schneefeldes; das schlängelte sich in bedenklich unruhiger Bahn von hinter Wolken schlafenden Berggipfeln herab, als könne es sich vor Lachen über den Schizirkus kaum gerade halten. Hinzu kamen ein paar Bärengestalten. Wiederum säumten Souvenirstände und Dhabas die Straße, verzweifelt kochte man gegen die Höhe an, manche Autoinsassen ließen sich drive-in-mac-donaldesk das Essen und heiße Getränke in den Wagen servieren. Ich wiederum bekundete meinen Fast-Food-Unwillen. Es war bitterkalt und so ging ich ein wenig spazieren. Immerhin wagten sich ein paar Leute aus ihren Autos und stromerten durchs Gelände. Michael Jackson sei tot, krächzte ein junges, aufgetakeltes Klageweib mit sich überschlagender Stimme, und ob ich das schon wisse. Das hätten sie, meinte ich mittlerweile etwas abgebrüht, von Bob Dylan, Mick Jagger und Eric Clapton auch behauptet, und die seien einer wie der andere quicklebendig. Raff-Zack-Medien hätten das einfach in der Hand, Popstars mehrere Leben zu verleihen. Das sei doch nichts als nett von ihnen. Verdutzt ließ die Frau von mir ab und ging wo anders hin klagen. Aus einiger Entfernung konnte ich etwas später beobachten, wie sich der schwergewichtige Mann des Klageweibs auf mein Fahrrad setzte und einen flatterigen Achter eierte. Den Indern schien nicht nur das Schifahren von Kindheit an nicht vertraut.
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